Aufbruch
Es war früher Morgen, trotzdem war der Jeditempel auf Tython schon mit regem Leben erfüllt. Anwärterklassen kamen von der Morgenmeditation, Padawane unterhielten sich mit ihren Meistern oder untereinander, Bedienstete gingen ihren Aufgaben nach. Es war wie immer um diese Uhrzeit und wie immer war es Mira zu belebt. Sie hatte zugestimmt Jedi Soley und Padawan Telemnar bei einer Sache zu helfen, einer schwierigen Sache, für die sie selbst üben und meditieren musste. Also zog sie sich in eine der Meditationskammern des Tempels zurück. Die Jedi dimmte das Licht, setzte sich in die Mitte der kleinen, runden Kammer und begann zu meditieren. Sie öffnete sich der Macht, lies sich von ihr durchströmen und versuchte das, was sie in den letzten Tagen in den Archiven gelesen hatte umzusetzen.
Wie immer, wenn Mira sich der Meditation hingab, erweiterte sich das Netz der Linien, welche sie in der Macht sah. Der kleine Raum, der sie in ihrer Machtwahrnehmung immer umgab, wuchs je tiefer sie in der Meditation versank. Jede Linie stand für ein Lebewesen, jede der vielen Farben für eine Beziehung zu Mira selbst. Die Intensität der Linien entsprach der Stärke in der Macht. Hier im Tempel waren viele Linien hell, einige fast gleißend. Je weiter sich der Raum ausdehnte, desto weniger standen in Beziehung zu der Jedi und mit größerer Entfernung verblassten die Linien langsam und verschmolzen mit dem Hintergrundrauschen der Macht. Eine Linie jedoch, sehr vertraut aber sehr weit entfernt, im Realraum viele tausend Lichtjahre, war deutlich auszumachen. Die Mirialanerin lächelte unbewusst, wenngleich sie Trauer spürte. Diese Linie, so nah und doch so fern, gehörte ihrer ehemaligen Padawan Yeruscha. Mira war froh, dass die Zabrak noch lebte aber gleichzeitig betrübt, dass sie nicht mehr bei ihr war. Die Jedi schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf ihre Übung. Yeruscha ging nun ihren eigenen Weg, auch wenn es Mira manchmal noch schwer fiel, das zu akzeptieren.
Nach einer Weile spürte die Jedi eine ganz leichte Vibration in der Macht, erst wollte sie sie ignorieren und ihre Übung fortsetzen, doch dann sah sie, wie sich ihr eine Linie näherte. Mira verschob ihre Aufmerksamkeit etwas auf diese Linie, die Farbe sagte ihr, dass ihr die Person, die die Linie repräsentierte, fremd und doch bekannt war. Sie hatten sich nie kennen gelernt aber doch war der Anblick vertraut. Vielleicht einer der Bediensteten des Tempels, auf keinen Fall aber ein Machtanwender. Dafür war die Linie viel zu dunkel. Jetzt, wo sich die Mirialanerin auf die Person konzentrierte, spürte sie eine leichte innere Zerrissenheit. Die Person stand vor der Kammer, ungeduldig, nicht wissend, was sie tun sollte. Mira spürte, dass diese Person mit ihr sprechen wollte, es schien ihr sehr wichtig, andererseits wollte sie die Jedi keinesfalls bei der Meditation stören, nicht ahnend, dass sie das bereit getan hatte. Mira schmunzelte leicht und zog sich langsam aus ihrer tiefen Meditation zurück, die Linien verblassten und der Raum schrumpfte, als sie die Augen öffnete befand sie sich in der kleinen Kammer, sie brauchte einen Moment um ihre Sinne wieder an die Realität zu gewöhnen, also blieb sie noch kurz sitzen, kürzer als sonst, denn sie wollte die Person, die sie so dringen sprechen wollte, nicht länger als nötig warten lassen. Als die Mirialanerin sich erhob, schwankte sie etwas, sammelte sich kurz und öffnete dann die Tür der Meditationskammer.
Wie vermutet stand ein Bediensteter des Ordens davor. Der junge Mann, Mira schätze ihn auf vielleicht 20 Standardjahre sah sie überrascht an. Er war sicher einen Kopf kleiner als sie und wirkte recht schmächtig. Sie erwiderte den Blick freundlich. „Ihr wolltet mich sprechen?“ Nun schien der Mann noch etwas verwirrter, er verneigte sich unnötig tief, wohl um sich ein paar Momente zum Sammeln zu verschaffen, dann sah er der Jedi in die Augen. „Ja, Meisterin Jedi. Der hohe Rat schickt mich. Ihr hattet euer Komlink deaktiviert, der Rat wünscht Euch zu sprechen, also schickten sie mich.“ Mira lächelte, der Bedienstete schien wirklich noch nicht lang hier zu sein, er war nervös und sprach schnell, schien die Sache schnell hinter sich bringen zu wollen. Innerlich schmunzelte die Jedi darüber, auch wenn sie es sich nicht anmerken lies. Sie nickte einfach freundlich. „Na dann will ich den hohen Rat mal nicht warten lassen. Ich mache mich sofort auf den Weg. Habt Dank!“
Mira verneigte sich leicht vor dem Mann, nickte ihm noch einmal dankend zu und machte sich auf den Weg zum Saal des hohen Rates. Im Gehen spürte die Jedi, wie sich der Mann deutlich entspannte, froh diese Aufgabe hinter sich zu haben. Wirkte sie so einschüchternd auf Andere? Wieder schmunzelte sie, doch diesmal ließ sie zu, dass das Schmunzeln ihre Lippen erreichte.