>>Wir werden den Tempel der Jedi in wenigen Minuten erreichen, Ma’am<<, ertönte es aus der Gegensprechanlage des Transportshuttles, welches Ritterin Arale Ti’en von Tythons Orbitalstation zur Oberfläche brachte.
Mit einer gewissen Neugier und folglich freudiger Erwartung war die Rattataki dem Rat ihres früheren Meisters und engem Vertrauten gefolgt und hatte sich auf den Weg zu der neuen Heimat des Jedi-Ordens gemacht. Als jemand, der im Outer Rim geboren wurde, brachte man sie als Kind in die verhältnismäßig nahe gelegene Enklave des Ordens auf Mustafar, nachdem ihre Sensitivität bemerkt wurde.
Man könnte meinen, die lebensfeindliche Umgebung wäre für die Ausbildung der Jedi eher hinderlich, doch ist es streng genommen irrelevant. Ein Jedi bezieht seine Kraft, seine Ruhe durch die Macht, die ihn umgibt und lässt sich nicht von äußerlichen Einflüssen beeinträchtigen. Zugegeben: Als Jüngling war es Arale nicht immer leicht gefallen, die Hitze, die seismischen Aktivitäten und ähnliche Vorkommnisse zu ignorieren, doch mit der Zeit hatte sie sich an all dies gewöhnt und der Lärm war in gewisser Weise zu ihrer Ruhe geworden.
Tython hatte die junge Jedi erst einmal besucht, damals, kurz nach der Plünderung von Coruscant, als sich die Jedi auf Tython versammelt hatten. Sie war gespannt inwiefern der Ort sich in dem letzten Jahrzehnt veränderte.
>>Wir setzen zur Landung an, Ma’am<<, ertönte die verzerrte Stimme aus der Anlage und Arale erhob sich langsam, als sie das Aufsetzen des Shuttles spürte. Mit einigen Handbewegungen strich sie ihre rötliche, schlicht gehaltene Robe glatt und ging zur Rampe des Shuttles, welche sich mit mehrfachem Zischen der Hydraulik öffnete. Am Fuße der Rampe blieb Arale einige Momente stehen, ließ ihren Blick über den Hangar schweifen. Schließlich durchmaß sie selbigen mit gemäßigten, aber großen Schritten und fand sich kurz darauf in der ersten Etage der Haupthalle wieder, von wo aus sie das schwebende Gebilde aus Holocronen betrachtete. Sie konnte nicht umhin angesichts dieses Anblickes zu lächeln. Padawane, Anwärter und Jedi passierten die Halle und gingen ihren Pflichten in geordneten, doch zügigen Treiben nach. Jene, die an ihr vorbei liefen, grüßte sie durch höfliches Nicken. Großartig Notiz nahm niemand von ihr und das war ihr für den Moment auch sehr recht.
Hätte man sie gefragt, so hätte sie nicht sagen können, wie viel Zeit verging bevor sie ihren Weg fortsetzte und den geschlungenen Weg nach unten nahm. Sachte, fast behutsam, strich sie mit ihrer Linken über den Stein des Geländers, sodass ihre alabaster-farbige Haut einen Kontrast zu eben jenem Stein bildete. Die dreieckigen Ohrringe, von denen sie wie gewöhnlich zwei in jedem Ohr trug, klackerten leise aneinander, als sie hinab und hinaus schritt, den Tempel bis zum Fuße der Treppe verlassend. Erneut blieb sie stehen, schloss ihre Augen, atmete bewusst aus und ein und konzentrierte sich auf die Macht. Ein tiefes Gefühl von Friedfertigkeit und Ausgeglichenheit brach wie eine seichte Welle über sie hinein. In gewisser Weise fühlte sie sich an Ihre Ankunft auf Mustafar erinnert. Als die Macht für sie noch nicht mehr als ein Wort, ein Mythos gewesen war, fragte sie einen der Jedi, der die Anwärter einwies, wie er sie denn definiere.
>>Die Macht ist der Anfang und das Ende allen Lebens. Sie ist der Ursprung und der unvermeidliche Ausgang. Sie durchdringt alle Lebewesen überall in der Galaxis und alle Lebewesen sind durch sie verbunden. Jede Aktion, jede seichte Berührung, die kleinste Bewegung sendet Echos durch die Macht und sorgt für Konsequenzen. Vergesst nie, dass jede Eurer Taten mehr Auswirkungen hat, als Ihr erfassen könntet<<
Arale war anfangs fasziniert von dieser Erklärung gewesen, der Vorstellung, dass die Milliarden und Aber Milliarden Wesen verbunden waren. Dass die Jedi dies nutzten, um Gutes zu vollbringen und das Leid der Bewohner zu mindern. Die anfängliche Idealisierung war im Lauf der Jahre Pragmatismus gewichen, als sie nach und nach die weniger angenehmen der Macht gesehen und erlebt hatte. Nicht nur die dunkle Seite, sondern auch der Umstand, dass Machtanwender Gesellschaften polarisieren, dass alles vermeidlich Gute, was man tut nichtsdestoweniger negative Folgen haben konnte und das ein Ende der Arbeit nie gegeben sein würde.
Und so schlich sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen der Rattataki, als sie die Augen wieder öffnete und den Blick erneut über den Eingangsbereich des Tempels schweifen ließ. Die Arbeit würde zwar nie enden, doch solange immer neue, junge und enthusiastische Jedi die Fahne hoch halten und für die Freiheit und Demokratie streiten würden, gab es zumindest Hoffnung.