Die Risiken der Zeit
(12.01.2017)
Yerana blickt mal wieder in die karge Wüstenlandschaft, mit ihrer eigenen Schönheit. Man sollte meinen, ihr sollte dabei langweilig werden, aber sie kann auch die Natur von etwas wertschätzen, was nicht ihrer persönlichen Lieblingsflora entspricht. Es ist viel passiert, seit sie sich ausgiebiger zurückgezogen hat, seit sie sich etwas Zeit dafür nahm. Zeit ihre Gedanken treiben zu lassen, zu sehen wohin sie führen und was sich vielleicht noch zwischen ihnen verbirgt, das ihren wachsamen Geist zu entgehen sucht.
Anwärter Nerom… er würde erst mal im Service Corps verweilen, statt ihr Padawan zu werden. Dies hat sich so ergeben. Ob Ritter Eodoo sich geirrt hatte? Vielleicht doch der Vater aus ihm sprach, seine Vision verfälschte? Oder hatte sich die Zukunft einfach geändert? Immerhin ist diese in stetigem Wandel, selbst die weisesten Jedi Seher wissen nicht immer sicher was passiert. Nun, so würde sie in dieser kritischen Phase zumindest keinen Padawan an ihrer Seite haben, müsste sich nicht um sein Schicksal sorgen, wenn Ihr ein mal etwas passiert. Die Chancen dafür, stehen nämlich gar nicht so schlecht:
Sie weiß dass sie derzeit auf einem riskanteren Pfad wandelt. Sie hilft Leuten, denen manch einer nicht helfen würde, keine zweite Chance geben, oder keine lichtere Pfade zeigen würden, aufgrund der Gefahren. Dies aber, weit abseits von Eseplar. Denn auch wenn sie das Gefühl hat, dass sie das Richtige tut, so hat sie dies für sich entschieden, ohne Absprache, schon allein wegen dem Wissen, wie man selbst mit einem ehemaligen Jedi Meister verfahren ist, der einen neutralen Pfad gewählt hat – mögliche Verfolger hin oder her. Nein, in diesem Punkt kann sie dem Lager als Ganzes nicht mehr vertrauen. Es stört sie immernoch, dass Herr Magejin so gehen musste wie er ging, ohne die Chance gehabt zu haben, andere alter Gesichter wiederzusehen. Wenigstens weiß er, dass sie sie ihn nicht ablehnt – wenngleich sie diese Wege nach wie vor bedenklich findet – er noch einen Halt im Jedi Orden hat, ihn nicht alle anfeinden. Alte Geschichten.
Die neuen sind komplizierter: Eine Person von diesen Geschichten, brachte Waath zu ihr, da er sich seines Weges wohl nicht sicher genug ist irgendjemanden längerfristig auszubilden, wenngleich sie es eher als Rat geben und Weg weisen bezeichnen würde, ausbilden tut sie dort nicht. Es wird sich zeigen, was aus ihr wird, denn viel Diziplin ist da offensichtlich nicht. Es wäre das beste wenn sie das, was sie sowieso kaum zu vermissen scheint, einfach sein lässt, und ein normales Leben führen würde. Dennoch, es ist nicht ihre Entscheidung, zumindest, solange die Frau nicht der Dunkelheit verfällt. Dann wäre es ihre Pflicht als Jedi, dieser Einhalt zu gebieten.
Bei der anderen Person, ist es ein Wechsel, ob sie dessen Unterricht abbrechen sollte oder nicht. Die Macht hatte ihr anfangs den Wink gegeben, und das ist für sie immernoch die oberste Instanz: Die Macht, dann der Jedi Orden… und schließlich, früher, die Republik. Manchmal fragt sie sich jedenfalls, ob er sich wirklich im klaren ist, was er sich wünscht, und ob er weiß, wie schwer das realisierbar ist, was er will. Sein Weg wird jedenfalls ein steiniger, wenn seine Verfolger ihn nicht bald sowieso bekommen, oder er seinen Weg verwerfen sollte, wo sie dann aber, je nachdem, sehen müsste, wie sie mit ihm verfährt. Vermutlich in seinem Übergang in die Macht.
Die Republik: Von allem was sie auf ihren Reisen, und aus dem Holonet, so erfuhr, ist sie sich nicht sicher, ob diese nach wie vor unterstützenswert ist. Noch ist es aber für sie zu früh, dies für sich zu entscheiden, denn: bevor der Würgegriff des Ewigen Imperiums nicht fort ist, kann sie nicht genug von der Republik sehen… jetzt mag auch die Angst regieren, und in Notsituationen, gerät vieles bei vielen aus den Fugen. Allerdings, scheint ihr das Unrecht langsam zu groß, denn die Republik hatte damals schon, als der Jedi Tempel auf Coruscant zerstört wurde, den Jedi die Schuld gegeben. Hatten sie sich je entschuldigt? Irgendwann auch nur gewünscht, dass sie ihnen wieder helfen? Das man keine Wahl hatte, als man sich dem Ewigen Imperium unterwarf, versteht sie noch, aber wie schnell scheint die Republik zu vergessen was man für sie getan hat. Nur fünf Jahre nachdem die Kämpfe aufhörten, und schon scheint es so, als hätte manch einer die Jedi in den Bereich der Legenden verbannt, oder dichtet ihnen nur das Schlechte an, was passierte, nie das Gute. Das liegt wohl in der Natur des Menschen, bei Schlechtem nachtragend zu sein und das Gute zu vergessen. Sie selbst kann sich wohl davon nicht freisprechen, tat sie es doch indirekt etwas selbst, da muss sie doch nur an die Entscheidung bezüglich Herr Magejin denken, wie der Rat entschied, oder an Ritter Djerak, seine persönliche Abweisung, das Misstrauen.
Yerana schließt die Augen für ein paar Augenblicke und atmet durch. Ja, sie hat ihre Fehler, ihre Schwächen, das ist ein Teil von ihr. Diese hat sie zu akzeptieren, denn von manchen weiß sie nicht mehr, ob sie sie noch ändern kann. So lange hat sie es vergeblich versucht und öfter, wo ein großer Fortschritt da zu sein schien, fiel sie da oder dort wieder zurück. Natürlich, sie ist auch nur ein Mensch, dennoch wünschte sie sich manchmal mehr zu leisten, sich stärker zu verbessern. Sie wird es weiter versuchen, aber sie wird ihre Erwartungen nicht mehr so hoch setzen. Manchmal, nur manchmal, hat sie das Gefühl dass es ihr schon zu schwer wird, sie die Last nicht mehr tragen kann, weil sie in all den Jahren zuvor zuviel von sich verlangt hat. Das ist meist dann, wenn sie etwas persönlich trifft, das Positive aus den Augen verliert, oder sie das Gefühl hat, dass sie sich um etwas allein kümmern muss, nur noch die Macht an ihrer Seite hat - als wäre das nicht genug... Sie schüttelt sacht den Kopf und lächelt. Der Macht sei dank, gibt es dazu einen Konterpart: Wenn sie den jungen Zuwachs sieht, die Leichtigkeit und Unbeschwertheit von ihnen, das rege Interesse, den Fortschritt, Jedi miteinander auch wie Jedi philosophieren, oder, wenn ihre Sicht düsterer wird, doch mal jemand unter die Arme greift das zu berichtigen… dann spürt sie wieder die Gemeinschaft, das was wichtig ist und das, was sie getrost vergessen kann.
Schmunzelt wendet sie sich von der Wüste ab, macht sich auf den Weg zurück und denkt noch etwas an die Leute hier: Meister Harlen Gregorius, trotz seinem manchmal zu dominanten Humor, ein weiser Jedi, bei dem sie das Gefühl hat, dass das, was sie ihm anvertraut auch dort bleibt. Padawan Morwena Aquae, die zwar oft noch zu sehr mit dem Verstand arbeitet, aber auf dem richtigen Weg ist, in vielem schon zu helfen weiß. Waath, der trotz seinem Austritt aus dem Jedi Orden, trotz seinem gefährlichen Pfad, ein Freund verblieben ist und auch eine Hilfe für den Jedi Orden, wie dann, als er die zwei Anwärter fand und herbrachte. Ritterin Prowl… die sie zu schätzen gelernt hat, und in der weit mehr inne wohnt, als es auf den ersten Blick scheint. Sie hätte nicht mehr gedacht, dass sie so schnell mit jemandem Freundschaft schließen kann, doch irgendwie, ist es schon eine – erstaunlich. Ritter Dexter hat noch immer seine innere Ruhe, die sie nur bewundern kann, denn egal wie lange sie ihren Frieden und ihre Ruhe hält, die Außenwelt schafft es noch immer, ab und zu etwas von ihr anzukratzen. Sie ist und bleib wohl ein Schiff im Wind, dass stetig seinen Kurs anpassen muss, um Wind in die Segel zu erhalten und kein Spielball der Wellen zu werden, sondern voranzukommen. Ritter Andenus Dexter, einstiger Freund. Sind sie es noch? Als er das erste mal in Espelar auftauchte, fühlte es sich so an, aber bei dem letzten Gespräch merkte sie, dass es noch nicht das Selbe wie früher ist. Sie hat das eigenartiges Gefühl, ihm nicht mehr so nah zu sein wie damals. Baut sie unbewusst Distanz auf, wegen den Wegen, welche sie geht? Oder der Vergangenheit, die sie nicht mehr als nötig teilen will? Vielleicht ist es aber auch weit harmloser, und sie müssen sich erst mal einander gewöhnen – es ist einfach viel Zeit vergangen. Vielleicht, hat sie sich aber auch einfach in manchen Punkten zu sehr geändert, da ist sie sich nicht sicher. Darüber wird sie noch meditieren.
Neben ihren externen Problemfällen, wird sie sich wohl vor allem um Anwärterin Lyarell und Padawan Yais Banter kümmern. Erstere bekommt durch natürliche, oder unbewusst Macht bedingte Empathie, einfach zu viel mit, braucht dort dringend Hilfe, zu lernen, damit besser umzugehen. Dabei hofft sie aber dennoch, dass Meister Gregorius der Bitte von Waath dort auch etwas nachkommt. Padawan Banter hingegen, ist sie noch dabei einzuschätzen. Manchmal hat sie den Eindruck, er ist schon so weit, dass er die Prüfung zum Ritter gut antreten könnte, wenn sie zum Beispiel an den Ausbildungsabend denkt, seine Antworten, die durchblicken lassen, dass er schon ein gutes Stück Weisheit erlangt hat – dann aber, verkehrt sich dieses Bild wieder. Vielleicht hat sie sich da verschätzt, und es wäre besser, wenn er dort mehr in ihr hätte, als einen Mentor. Nun, sie wird noch darüber nachdenken und meditieren, dann noch mit ihm reden was er denkt.
Das Lager kommt in Sicht und sie lächelt, warm. Auch wenn nicht alles ist wie sie es gerne hätte, auch wenn sie anders handeln muss als sie es früher getan hätte, auch wenn sie wieder das sein muss was nötig ist, selbst wenn es ihr schwer fällt… sie sind zumindest wieder eine Art von Jedi Orden, was für viele, inklusive ihr selbst, bei weitem besser ist, als in der Einsamkeit zu leben. Es mag wieder schwerer sein, auch als Jedi zu agieren, nicht nur als Ärztin, aber es ist besser als ein Schattendasein zu führen. Auf dass die Macht sie alle leitet, um den Risiken, die noch vor ihnen liegen, zu meistern und dass das Licht der Hoffnung für alle wieder etwas heller scheinen möge.