Abmachung
Nachdenklich blickt Boa aus der glasigen Liftkapsel hinaus auf das rege Treiben des coruscanter Verkehrs, während sie mit gemächlicher Geschwindigkeit gen Boden steuert und dem Ziel, dem Erdgeschoss des SID-Hauptsitzes, näher kommt. Er hat die Hände nachdenklich hinter dem Rücken ineinander gefaltet und verengt die großen, maronfarbenen Augen immer dann ein Stück, wenn seine Gedankengänge wieder allzu hinterlistige und konspirative Züge annehmen. Das Bimmeln der Liftglocke verkündet die Ankunft auf der ausgewählten Ebene und die Türen öffnen sich leise und sauber. Noch bevor Boa in den nobel anmutenden Eingangsbereich der SID-Zentrale tritt, glättet er mit präzisen Handgriffen seine Robe. Dann steuert er strammen Schrittes auf das Sicherheitsterminal zu, wo er bereits von einem Personaler erwartet und allem Anschein nach auch wiedererkannt wird. Der stemmige Zabrak lächelt schmal und streckt seine Hand nach dem Nautolaner aus, um dessen Besucherkarte eingegenzunehmen. Es dauert einen Moment, in dem die Sicherheitskraft die Karte eingescannt und die üblichen Vorgänge nach Protokoll abgewickelt hat. Schlussendlich reicht der Zabrak Boa sein schwarzes Lichtschwert, welches der Jedi stumm entgegen nimmt. Zu vertieft ist er noch in seine Gedanken. So sehr, dass die freundliche Verabschiedung des Personalers, sowie der Empfangsdamen lediglich mit einem stumpfen Nicken abgetan wird. Das Taxi, das ihn vor dem SID-Gebäude abholen soll, lässt auf sich warten. Ein Muster zeichnet sich ab. Aber Boa nutzt die Zeit, um das Gespräch Revue passieren zu lassen.
"Entschuldigt die Verspätung, Meister Jedi. Eine dringliche Angelegenheit hat mich verhindert.", offenbart der Unit-Director der SID-Sparte für Sithbekämpfung Rubio Parsa beim Eintreten in sein Büro. Er hat Boa knapp eine Stunde warten lassen. Genug Zeit, um Boa beinahe zum Gehen bewegt zu haben, doch obsiegte die Geduld und gewissermaßen die Neugierde des Jedi. Boa blickt in das Gesicht eines betagten Menschen. Die dunklen Haare sind am Ansatz bereits grau meliert und zeugen von einem gewissen Alter, oder eben einem enorm stressigen Arbeitsalltag. Wenn man beim SID überhaupt von einem Alltag reden kann. Director Parsa reicht ihm die Hand, welche schnell von Boas Augen erfasst wird. Wie viele Gesten oder Sprichwörter der menschlichen Spezies versteht er bis heute nicht, warum jemand ein Händeschütteln über eine Verneigung bevorzugen sollte. Aber er nimm die Hand entgegen und schüttelt sie, wie es verlangt wird. Der feste Handgriff des nautolanischen Jedi bleibt jedoch nicht ohne Reaktion, neigt der Director den Kopf doch überrascht zur Seite und verzieht für einen kurzen Moment die Miene, ehe er den Kontakt schnell wieder zu lösen versucht. "Ich bin mir sicher, egal was Sie Dringendes mit mir zu besprechen haben, Sie werden einschätzen können, ob ich doch noch zu warten habe.", entgegnet Boa mit gelassenem Tonfall. Er versteht es einerseits Verständnis, als auch einen Vorwurf zugleich in eine Aussage zu verpacken. Zeitgleich mit der Aussage setzt sich der Jedi und ringt dem Director die nötige Formalität ab, ihm einen Platz anzubieten. "Setze Euch, Meister Jedi.", deutet er auf den Platz, den Boa Sekunden zuvor als den seinen auserkor. "Ritter Avian." - "Wie meinen?" - "Ritter Avian.", korrigierte Boa ernst, "Ich bin kein Meister des Ordens, also wünsche ich auch nicht als einer betitelt zu werden. Ritter Avian ist ausreichend."
Zischend kommt das angeforderte Taxi vor Boa zum stehen. Als wäre es abgesprochen sitzt die brünette Corana bereits darin. Und als wäre es selbstverständlich steigt Boa ein, ohne eine Miene zu verziehen. "Zu den Räumlichkeiten des Jedi-Ordens.", delegiert Boa den am Steuer sitzenden Droiden, welcher sogleich die schnellste Route zum Zielort einschlägt. Boa witmet seiner ehemaligen Schülerin keinen Blick, sondern lässt diesen über die imposante Skyline in Kombination mit leuchtenden Reklamen und dem sortierten Verkehr schweifen. "Wie lief das Gespräch?", fragt Corana schließlich heiter, doch Boa antwortet nicht sofort. Viel mehr faltet er seine Hände auf dem Schoß und drückt seine Daumen aneinander. "Ich erwäge mitzuspielen.", antwortet er schließlich recht kryptisch. Aber Corana scheint zu verstehen, denn sie nickt verständnisvoll. "Wobei ich das Gefühl nicht los werde der SID spielt nicht mit offenen Karten." - "Tust du es denn?" - "Ich habe Vorbehalte, das weißt du, Cora. Es gibt keinen Grund mein Blatt offenzulegen.", entgegnet sie gen der jungen Ritterin, die jedoch lediglich schmunzelt, "Wieso erwartest du es dann von anderen?" Boa antwortet nicht mehr darauf, sondern richtet seinen Blick wieder auf die Häuserketten des Metropolplaneten.
"Die Stimmlosen", eröffnet Director Parsa, "sind eine Gefahr für die Jedi und die Sicherheit der Republik. Dem SID ist sehr daran gelegen das Kollektiv zu liquidieren." In der Tat hat die Mission auf Malastare erschreckendes zu Tage gefördert. Was anfänglich wie eine recht simple Mission zur Eliminierung eines gefährlichen Sith-Lords schien, entwickelte sich in ein Horrorszenario, als Boa und Xine eine Todesliste diverser Jedi vorfanden. Alle entweder bereits das Opfer methodischer Mordanschläge geworden, oder in Observation und mit Sicherheit bereits mit einer Zielscheibe befleckt. Nicht nur Lord Carbus steckte hinter diesen Taten, nein gleich 5 gefährliche Sith-Lords intrigieren gegen den schwachen Orden. Und der SID scheint mehr über sie zu wissen, als die Jedi. "Wir wissen von Euren Qualitäten als Sith-Jäger, Ritter Avian. Ihr bewegt Euch bereits seit längerem in unseren... Interessensbereich. Eine Zusammenarbeit wäre logisch." - "Ich arbeite alleine.", entgegnet Boa giftig. Er hält nichts mehr von ordensexternen Organisationen. Sei es der SID, das Militär, Allianz oder Politiker. Er verschrieb sich vor einigen Jahren gänzlich dem Schutze des Ordens und, in gewisser Weise, seiner Ideale. Und das geht am besten, wenn man jene zur Strecke bringt, die den Orden gefährden. Nachdem das ewige Imperium gefallen ist, bilden nun abermals die Sith die größte Bedrohung. Director Parsa lacht müde. "Auch das ist uns bekannt. Aber ich kann Euch versichern, dass Ihr Euer Ziel mit den Informationen des SID eindeutlg schneller erreichen könnt." - "Wenn der SID soviele Informationen über Tave Nuryipe hat, warum erledigt er den Job nicht alleine?" Boa beugt sich vor und stützt seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln. Die großen, maronfarbenen Augen fixieren den Director eindringlich. "Wir brauchen eine Exekutive, die mutig ist und Erfahrungen im Kampf gegen Sith aufzuweisen hat. Meine Abteilung ist noch klein. Ich empfinde Euch als die beste Wahl."
Der Rest des Fluges verläuft dann weitestgehend ruhig. Ein Stau hatte sich auf Höhe des Senatsdistrikts gebildet und verzögerte Boas Ankunft um ein paar Minuten. Corana blieb im Taxi und steuerte ihr eigenes Ziel an, vermutlich die Universität zu Coruscant; sie hatte schon immer ein Fabel für weltliche Studien. "Wir seh'n uns.", verabschiedet sich Boa unförmlich und knapp, ehe er schwungvoll das Taxi verlässt und strammen Schrittes die Räumlichkeiten des Ordens betritt. Im Vergleich zum Tempel auf Tython ist es hier angenehm ruhig und weitaus weniger geschäftig. Dennoch sieht man ein paar Jedi, die Schriften lesen, Lagebesprechungen zu ihren Missionen abhielten, oder mit ihren Padawanen trainieren. Willkürlich überkommt ihn der Gedanke, ob er mit seiner Tätigkeit dazu prädestiniert sei einen weiteren Padawan auszubilden. Oder ob er dafür seine dienstlichen Tätigkeiten anpassen müsse. "Zu Lehren bedeutet auch immer sich an den Lernenden anzupassen.", pflegte Meister Kerr Teru stets zu sagen. Boa schüttelt den Gedanken ab; es tut nichts zur momentanen Sache. Eilig begibt er sich zu einem der kleinen Holoterminals und wählt die Verbindung zu einem der koordinierenden Meister auf Tython. Er zögert. Und lässt dann vom Terminal ab.
Der Blick des Ritters liegt noch immer streng auf Director Parsa. Dieser spielt jedoch lieber mit einem Stift und vermittelt den Eindruck, als sei die gesamte Angelegenheit bereits weniger brenzlig oder wichtig, als noch zu Beginn. "Die Männer, die Sie für Malastare ausgesucht haben, hätten Erauqs und mich beinahe getötet.", erklärt Boa mit ernster Miene und messerscharfer Aussprache, "Warum also sollte ich Ihnen noch vertrauen?" - "Task Force Heaven waren Schläfer. Unmöglich für uns zu erkennen.", beschwichtigt Parsa den aufgebrachten Jedi. "So ein Missverständnis wird es nicht nochmal geben, das versichere ich Euch." Boa löst den Blick vom Antlitz des SID-Offiziellen und blickt an ihm vorbei auf eine imposante Anrichte aus massiven Holz. Oro-Holz, wie Boa an der filigranen Maserung und der hellen Färbung erkennt. "Unter einer Bedingung.", beginnt Boa sich auf die wahrscheinlich verfängliche Vereinbarung einzulassen, "Wie ich Tave Nuryipe ausschalte, bleibt einzig und allein mir überlassen." Der Director nickt und ein triumphales Schmunzeln legt sich auf seine Züge. Selbst, wenn Boa wollte, vermag er das geübte Gedankenschild des Directors nicht zu durchdringen, ohne ihn zu alarmieren, oder sein Hirn dabei zu Mus zu verarbeiten. Ein Umstand, den Boa unruhig stimmt. "SSA Rosado wird sich bei Euch melden. Ich muss Euch jedoch zu absolutem Stillschweigen, was diese Vereinbarung angeht, verpflichten, Ritter Avian. Niemand darf von unserem Gespräch erfahren.", skandiert Director Parsa eindringlichst und erhebt sich dann, um Boa erneut die Hand zu reichen. Der Ritter erhebt sich ebenfalls, lässt den Handschlag aber unbeantwortet. "Ich bin ein Profi, Director Parsa." Damit verlässt er das Büro, ohne das Gefühl los zu werden soeben einen Deal mit dem Teufel eingegangen zu sein.