Tarvin Yar'Om hatte aufmerksam zugehört und hin und wieder bei Sarinas Worten genickt. Als sie geendet hatte ging er zu ihr hin, legte sanft seine Hand auf ihre Schulter und beugte sich zu ihr hinunter.
„Der Krieg hat viele von uns hart gemacht, hat uns vergessen lassen, dass die Macht in ihrem Wesen in der Hauptsache nichts weiter ist, als die absolute Liebe und Verbundenheit zu allen Dingen, die uns umgeben.“, flüsterte er ihr zu.
„Und nun möchte ich dir etwas erklären. Etwas, das ganz wichtig ist und dir vielleicht helfen kann, besser zu verstehen.“
Mit diesen Worten trat der Meister zwei Schritte zurück, griff langsam zu seinem Lichtschwert, hob es empor und aktivierte es. Das typische Geräusch zwei aktivierender Lichtklingen war zu hören und in der grossen Halle war es sofort totenstill. Einige Jedi griffen sogar zu ihren Schwertern, liessen sie aber am Gürtel stecken. Es war verboten in diesen Bereichen des Tempels Lichtschwerter zu aktivieren und das gaben ihm einige der Anwesenden mit ihren Blicken oder sogar versteckten Äusserungen zu spüren. Doch das kümmerte Tarvin nicht im Geringsten. Gespannte Ruhe breitete sich aus.
„Was siehst du?“, fragte er Sarina stattdessen mit unerschütterlicher Ruhe und streckte ihr das Doppellichtschwert senkrecht entgegen.
Sarina hob die Augenbrauen, als er das Lichtschwert aktivierte. Sie wich nicht nach hinten zurück, auch wenn ihr erster Impuls dahingehend war.
Irritiert blickte sie kurz zwischen den beiden Klingen hin und her, ehe sie Tarvin wieder in die Augen sah. Sie hatte gedacht, er wollte ihr etwas erklären. Stattdessen hatte er ihr eine Frage gestellt. Ob er wissen wollte, was sie über das Lichtschwert wusste? Wohl weniger. Aber was bezwecke er dann mit dieser Frage?
„Ein Lichtschwert.“, sagte sie und legte den Kopf etwas schief. „Ein Instrument zur Verteidigung und zum Angriff. Ein Symbol der Hoffnung und des Respekts.“
Hinter ihrer Stirn rasten die Gedanken und Fragen. Worauf wollte er hinaus?
„Diese Antwort ist leider falsch!“, sagte Tarvin. Er deutete nochmals auf das Schwert und sagte: „Was siehst du wirklich? Schau genau hin!“
Sarina hob die Augenbrauen und blickte auf das Lichtschwert. Sie betrachtete die Konstruktion, nahm jedes Detail des Griffes auf, ließ den Blick dann wieder zu den Klingen wandern und seufzte.
„Ich weiß nicht worauf Ihr hinaus wollt, Meister Yar'Om.“, sagte sie dann nach einer Weile.
„Du hast es bereits erkannt!“, lächelte Tarvin, als er sah, wie Sarinas Blick über das Lichtschwert glitt. „Du denkst aber, dass es zu einfach sei und so haftest du am Begriff „Lichtschwert“. Ich werde dir sagen, was du siehst: Ein Metallstück, in dessen Innern mehrere Kristalle angebracht sind und zwei Laserlichtquellen, die aus dem Innern dieses Metallstücks kommen. Farbe, Tiefgrün. Das ist alles!
Ich könnte nun eine der Klingen deaktivieren und du hättest eine sehr schöne, modische Stehlampe, die du in deiner Unterkunft in die Ecke stellen könntest. Das Licht, das sie ausstrahlt, ist angenehm beruhigend, findest du nicht?“
Tarvin lächelte erneut und liess eine der Klingen zur Bestätigung verschwinden.
„Ich könnte nun den zweiten Lichtstrahl deutlich kleiner machen und hättest ein Instrument, mit dem du Kräuter im Garten schneiden könntest. Ein sehr nützliches Werkzeug, finde ich.“
Tarvin sah Sarina fragend an. Ob sie verstand, was er sagen wollte?
„Sarina“, sprach er weiter „wir sind es, die den Dingen die Bedeutung und den Zweck geben. Damit bestimmen wir auch, ob diese Dinge für uns gut oder schlecht sind. Mit einem Lichtschwert kann man töten, das ist wahr. Doch ich sage dir, ich kenne eine Pflanze deren Blätter hohe Heilkraft besitzt. Ein frisches Blatt dieser Pflanze unter die Zunge eines Kranken gelegt senkt das Fieber auf der Stelle. Die selben Blätter jedoch, getrocknet und zu Pulver zerrieben ergeben in der richtigen Dosierung unter den Tee gemischt eine tödliche Dosis. Es gibt Spezies, die dieses Pulver im Kampf verwenden. Sie schleudern es ihren Gegner in die Augen und dieser erblindet nach kürzester Zeit unter grossen Schmerzen, für immer.“
Tarvin blickte Sarina eindringlich an.
„Wirst du, nun da du weisst, dass auch Pflanzen töten können, diese meiden und auf ihre Heilwirkung verzichten?“
Sarina blickte wieder auf das Lichtschwert, dann aus dem Fenster. Sie nickte leicht. Nicht als Antwort auf seine Frage.
„Es gibt Medizin, welche beruhigend wirkt. Zuviel davon kann jedoch töten. Es gibt Drogen, die abhängig machen. Und manche heilen. In der Galaxie gibt es viele, verschiedene Rassen und jede reagiert anders. Nicht nur vom Denken, sondern auch auf das, was sie zu sich nehmen. Salz ist für die meisten Rassen ein Gewürz, für eine andere Rasse wiederum ein Gift.“
Sie sah nun wieder zu Tarvin. „Ich glaube, ich verstehe so langsam. Nichts ist von sich aus böse, sondern erst, wenn wir es dazu machen. Die … Absicht dahinter ist es.“
Das Mädchen runzelte die Stirn. Noch konnte sie nicht jeden Gedankengang fassen, es schien sich nur langsam zu verdichten. Daher war es auch schwer, das, was sie dachte, in Worte zu fassen.
Tarvin hörte aufmerksam zu und nickte schliesslich mit einem Lächeln.
„Die Dinge brauchen Zeit, Sarina. Manchmal sehr viel Zeit.“
Der Jedi-Ritter trat ebenfalls ans Fenster und blickte hinaus. So standen sie da, für geraume Zeit.
„Die Blume hat begonnen ihre Blüte nicht allein bei Sonnenschein zu öffnen, sie öffnet sie nun auch bei Regen“, sagte Tarvin auf einmal sehr leise. Mehr zu sich und ohne den Blick vom Fenster zu nehmen.
„Ich ... bin nicht nur nach Tython gekommen, um mich zu erholen oder mit meinem alten Meister zu sprechen.“
Tarvin drehte sich nun Sarina zu.
„Ich bin auch gekommen, einen Padawan zu ernennen.“
Tarvin Yar'Om blickte ernst und zugleich forschend.
„Nachdem ich dich nun ein wenig kenne und weiss, zu was du fähig bist ... Ist meine Wahl auf dich gefallen – Willst du den Weg des Padawan bis zur Ritterin gehen, Sarina?“
Sarina blickte noch eine Weile aus dem Fenster. Sie kannte die Antwort. Es verwirrte sie nicht einmal, dass sich ihre Meinung innerhalb so kurzer Zeit geändert hatte.
Langsam wandte sie sich Tarvin zu und nickte. „Es wäre mir eine Ehre von Euch zu lernen, Meister Yar'Om.“
Es fühlte sich gut und richtig an. Weg waren die Bedenken und Unsicherheiten, die sie so lange begleitet hatten. Sie war sich sicher, es würde nicht einfach werden, dennoch fühlte sie sich bereit und wusste, sie würde an der Seite von Tarvin mehr finden, als bloß die Antworten auf ihre Fragen.