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Samstag, 29. November 2014, 15:05

Korrespondenz zwischen Meister Alde und Ritter Dexter

Corsucant, 29/11/14 Standartzeit


Verehrter Meister Alde,

soeben ist habe ich Eure Notiz an dem alten (und wieder veröffentlichen Beitrag) im Philosopher's Monthly entdeckt. Es ehrt mich sehr, dass ihr eine Blick auf den Artikel geworfen und ihn mit solch freundlichen Worten bedacht habt.

Ich würde mich sehr freuen, das Bild des Gefangenen, der zum ersten Mal die Macht schaut, mit Euch und anderen zu diskutieren, da es uns Jedi im Kern betrifft.

Als ich den Artikel vor acht Jahren verfasste, hatte ich das Gute und das Gerechte noch gleichgesetzt, sehe es aber heute anders. Obwohl meine Kontemplation darüber noch nicht fertiggereift ist denke ich, dass "Gerechtigkeit" eine Zwischenkategorie ist, die zwischen der inneren und äußeren Welt oszilliert. Ich würde es einen höheren ontologische Status geben als den anderen Prinzipien (Wisssen, Harmonie, etc.), aber einen geringeren als der "Idee des Guten". Denn es ist alles gut, was gerecht ist, aber auch Ungerechtes kann Gutes beinhalten. Habt Ihr eine Meinung dazu?

Zudem überlege ich gerade inwieweit die Säule der Disziplin und das Prinzip der Pflicht in ein ähnliches System gegossen werden kann. Könnt ihr mir dazu einen Ratschlag geben. Sorgt Euch nicht, ich stimme Meister Tekolin nicht zu, wenn er schreibt: "Ein Ratschlag ist ein gefährliches Geschenk, selbst wenn ein Weiser es einem anderen Weisen gibt."

Insofern wäre ich für die Teilhabe an Eurem Wissen und Eurer Weisheit unendlich dankbar, solltet Ihr die Zeti finden mir zu antworten.

Möge die Macht mit Euch sein,

Hochachtungsvoll

Ritter Andenus Dexter
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

"Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, entstehen Harmonie und Ordnung"
- Zhuangzi

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dexter« (29. November 2014, 15:12)


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Samstag, 29. November 2014, 16:30

Ritter Dexter,

ich danke für die erneuten Ausführungen. Auch laut Meister Tan'pol, soweit ich weiß, nimmt die Gerechtigkeit eine besondere Rolle ein. Auf der Ebene des Individuums sei sie keine Tugend neben anderen (wie Güte, Geduld oder Tapferkeit), sondern eine übergeordnete Instanz, die alle anderen in ein der Person als ganzer förderliches Gleichgewicht bringe. Das wirft ein besonderes Licht auf die Waage, die die Gerechtigkeit oftmals auf Abbildungen als Wahrzeichen trägt, nicht wahr?

Über Gerechtigkeit auf der politischen Ebene äußerte sich der Meister ähnlich. Das "ewige Gerede" über Gleichheit - so weit war er sich mit Meister Obb Nyald einig, auch wenn die beiden sich sonst eher hitzige Wortgefechte geliefert haben sollen - sei Unfug, da die Wesen der Galaxis vollkommen unterschiedliche Bedürfnisse, Begabungen, Fähigkeiten und Verdienste hätten. Ziel politischer Gerechtigkeit im Interesse des Ganzen müsse sein, dass die einzelnen Bürger und Gruppierungen sich möglichst ihrer Natur, Befähigung und Rolle nach entfalten könnten, um gemeinsam einen guten Staat zu bilden.

Der Meister hätte wohl nicht gesagt, dass die Gerechtigkeit zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt "oszilliert", sondern, wie oben skizziert, in beiden ihren Platz hat. Es würde mich interessieren, was genau Ihr mit diesem Wort meintet.

Ich muss enden, meine Pflichten rufen mich und wir werden diesen Austausch verschieben müssen, bis ich wieder auf Tython bin. Nur eine schnelle Frage noch: "Ungerechtes kann Gutes beinhalten" - Ist das so, liegt das Gute solchen Fällen tatsächlich in dem Ungerechten? Ist das Ungerechte dann nicht lediglich ein Umstand, und dasjenige, worin das Gute liegt oder woraus es entsteht, etwas anderes?

Meinen Gruß, Ritter Dexter. Ich verbleibe in Vorfreude auf interessante Unterhaltungen
"In diesem Kurs geht es um Fakten. Wenn ihr an der Wahrheit interessiert seid, Meister Aldes Vorlesung befindet sich am Ende des Ganges." -- Norru Balnam

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Dexter (17.02.2016)

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Samstag, 29. November 2014, 18:56

Verehrter Meister Alde,
Die Gerechtigkeit als Instanz, die andere Tugenden uns Gleichgewicht bring?t Interessante Idee, da werde ich die Schriften von Meister Tan'pol nochmals konsultieren müssen. Seinen Ausführungen bezüglich politischer Gerechtigkeit stimme ich ebenfalls zu, wobei ich anmerken muss, dass ein funktionierender Rechtstaat mit einer unabhängigen Justiz unabdingbare Voraussetzung dafür ist.

Als ich von oszillieren sprach, wollte ich die besondere Eigenschaft der Gerechtigkeit beschreiben. Ähnlich wie das Gute "schimmert sie sowohl in die Prinzipien der inneren als auch der äußeren Welt und manifestiert sich dort. In der äußeren Welt zeigt sich Gerechtigkeit in "erfahrbarer Gerechtigkeit", also zum Beispiel gerechten Taten. In der inneren Welt würde sie meiner Meinung nach als ""Rechtschaffenheit" auftauchen. Gereichen meine Worte zu mehr Klarheit?

Mit der Aussage, dass Gutes auch im Ungerechten zu finden sein, wollte ich eignetlich nur aufzeigen, wieso ich nicht mehr meine, dass das Gute und das Gerechte dasselbe sind. Wenn Gutes nämlich gerecht ist, kann es auf Basis der formalen Logik nicht sein, dass etwas gutes in etwas ungerechtem ist. Euer Hinweis, dass es vielleicht etwas anderes der Grund für das Gute in einer Ungerecht sein kann, ist ein interessanter Hinweis. Das könnte dann die Macht sein, die Sinn in das Sinnlose bringt, Gerechtigkeit in die Ungerechtigkeit, Gute in das Schlechte.

Dennoch bin ich immer noch überzeugt, dass Gutes und Gerechtes nicht ein und dasselbe ist, auch wenn die beiden Instanzen durchaus zusammenhängen und meistens in die selbe Kerbe schlagen. Die Frage ob man für das Gute deshalb etwas Unrechtes tun darf ist in jedem Fall spannend und bietet sich für einen weiteren Diskussionsabend an.

Falls ihr in der nächsten Zeit zufälligerweise in Coruscant seien solltet, würde ich mich freuen Euch für weitere Diskussionen zu treffen, natürlich nur wenn ihr die Zeit habt. Sonst freue ich mich schon auf ein Treffen in Tython.

Hochachtungsvoll,

Ritter Andenus Dexter
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

"Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, entstehen Harmonie und Ordnung"
- Zhuangzi

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Samstag, 29. November 2014, 20:12

Ritter Dexter,

eine bedauerliche Unpässlichkeit meines Gastgebers und Verhandlungspartners hier auf Mygeeto - es war wohl der Fisch - erlaubt mir, Euch vor meinen abendlichen Berichten und Übungen doch noch eine weitere Antwort zu senden. Und zuerst lasst mich Euch für Eure Erklärung danken - ich verstehe jetzt besser, was Ihr gemeint habt.

Ja, die Macht, und alles, was uns mit ihr verbindet. Güte, Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Klarheit des Urteils, der Wille zu Wahrheit und Gerechtigkeit... Das alles mag auch selbst wiederum bereits in der Macht veranlagt sein; wie Ihr ja wisst, unterscheiden sich dazu auch innerhalb des Ordens die Ansichten.

Rechtschaffenheit - versteht man sie nicht im landläufigen Sinne als kleinbürgerliche Anständigkeit, sondern ganz wörtlich als die rechte Beschaffenheit der Person in ihrer Gesamtheit, als das Prinzip, das für das rechte Verhältnis zwischen allen inneren und äußeren Bewegungen - des Instinkts, der Begierden, des Gemüts, des Gewissens, der Gedanken, der Intentionen, der Taten und dessen, was wir als unser innerstes Wesen empfinden - zuständig ist und ein Wesen so zum geeigneten Instrument der Macht in der Welt macht, dann mag sich gar weit mehr als nur ein Berührungspunkt zwischen Euren Ansichten und denen Meister Tan'pols und seines Lehrers finden.

Ich teile natürlich Eure Ansicht, dass Gerecht nicht dasselbe wie Gut ist. Alles Gerechte ist zugleich auch gut, doch nicht alles Gute ist das Gerechte, denn es gibt auch anderes Gutes.

Ob alles Gute recht sein muss? Hier kann es wohl nur um das "sichtbare" Recht gehen, denn andernfalls lautet die Antwort zweifellos Ja. Es ist ja allein unsere Verstrickung in der sichtbaren Welt, die uns fortwährend in Konflikte zwischen Gut und Recht stürzt. Wenn das aber so ist, müssen wir, wie auch Ihr schon zu Beginn Eurer Ausführung anspracht, trennen zwischen dem Buchstaben des Gesetzes und dem, was tatsächlich gerecht ist. Sollen wir von Bürgern eines ungerechten, unmenschlichen Regimes verlangen, dass sie sich dessen Gesetzen beugen oder sich gar zu seinen Handlangern machen, weil sie sonst nicht gerecht wären? Sicher nicht. Doch wo ist die Grenze? Dürfen wir auch die Gesetze eines Rechtsstaats für ein größeres Gut übertreten? Das würde ja unmittelbar implizieren, dass diese Handlungsweise auch gut wäre. Ist das möglich? Oder dürfen wir - die Frage, die Ihr auch stellt - ein Unrecht - nicht nur im Sinne des Gesetzes - begehen, um ein noch größeres Unrecht zu vermeiden oder zu verhindern? Müssen wir es sogar? Auch das ist gewiss einer genaueren Betrachtung wert.

Auf Coruscant halte ich mich nur selten auf; so hoffe ich nach meiner Rückkehr auf eine Begegnung auf Tython.

Die Macht möge uns alle leiten. Eine gute Nacht, Ritter Dexter.
"In diesem Kurs geht es um Fakten. Wenn ihr an der Wahrheit interessiert seid, Meister Aldes Vorlesung befindet sich am Ende des Ganges." -- Norru Balnam

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Dexter (17.02.2016)

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Montag, 1. Dezember 2014, 21:27

Sehr geehrter Meister Alde,

verzeiht meine späte Antwort. Arbeit hier auf Corsucant und die Auswahl eines Padawans haben meine Aufmerksamkeit gefordert, weswegen ich erst jetzt Zeit finde Euch angemessen zu antworten. Zuerst möchte ich mich nach Eurem Wohlergehen und dem Eures Gastgebers erkunden. Unbekömmlicher Fisch ist ein Graus!

Daran anschließen möchte ich Euch meinen profunden Dank für eure Worte zu Rechtschaffenheit danken. Ihr sprecht mir da aus dem Herzen und regt gleichzeitig meinen Geist an, darüber weiter zu sinnieren.

Es schließt sich jetzt natürlich eine Diskussion über die Objektivität von Rechtsnormen an. Gibt es diese überhaupt? Müssen diese Normen moralisch gut sein? Können sie sich widersprechen? Setzt die Macht moralische (objektive) Rechtsnormen?

Möge Ashla Euch während Eurer Verhandlung leuchten,

Ritter Andenus Dexter
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

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- Zhuangzi

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dexter« (1. Dezember 2014, 21:37)