Ritter Dexter,
eine bedauerliche Unpässlichkeit meines Gastgebers und Verhandlungspartners hier auf Mygeeto - es war wohl der Fisch - erlaubt mir, Euch vor meinen abendlichen Berichten und Übungen doch noch eine weitere Antwort zu senden. Und zuerst lasst mich Euch für Eure Erklärung danken - ich verstehe jetzt besser, was Ihr gemeint habt.
Ja, die Macht, und alles, was uns mit ihr verbindet. Güte, Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Klarheit des Urteils, der Wille zu Wahrheit und Gerechtigkeit... Das alles mag auch selbst wiederum bereits in der Macht veranlagt sein; wie Ihr ja wisst, unterscheiden sich dazu auch innerhalb des Ordens die Ansichten.
Rechtschaffenheit - versteht man sie nicht im landläufigen Sinne als kleinbürgerliche Anständigkeit, sondern ganz wörtlich als die rechte Beschaffenheit der Person in ihrer Gesamtheit, als das Prinzip, das für das rechte Verhältnis zwischen allen inneren und äußeren Bewegungen - des Instinkts, der Begierden, des Gemüts, des Gewissens, der Gedanken, der Intentionen, der Taten und dessen, was wir als unser innerstes Wesen empfinden - zuständig ist und ein Wesen so zum geeigneten Instrument der Macht in der Welt macht, dann mag sich gar weit mehr als nur ein Berührungspunkt zwischen Euren Ansichten und denen Meister Tan'pols und seines Lehrers finden.
Ich teile natürlich Eure Ansicht, dass Gerecht nicht dasselbe wie Gut ist. Alles Gerechte ist zugleich auch gut, doch nicht alles Gute ist das Gerechte, denn es gibt auch anderes Gutes.
Ob alles Gute recht sein muss? Hier kann es wohl nur um das "sichtbare" Recht gehen, denn andernfalls lautet die Antwort zweifellos Ja. Es ist ja allein unsere Verstrickung in der sichtbaren Welt, die uns fortwährend in Konflikte zwischen Gut und Recht stürzt. Wenn das aber so ist, müssen wir, wie auch Ihr schon zu Beginn Eurer Ausführung anspracht, trennen zwischen dem Buchstaben des Gesetzes und dem, was tatsächlich gerecht ist. Sollen wir von Bürgern eines ungerechten, unmenschlichen Regimes verlangen, dass sie sich dessen Gesetzen beugen oder sich gar zu seinen Handlangern machen, weil sie sonst nicht gerecht wären? Sicher nicht. Doch wo ist die Grenze? Dürfen wir auch die Gesetze eines Rechtsstaats für ein größeres Gut übertreten? Das würde ja unmittelbar implizieren, dass diese Handlungsweise auch gut wäre. Ist das möglich? Oder dürfen wir - die Frage, die Ihr auch stellt - ein Unrecht - nicht nur im Sinne des Gesetzes - begehen, um ein noch größeres Unrecht zu vermeiden oder zu verhindern? Müssen wir es sogar? Auch das ist gewiss einer genaueren Betrachtung wert.
Auf Coruscant halte ich mich nur selten auf; so hoffe ich nach meiner Rückkehr auf eine Begegnung auf Tython.
Die Macht möge uns alle leiten. Eine gute Nacht, Ritter Dexter.