Rutala konzentrierte sich auf das Gebiet vor sich. Doch aufgrund der Ruinen und der Überwucherung des Waldes konnte sie fast nichts erkennen. Sie wusste, dass sie sich auf ganz bestimmte Merkmale konzentrieren musste. In der richtigen Gegend waren sie, doch den Rest konnte sie wohl nur vom Boden aus erkennen. Der Sith hatte den Piloten schon angewiesen, die Geschwindigkeit zu verringern. Er drehte sich zu Rutala und packte sie an den Haaren, um ihre Gesicht zu sich zu drehen. "Ich weiß ganz genau, dass du den Weg kennst. Also hör auf damit, alles zu verzögern, Kind!" zischte er und blickte sie aus seinen rotgoldenen Augen an. Rutala wollte mit dem Kopf schütteln, doch sein Griff ließ keine Bewegung zu. Also antwortete sie mit dünner Stimme: "Wir sind am richtigen Tal, aber ich kann durch die Bäume den Ort nicht erkennen, wir müssen landen..." Der Sith blickte sie weiter an, strich ihr dabei beinahe zärtlich über die verletzte Wange. "Du sagst besser die Wahrheit. Denke nicht, dass ich dich gehen lasse oder du Erlösung im Tod finden kannst. Das wirst du niemals bekommen." Er verkrampfte die Finger seiner Hand und kratzte ihr die inzwischen verkrustete Wange wieder auf. Die Padawan schrie erschrocken auf, am liebsten hätte sie sofort eine Hand auf die wieder aufgerissene Wunde gepresst, doch das war ihr nicht möglich. Sie bemühte sich das Brennen zu ignorieren. Der Reinblüter ließ sie los und nickte dem Piloten zu, auf einem kleinem Plateau zu landen.
Dultrek war schon abgesprungen, bevor der Gleiter komplett gelandet war und sicherte die Umgebung. Der Pilot blieb nach einem kaum erkennbarem Nicken des Sith im Gleiter, während Rutala unsanft hinausgestossen wurde. Mühsam rappelte sie sich auf. Sie ließ ihren Blick einige Zeit kreisen, ehe sie eine natürliche Schneise entdeckte, die genau wie auf dem Relief aussah. Dennoch wartete sie ab, was der Sith machte. Sie wollte ihn nicht dorthin führen, aber töten würde er sie wohl auch nicht und sie war sich nicht sicher, was er noch alles mit ihr anstellen würde, wenn sie sich weigerte, ihm den Weg zu zeigen. Sie versuchte ihre Arme möglichst so zu halten, damit die Fesseln nicht weiter einschnitten, doch durch das ganze Geschubse hatten sich die Metalldrähte schon in die Haut geschnitten und verursachten ein schmerzhaftes Brennen. Plötzlich spürte sie auf dem Rücken etwas, dass sich wie ein furchtbares Brennen anfühlte und sich dann wie Blitze schmerzhaft nach außen verzweigte. Rutala kniff die Augen zusammen und keuchte vor Schmerzen. Sie verstand nicht gleich, was passiert war und erst nach einigen Augenblicken erkannte sie, dass sie auf dem Boden kniete. Der Sith stand nun vor ihr, eine Hand erhoben. Um die Hand spielten noch kleinere Blitze und der Padawan wurde klar, was sie eben erlebt hatte. "Du wirst nun zielgerichtet zur Oase gehen, nicht stehen bleiben und meinen Befehlen ohne Verzögerzungen Folge leisten. Das hier war noch gar nichts." Er blickte zum Gleiter. "Für jede Verfehlung wirst du im Anschluss mehr aus dieser Box zu sehen bekommen. Nicht nur ihre Haare." Rutala schluckte schwer. Sie wollte gar nicht daran denken, ob der Sith wirklich Athaleas Leichnahm in der Box hatte, oder ob er nur das Haar abgeschnitten hatte. Allerdings war die Box groß genug. Die Padawan schüttelte sich, sie wollte nicht daran denken, ob er ihr nur Angst machen wollte, oder wirklich die Wahrheit sagte. Vermutlich war genau das der Plan, sie mit dieser Ungewissheit mürbe zu machen. Letztendlich nickte sie. "Ja..." brachte sie kaum hörbar heraus. Der Sith verschränkte die Arme. "Ach ja. Noch etwas. Ich bin Darth Avarth. Ab jetzt hast du 'Mein Lord' oder 'Meister' zu sagen. Und nicht geflüstert mit dieser Kinderstimme da. Verstanden?" Die Padawan hatte keine Lust, einen weiteren Sithblitz ausgesetzt zu werden, weshalb sie nun mit fester Stimme, zumindest so fest wie möglich, antwortete. "Ja, mein Lord." Es fühlte sich an, als müsste sie die Worte und dessen Bedeutung heraus würgen. Aber Avarth schien soweit zufrieden zu sein und nickte zur Seite, was Rutala dazu veranlasste, den Pfad, der die Gruppe zu ihrem Zielort führen würde, einzuschlagen.
Rutala fühte Darth Avarth den verschlungenen Pfad entlang. Es gab viele Abzweigungen. Scheinbar war er als eine Art Labyrinth angelegt, um ein zufälliges Entdecken zu verhindern. An vielen Stellen war er überwuchert oder abgebrochene Baumstämme darüber gefallen, doch mit dem Bild des Reliefs im Hinterkopf gelang es Rutala, den Weg zu finden, auch wenn sie ab und zu fast den falschen Pfad eingeschlagen wäre. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, und ihren Fehler erklären musste, erwartete sie eine Strafe ihres Peinigers, doch da dieser keine weiteren Verzögerungen wollte, schien er es dabei zu belassen, Rutala anzuschreien oder einen gefährlich ruhigen Satz zu bringen. Letzteres verunsicherte die Padawan viel mehr als wenn er brüllte. Dultrek sicherte ihren Weg nach hinten. Obwohl Rutala sein Gesicht nicht sehen konnte, weil er einen Helm trug, so war sie sich sicher, dass er sie immer wieder finster anstarrte. Darth Avrath hatte den Kopfgeldjäger angewiesen, nach dem Echani Ausschau zu halten, er war sich sicher, daß dieser versuchen würde, ihnen zu folgen. Rutala fühlte sich ausgelaugt und erschöpft, als sie auf einen gepflasterten Pfad trafen.
Rutala blieb stehen und musterte die nähere Umgebung genau. Der gepflasterte Pfad führte auf einen kleinen Platz, in dessen Mitte eine Art Sonnenuhr stand. Allerdings hatte die Sonne keine Gelegenheit, irgendwelche Schatten zu werfen, da die Bäume dies verhinderten. Der Sith stieß Rutala ruppig weiter und so ging sie bis zu dem Gebilde. Es war eine auf einem Sockel befindliche Steinscheibe auf mehreren Ringen, die sich scheinbar bewegen ließen. Oben befand sich im Zentrum eine metallene Stange. Auf dem oberen Stein waren Planeren, auf den Seiten der Ringe darunter verschiedene Symbole. Alles wirkte irgendwie vertraut. "Ist das der Schlüssel zur Oase? Ich kann hier nichts besonderes erkennen, weder visuell noch in der Macht. Ich hoffe, du weißt, was du zu tun hast." Darth Avrath legte eine Hand auf Rutalas Schulter. Die Mirialanerin zuckte zusammen, als sie mit einem Nicken antworten wollte. In der Tat kam ihr das Ganze bekannt vor, doch noch immer wollte sie nicht, dass der Sith die Oase fand. Sie spürte seine dunkle Energie, sie war sich sicher, dass er sie bewußt spüren ließ, und berührte ganz bestimmte Planeten. Sie begann mit Taris, dann Toola, führte ihre Finger gen Er'kit, nur um wieder taris zu berühren. Etwas im Inneren des Gebildes schein einzurasten. Die unteren beiden Ringe sackten ein Stück ab, der obere blieb an seinen Platz, dann war es ruhig. "Ich muss den oberen Ring drehen, aber so geht das schlecht." erklärte sie und zuckte zur Verdeutlichung mit ihrem Schultern. Der Sith zog ein Vibromesser aus seiner Robe und schnitt ihr die Fesseln durch. Im ersten Augenblick spürte sie nichts, doch als der Blutfluss wieder freier war, fingen ihre Hände zu kribbeln und zu schmerzen an. Sie legte sie ungelenk an den Stein und zog scharf die Luft dabei ein, als sie sah, wie wund und blutig ihre Handgelenke waren. Dennoch konnte sie sich nun nicht davon ablenken lassen. Sie schob den Schmerz in eine dunkle Ecke ihres Verstandes und drehte den Ring soweit, bis sich die Symbole, die sie auch an den anderen Orten erkannt hatte, übereinander standen. Ein weiteres Klacken ertönte im Inneren. Die Metallstange wurde nach oben gedrückt und kippte auf eine Seite. Sie wies in das Dickicht, kein Pfad war in der Nähe. "Ich denke, dort irgendwo liegt die Oase..." Rutala war sich nicht sicher, aber irgendetwas auf den Symbolen und der Planetendarstellung verwirrte sie. Irgendwie glaubte sie fast, dass sie hier etwas anderes finden würden. Vielleicht einen letzten Hinweis. Doch sicher war sie sich nicht. "Um deinetwillen hoffe ich, dass du Recht hast." Er stieß sie weiter vor und machte sich nicht die Mühe, sie wieder zu fesseln, sie würde ihm ohnehin nicht entkommen.
Rutala konnte am Blick des Sith deutlich erkennen, dass er ungeduldig war und endlich das Ziel ins Auge fassen wollte. Einerseits hatte sie den Eindruck, dass ihn das Nachsichtig machte, andererseits hatte sie stets das Gefühl, dass seine Aufmerksamkeit und Gedanken überall waren. Sie spürte zumindest deutlich, dass er sich ihr und ihrem Verhalten sehr wohl gewahr war und jeden Schritt, von dem er annahm, dass sie ihn auf eine Flucht tun wollte, schnitt er ihr ab. Er hatte sein Lichtschwert aktiviert und schlug mit der blutroten Klinge das umliegende Gestrüpp und Dickicht kurz und klein. Wenn ihnen nun einer folgen würde, hatte er wohl kein Problem damit. Rutala erklärte sich das damit, dass es dem Sith schlicht egal war. Kurz darauf tat sich eine weite Schlucht vor ihnen auf. Von oben war sie vermutlich kaum bis gar nicht erkennbar, die Bäume ragten so tief hinein, dass sie diese von oben fast unsichtbar machte. Auch an den Steilwänden war alles überwuchert. Unten konnte Rutala etwas erkennen. Es war eine riesige Ruine. Im Zentrum der Ruine befand sich etwas, dass sie von hier oben kaum erkennen konnte, aber sie hatte das Gefühl, dass sie dorthin musste, um die Oase wirklich finden zu können. Der Sith packte sie am Arm und zog sie einen engen Pfand entlang, er wollte schnell dorthin. Dultrek folgte ihnen, sicherte nach hinten ab.
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