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Mittwoch, 11. Dezember 2019, 20:05

Hormone und die Macht


Sing 2.0

Gute drei Jahre war es her, daß er und seine Begleiterin sich vom Orden trennten, auf Tatooine blieben. Drei gute Jahre voll harter Arbeit. Meditation. Training. Voller Erweiterungen seines Verständnisses für sich und die Galaxie, würde man es philosophisch betrachten wollen.

Drei Jahre, in denen es weitere Verluste für die beiden jungen Menschen gab. Zuerst war er froh, vom Orden weg zu sein – ein aus seiner damaligen Sicht, im Alter von Siebzehn, entmündigendes, enteignendes, viel zu asketisches Pack. Im Laufe der Zeit begann diese Sicht sich jedoch zu wandeln. Und irgendwann streiften die Leute des Ordens sein tägliches Denken.
Dann trat Thraydox – nein, Ritter Thraydox – in ihrer beider Leben. Er akzeptierte ihre noch jugendlichen Entscheidungen, nahm sich ihrer an und begann, sie weiter zu bilden. Im Sinne des Codex. Im Sinne der Sechs Formen des Shii-Cho, im Sinne der eleganten Beinarbeit des Makashi.
Und, sehr zu Sing'duun's Überraschung und wenn auch selten, in der grundsätzlichen Handhabung von Langwaffen, seiner eigenen Leidenschaft, seines Talentes.
Auch Thraydox gehörte eines Tages zu den Verlusten von Lyarell und Sing. Er ging, sie zu schützen, und die beiden beugten sich seinem letzten Wunsch.

"Geht nach Thyton. Jetzt!"

Heute.

Sing, einst auf Kuat geboren und aufgewachsen, mit scharf geschnittenen, exotischen Gesichtszügen, sieht Ritterin Skye nach. Ein unterhaltsamer, früher Abend liegt hinter ihm, und dabei begann alles ganz...entspannt.
Er hatte sich am späten Nachmittag zur Lektion in Bezug auf Machtwahrnehmung von Ritter Xine in einem der Leersääle des Tempels eingefunden. Ebenjener Xine, den Sing noch von Espelar in Erinnerung hatte. Ebenjener Ritter Xine, dem Sing dessen angebliche Vergesslichkeit noch immer nicht abnahm. Ein Grund mehr, dessen Unterricht zu besuchen...ihn sich genauer zu betrachten.
Zu beobachten, und nebenbei zu lernen.

Das Lernen ist dem heute jungen Mann von Zwanzig Jahren mit wachsendem Interesse und Reifegrad zusehends leichter gefallen. Im Denken war er von Natur aus gern versunken, und es war im egal, ob dies für manche grüblerisch erschien. Es half ihm, es beruhigte ihn, es war sein erstes Werkzeug der Kontrolle seiner Empathie gewesen. Lediglich bei seiner Leidenschaft, sich in Meditationszustände zu bewegen, fand es keinen Platz.

Ritter Xines Unterricht stellte sich als maximal interessant heraus. Sing haftete an jeder einzelnen Information, und als es hieß, sie sollten Skye - nein, Ritterin Marsadi - unter Nutzung derer Machtsignatur anhand ihres Lichtschwertes orten, tat er sich schwer.
Es waren zuviele Sensitive um ihn herum, und aus diesem Grund war er von der Spur abgekommen. Er nahm sich vor, noch intensiver zu üben.
Dennoch war er froh – froh über die eigene Konzentrationsfreude und - Fähigkeit, wie auch seinen Wissensdurst. Denn dadurch war ihm während der Stunde entgangen, was da sonst noch so im Raum befindlich war. Seine jugendliche Schwäche.

Frauen. Die scharfe Sorte.

Eine mit eher tiefgründig wirkenden Augen und viel Stoffen an sich. Die andere beinah lasziv gekleidet, viel vom langen Bein zeigend. Mit einem Ausschnitt, der jene den Frauenkörpern ganz eigenen, prallen Schönheit, kaum mehr Einhalt gebot. Oder, in seinen Worten eine läufig wirkende, rassig gebaute, heißärschige, zukünftige wie natürlich auch temporäre Bettgenossin. Jedi gingen ja keine festen Bindungen ein.

Nach dem Unterricht, mit der abschließenden Hausarbeit ausgesandt, einem Jedi einen Tag lang mächtig nachzuspüren, welche Sing zugegebenermaßen etwas verwirrte, traf er draußen nochmals auf die beiden Grazien. Lyarell war sichtlich genervt, doch das konnte er inzwischen mehr als gut ausblenden. Und sicherlich hätte er ihr die letzen Jahre nicht so helfen können, hätte er sich dazugesetzt und mitgeheult. War auch nicht seine Art. Und aus diesem Grund waren beide auch in einer Balance. Zurück zum Augenfleisch.
"Unfassbar lecker" war noch die züchtigste Formulierung, die ihm einfiel, als das knapp bekleidete Weib vor ihm stand. Und erstmal nicht zu verstehen schien, weswegen er derart...scharf geworden war.

Lyarell zog ihn seit Jahren damit auf. Klar verstand er es, hatte sie doch so recht "alternative" Efahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht. Doch er eben nicht. Und ein wenig Spaß hatte noch niemandem geschadet – auch keinem Jedi. Davon war er überzeugt, denn er schadete niemandem. Zumindest ging er davon aus, daß es so war. Außer, es staute sich an und er schoß eines Tages eine ein paar Parsecs weit von sich. Bei dem Gedanken mußte er lachen.

Jetzt war es also soweit. Er war wieder im Orden, sein Zeug war weg, er trug bessere Lumpen und sollte sich von seinen Emotionen nichtmehr leiten lassen. Ein Blick auf seine Hände machte ihn nachdenklich. Wie er sie wohl in ein paar Jahren nennen würden?

Mary und Carl'een?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Sing« (6. Januar 2020, 15:19)


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Lyarell (11.12.2019), Shifty (11.12.2019), Sinh (11.12.2019), Xine (11.12.2019), Nodan (12.12.2019), Saneera Uniri (12.12.2019)

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Montag, 6. Januar 2020, 15:08


Bäm.
Das Archiv war erfüllt von geschäftigem Treiben, wie stets nach dem Ende der Unterrichtseinheiten. Das Hallen der Schritte vieler Füße auf dem ithorianischen Marmorboden hintergründig, Stimmengemurmel der Lernenden darüber. Beruhigendes, dunkles Blau schimmerte aus den riesigen Datenbanken und Verzeichnissen. Des Nachts konnte man das beruhigende Summen der Anlagen vernehmen, sofern man sich entgegen der Nachtruhe dort aufhielt. Sing hielt es für eine gute Idee, wurde jedoch von Meister Kerr Teru dabei erwischt – und saß nun hinter einem der Computer, um die Lüfterschlitze von Staub zu befreien. Meister Teru brachte den Ertappten umgehend zu Meister Strayen, und der Alte gab dem Jungen besagte Aufgabe. Und Sing störte es nicht.
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Gerade hatte er eine Entdeckung gemacht. Ein Trooshti konnte sich von den Schlitzen der Entlüftungseinheit nichtmehr befreien, da der Sog der Frischluft-Ansaugung wohl zu stark für das Insekt gewesen war. Dank seiner neuen Zusatzmotivation hatte Sing das Tierchen als Trooshti erkannt, klaubte es sacht mit beiden Händen vom Gerät und stand auf, um es näher zu betrachten. "Na, mein Kleiner? Wie kommst Du denn hierher?" hauchte er es sanft dem kleinen Pelzträger entgegen. Es konnte nur einen Grund geben, weshalb man auf Tython ein tatooin'sches Insekt fand: es mußte Pottl entkommen sein. So also machte Sing sich auf zum Quermianer.
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Gedämpft erklangen die Schritte seiner weichen Schuhe an den steinernen Wänden der Gänge. Der junge Mann kreuzte Holostatue um Holostatue, das Gros seiner Aufmerksamkeit um das kleine Wesen in den Händen gewandt. Aus einem der Lehrräume, es mußte gerade Unterrichtsschluß sein, rannten kleine Anwärter – kaum älter als elf, zwölf Jahre – und Sing mußte aufpassen, nicht über den Haufen gerannt zu werden. Er mußte lachen und fühlte sich an sein altes Ich erinnert. Am vorletzten Kreuzgang angelangt, wandte er sich den Treppen zu welche zu den Biolaboren führte. Wenige Schritte später glitt die Tür zu besagten Laboren auf, und mit ihr weiteten sich Sings Augen.
Ritter Pottl, den alle aufgrund seiner Erfahrung und seines Alters "Meister" Pottl nannten,wies seine Assistenten mit wilden Handbewegungen in alle vorhandenen Richtungen an. Der Grund dafür war schwer zu übersehen, denn überall im Raum flatterte und glitzerte es im Licht der einfallenden Strahlen. "Teebo, schnapp Dir den Endor-Schmetterling dort auf dem Fenstersims, dann haben wir sie alle! Sind die Juckmilben auch ausgebüchst, können wir uns auf unterhaltsame Wochen freuen - Oala, gib mit den Fefze-Käfern acht! Du und du, ihr kümmert euch um
die Garnants, und vergesst nicht Handschuhe zu tragen!"
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Es hatte wohl einen Zwischenfall unbekannter Art geben müssen, denn die meisten der im ersten Raum der Labore gehaltenen Lebewesen summte, flatterte, schrie oder huschte im Raum umher. Das Labor wirkte eher einem Zoo für Kleintiere in seinem vorderen Abschnitt – es gab eine Menge Regale, sowie Tische. Überall darauf waren kleine, würfelförmige Glasboxen, unterschiedlichst und nach den Ansprüchen seiner jeweiligen Bewohner beleuchtet und eingerichtet. In manchen gab es Wasser und Schlamm, in anderen Sand von Tatooine und in wieder anderen wirkte es, als habe man ein Stück aus einem Dschungel geschnitten. Und Sing war froh, denn hier gab es "nur" Insekten. Die größeren Spezies hielt Pottl tiefer in den Laboren. Als Meister Pottl den frisch hinzugekommenen erblickte, fiel dessen Blick auf den pelzigen Schweif, der aus Sings Händen hing. "Aaach, Du hast das Männchen gefunden – wunderbar, ganz wunderbar, bring ihn in seine Box da drüben, schnell!" wies er den jungen Mann an. Im Anschluß half Sing mit, all die entflohenen Tierchen wieder einzufangen und ihren gedachten Aufenthaltsboxen wieder zuzurühren. Glücklicherweise gingen alle Helfer bedacht ans Werk, sodaß es zu keinen größeren Zwischenfällen mehr kam.
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Seine Hilfe hatte jedoch mehr Zeit als gedacht in Anspruch genommen. Anwärter 'duun rannte die Gänge entlang, zurück ins Archiv, sollte er doch bis Einbruch der Nachtruhe alles entstaubt haben. Mit quietschenden Sohlen bremste er, als er im Archiv – und just an dem von ihm zuletzt bearbeiteten Lüftersatz – auf Meister Strayen traf, welcher einmal mehr nicht sonderlich erbaut zu sein schien. "Anwärter 'duun, Du wirst Dich morgen nach dem Frühstück wieder bei mir melden, ich habe weitere Arbeiten in der Wäscherei für Dich. Und nun sieh zu daß Du fertig wirst, die Nachtruhe beginnt schon bald!" Der Alte schien sich sein Bild von Sing gemacht zu haben, obschon sich die beiden nicht sonderlich kannten. Dem Anwärter war das egal, denn es gab nur wenige Dinge, die seine von Natur aus gute Stimmung zu trüben wußten. Er nickte sein "Jawohl, Meister Strayen" formkorrekt, als der Alte sich bereits aus dem Archiv verzog und machte sich an die Beendigung seines Frondienstes.
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"Ihr werdet gebraucht, dringender als jemals zuvor." klang Ritter Erauqs Stimme durch seine Hirnwindungen, als er durch die Gänge in Richtung der Schlafkammern schlenderte. Ritter Xine Erauqs hatte vor einiger Zeit eine theoretisch-praktische Übung mit Lyarell und ihm absolviert, und beiden anschließend noch ein paar Worte mit auf den Weg gegeben. Jene Worte gingen Sing seither nichtmehr aus dem Kopf. "Wir mögen Ränge haben, aber wir gehören alle zueinander." Sing hob die Hand und lächelte, als drei Anwärterinnen kichernd an ihm vorbeizogen. Er drehte den Kopf, um einen Blick auf die schnuckeligen Hinterteile der Drei zu werfen, und wandte sich wieder seinem Weg zu, ohne inne zu halten. "Diese Lektionen sind nicht da, damit ihr nachher mehr wisst als vorher. Sie haben einen Zweck und sie formen euch."
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"Fierfek!" entfleuchte es ihm halblaut, als er vor der Tür zu dem Schlafsaal stand, in welchem er untergebracht war. Er konnte es noch immer kaum glauben und war, so schien es ihm, als habe es ihn im Prozess des Realisierens eingefroren. Dieser Ritter, den er einst auf dem heißen, weit entfernten Tatooine kennenlernte, hatte geschafft, was sonst noch niemandem gelungen war, selbst Sing selbst nicht.
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Ihn erwachsen werden zu lassen.
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OOC-Anmerkung des Verfasssers:
Der Schöpfer dieser Formatierungs- / Forenart muß Menschen noch mehr gehasst haben als jener von Treppen.

Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von »Sing« (6. Januar 2020, 15:29)


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