(21.06.2014)
Nachwehen des Angriffs:
Yerana blickt von ihrem Aussichtspunkt auf Tython auf den entfernten Tempel, dessen Instandsetzung stetig voranschreitet. Sie hatte überlebt. Einen Monat etwa, ist es nun her und langsam kehrt die Normalität wieder ein. Woche für Woche weicht ein weiteres Zelt das als provisorische Unterkunft oder Lager diente. Heute würde vermutlich das Feldlazarett abgebaut werden. Die Medstation war endlich wieder einsatzbereit, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die noch zu richten waren, das Labor würde im Ganzen wohl noch ein paar Tage länger dauern, aber immerhin konnte man schon Blutanalysen und ähnliches angemessen durchführen. Ein mal über das ganze reflektieren, ehe der "Alltag" wieder völlig da wäre, war ihrer Ansicht nach eine gute Idee:
Padawan Aquae hatte ihr grob erklärt wie sie auf das Lazarettschiff gekommen war. Es war vorbei... kaum zu glauben, zu dieser Zeit, aber es lag nach diesem Angriff auch noch viel vor ihnen. Sie sprach auch mit Padawan Saito... Shinzu. Sie gab ihr vor allem so viel Trost, wie sie geben konnte und Ratschläge von denen sie wusste, dass sie teils auch selbst mehr befolgen musste, wenn sie ihrem neuen Weg würde treu bleiben wollen. Aber... sie hatte das Gefühl dass es richtig war, so zu handeln wie sie es tat, dass es der jüngeren Jedi half, auch einfach mal in den Arm genommen zu werden. Wenngleich ein Gedanken leise in ihrem Geiste wieder flüsterte, wie gern sie es ihr erspart hätte, das überhaupt erlebt zu haben.
Jeder ältere wusste wie es war, der auf Coruscant als Jüngling oder Padawan dabei war und überlebt hatte. Der einzige Unterschied: Dort früher, hätte man niemals gedacht dass so etwas je eintreten würde, nach dem ersten Erlebnis, diesmal, wussten es die meisten besser, waren besser vorbereitet und konnten dementsprechend schneller und entschlossener handeln, auch nach dem Angriff. Wenigstens etwas.
Allerdings erging es nicht allen so... denn wie sie etwas später merkte, war Padawan Teagan doch stark mitgenommen. Er verhielt sich eher wie ein Roboter dessen Speicherlöschung lange nicht mehr durchgeführt wurde: gefühlsneutral, rational und mit negativeren direkten Ansichten nur so um sich werfend. Er sagte selbst im Laufe eines Gespräches, dass jeder seine Art hätte mit der Situation umzugehen und ihr Verstand sagte ihr, dass er auf seine Weise getroffen war. Dennoch fiel es ihr zu dieser Zeit schwer mit seiner Art umzugehen, weshalb sie sich nach einem der Gespräche sogar zur Meditation zurückzog, hatte er doch einen noch Wunden Punkt erwischt: Die Jüngeren. Später schaffte sie es größtenteils wieder, über seine derzeitige Art hinwegzusehen, auch als sie ihn auf Coruscant nochmal begegnet war. Sie bemühte sich einfach ihm irgendwie zu helfen, auch wenn es wohl nicht fiel half... sein Meister würde sich sicher darum kümmern, darauf wollte sie vertrauen. Das selbe galt für Padawan Saito, die sie dort auch noch mal sah - da lag noch genug im Argen, so ihr Eindruck.
Yerana selbst hatte mit der Situation an sich, die nun herrschte, nicht wirklich Probleme, denn tatsächlich war der Tod für sie nicht das Schlimmste, wusste sie doch, dass jene die fielen in die Macht eingegangen waren - und das empfand sie nicht als schlimm. Solange keine enge Bindung vorhanden war, konnte sie so selbstlos sein, sie im Geiste ziehen zu lassen, ihnen den Frieden zu gönnen, statt sie egoistisch bei sich halten zu wollen. Natürlich war das Dahinschwinden eines Lebens schon bedauerlich bis traurig, erst recht bei so vielen, aber es war nichts woran sie festhalten musste, wollte oder auch nur sollte. Verletzte war sie hingegen gewohnt, sie war immerhin Medizinerin, da war daher auch nicht viel dabei, wobei sie Meister Magejin geradezu wieder zu seinem Glück zwingen musste, sich behandeln zu lassen. Daneben gab es noch jene, die nach einer Weile noch immer vermisst wurden, was bedenkenswert wurde, darunter auch Jedi Heilerin Rea, aber im Grunde gab es auch dort nur zwei Möglichkeiten: Sie lebten dort draußen noch irgendwo und würden früher oder später gefunden werden oder aber, sie waren Tod. Punkt und Ende.
Sie versuchte neben ihrer Pflicht als Medizinerin, vor allem den Jüngeren in geistiger Hinsicht zu helfen, den es war ihr ein starkes Bedürfnis, bei dem sie kein Grund sah dem nicht nachzukommen. So nahm sie sich ein mal auch einfach eine Gruppe zur Seite und führte eine Art Gruppentherapie durch. In Sachen Psychologie mochte sie noch lange nicht zu Ende ausgebildet worden sein, aber sie hatte genug Erfahrung um als Jedi etwas helfen zu können, wenn schon nicht als Jedi Heilerin. Tatsächlich schien es dem ein oder anderen auch gut zu tun, gerade die fürsorglichen Gesten, die sie in dieser Form sonst nie so leichtfertig gegeben hatte. Allerdings, Hilfe hin oder her, es würde bei vielen wohl einfach noch etwas Zeit brauchen.
Eine Sache allerdings, sollte auch ihr anfangs zusetzen: Der für sie deutliche Abfall von Ritterin Lanaa gen dunkle Seite, auf den Padawan Numa sie aufmerksam gemacht hatte. Sie hatte das Gefühl, dass sich Teile ihrer schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten würden. Das Gefühl, dass ihr alter Weg sie wieder zurückziehen wollte, war dabei sehr präsent. Auch dass all ihre Gedanken, weshalb sie wer weiß wen, wegen wer weiß was getadelt hatte, berechtigt waren und sie daher weiter eisern bleiben musste, hart, um die Jüngeren gegen das zu stählern, was sie sonst holen mag: Die dunkle Seite. Es war schwer dagegen zu halten, sich angesichts dessen ins Gedächtnis zu rufen, weswegen sie sich für eine Wegänderung entschieden hat, nämlich dass jene Art auch genau zu dem führen könnte, wovor sie die Jüngeren bewahren wollte.
Sie hatte mit einer Empfehlung dafür gesorgt, dass Ritterin Lanaa festgesetzt wurde, zumindest auf Tython bleiben musste und sich darum bemüht, dass sich jemand um sie kümmert, mit ihr auseinandersetzt. Sie selbst hatte vermutlich schon ihr bestes getan, war aber auch wegen Erwähnten, so wie dem, dass sie selbst mal unter Korruptionsverdacht stand - unbegründet wie sich herausstellte - nicht objektiv genug. Zumal, sie war nur wenige Jahre älter als Ritterin Lanaa, da fiel es jener sicher schwer ihren Rat als berechtigt anzunehmen und nicht nur als "andere Meinung über die Dinge".
Yerana blickt auf den Gegenstand zu ihrer Hand. Während sie bei Ritterin Lanaa nicht fiel mehr tun konnte als ab und an mal vorbeizusehen und das beste zu hoffen, so war es bei diesem verbliebenem Problemchen in ihrer Hand etwas anderes. Der Wind wehte hier oben auf ihrem Aussichtspunkt stärker und sie könnte einfach ihre Hand öffnen und es wäre weg... oder würde irgendwann wieder bei ihr landen, wie es erst kürzlich geschehen war. Was sollte sie nun letzten Ende damit tun?
Sie erinnert sich daran wie sie ihre persönlichen Gegenstände Padwan Anca übergeben hatte, wie sie dann später gehört hatte, das sie zurück blieben und vermutlich von Gizka gefressen wurden. Das war etwas... seltsam gewesen. Ein anderes Wort fand sie anfangs nicht. Es waren kleine persönliche Dinge die im Grunde keine große Bedeutung hatten und doch die ein oder andere Erinnerung mit sich brachten. Es war nicht umsonst so, dass ein Jedi keinen Besitz haben sollte, wie sie da wieder merkte. Tatsächlich war sie nämlich versucht gewesen nach diesen Dingen zu suchen, fand es gleichzeitig aber auch nicht der Mühen und Gefahren wert und so hatte sie sie etwas wehmütig abgeschrieben. Es war ein gutes Symbol für einen Neuanfang, so dachte sie: Alles weg, neue Leute, neuer Tempel, neue Wege. Es war in Ordnung, sie hatte es akzeptiert und fand es gut.
Dann aber eines Tages, aus heiterem Himmel, übergab ihr Padawan Gryth Varranth die Tasche und es war noch alles da, wenn auch nicht ganz heil. So war ihr Padawanzopf etwas angenagt worden, aber ein Teil davon war noch intakt, der Speicherchip war wohl nicht verlockend genug, oder zu klein gewesen, ebenso das Geschenk von Captain O'Brain. Das letzte allerdings, das Bild ihres ehemaligen guten Freundes... nun da fehlte nun zumindest ein Bein auf der Abbildung, was nicht weiter tragisch war.
Irgendwie traf es sie etwas, die ganzen Sachen plötzlich serviert zu bekommen, wo sie sie abgeschrieben und es akzeptiert hatte. Als ob jemand ihr ins Gesicht gesagt hätte: "Nein nein, so schnell geht das nicht! Hier ist dein alter Kram, so leicht wirst du die Vergangenheit gefälligst nicht hinter dir lassen." Wie hätte es auch mal sein können dass irgendetwas bei ihr leicht und unbeschwerlich von statten geht... aber wie immer half ihr dabei ein Gedanke an ihren Leitspruch: "Nur weil etwas schwer ist, ist es keine Entschuldigung es nicht zu tun". Es ist wie es ist und sie würde eben tun was nötig ist, ganz gleich wie leicht oder schwer es war. Padwan Varranth war ihr sogar nachgegangen, scheinbar war ihr schneller Abzug zur Meditation doch etwas gewesen, wo man mal nachgucken wollte was los ist. Sie hatte ihm nicht viel gesagt... denn dies war einer der wenigen Dinge, die sie wirklich nicht mit vielen Leuten besprechen wollte, aber sie hoffte dass es reichte, dass er sich nicht groß Gedanken darum machte. Seine Einschätzung von ihr, als sie etwas redeten, fand sie allerdings bedauerlich. In der Tat... die meisten Leute kannten sie wirklich nicht. Da und dort, erinnerte er sie wirklich etwas an Padawan Teagan, oder Ritter Marno, mit dieser sehr direkten, bis manchmal auch unhöflich unbedachten Art.
Ein Gespräch mit Meister Magejin, war teils sehr positiv verlaufen, hatte sie sich nach etwas Wortwechsel doch entschieden ihn wieder einen Freund zu nennen. Er war auch einer der wenigen, mit dem sie auch über eine ganz besondere Sache überhaupt sprechen mochte, denn allen anderen müsste sie vorher so eine riesen lange Geschichte erzählen, dass der Zeitrahmen für das eigentliche Thema bis dahin schon längst gesprengt worden wäre. Er wusste darum, um Andereb, oder besser, Master Sergeant Lutha. Sie hatte Meister Magejin über ihre Entscheidung in Kenntnis gesetzt, nur noch beruflich mit diesem Kontakt zu haben, und anhand von Magejins Worten, hatte sie auch das Gefühl dass er es nachvollziehen konnte. Das tat gut. Ironischer Weise kam jener Master Sergeant auch gerade vorbei, wegen etwas beruflichen, als sie ihr Gespräch schon beinahe beendet hatten. Sie konnte sein Unwillen geradezu spüren, sich überhaupt in ihrer Nähe aufzuhalten. Das war unschön, aber sie wusste damit umzugehen. Über das Bild hatte sie mit Meister Magejin aber nicht gesprochen, denn wenn sie sich recht erinnerte, hatte sie das zu der Zeit auch noch nicht wieder.
Aber was tut sie "jetzt" mit dem angenagten Bild von einem Master Sergeant? Sie schüttelt den Kopf als sie merkt wie groß ihr Gedankengebäude um diese Kleinigkeit geworden ist, aber wieso auch nicht, es diente schließlich der Selbstreflexion. Die Frage war aber eigentlich nur, ob sie es behalten würde, einfach loslassen, oder zerstören... irgendwie passte ihr keines von der Optionen wirklich in den Kram. Bei jedem konnte sie etwas Schlechtes oder Gutes hineindeuten, was dafür oder dagegen sprach. Nun, wenn es schon den Weg zu ihr zurück gefunden hatte, würde sie es erst mal behalten. Sie hielt zwar nicht viel von einem persönlichen "Mahnmal" aber andrerseits... schadete es wohl auch nicht. Immerhin lag das Bild vor dem Angriff auch einfach die ganze Zeit in ihrer Schreibtischschublade und beim Anblick, hatte sie weder das Gefühl einen Dolch ins Herz gerammt zu bekommen, noch hatte sie es angeschmachtet. Es war einfach ein Teil ihrer Gefühlswelt, mit dem sie umzugehen hatte, das war alles. Sie bereut ihre Entscheidung nicht, die eindeutig von der Macht gelenkt war. Das war ihr Weg, sie ist eine Jedi und daran würde nichts und niemand etwas ändern... auch er nicht. Mit dem Gedanken steckte sie das Bild in die Tasche ihrer Robe und machte sich auf den Abstieg.
Heute nahm sie aber nicht den schwersten der Abstiege, sondern den leichten, sie hatte noch über etwas aktuelleres nachzudenken, sollte aber auch langsam wieder zurück. Die Worte von "Elaine Teron", wie sie nun hieß, stimmten sie etwas nachdenklich. Wenn sie recht hatte, und das konnte durch die familiäre Bindung durchaus sein, war Darth Setus noch immer auf Tython, hatte den Rückzug vielleicht nicht rechtzeitig geschafft. Sie hatte der Padawan nahegelegt einen entsprechenden Bericht mit Ritter- oder sogar Meisterfreigabe zu erteilen. Das dort draußen noch immer Sith sein konnten, wusste zwar jeder, aber dass da gar ein älterer Darth rumstreunte, musste nicht jeder Padawan wissen, immerhin sollte auch keiner von jenen aus den bereits gesicherten Quadranten hinaus.
Was war allerdings mit ihr? Die Frage, ob sie sich an einem Festsetzen von ihm beteiligen wurde, war und ist eine gute. Sie war sich nicht sicher und antworte entsprechend: Eventuell würde sie zumindest an der Suche teilnehmen, da ihr seine Präsenz bekannt war. Sie ist nicht die beste Kämferin, ist nicht alt und weise, noch kann sie sich 100% sicher sein, dass sie das Vergangene wirklich so gut verarbeitet hat wie sie es glaubt. Manche Dinge zeigen sich erst, wenn man ihnen wieder gegenübersteht. Er ist zwar repräsentativ für die Folter, die sie hatte erdulden müssen, aber er war der Befehlsgeber gewesen, nicht ihr Folterknecht. Deshalb glaubte sie, dass sie gut damit umgehen könnte, selbst wenn sie von ihm unter die Nase gerieben bekäme, weswegen sie letzten Endes nachgegeben hatte... es wäre ... unschön, aber sie könnte damit wohl umgehen. Sie wollte die Begegnung auch nicht unbedingt haben, teils ist es ihr auch gleichgültig und doch ist da noch immer ein kleiner Teil da, der es sich gern selbst beweisen würde, dass dort nichts mehr ist was sie an ihrer Pflicht hindern würde, ihr ernsthaft etwas ausmacht. Nun... im Zweifelsfall würden die Meister sowieso entscheiden, ob sie eher nützlich ist, dadurch dass sie seine Präsenz und seinen Kampfstil kennt, oder ob sie eher ein Ballast ist und gefährdet, wegen der Vergangenheit oder allgemein dafür geeignet ist. Sie würde es sehen oder auch nicht, falls Padawan Teron es sich doch nur eingebildet hatte, so völlig überzeugt wirkte sie davon schließlich auch nicht.
Sei es drum. Sie wird ihr Leben leben wie immer und das heißt nach jedem Straucheln wieder gerade stehen und nach jedem Fall auch wieder aufstehen, früher oder später. Wenigstens, lehrt die Zeit einem wirklich stetig besser damit umzugehen. Jetzt musste sie sich erst mal die Auswertung der Luftanalyse im Labor ansehen, ob sie diesen Chemikaliencocktail endlich in den Griff bekommen haben oder nicht.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »YerYer77« (21. Juni 2014, 16:27)