Mira erwachte früh an diesem Morgen, sie war etwas aufgeregt und freute sich bereits auf den Unterricht bei Meister Dra'way.
Sie duschte schnell, und lief dann in den Speisesaal. Es gab bereits etwas aber der Saal war größtenteils leer. Nach einem kleinen Frühstück ging sie zur Morgenmeditation. Sie war die Erste dort und ohne die sonst übliche Ablenkung durch andere Anwärter fand Mira, trotz ihrer Aufregung, ungewöhnlich schnell in die Meditation.
Irgendwie spürte sie, das das ein denkwürdiger Tag werden würde, wusste aber nicht wieso.
Als sie nach geraumer Zeit ihre Meditation beendete, saßen die anderen Schüler ihrer Klasse um sie herum und hatten die Augen geschlossen. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sich der Raum gefüllt hatte.
Mittlerweile stand es den Anwärtern frei, sich ihre Meditation selbst einzuteilen, solang sie sie durchführten. Außerdem war der Unterricht für die Zeit des Turnieres ausgesetzt worden, zumindest für die höheren Klassen.
So verneigte sich Mira vor dem Tempellehrer, der die Meditation beaufsichtigte und verließ die Meditationskammer, um in den Lichtschwerttrainingssaal zu gehen.
Dort angekommen, öffnete sie die Tür und sah fast erschrocken, das Meister Dra'way sich mit dem Jedi unterhielt, mit dem sie gestern bei dem Turnier gesprochen hatte.
Sie verneigte sich vor Beiden, wie es sich gehörte.
„Guten Morgen, Meister!“ Plötzlich fühlte sie sich nervös, die Ruhe nach der Meditation war verschwunden.
Meister Dra'way nickte ihr zu.
„Mira, du bist früh. Ich habe mich gerade mit Meister Crahn über Dich unterhalten. Er würde unserem Training gern als Beobachter beiwohnen. Du hast doch sicher nichts dagegen.“
Mira sah von Meister Dra'way zu Meister Crahn.
So hieß er also.
Sie überlegte kurz, was sie sagen sollte. Bloß nicht! Schoß ihr durch den Kopf, während sie immer nervöser wurde. Stattdessen antwortete sie zögernd.
„Es... wäre mir eine Ehre!“
Crahn nickte und setzte sich dann an den Rand, während Mira ein Trainingslichtschwert holte. Sie sah den Jedi-Meister an. Was hatten die beiden wohl über sie gesprochen?
Als Mira wieder in der Mitte des Übungsbereiches angekommen war, stellte sich Meister Dra'way an dessen Rand und nickte ihr zu.
„Ich würde gern die Kadenzen sehen. Fang an!“
Mira nickte und aktivierte das Lichtschwert. Sie ging alle Bewegungen durch, die sie in den letzten Jahren gelernt und verinnerlicht hatte. Die Mirialanerin versuchte sich so gut es ging darauf zu konzentrieren, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Meister Crahn und was er hier wollte. Trotz der Ablenkung schien Dra'way mit ihrer Vorführung zufrieden zu sein. Er nickte, als sie geendet hatte.
„Sehr gut Mira! Verbesserungswürdig, aber dennoch sehr gut.“
Sie lächelte den Meister an und sah dann kurz zu Crahn, der sie emotionslos ansah, ihr aber zunickte. Sie war also doch nicht so schlecht, wie sie immer gedacht hatte. Das gab ihr neuen Mut.
„Nun trittst du gegen mich an, Mira.“ meinte der Dra'way. „Ich werde auch ein Trainingslichtschwert verwenden.“
„Verstanden, Meister Dra'way!“ gab sie zurück und ging in Ausgangsstellung.
Der Jedi tat es ihr gleich und griff sie dann an. Sie versuchte sich zu verteidigen, doch schnell merkte sie, das er sie nur mit einem kleinen Bruchteil seines Könnens bedrängte.
So gut sie konnte, folgte sie den erlernten Bewegungen, immer darauf bedacht, bei ihrer Ausführung keinen Fehler zu machen. Doch schon nach wenigen Sekunden traf der Meister sie an der Hand und sie musste ihr Lichtschwert fallen lassen. Wieder war sie besiegt worden, auch wenn sie es nicht als schlimm empfand. Immerhin war ihr Gegner ein Jedi und noch dazu der Schwertkampflehrer des Tempels. Es wurmte sie.
Mira sah zu Meister Crahn, doch der schüttelte nur leicht den Kopf.
Sie hob ihr Schwert wieder auf, die leichte Verbrennung an ihrer Hand war nicht weiter schlimm.
Dra'way kam auf sie zu.
„Mira, du musst dich der Macht öffnen. Du denkst zu viel an die erlernten Bewegungen, lass die Macht deine Bewegungen leiten, nicht deinen Kopf. Du erinnerst dich doch sicher an die ersten Übungen mit den Trainingssonden.“
Mira nickte.
„Ja Meister Dra'way. Die Schüsse abzuwehren, ohne sie zu sehen.“
„Genauso musst du auch jetzt handeln, vertraue auf die Macht, sie wird Dich leiten. Gib dich ihr hin. Dein Körper kennt die Kadenzen, die Bewegungen, er wird sie ohne dein Zutun ausführen, wenn du dich öffnest.“
Mira nickte, sie glaubte verstanden zu haben, was ihr der Meister sagen wollte. Wieder ging sie in Ausgangsstellung und wieder griff sie Meister Dra'way an.
Sie versuchte sich so gut es ging zu verteidigen, doch statt an die Kadenzen zu denken, dachte sie an die Worte des Meisters und an das, was Meister Crahn über sie dachte und der Kampf war noch schneller vorüber, als der Erste.
Dra'way seufzte und Mira ließ die Schultern hängen. Das hätte so ein guter Tag werden können, doch nun lösten sich ihre Hoffnungen in Wohlgefallen auf. Sie würde nie ein Padawan werden, geschweige denn eine Jedi.
Sie sah traurig zu Boden, wusste nicht was sie sagen sollte, als sie plötzlich von ihrem Gefahrenbewusstsein förmlich angeschrien wurde.
Sie sah nur noch, wie etwas über sie hinwegflog und ein Lichtschwert auf sie herab fuhr. Ohne einen bewussten Gedanken riss sie ihr Trainingslichtschwert hoch und schaffte es gerade noch, den Hieb zu parieren. Sie schrie völlig überrascht auf und wich zurück.
Meister Crahn, der vor ihr stand, schrie sie an.
„Verteidige Dich!“
Und schon führte er den nächsten Schlag aus, viel schneller, als es Dra'way getan hatte. Und wieder riss Mira instinktiv ihr Schwert herum. Sie hatte kaum Zeit an irgendetwas zu denken, immer wieder schlug der Jedi zu und irgendwie schaffte Mira es, die Schläge zu blocken.
Plötzlich fiel ihr auf, das die Macht ihr sagte, von wo der nächste Hieb kam und sie gab sich dieser Gewissheit hin. Sie öffnete sich immer mehr diesem Gefühl und verdrängte alle Gedanken.
Irgendwann schwelgte sie förmlich in der Macht, ihr Muskeln protestierten, doch sie schob auch dieses Gefühl beiseite. Sie sprang, duckte sich, machte Salti, immer auf die Macht vertrauend.
Genauso plötzlich wie er angegriffen hatte, ließ Meister Crahn von Mira ab. Sie sank erschöpft auf ein Knie und sah den Jedi-Meister, lächelnd an.
„Danke! Ich habe es jetzt verstanden.“ sagte sie keuchend.
Der Jedi nickte und reichte ihr eine Hand um ihr aufzuhelfen, sie nahm das Angebot an.
Er lächelte ihr zu, auf seiner Stirn war nicht mal ein wenig Schweiß zu sehen und er schien sich kaum angestrengt zu haben.
„Nun lass uns sehen, was wir gegen Meister Dra'way ausrichten können.“
Schweiß rann von Miras Stirn und ihre Robe war völlig durchnässt, doch sie nickte Meister Crahn zu und aktivierte ihr Lichtschwert.
Gemeinsam verteidigten sie sich gegen Dra'way. Der Schwertkampflehrer griff abwechselnd Mira und Crahn an und auf eine Weise, die sie nicht ganz verstand, aber genoss, wusste sie bereits vorher, was Meister Crahn tun würde und reagierte instinktiv darauf. Sie blockte Angriffe auf den Meister und er blockte Angriffe, die ihr gegolten hatten. Das Band, das Mira spürte, wurde immer stärker.
Irgendwann stellte Dra'way die Angriffe ein. Mira war völlig am Ende ihrer Kräfte, sie deaktivierte ihr Lichtschwert und versuchte sich zu verneigen, doch ihre zitternden Beine gaben unter ihr nach und sie sank, nach Luft japsend auf die Knie.
Sie brauchte einige Minuten, bis sie wieder aufsehen konnte. Aber als sie es tat, strahlte sie über das ganze Gesicht. Sie sah dankbar Meister Dra'way an, der ihr zunickte und dann wortlos der Raum verließ.
Meister Crahn jedoch blieb bei ihr und sie versuchte aufzustehen, doch ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Der Jedi ging vor ihr in die Hocke.
„Du hast gut gekämpft, Mira.“
„Danke, Meister Crahn. Danke! Ich habe endlich verstanden, was ich tun muss. Aber da war noch etwas Anderes beim letzten Kampf.“ ihre Sprache war abgehackt und keuchend.
Der Meister nickte.
„Ja, Mira. Ich habe es auch gespürt. Schon gestern auf der Tribüne. Doch ich wusste nicht, ob du schon bereit warst.“
Sie sah ihn fragend an.
„Bereit wofür?“ sie war zu kaputt, um noch klar denken zu können. Ihr Hirn war wie in Watte gepackt.
„Bereit ein Padawan zu werden. Mein Padawan.“
Ganz langsam drangen seine Worte in ihren Geist vor.
Padawan werden. Sein Padawan! Ihr schwirrte der Kopf.
„Und... bin ich bereit?“ fragte sie vorsichtig.
„Ja, das bist du. Mira, willst du mein Padawan sein?“
Sie war überwältigt. Ihre Arme, auf die sie sich stützte gaben beinahe unter ihr nach.
„Na... Natürlich Meister Crahn! Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mich annehmen würdet.“
Ihr wurde beinahe schwindelig und sie musste zu Boden sehen. Plötzlich kam ihr die Geschichte mit der Levitation in den Sinn und sie musste beinahe anfangen zu lachen, es war so einfach wie damals und sie war wieder zu dumm gewesen, das zu erkennen. Mira riss sich zusammen, die schmerzenden Muskeln und die Luftnot waren auf ein mal vergessen und sie stand schwankend auf. Sie widerstand dem Drang, sich an dem Meister, ihrem Meister abzustützen und sah ihm in die Augen.
„Ich werde Euch nicht enttäuschen, Meister.“