Kapitel 3 Aufbruch
Der Beginn einer Reise
Tython – 10NVC
„Ihr trainiert die Idealform?“
Mira hatte bereits bemerkt, dass sich ihr jemand näherte. Die Präsenz der Person in der Macht war mehr als deutlich. Sie führte die Bewegung der Kampftechnik zu Ende aus, ging in Grundstellung und deaktivierte dann ihr Lichtschwert. Nach einigen Augenblicken, drehte sich Mira zu der Person um, die sie angesprochen hatte.
„Ja, Meisterin Shan.“
Die Großmeisterin des Jedi-Ordens stand auf einer kleinen Erhebung, die am Rande der Wiese lag auf der Mira trainiert hatte, doch selbst ohne diese erhöhte Position war Satele Shan eine beeindruckende Erscheinung. Nicht durch ihre Körpergröße oder Statur, sondern durch ihre pure Ausstrahlung.
Die ältere Frau lächelte die junge Jedi an.
„Ist die Idealform nicht eher etwas für die Jünglinge?“
Kurz sah Mira zu Boden, um zu überlegen, wie sie antworten sollte. Es stimmte, die Idealform wird den Jünglingen beigebracht um sie auf die spätere Realform des Schwertkampfes vorzubereiten, der Form, die man im Kampf benutzt.
„Nun, es stimmt, die Idealform ist das erste was man als Jedi lernt, doch sie ist die Grundlage aller späteren Kampftechniken. Aber wenn man die Grundlagen nicht perfekt beherrscht, nützt einem das spätere Training nichts, Meisterin.“
Satele nickte.
„Eine gute Antwort, Mira Koos.“
Mira ging den kleinen Hügel hinauf, währenddessen befestigte sie ihr Schwert an ihrem Gürtel.
„Meisterin Shan, Ihr seid doch sicher nicht hier heraus gekommen, um mit mir über den Schwertkampf zu philosophieren. Was kann ich für Euch tun?“
Wieder lächelte Satele.
„Nein, Ihr habt Recht, junge Jedi. Wobei ich sagen muss, dass ich euch schon länger beobachte und sich euer Schwertkampf gut entwickelt hat. Ihr seid vom Soresu-Stil abgekommen?“
Mira nickte, während sie neben der Großmeisterin herlief.
„Ja, er ist zu defensiv und bietet damit zu wenige Möglichkeiten, ich habe mich nun für den Ataru-Stil entschieden. Er kommt meiner Agilität mehr entgegen.“
Die Großmeisterin sah Mira interessiert an.
„Denkt Ihr, Ihr werdet das bald brauchen? Ich meine so einen offensiven Stil? Immerhin herrscht Frieden.“
„Das ist kein Frieden, Meisterin und das wisst Ihr. Überall brechen Konflikte aus. Die Galaxie ist ein Pulverfass und es fehlt nur noch ein kleiner Funke, damit es explodiert.“
Die Großmeisterin atmete hörbar aus.
„Ja, ihr habt Recht, Mira. Habt ihr eine Idee, wo dieser Funke entstehen könnte?“
Mira war sich nicht sicher, worauf das hier hinauslief. Wieso fragte die Großmeisterin des Ordens gerade sie danach? Sie entschloss sich, das Spiel erst einmal mitzuspielen, sie war interessiert, was dabei herauskam.
„Nun, es gibt viele kritische Situationen. Alderaan zum Beispiel könnte ein Auslöser werden. Dort herrscht Bürgerkrieg und die Republik sowie das Imperium unterstützen anscheinend jeweils eine der Familien, die einen Anspruch auf den Thron erheben.“
„Denkt ihr, wir sind bereit für einen neuen Krieg?“
„Nein, Großmeisterin. Weder die Republik noch die Jedi scheinen bereit, es erneut mit den Sith aufzunehmen. Leider zeigt die Geschichte, dass Kriege selten warten, bis beide Seiten bereit sind. Das Imperium erstarkt immer weiter, während sich die Republik mit inneren Streitereien abmüht. Die Sith belagern ehemals freie Welten um sie dazu zu bewegen sich dem Imperium freiwillig anzuschließen und der Republik sind die Hände gebunden.“
„Ja, das stimmt und doch müssen wir den Krieg soweit wie möglich verzögern, wenn wir ihn schon nicht vermeiden können.“
Darin stimmte Mira mit Satele Shan überein, sie sah sie an.
„Aber wir müssen doch trotzdem etwas unternehmen können, um den belagerten Welten zu helfen. Ich frage mich schon eine Weile, wie die Planeten überhaupt so lang Widerstand leisten konnten. Wo bekommen sie die Güter her um sich zu versorgen?“
Jetzt sah die Großmeisterin die junge Jedi an.
„Das ist der Grund, warum ich zu Euch gekommen bin.“
Jetzt wurde es interessant! Mira blieb stehen, doch die Großmeisterin ging weiter und Mira beeilte sich, wieder auf gleiche Höhe mit ihr zu kommen.
„Es gibt eine Gruppe, die diese Welten mit Waren versorgt. Eine Gruppe von Schmugglern.“
Bevor Mira etwas Abweisendes sagen konnte hob Satele die Hand und sprach weiter.
„Sie versorgen die belagerten Welten und helfen so der Republik. Seid nicht voreilig mit eurem Urteil. Ja, sie sind Schmuggler und gehen damit einer illegalen Tätigkeit nach, doch manchmal heiligt das Ziel die Mittel. Ohne sie wären bereits viele Welten gefallen. Doch nun bekommen sie Probleme, der imperiale Geheimdienst ist auf sie aufmerksam geworden und ich denke, sie könnten unsere Unterstützung gebrauchen.“
„Ich verstehe. Und ihr denkt, ich könnte ihnen helfen?“
„Nun, ihr seid diplomatisch, habt einen scharfen Verstand und habt das Verlangen etwas zu tun. Ich möchte euch jedoch nicht den offiziellen Auftrag erteilen, denn das darf ich nicht. Wir dürfen natürlich keine illegalen Aktivitäten unterstützen.“
„Natürlich.“
„Also, was sagt Ihr?"
Mira musste kurz nachdenken. Der Auftrag könnte ziemlich lang dauern und natürlich konnte sie keinen Schüler aufnehmen, während sie auf dieser Mission war. Allerdings wollte sie der Republik helfen. Sie schloss die Augen und lauschte der Macht und ihrem Herzen. Nach einiger Zeit sah sie die Großmeisterin an, sie war zu einem Entschluss gekommen.
„Ich tue es.“
„Gut, Mira Koos. Reist nach Tatooine, dort werdet ihr die Leute finden. Mehr kann ich euch auch nicht sagen. Ihr solltet allerdings mit einem zivilen Schiff reisen und so wenig Aufmerksamkeit erregen, wie möglich.“
„Selbstverständlich. Ich denke, ich werde erst nach Coruscant gehen und dann von dort aus weiter nach Corellia, um dann nach Tatooine aufzubrechen.“
„Gut. Wir werden wohl keinen Kontakt halten können, denn das könnte die Organisation korrumpieren. Reist ab, wenn Ihr bereit seid. Möge die Macht mit Euch sein!“
Mira nickte. Sie hatte einen neuen Auftrag und der würde sie für eine lange Zeit vom Orden trennen, das war ihr klar. Doch sie hatte geschworen die Republik zu schützen und das war die beste Möglichkeit, die sich ihr dazu bot.
Sie verneigte sich leicht vor der Großmeisterin und kehrte dann zum Tempel zurück um ihre paar Sachen zu packen, die sie ihr Eigentum nannte. Es war nicht viel, etwas anzuziehen, etwas zum Lesen und ihre Meditationskerzen. Sie musste sich etwas beeilen, wenn sie das nächste Schiff noch erreichen wollte, das nach Coruscant aufbrach.
Kurz bevor sie einstieg drehte sie sich noch einmal um und blickte zurück auf die Gebäude bei deren Errichtung sie mitgeholfen hatte und die ihr eine Heimat geworden waren. Sie würde sie lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dann drehte sie sich um und stieg die Rampe nach oben.