(04.06.2016)
Zweisamkeit - Pflicht und Familie (Teil 2)
Irgendwie, hellt sich ihre Stimmung nach der Aussprache auch wieder auf. Nur wegen dem Halt, den er ihr wieder vermehrt gibt? Wirklich? Das kommt ihr ziemlich armselig von ihr vor. Sie akzeptiert aber einfach den Punkt, dass sie sich gerade in einem, für sie, unnormalen Zustand befindet, sie etwas anders tickt als sie sollte und sie ihm daher auch mal das „Mehr“ aufbürden kann, ohne sich schlecht zu fühlen. Denn auch wenn er ihr wieder etwas mehr gibt... tut sie das umgekehrt nicht wirklich. Ja, vielleicht mal den Hauch eines Kusses, ehe sie aber eine Mauer davor schiebt, die solider nicht mehr sein könnte. Er hat sich nun mal mit einer Jedi eingelassen. Da sollte er nichts anderes erwarten. Nur weil sie ihre Schwächen hat, wechselt sie ihr Leben für ihn noch lange nicht aus. Es ist eben so, damit muss er nun klar kommen und das tut er, größtenteils. Derzeit, macht sie sich aber allgemein wenig Gedanken über die Problematiken im „Jetzt“. Es ist gerade einfach wie es ist. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen bringt nichts. Sie bleibt größtenteils in der Gegenwart, genießt was da ist, tut was ihre Pflicht, und nötig ist. Damit kann sie leben.
Während sie auf dem Bett liegt und die Decke betrachtet, erinnert sie sich an die Zeit, als sie das kleine Lebewesen in ihr nur durch die Macht wahrnehmen konnte. Es war für sie... seltsam aber doch wunderbar zu spüren. Neues Leben, ist einfach schön wahrzunehmen, egal in wem es entsteht. Das erste mal wo sie dieses Leben aber körperlich spüren könnte, war das noch einen Zacken anders: es war immer noch seltsam, immer noch wunderbar, aber ab da war es noch greifbarer geworden, so eindeutig und unwiderruflich.
Sie schaut zu ihm herunter. Inzwischen kann er die Tritte auch schon spüren. Sein Gesichtsausdruck ist schön anzusehen: Liebe, die mal nicht ihr gilt. Ihre Gedanken ziehen inzwischen mehr in die Zukunft, wenn sie wohin wandern wo sie es nicht sollten: Wenn das Kind geboren ist, wie schnell kann sie wieder auf den Beinen sein? Wird sie es wirklich zurücklassen können, wie sie es will? Wird sie es überhaupt erst gesund zur Welt bringen? Und wenn sie ihm das Kind für die drei Jahre lässt... was wird sein wenn sie es ihm vielleicht doch wieder nehmen muss? Sein Gesichtsausdruck gerade, die Liebe... der Gedanke ihm wieder etwas antun zu müssen schmerzt. Allerdings holt der Schmerz sie auch in die Gegenwart zurück, „jetzt“ ist es gerade schön und jetzt steht auch noch gar nicht fest was sein wird.
Was weniger schön ist, ist dass er sie zu einer Vorsorgeuntersuchung überredet. Da sie selbst Ärztin ist, hatte sie solcherlei bisher gemieden. Sie würde sicher schon spüren wenn etwas ist und wenn nicht sollte es der Scanner zeigen. Was sollte da schon sein? Ihr gefällt es schon so nicht, dass alle ihren Bauch betatschen wollen – auch wenn sie da schon unauffällige Ausweichmanöver entwickelt hat – jemanden da noch freiwillig heranzulassen, ist ihr einfach unbehaglich. So ungern sie das aber einsieht, hat er wohl recht dass es besser ist. Natürlich hat sie auch ihr grundlegendes medizinisches Wissen bezüglich Schwangerschaft und Kind aufgefrischt, und ein ganzes Stück weiter vertieft, aber sie kommt mit ihrem theoretischem Nachschlagen trotzdem an kein Wissen einer Hebamme und eines Arztes ran, die die praktische Erfahrung haben, Kinder zur Welt zu bringen, die Probleme, Risiken und auch das Danach zu betreuen.
Der Besuch beim Doktor bringt also durchaus etwas Sicherheit, und ihrer Liebe, scheint wohl auch irgend einen hilfreichen Tipp bekommen zu haben, da es ihr danach so vorkommt, als falle es ihm jetzt leichter, ihr den Halt zu geben, als noch vor kurzen. Sie hat keine Ahnung was der Arzt ihm sagte, aber irgendwie ist es wohl gut. Schon allein dafür, hat sich der Besuch gelohnt. Bei der Wahl zur Hebamme, folgt sie einfach der Empfehlung von dem Doktor aber das Verhältnis ist anfangs... gespannt. Sie redet mit der Hebamme das was sein muss, aber nicht über mehr als das Nötigste was das „Danach“ angeht, was diese wiederum nicht gerne sieht. Yerana gibt sich Mühe sich mit ihr etwas einzupendeln. Sie würde die Hilfe brauchen, da sollte sie gucken, dass sie mit der Person irgendwie zurande kommt. Die Hebamme drängt ihr aber einfach das Danach auf, an dass sie eben nicht vorzeitig denken will, so dass sie etwas in Abwehrstellung geht. Es gibt sich mit der Zeit aber etwas.
Wenigstens bei einer Sache ist sie recht gemäßigt, in der Schwangerschaft: Ihre Essgelüste. Vermutlich isst sie einfach als Jedi zu gesund, als dass sie ein großes Ungleichgewicht hat, dass nun auszubügeln wäre. Natürlich isst sie etwas mehr und auch bestimmte Dinge etwas häufiger, die dem natürlichen Bedarf einer Schwangeren entsprechen, aber sie entzieht sich den typischen komischen Esskombinationen, die vielen Schwangeren so eigen sind.
Als ihr Schwangerschaftsende näher rückt, merkt sie etwas die Angst. Durchaus auch ein wenig vor den Schmerzen, die da kommen mögen. Sie hat nicht vor die Macht zur Schmerzlinderung zu nutzen. Zum einen, weil es ihr Fehler war, sie die Suppe selbst auslöffeln sollte, zum anderen, weil sie auch nicht sicher wäre in wie weit da ihr Einmischen so gut wäre. Es ist einfach ein natürlicherer Prozess wo dies nun mal dazu gehört. Was, wenn es dann auch noch Komplikationen geben sollte? Er wird aber da sein und ihr helfen und das mildert zumindest ihre Ängste bezüglich der Geburt. Bis dahin, stehen sie das zusammen durch, danach, liegt es an ihr zu tun, was sie tun muss: als Jedi.
Ihre Angst enthält allerdings noch anderes, wo er nicht helfen kann... sie hat Angst vor der Bindung. Sie hat Angst davor dieses kleine Wesen zu sehen, das sie mit ihm erschaffen hat und in ihr wächst. Angst nicht tun zu können was nötig ist. Angst wieder einen Fehler zu machen. Das alles kostet sie soviel... Wenn sie alles tut wie sie es sollte, wird es trotzdem nicht vorbei sein, nicht wahr? Sie wird keine Schere nehmen können und Schnipp machen, und dann ist die Bindung weg, wie man es bei der Nabelschnur machen kann. Die Natur hat da schließlich ordentlich vorgesorgt, damit man kleine unschuldige Kinder nicht im Stich lässt. Der Gedanke lässt sie schaudern. Natürlich will sie sich um das Kind kümmern, aber sie kann nun mal nicht. Es wäre nicht richtig. Alles was sie gelernt hat, spricht dagegen. Da kämpft jetzt schon der Krieg zwischen ihrem Verstand und den Gefühlen, die die Natur ihr nun mal mitgegeben hat. Aber ein anderes Gefühl gibt es da auch noch: Pflichtgefühl und ihre Pflicht geht immer vor, absolut immer, das ist ein dominierender Fakt. Das wird sich niemals ändern: für Niemanden und Nichts, egal was das für sie heißt.
Als sie noch behäbiger wird, verzichtet sie auf Fahrten in die Stadt und macht stattdessen lange Spaziergänge. Sie folgt dem Rat von ihm es nicht zu übertreiben und hält sich auch daran. Dafür ist sie dann viel in seinem Haus und beginnt damit dem Droiden Näharbeiten aus der Hand zu nehmen und sei es Socken stopfen. Allerdings geht die komische Anwandlung noch weiter: sie beginnt zu Nähen. Da nicht mal etwas Nützliches, sondern Stofftiere, für ihr Kind... die ersten zwei Versuche sind aber so potthässlich, dass sie sie entsorgt – was für Materialverschwendung. Wunden Nähen können, oder ganze Kleidungsstücke, ist eben nicht das Selbe wie kreativ etwas zu erschaffen. Dann beschränkt sie sich erst mal auf ein paar kleine Kissen, die bekommt sie hin und schließlich wagt sie sich auch nochmal an die Stofftiere. Das geht mehr oder weniger gut, als sie sich so anstrengt, drei an der Zahl sind es schließlich, die ihren ganz eigenen Touch haben. Sie will ... dem Kleinen einfach irgendetwas hinterlassen. Das fühlt sich schon fast nach einem Zwang an, wo sie aber auch keinen Grund sieht, dagegen anzukämpfen. Es sind nur Stofftiere... er würde groß werden, sie vergessen, oder sie zerfallen ganz von selbst, da sie nun zwar etwas hübschere hinbekommen hat, aber sie noch lange keine super Qualität haben. Also ist nichts dabei.
Er will dem Kleinen von seiner Mutter erzählen, wenn er älter wird. Ihre Gefühle über diese Aussage sind gemischt. Wenn das Kind machtsensitiv sein sollte... wird sie es sowieso holen, ehe das geschieht, wenn nicht... sollte er überhaupt von ihr wissen? Wäre es nicht besser es vergisst sie ganz? Aber bei seinen Worten fehlen ihr auch schlicht mal die Worte. Liebevolles Wesen... die aber als Jedi ihre Pflichten hat. Die wenigsten sehen sie so... Meistens ist sie für viele die hartherzige Jedi, die tut was sie für richtig hält, selbst wenn sie über andere Gefühle hinwegtrampelt wie eine Stampede. Seine Worte wärmen zwar ihr Herz, dennoch würgt sie das Ganze ein wenig ab... noch wissen sie nicht was werden wird. Sie sind sich einig eben jene Problematik auf sich zukommen zu lassen. Sie würde nach der Geburt drei Jahre fern bleiben, und nur früher zurück kommen, wenn es wirklich nicht anders geht.
Sie bemerkt nun am Ende der Schwangerschaft auch, dass er ab und an verschwindet und schließlich ist sie neugierig genug, dem eines Nachts auf den Grund zu gehen, als sie sowieso mal etwas Schlafprobleme hat. Als sie dann das Bettchen, die Wiege in der Scheune findet, fein gearbeitet aus Holz, was er wohl selbst gemacht hat... wird ihr auch wieder Warm ums Herz. Sie würde ihm diese Überraschung nicht nehmen... so tun als hätte sie das nie gesehen. Sie lügt zwar nicht gerne aber in so einem Fall... kann sie diese sogenannte Notlüge, eher das Verschweigen, doch mal mit einem Lächeln annehmen.
Die Scheinwehen häufen sich schließlich. Es pendelt sich zwischen „sich daran gewöhnen“ und der Nervosität ein, dass es nicht mehr lange dauern kann. Er ist das erste mal aus dem Bett gesprungen... oder war es sie selbst?... aber auf jeden Fall ist seine Unruhe nun deutlich, die sie spürt und sogar sehen kann, wegen seinem Gehibbel, umso häufiger diese Scheinwehen sie überraschen. Das ihn mal etwas aus der Ruhe bringen kann, lässt sie sogar etwas Schmunzeln, auch wenn sie es nur zu gut nachvollziehen kann.
Als sie eines Nachts nicht schlafen kann, wieder etwas verspürt, weiß sie was das ist. Allerdings, lässt sie sowohl ihn als auch andere noch schlafen. Es ist noch nicht soweit, es könnte noch Stunden dauern bis die eigentliche Geburt kommt und sie vertraut sich, ihrem Körpergefühl und ihrem Gespür noch genug, damit sie weiß wann es Zeit ist. Sie würde ihm rechtzeitig darüber in Kenntnis setzen. Das davor kann sie alleine ausstehen. Er tut schon genug für sie.
Schließlich allerdings, ist der Zeitpunkt gekommen und sie weckt ihn. Er fragt noch verschlafen ob sie sich sicher ist, als sie das aber etwas schmerzlicher bestätigt, als vor gehabt, springt er geradezu aus dem Bett, informiert den Doktor und die Hebamme und trägt das benötigte zusammen. Sie würde hier gebären, das nächste wirkliche „Krankenhaus“ war weiter weg, so man es überhaupt so nennen mochte. Da hatte man sich entschieden, mit dem vorlieb zu nehmen, was da ist.
Er ist an ihrer Seite, als alles hergerichtet ist und dafür ist sie dankbar. Das letzte mal, dass sie diesen Halt dringend brauchen wird... andrerseits beruhigen sie sich wohl auch gegenseitig etwas. Als der Doktor ankommt, bekommt sie von diesem einen bösen Blick, da sie schon fast bis zu den Presswehen gewartet hat, ehe sie andere informiert hat. Das übergeht sie aber gekonnt. Vorher war es nicht nötig, Punkt. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit aber in Wahrheit ist sie wohl eher so um die 20 Minuten dabei, bis der Kopf des Kindes schon mal das Licht der Welt erblickt. Nicht ohne dass sie unbewusst dem Herr Papa diese Kindes, Macht verstärkt die Hand quetscht. Sie hat sich so darauf festgelegt keine schmerzstillende Heilung zu verwenden, dass sie an was anderes nicht gedacht hat. Der Macht sei dank, verstaucht sie ihm da aber nichts oder gar Schlimmeres. Ein paar weitere Minuten verstreichen... aber dann ist es geschafft und der erste Schrei des Kindes, erfüllt das Schlafzimmer...
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Deikan« (4. Juni 2016, 15:21)