(27.04.2016)
Der Hafen – Teil 1:
Yerana fährt mit dem geliehenen Gleiter direkt auf die Farm zu. Das war damals sein Heim und gleich wird sie sehen, ob es dies auch heute wieder ist. Sie sieht den Mann schon von weitem, der dort arbeitet, aber als sie näher kommt, sieht sie es: er ist es! Ihr Herz macht einen Freudensprung. Sie hält und steigt ab, als sie in Höhe des Farmhauses kommt. In ihrem Mantel, mit tief gezogener Kapuze, erkennt er sie nicht gleich, richtet seine Waffe auf sie, die Fremde. Sie erschrickt nicht, und kaum dass sie spricht, lässt er die Waffe ungläubig sinken. Sie stellt sich mit ihrem neuen Namen vor: Ana Dei und er begrüßt sie mit einer kräftigen Umarmung, die sie erwidert. Das alte Verbot, um zu vermeiden dass es falsch Bahnen annimmt, kommt ihr da gerade nicht mal in den Sinn. Da ist ein alter Freund, den sie endlich wiedersieht, der dem Tod und dem Chaos entkommen ist und da ist es einfach nur herzerwärmend richtig, ihn zu umarmen, es zuzulassen, statt ihn dafür zu tadeln.
Die kleine Gesten der Zuneigung hingegen, nimmt sie einfach an, wie der Kuss ihrer Hand, das Kompliment und erwidert es mit einem sanften Hände drücken. Seine Hand ist so groß, gegenüber ihrer. Sie spürt Wärme, etwas, was ihr sonst nur die Macht während dieser Zeit der Entbehrung und der Einsamkeit geben konnte. So wohltuend... Als sie hineingehen, reden sie wie in „alten Zeiten“, denn so lange kommt es ihr schon vor. Sie kommen auf Credits zu sprechen, dass sie ihn nicht ausnutzen will ihr etwas zu geben und sowieso schon einen Hintergedanken hat den sie nicht haben will. Er bohrt nach. Seiner Ansicht nach, sind sie schon so lange Freunde, dass ihr nichts unangenehm sein muss. Dennoch schämt sie sich, ihm ihren Plan B mitzuteilen, welche Alternative sie zum Jedi „finden“ hätte. Dass er seine Späßchen darüber macht ist klar, konnte sie sich von Anfang an denken. Der Macht sei Dank lässt er es dann auch auf sich beruhen. Über so etwas nachzudenken, dafür ist es viel zu früh, denn sie hat die Suche nach anderen Jedi noch lange nicht aufgegeben – immerhin hat sie gerade erst begonnen.
Sie kommen darüber auch wieder mal auf ihre Gefühle zu sprechen. Ihr geglaubter „Sieg“ damals, nur noch Freunde zu sein: verpufft. Wie schnell in diesen Zeiten ein Sieg zur Niederlage wird. Sie spürt die Liebe zu ihm hier wieder... neu entfacht in dieser schweren Zeit? Oder war es nie weg und sie hat sich selbst erfolgreich belogen? Und er? Er hatte damals seine Emotionen nur unterdrückt, um sie nicht zu verlieren, da sie so konsequent gewesen wäre jegliches Band komplett zu kappen – und das wusste er. Sie hatte damals nie die eine Grenze überschritten und hat es auch heute nicht vor. Die kleinen zärtlichen Gesten allerdings, ein weiterer Kuss auf ihre Hand, eine Umarmung ihrerseits, lässt sie gerade zu, gönnt sie sich. Eigentlich, schon viel zu viel, sie weiß es... aber sie hat das Gefühl es ihm schuldig zu sein, ihm wenigstens etwas so harmloses Kleines geben zu müssen. Daneben, liebt sie ihn einfach auch, trotz aller Unterschiede, trotz dessen, dass sie dieses Gefühl nicht haben will, denn so schön es auch ist: es stört ihre Pflichten. Emotionen kann man aber nicht abschalten, sondern nur befrieden, wie sie es früher jedes mal aufs Neue tat. Sie hätte sich komplett von ihm lösen sollen, schon vor so langer Zeit... aber sie glaubte es ginge mit der Freundschaft, mit den dazugehörigen Regeln. Sie hat sich wohl getäuscht, und nun weiß sie es zwar besser, hat aber nicht die nötige Stärke zu tun, was sie tun sollte. Es ist ihr zumindest gerade nicht möglich, sich komplett zu trennen, nicht, wenn er ihr einziger Halt abseits der Macht ist. Ob sie das nämlich will oder nicht, gerade hat sie nicht mehr: Sie ist allein.
Er ist eben „auch“ ein guter Freund und das Angebot von ihm, hier immer Willkommen zu sein, einen Hafen zu haben, sich fallen lassen zu können, kann sie nicht ablehnen. „Lass mich dich lieben und du sollst dich einfach nur wohlfühlen“, sagt er. Sie weiß, dass man seine Worte falsch verstehen kann, aber umso mehr weiß sie wie er es meint. Er will auch nicht dass sie etwas erwidert, da er die Gefahren für sie kennt, die solcherlei Beziehung mit sich brächte. Sie kann etwas Erholung brauchen, etwas von diesem Halt, das Gefühl der Sicherheit. Eine Sicherheit die nicht dadurch entsteht, dass egal was passiert, die Macht bei ihr ist, auch wenn sie dabei stirbt. Nein, das hier ist mehr wie eine kleine Festung, mit einem Beschützer, der nicht zulassen wird, dass ihr etwas geschieht. Sie bedankt sich für seine Freundschaft und nimmt ihn fest in den Arm. Das alles ist so angenehm, so wohltuend ... und einen sicheren Hafen kann sie in diesen Zeiten eines Tages sicher noch brauchen, wenn sie wieder dort raus geht und es hart auf hart kommt.
Die Witzelein die folgen, auf seine typisch freche Art, lässt Gedanken an Sorgen und Pflichten etwas verfliegen. Danach plaudern sie über die Person, die sie nun darstellt und auch, wie er sie dreist dafür ausnutzten will, das neue Schild gegen unerwünschte Verehrerinnen zu sein. Anscheinend sehen genug Väter eine gute Partie in ihm, da er eine große Farm hat. Nun gut, sie wird mitspielen, offiziell zumindest seine „Freundin“ dieser Art sein, mehr aber sicher nicht. Sie wünschte sich nur, dass er wirklich mal ernsthaft nach jemand anderen sucht. Wieso kann er sein Herz nur nicht anderweitig binden? Ihn hält doch nichts davon ab. Ihn bindet kein Kodex, keine Pflicht... aber da kann sie ihm wohl einfach nicht weiterhelfen. Hoffentlich, irgendwann, kann er es ändern. Sie wünscht es ihm so sehr, damit er endlich das Glück erhalten kann, dass er verdient. Ein kleiner Egoismus steckt dort durchaus auch drin, damit sie keine Schuld mehr verspürt, dass er so leidet, durch seine Liebe zu ihr, die sie nie in der Form erwidern darf. Daneben, täte sie es auch leichter diese Gefühle zu befrieden, wenn auch bei ihm ein klares „Nein“ auf seinem Ringfinger stünde, statt in seinen Augen doch das „ich liebe dich“ flüstern zu sehen. Wie oft sie das Thema, ihr beider Dilemma schon verbal durchgenommen haben, das hat sie nicht mit gezählt, aber sie könnte sich vorstellen, dass sie schon am Anfang der Zweistelligen Zahlen sind, wenn man dieses mal dazu nimmt. Viel zu oft...
Jetzt jedenfalls, geht es endlich wieder um die Umstände und ihre Pflicht. Sie wird hier auf Dantooine nach Jedi suchen. Er wird ihr einen von seinen Gleiter leihen, damit sie in den Weiten Dantooins, auch in den Ruinen, nach Jedi suchen kann. Sie wird hier auf der Farm etwas aushelfen aber vor allem auch in der „Stadt“ im medizinischen Bereich ihre Credits verdienen und sparen, damit sie sich den nächsten Flug leisten kann, vorausgesetzt ihre neue Identität hält und sie findet niemand. Wenn der Tag dann zu Ende geht, kann sie hierher zurück und schlafen, ebenso wie sich Verpflegung holen. Das alles, ist geradezu ein Luxus für sie. Keine Kampf um das Überleben, eine Unterkunft die mehr ist, als eine Höhle oder ein kaltes Shuttle, etwas zu Essen und Trinken ohne Mühe, keine Miete, keine Verpflegungskosten oder Kosten für den Leih-Gleiter. Das ist alles so... leicht... und das etwas leicht ist, das ist für sie nach dem guten Jahr voll Entbehrung ungewöhnlich. Daran wird sie sich erst mal wieder gewöhnen müssen. Das alles bietet ihr ihr guter Freund. Mehr kann sie von ihm gar nicht verlangen.
Es ist spät als sie fertig sind, zumindest kommt es ihr so vor, und die lange Zeit der Anspannung, die er hier anfängt aufzulösen, in der behüteten Sicherheit, lassen sie müde werden, wie schon lange nicht mehr. Sie kann mal einfach loslassen, ohne ein Gedanken daran, was sie alles tun muss, um zu überleben, weiterzumachen und ihre Pflicht zu erfüllen...