Sarina erwachte zu früher Morgenstunde, zog sich an und schlich leise aus der Kabine, um Aratea nicht zu wecken. Es war still im Schiff, weswegen Sarina in das „Wohnzimmer“ ging. Sie fragte sich, was wohl wäre, wenn sie wieder auf Tython sein würden. Um sich die Zeit zu vertreiben und vielleicht ein paar Antworten zu erhalten, beschloss sie, zu meditieren. Aber es dauerte nicht lange, da spürte sie eine Berührung.
„Du bist ja wirklich rot!“, sagte eine Kinderstimme überrascht.
Sarina öffnete die Augen und sah ein kleines Zabrakmädchen vor sich stehen. Sie war überrascht, war Lillith doch ein Mensch. Wie konnte ein Mensch ein Zabrak als Kind haben? Wohl nur durch Adoption.
Sie tippte kurz auf eines der kleinen Hörner. „Und hast ja wirklich Hörner!“, sagte sie und versuchte, ebenso überrascht zu klingen. Sie schmunzelte dann aber kurz darauf. „Du bist Nahiri, nicht wahr? Deine Mama hat ein wenig von dir erzählt. Ich dachte, du wärst kleiner. Mit deiner Rüstung siehst du ja schon eher aus wie 7.“
Dann deutete sie auf die Spielsachen, die in einer Kiste lagen. „Wollen wir malen?“
Aratea gesellte sich nach einer Weile dazu und zu dritt malten sie ein wenig, während Nahiri die beiden Mädchen neugierig ausfragte und dabei auch ein wenig von sich erzählte. So gehörte sie offenbar erst seit wenigen Wochen zu den Mandalorianern, was den Verdacht der Adoption bestätigte. Aber Sarina würde nicht fragen, denn das würde für Nahiri bedeuten, über den Verbleib der Eltern zu berichten. Das könnte für das Mädchen eine noch zu tiefe Wunde sein.
Lillith bereitete das Frühstück zu und wenig später aßen sie.
Sarina bot beim Start ihre Hilfe an, was Lillith gerne annahm, während Aratea sich daran machte, den Tisch abzuräumen.
Das Mädchen setzte sich in den Copilotensitz und machte sich mit den Armaturen vertraut. „Ach, ich fliege eigentlich gerne. Zumindest starten und landen, das dazwischen ist langweilig.“
„Du wirst noch feststellen, dass das, was dazwischen liegt, nicht immer so langweilig ist, wie es aussieht. Besonders in Kriegzeiten.“
Sarina startete die Systeme und meldete das Schiff dann bei der Landekontrolle ab. „Naja, bisher ist noch nie etwas passiert, wenn ich am Steuer war. Aber oft bin ich auch noch nicht geflogen. Aber in den Simulationen war ich immer gut. War eines der wenigen Fächern, wo ich mal disziplinierter war.“
„Heißt das, in anderen Fächern war das nicht so? Hast du etwa den Unterricht geschwänzt? Sowas wird im Tempel toleriert?“
Sarina seufzte. Hätte sie mal bloß nichts davon erzählt. Aber sie dachte meist nie darüber nach, was manche ihrer Aussagen jemand anderem über sich erzählten.
Aratea und Nahiri kamen ins Cockpit, gerade rechtzeitig, um zu sehen, das sie bereits im All waren. Die Hyperraumroute nach Ord Mantell wurde berechnet.
Die kleine Twi'Lek beschloss, knapp auf die Fragen von Lillith zu antworten. „Nein, es wird nicht toleriert und ich bin schon dem Service Corps zugeteilt worden. Aber ich wollte eh da rein. Mich interessieren andere Dinge.“
„Mira sagte, du wärst im medizinischen Hilfscorps, oder? Sie meinte, du wärst eine Heilerin.“ Lillith machte nur eine kurze Pause. „Andere Dinge, ja? Klingt für mich, als wärst du zu feige, dich richtigen Herausforderungen zu stellen. Wenn es unangenehm wird, läufst du weg, oder machst einen großen Bogen um Schwierigkeiten. Aber ewig wirst du das nicht machen können. Das wirst du schon selbst lernen müssen.“
Sie wurden abgelenkt, als ein Alarm ertönte. Aratea hatte beim Navcomputer den Hyperraumkurs gelöscht, kurz bevor das Schiff hinein springen wollte. Lillith löste schnell das Problem.
Sarina war froh über die kleine Ablenkung. „Andere Dinge, wie die Medizin, ja. Dem einen ist es wichtiger, den Feind ab zu schlachten, mir ist es wichtiger, den Freund zu heilen. Die Arbeit im MedCorps ist nicht weniger wichtig. Die werden auch in Kriegsgebieten eingesetzt. Nicht an der Front zu kämpfen bedeutet nicht, feige zu sein!“ Sie starrte aus dem Fenster, weil sie merkte dass dieses Gespräch sie aufwühlte.
Lillith wandte sich wieder Sarina zu. „Ich sagte nicht, die Leute vom MedCorps sind feige. Das würde ich nie tun, denn sie riskieren ihr Leben, um Anderen zu helfen und mir haben sie auch schon das Leben gerettet. Ich sagte, DU bist zu feige, dich richtigen Herausforderungen zu stellen. Auch wenn ich das wohl relativieren muss, wenn ich bedenke, was ihr hier abzieht. Dennoch weiß ich durch Mira das du unangenehmen Dingen lieber aus dem Wege gehst. Aber wem erzähl ich das? Es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu urteilen., oder dich zu belehren. Ich sage nur meine Meinung und auch, wenn du sie nicht hören willst, mit deiner Einstellung wirst du nicht weit kommen.“
„Nein, ihr könnt euch auch gar nicht anmaßen, nach ein paar Stunden über meine Person zu urteilen!“, erwiderte Sarina schärfer, als gewollt. "Es ist gleichgültig, welche Meinung Ihr über mich habt. Sie wird nichts daran ändern das ich weiterhin eine Heilerin werden möchte. Ob ich damit irgendwelche Herausforderungen aus dem Wege gehe, liegt tatsächlich nicht in Eurem Urteilsbereich. Die Arbeit des Service Corps habt Ihr ja selbst gelobt. Aber irgendein Mädchen das freiwillig in diesem Corps ist, das ist natürlich feige. Wisst Ihr, tatsächlich denke ich, das Ihr diejenige seid, die Ihre Einstellung ändern sollte.
Ihr wäret beinah von mir und Aratea verurteilt worden, weil Ihr eine Mandalorianerin seid. Und nun habe ich so langsam das Gefühl, Ihr verurteilt mich. Und das, nachdem wir gestern und heute vielleicht zwei Stunden miteinander gesprochen haben. Eine wirkliche Meinung über eine Person kann man sich oftmals erst nach mehreren Wochen erlauben. Aber schon klar, wenn Ihr euch dazu erdreistet, meine gesamte Person durchleuchtet zu haben. Ihr seid ja erwachsen, Ihr dürft das. Und ach, Ihr seid nicht feige. Aber immer direkt das zu sagen, was man denkt, bedeutet nicht, mutig zu sein. Oftmals ist es sogar einfach nur dumm und macht mehr kaputt als es so manch eine Waffe tun könnte."
Sarina schwieg nun nach diesem Redeschwall. Eigentlich könnte sie die letzten beiden Sätze auch auf sich beziehen. Am liebsten wäre sie in ihre Kabine gegangen. Aber das hätte die Mandalorianerin sicher als weglaufen angesehen.
Aratea hatte wohl ebenfalls das Bedürfnis, das Cockpit zu verlassen, denn sie wollte Sarina von dort weglocken, wobei sie der Twi'Lek einen eindringlichen Blick zuwarf.
„Nein, Aratea. Ich möchte wissen, was Lillith darauf zu sagen hat.“
Diese jedoch musste herzlich lachen. „Du gefällst mir, Sar'ika! Du bist jedenfalls nicht auf den Mund gefallen. Aber deine Reaktion zeigt mir, das ich nicht ganz unrecht hatte, oder? Und nein, du bist nicht zu feige, dich irgendwelchen Herausforderungen zu stellen. Das eben hätten sich nicht viele getraut! Entschuldige, wenn ich voreilig war. Im übrigen habe ich dich nie verurteilt, weil du ins MedCorps willst. Du bist Machtnutzerin, warum willst du keine Jedi werden? Könntest du den Leuten so nicht viel besser helfen? Ich verstehe deine Entscheidung nicht.“
Lillith blickte zwischen Aratea und Sarina hin und her. „Vielleicht magst du mir das ja später erklären, Sarina.“
Das Mädchen nickte leicht und lies sich dann von Aratea weg führen.