Tag 4, geheimnisvolle Kanalisation
Sarinah blickte während dem Unterricht immer mal wieder raus. Es war wärmer geworden und der Schnee fing an zu schmelzen. Die Schneedecke auf den Häuserdächern war schon mit den ersten Sonnenstrahlen lichter und dünner geworden. Zum Mittag fielen dicke Schneebrocken von den Dächern.
Der Pausenhof stand mindestens fünf Zentimeter unter Wasser. In den Pausen waren auch alle Schüler im Gebäude geblieben. So hatte Sarinah sich nicht bei Sina erkundigen können, wie die Klausuren waren. Das könnten sie im Busshuttle besprechen.
Von Goran hatte Sarinah erfahren, dass sie erneut in die Kanalisation wollten. Sicherlich war der Waldboden nun richtig nass und schlammig und vielleicht war sogar Wasser durch das Gitter getreten.
Sarinah hatte anhand von Karten heraus gefunden, dass die Kanalisation neben, oder unter dem Fluss liegen musste. Eine Kanalisation war aber nie eingezeichnet worden.
Nach der Schule stapften die beiden Mädchen durch das Wasser und aßen zu Mittag. Danach lernten Sina und Sarinah wieder, wobei letztere keine Hausaufgaben mehr machte und die Zeit damit verbrachte, Sina bei den nächsten Klausuren zu helfen. Die Chancen standen gut, dass sie in die zehnte Klasse gehen könnte.
Sie trafen sich mit den Jungs an der Brücke, die über den Fluss zum Wald führte.
Der Boden war ziemlich aufgeweicht und Sina wollte schon umdrehen. Am Ende siegte dann aber die Neugierde, etwas unbekanntes zu entdecken. Und der Einwand von Goran, dass sie sowas ja auch in einem eigenen Raumschiff erleben wollte.
Die beiden hielten wieder Händchen und Sarinah spähte immer wieder zu ihnen rüber, ließ Quey'tek fallen und weitere ihre empathischen Fühler aus. Sina schwebte wie auf rosa Wolken und diesmal spürte sie auch bei Goran deutliche Zuneigung. Er war vielleicht nicht so Hals über Kopf verliebt wie Sina, aber er hatte durchaus Interesse an dem Mädchen.
Sarinah lächelte still vor sich hin, bis sie merkte das Sina das Tempo weiter antrieb. Und ihr dämmerte, das es daran lag, das Sina ihre Aura wieder spüren konnte. Nachdem sie diese verschleierte, verlangsamte auch Sina ihr Tempo wieder, versuchte nicht unbewusst, von Sarinah weg zu kommen.
Dennoch waren Timo und Sarinah etwas zurück gefallen.
Der Junge blickte zurück und murmelte leise: „Ich hoffe, der Fluss tritt nicht über die Ufer, sonst aktivieren sie die Energiewände.“
Sarinah blieb einen Moment stehen, dann nickte sie. „Es gibt sicher Schlupflöcher, wenn man sieht, das Leute auf der Brücke sind. Ich glaube nicht, dass sie die Stadt komplett abschotten.“
Timo bewegte nachdenklich den Kopf, deutete dann zu Sina und Goran. „Holen wir sie ein.“
Die Twi'Lek erhöhte ihr Tempo, was aufgrund des matschigen Bodens nicht ganz so einfach war. Tirza würde fürchterlich schimpfen, so wie die Stiefel aussahen.
Am Gitter zur Kanalisation angekommen, leuchtete Goran zuerst hinein. „Ist etwas nass dadrin geworden. Aber wir wollten ja eh rechts gehen.“
Die Gruppe ging mit zügigen Schritten nach rechts, während die Stiefel in den kleinen Rinnsal traten. Goran konnte es sich nicht verkneifen, seltsame Geräusche zu machen und Sina war wieder kurz davor, abzudrehen.
Es ging langsam, aber stetig eine Steigung hoch. Nach etwa 30 Metern weitete sich der Gang und machte eine Abzweigung.
Unschlüssig leuchtete Timo erst in den rechten, dann in den linken Gang. Von links kam etwas mehr Wasser runter, nicht viel, aber es veranlasste die Gruppe letzten Endes, den rechten Gang zu nehmen.
„Warum fließt hier Wasser?“, fragte Sina und umklammerte mittlerweile den Arm von Goran.
„Es gibt in regelmäßigen Abständen Leitern, die nach oben führen. Sicher sind dort Gulli, durch die das Wasser kommt.“, erklärte Sarinah.
Die Lampen von Timo und Goran bewegten sich zu den Wänden und sie fanden eine dieser Leitern.
„Tatsache. Ganz schön aufmerksam für eine Twi'Lek.“, bemerkte Goran.
„Für eine Twi'Lek? Was soll das denn heißen?“, hakte Sarinah nach.
Goran erwiderte nichts darauf. Niemand. Sie waren alle zu überrascht, wie hoch die Decke mittlerweile war. Es wurde nicht bemerkt und die Strahler der Lampen reichten nun nicht mal nach ganz oben.
„Wir sollten umkehren.“, flüsterte Sina.
„Es ist eh spät geworden.“, stimmte Timo zu.
Goran leuchtete noch mal in den Gang hinein, dann ging er ein paar Schritte vor. „Ach du meine Güte, da zweigt sich schon wieder der Kanal. Das Ding ist größer, als ich dachte.“