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1

Samstag, 1. Dezember 2012, 17:37

Familie Numa

Das Schiff fliegt sich gut. Schon fast zu gut. Es ist wendiger, als die anderen Schiffe der Defender Klasse. Oder bilde ich mir das bloß ein?
Der Flug von Tython bis Coruscant dauert nicht lange. Dennoch hat sich meine Tante für die Dauer des Fluges in ihr Zimmer zurück gezogen. Sie hat mir nicht mal beim Start über die Schulter geschaut, wie es die anderen Jedi immer tun. Erst recht, wenn ich zum ersten Mal ihr Schiff fliege. Aber sie ist da anders. Vermutlich, weil ihre Defender schon häufiger in der Reparatur war. Das merke ich an den Sitzen, auch ein Pult ist relativ neu. Vermutlich ist es auch erst frisch aus einer Werft raus und fliegt sich deswegen so toll.
Ich bin versucht ein paar Schrauben zu drehen, lasse es dann aber doch.
Meine Gedanken eilen dem Schiff voraus nach Coruscant. Wie wird meine Familie reagieren, wenn sie mich wieder sehen? Oder meine Tante? Wir waren die letzten 10 Jahre von der Familie getrennt, ohne Kontakt zu ihnen. Bei mir führte es dazu, das ich vergaß, woher ich komme. Und meine Tante? Hat sie vergessen? Vermutlich nicht.
Freude und Enttäuschung wird sicherlich sehr groß sein. Ich muss weiter an meinem Schild üben, nicht das ich auch anfange zu weinen, weil mich die Gefühle übermannen. Das wäre mir total peinlich. Ich mag es nicht, wenn mich die Gefühle von anderen so sehr beeinflussen, dass ich meiner eigenen Gefühle nicht mehr Herr bin. Oder schlimmer: Das ich nicht mal merke, dass das nicht meine Gefühle sind, die ich da spüre. Das ist am schlimmsten.
Aber ich werde doch spüren, wenn ich mich freue, sie zu sehen, oder?
Meine Hände sind richtig nass und die Finger zittern leicht, wenn ich sie ausstrecke. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so nervös war. Im Stillen wünsche ich mir, ich hätte mich auch zurück ziehen können.
Der Orbit von Coruscant kommt immer näher und ich bin froh, als ich das Schiff der Landekontrolle anvertrauen kann. Das gibt mir ein paar Minuten Zeit, um durchzuatmen, zu mir zu kommen. Mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Es geht hier darum, dass meine Tante und ihr Bruder sich wieder vertragen. Und darum, meinen Großvater zu heilen, so es denn möglich ist.
Natürlich wird es möglich sein, der Macht sind keine Grenzen gesetzt. Und wenn ich merke, dass die Jedi Heiler ihm helfen können, dann muss ich nur einen rufen.
Ich hatte vor meiner Abreise mit den Heilern in den Hallen der Heilung gesprochen. Sie gaben mir ein Medipack mit. Größer als die, die ich mit auf Missionen nehme. Da sind sogar Geräte drin, mit denen ich nach bestimmten Krankheiten suchen kann, oder mit denen man den Körper durchleuchtet, Knochen, Nerven und anderes sieht. Richtig tolle Sachen sind da drin. Aber auch sehr empfindlich. Ich glaube, so ein Medipack wird nicht oft raus gegeben.
Meine Brust schwillt ein wenig an und ich merke, dass ich ein wenig stolz darauf bin, dass man mir diese teuren Geräte anvertraut. Aber mittlerweile bin ich auch schon lange genug dabei. Vier Jahre schon, fast fünf.
Ich versuche vergeblich, meine Hände an der Hose trocken zu reiben. Die Aufregung will einfach nicht verschwinden. Also atme ich ein paar Mal tief durch. Das hilft ein bisschen. Doch dann kommt meine Tante ins Cockpit und mein Herz schlägt mir schon wieder bis zum Hals.
„Das Schiff ist ja noch ganz.“, witzelt sie und schaut sich im Cockpit um.
„Noch sind wir ja nicht gelandet.“, erwidere ich leise, etwas verklemmt.
Meine Tante sieht mir in die Augen. Einer dieser prüfenden Blicke, bei denen ich das Gefühl habe, ich stehe nackt vor einem Jedi. Wenn ich denke, dass man mir gerade auf den Grund meiner Seele gucken kann.
„Lächle mal für mich.“, bittet Marlinah.
Ich kann sie nur irritiert angucken. Warum soll ich lächeln? Ich lächle nur noch selten. Seit der Sache auf Alderaan, als ich meinen zweiten Meister verlor.
„Nicht traurig gucken, Sarinah, lächeln.“, sagt sie sanft, beinahe mütterlich.
Doch ich kann nicht lächeln. Meine Mundwinkel bewegen sich kein Stück nach oben. Geht ja auch nicht, weil ich meine Zähne fest aufeinander drücke.
Meine Tante klopft mir kurz auf die Schulter, dann wendet sie sich ab. „Wir treffen uns draussen.“

2

Sonntag, 2. Dezember 2012, 10:11

Ich brauche etwas, um mich zu sammeln und bin froh, das sie vorgeht. Ich muss öfter tief und gleichmäßig durchatmen, wie noch ein paar Minuten zuvor. Aber dann geht es wieder.
Ich fahre die Systeme im Cockpit runter, greife nach dem Medipack und gehe raus.
Im ersten Moment habe ich das Gefühl, alleine auf der Landeplattform zu stehen. Ich sehe meine Tante gar nicht. Ich ging davon aus, sie stünde an der Rampe des Schiffes.
Mir sinkt das Herz in die Hose und ich bleibe mitten auf der Rampe stehen, durchsuche die Menge, die hin und her geht.
Dann sehe ich sie. Im Cockpit hatte ich gar nicht bemerkt dass sie sich in ihrem Zimmer umgezogen hatte. Sie trägt ein einfaches, braunes Hemd und eine hellbraune Weste, dazu eine hellbraune Hose und dunkle Stiefel. Sie sieht aus wie eine Jedi und dennoch hat sie etwas sehr ziviles an sich. Ich glaube, viele würden sie als Jedi gar nicht erkennen. Bis man die Lichtschwerter sehen würde, die sie sichtbar am Gürtel trägt, rechts und links eines. Wie meine Meisterin. Und Meister Tho'Nallen. Und Meister Yar'Om konnte ebenfalls Jar'kai.
Marlinah steht an einem Taxi und feilscht wohl darum, denn neben ihr steht ein grobschlächtiger Mann, der offenbar versucht sie einzuschüchtern, in dem er mit wilden Gebärden auf sie einspricht.
Ich komme nicht umhin, meine Tante zu bewundern. Das ernste, autoritäre Gesicht, die aufrechte Haltung, die langsamen, bedachten Bewegungen mit den Händen.
Der Mann geht schließlich fort und meine Tante geht auf mich zu. Ihr Gang ist so unglaublich selbstsicher, nicht zu schnell, nicht zu langsam, die Augen huschen zu allen Seiten, unauffällig. Ich komme nicht umhin, sie zu beneiden. Und zu bewundern. Ich habe mir bisher immer so viel Mühe gegeben, sie als eine Jedi Ritterin zu sehen und nicht als meine Tante, das ich mir gar nicht die Zeit nahm, sie genauer zu mustern.
Jeder Jedi ist etwas besonderes, einzigartig, auf seine Weise. Ich war so sehr damit beschäftigt damit, sie in eine Schublade zu stecken, das ich gar nicht erkennen wollte, inwieweit sie wohl besonders ist.
Der lockere, leicht federnde Schritt. Ihre rechte Hand hat sie immer etwas höher, als die linke Hand, auch wenn die Hände beim gehen normal mit schaukeln. Sie wirkt ein wenig angespannt, wenn man sie intensiver betrachtet. Wie eine Kämpferin, die jeder Zeit bereit ist, sich zu wehren, oder für andere einzuspringen.
„Hast du alles, Sarinah?“
Ich nicke nur und folge meiner Tante.
„Gab es Probleme mit dem Mann?“, frage ich.
„Er wollte dieses Taxi haben. Aber ich erklärte ihm, dass wir zu jemanden müssen, der sehr krank ist und dass du extra eingeflogen wurdest, um ihn zu behandeln.“
„Aber das stimmt doch gar nicht. Ich wurde nicht extra eingeflogen.“, widerspreche ich schnell.
„Hast du mir nicht gesagt, dass du wegen meinem Vater hier bist, weil er sehr krank ist? Du bist extra von Tython hier her gereist, um nach ihm zu sehen.“
„Naja, schon...“
„Na siehst du. Ich habe nicht gelogen, nur ein wenig umformuliert. Ich hätte auch einfach sagen können, dass wir das Taxishuttle brauchen, immerhin sind wir Jedi.“
„Warum habt Ihr das nicht getan?“
„Weil unser Besuch privater Natur ist, Sarinah.“
Während dem Flug denke ich noch ein wenig über das kurze Gespräch nach, das Medipack auf meinem Schoß.

3

Montag, 3. Dezember 2012, 12:50

Tag 1

Wir sind in einem riesigen Gebäude. Meine Tante sagte, es wäre ein Wohnhaus mit hunderten Apartments. Und in einem davon wurde meine Familie einquartiert. Ta'zen hatte das veranlasst, wie ich erfuhr. Wegen der Reibereien auf Corellia.
Ob es schwer für sie ist, wieder den Planeten zu wechseln? Als Jedi lernt man, sich nicht an einen Ort zu binden, sich mit dem nötigsten zufrieden zu geben und jederzeit zum Aufbruch bereit zu sein. Eigentlich ist es sogar eine Bereicherung, so viele Planeten und Kulturen wie nur irgendwie möglich kennen zu lernen.
Meisterin Numa bleibt vor einer Tür mit der Zahl 2469 stehen und betätigt die Türklingel.
Ich muss mich umdrehen, habe auf einmal das Gefühl, weglaufen zu müssen. Eigentlich hatte ich gedacht, das Meisterin Numa mich festhalten würde, oder zumindest die Hand auf meine Schulter legt. Ob sie nicht merkt, wie es in mir vorgeht? Aber dann merke ich, dass sie selbst aufgeregt ist, unsicher.
Das macht mir irgendwie etwas Mut. Ich stehe nicht so ganz allein mit meiner angst da. Gerade als ich darüber nachdenke, mich zu meiner Tante zu drehen, öffnet sich die Tür. Ich sehe nicht, wer drin steht. Aber es bleibt eine Zeitlang ganz schön so still.
„Hallo Mutter.“, sagt Meisterin Numa nach einer Weile.
Es wundert mich im Stillen, dass sie ihre Mutter so anspricht. Andererseits frage ich mich, was sie sonst sagen sollte.
„Marlinah...“, höre ich eine Stimme, der man anhört, dass die Frau schon einiges durchgemacht haben muss. Die Stimme klingt belegt, distanziert, aber auch traurig. Nach einer kurzen Pause spricht sie jedoch weiter. „Hast du deine Schülerin mitgebracht?“
Ich ziehe die Schultern etwas hoch, als ich merke, dass das Thema auf mich gelenkt wird. Ich sage mir, dass ich mich nun umdrehen sollte. Aber zu einer weiteren Regung bin ich erst fähig, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre.
Nur langsam drehe ich mich um, betrachte die Frau, die in der Tür steht. Ich schätze sie zwischen 70 und 80 Jahren, eher 80. Das Gesicht ist alt, die Hautfarbe verbraucht. Die Augen liegen tief in den Höhlen. Die Wangen sind eingefallen und sie sieht ziemlich dünn aus. Ausgezehrt.
Ich muss mich auf die letzte Frage konzentrieren, weil mein erster Reflex dahin gehend ist, die Frau zu bitten, sich zu setzen.
Weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, platze ich mit dem raus, was mir als erstes in den Sinn kommt: „Nein, bin ich nicht. Ich glaube, der Orden hätte ganz schön was dagegen, wenn sie mich ausbilden würde.“
Die Frau in der Tür … nein, meine Großmutter, wenn sie die Mutter meiner Tante ist... Sie starrt mich mit einer Mischung aus Unglaube und Überraschung an. Ihr Mund will irgendwelche Worte formen, zumindest bewegen sich ihre Lippen. Doch dann winkt sie uns einfach rein.
Ich spüre noch immer die Hand auf meiner Schulter. Meisterin Numa schiebt mich in das Apartment und ich setze beinahe vorsichtig ein Bein vor das andere. Im Flur gehen mehrere Türen ab, eine ist direkt gerade aus, die Tür ist dort nur angelehnt. Zwischen dem Türspalt schimmert Licht in den Flur. Und auf dieses Licht gucke ich, während ich weiter rein gehe.
Ein Mann tritt aus dieser Tür. Er bleibt wie angewurzelt stehen und betrachtet mich und Marlinah eingehend. Ich spüre Überraschung, Wut, aber auch Trauer.
Meine Großmutter legt eine Hand auf die Schulter des Mannes. „Die Küche ist leer.“
Der Twi'Lek nickt nur, geht zur ersten Tür auf der rechten Seite und verschwindet dort. Verwirrt blicke ich ihm nach und schaue dann zu meiner Tante.
Die Jedi lächelt mir zu, legt beide Hände auf meine Schultern und ich fühle mich wieder wie kurz zuvor bei der Landung des Schiffes. Und um dieses Gefühl zu verstärken, höre ich wieder, wie meine Tante mich darum bittet, zu lächeln. Aber ich kann es nicht, bin viel zu aufgewühlt dafür.
Meine Großmutter stellt sich daneben. Und während ich zwischen den Beiden hin und her schaue, fällt mir die Ähnlichkeit auf. Ob ich auch eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner Großmutter habe? Oder mit meiner Tante?
„Wenn du möchtest, dann kannst du ihm in die Küche folgen.“, schlägt meine Tante vor.
Ich hebe nur leicht die Schultern, schaue unschlüssig drein und weiß nicht, was ich tun soll.
„Er ist Dorma'zen, Rinchen. Dein Vater. Und der große Bruder von Marlinah.“, erklärt meine Großmutter.
Mein Vater. Irgendwie hatte ich es schon gemerkt, als ich ihm gegenüber stand. Als er mich ansah und wie er in die Küche ging.
„Wenn du möchtest, dann statte ich ihm zuerst einen Besuch ab.“, meint Meisterin Numa. Doch ich schüttele nur mit dem Kopf.

4

Dienstag, 4. Dezember 2012, 18:49

Ich weiß nicht, wie lange ich da still verharrte, aber sie gaben mir Zeit, mich zu entscheiden. Hätte ich sofort etwas tun müssen, ich hätte meiner Tante wohl den Vortritt gegeben. Nun aber gehe ich zu der Tür, hinter welcher er verschwand. Er, mein Vater. Das klingt irgendwie komisch.
Er sitzt an einem Tisch, welches vor dem Fenster steht. Sein Kopf ist so gedreht, dass es den Anschein erweckt, als würde er nach draussen gucken. Aber ich weiß, das er nirgendwohin guckt.
Erst als ich vor dem Tisch stehe, hebt er den Kopf und sieht mich an. „Bist du es wirklich … Sarinah?“
Seine Stimme zittert leicht, die Augen füllen sich mich Tränen und ich achte schnell darauf, dass ich das Schild verstärke, mit dem ich die Gefühle von Anderen abblocke.
„Ja. Sie haben mir keinen anderen Namen im Orden gegeben.“, antworte ich. Es sollte witzig klingen, aber ich glaube, das ist mir völlig misslungen.
Der Mann steht auf und bleibt einen Moment vor mir stehen. Ich gehe ihm bis zu den Schultern und muss aufschauen. „Möchtest du … etwas trinken?“
Ich nicke nur. Die Vorstellung, etwas in der Hand zu halten, worauf ich zuweilen meine Aufmerksamkeit lenken kann, tröstet mich.
„Etwas besonderes?“, fragt er.
„Ein Wasser reicht, danke.“ Schnell setze ich mich an die andere Seite vom Tisch, blicke hinaus und bin schier überwältigt von der Aussicht. Ob ich im Unterricht aufgepasst hätte, wenn der Tempel auf Tython nicht wäre, sondern der auf Coruscant neu erbaut worden wäre?
Erst als ich höre das ein Glas auf dem Tisch abgestellt wird, blicke ich wieder auf. „Danke.“
Mein Vater setzt sich wieder an seinen vorigen Platz, blickt mich an und räuspert sich dann. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“
Ich weiß, das ich nun lächeln sollte, oder jetzt noch mal versuchen, etwas witziges zu sagen. Aber das erscheint mir gerade unmöglich. „Einfach da, wo es passt. Der Rest kommt dann schon.“
Ob er merkt, dass ich vermeide ihn direkt anzusprechen? Soll ich ihn wirklich duzen? Ich weiß, er ist mein Vater. Rein biologisch zumindest. Wie hatte meine Tante ihre Mutter angesprochen?
„Ja, das ist auch nicht so ganz einfach. Aber … naja. Wie geht es dir?“
Ich greife nach dem Glas, trinke einen Schluck und denke über die Antwort nach. Ich sollte nun etwas mehr erzählen. Also sag ich einfach das erste, was mir einfällt, auch wenn ich weiß, dass ich dann oft Mist erzähle. „Ich fühle mich irgendwie fehl am Platz.“
Treffer, versenkt. Ich wusste doch, das ich mehr nachdenken sollte, bevor ich auf eine Frage antworte. „Ich mein, ich fühle mich fremd hier, kenne niemanden, ausser Meisterin Numa.“
„Das kann sich ändern.“, erwidert mein Vater. Ich sehe Hoffnung in seinen Augen schimmern.
„Ja, also … Klar, das wird sich auch ändern. Nur ich weiß nicht, wie lange ich dafür brauche.“
„Ich verstehe, was du meinst. Für mich war es auch immer schwer, wenn Marlinah zu ihrem Geburtstag kam und uns besuchte, mit uns feierte. Und wir wussten, das sie dann wieder in den Orden muss.“
„Aber es war besser als nichts … so wie bei mir, oder?“
Mein Vater schweigt eine Weile, starrt aus dem Fenster. Ich bin versucht, ein wenig nach seinen Gefühlen zu forschen, lasse es dann aber lieber. Das wäre irgendwie unfair, finde ich.
„Ich wusste nicht mal, ob du noch lebst.“, murmelte er leise.
Und wieder sagte ich das erste, was mir in den Sinn kam. „Meisterin Numa wusste immer, wie es mir geht. Wäre der Kontakt nie abgebrochen worden...“ Ich schließe schnell meinen Mund, aber es war schon zu spät. Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die ich nicht einschlagen wollte.
„Was geschehen ist, kann nun auch nicht mehr rückgängig gemacht werden.“, sagte ich nach einer Weile. Ich habe das Gefühl, mein Vater ist auf seinem Sitz angewurzelt, seit ich mit dem Vorschlaghammer zugehauen habe.

5

Mittwoch, 5. Dezember 2012, 12:52

„Ich kann ihr nicht verzeihen, dass sie dich mit nahm.“, platzte er aus sich heraus. „Die Jahre zuvor hat sie nie ein Ton gesagt. Erst, als sie dich mit nach Tython nahm, sagte sie, dass sie es schon spürte, als du noch im Mutterleib warst.“
„Hätte es den Abschied leichter gemacht, wenn ich jünger gewesen wäre?“
„Nein, aber zu vergessen wäre leichter gewesen.“
„Mich zu vergessen?“, hake ich nach. Und ich spüre seinen Zusammenbruch, bevor er die Hände vor das Gesicht nimmt und anfängt zu schluchzen.
Soll ich aufstehen und gehen? Sitzen bleiben? Ihn trösten? Ich entscheide mich für letzteres. So oft habe ich gelernt, einfühlsam zu sein und auf die Leiden von Patienten einzugehen. Es fällt mir hier nur schwerer, weil ich direkt involviert bin. Weil ich der Auslöser für die Trauer bin.
Nach kurzem zögern lasse ich das Schild fallen, das mich bisher seine Gefühle nicht spüren ließ, oder besser gesagt, dass ich sie bloß schwach spürte. Nun muss ich aber den Schaden, den ich angerichtet habe, wieder gerade richten.
„Ich glaub, der Zeitpunkt spielt keine Rolle, weißt du. Ob direkt nach der Geburt, nach vier Jahren, nach acht Jahren … es wäre immer schwer gewesen. Aber du hast mehr, an das du dich erinnern kannst.“ Erst jetzt merke ich, das ich ins Du gefallen bin. Aber ich glaube, er hätte mich auch komisch angeguckt, wenn ich ihn anders angesprochen hätte. Solange er nicht verlangt, das ich Vater, oder gar Papa zu ihm sage, geht das schon.
„Und diese Erinnerungen schmerzen.“, sagt er leise, aber immerhin hat er mittlerweile aufgehört zu schluchzen.
„Aber sie sind das kostbarste, dass du hast. Man konnte mich dir vielleicht wegnehmen. Aber nicht deine Erinnerungen. Nicht die Zeit, die ich bei meiner Familie verbrachte.“
Ich spüre, dass die Trauer ein wenig sinkt und achte wieder mehr auf meine Wortwahl. Erinnere mich an Gespräche, bei denen ich zuhörte.
„Diese gemeinsame Zeit war viel zu kurz.“
„Das wäre sie immer gewesen, glaube ich. Aber für mich war das Alter ideal.“
„Aber nicht für uns. Deine Mutter war schon fast zu alt, als sie dich bekam. Ein weiteres Kind hätte nicht geklappt.“
„Ein weiteres Kind? Um mich zu ersetzen, wenn ich direkt nach der Geburt nach Tython gegangen wäre?“
Der saß. Aber sowas von. Mein Vater ist wieder still geworden und hat ordentlich dran zu knabbern. Dann steht er wortlos auf und verlässt die Küche.
Perplex bleibe ich am Küchentisch stehen und schaue ihm hinterher. Blicke zum Flur und sehe das große Medipack, das ich mitgebracht hatte um meinen Großvater zu behandeln. Doch derzeit würde ich am liebsten fliehen. Zurück nach Tython, weg von den Problemen, weg von der Familie, die ich nicht kenne. Und die ich irgendwie auch gar nicht kennen lernen will.
Meisterin Numa betritt nach kurzer Zeit die Küche, bleibt vor mir stehen und lehnt sich mit der Seite an einen Küchenblock.
„Ist nicht so gut gelaufen, hm?“, fragt sie.
„Sonst wäre er wohl kaum weggelaufen.“, erwidere ich trocken.
„Er war schon immer sehr sensibel.“
„Das entschuldigt nicht, das ich ein Trampel bin.“
Für eine Weile herrscht Stille, dann erhebt meine Tante wieder das Wort. „Möchtest du jetzt deine Mutter kennen lernen?“

6

Donnerstag, 6. Dezember 2012, 13:40

Ich bin hin und her gerissen. Auf der einen Seite hätte ich nun gerne erst Mal ein paar Minuten für mich. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch diese Kennenlernphase hinter mich bringen.
Und irgendwie will ich ihr sagen, wie wütend mein Vater auf sie ist. Aber das weiß sie sicherlich auch so. Nicht umsonst hat sie ihre Familie nicht mehr besucht, seit sie mich damals mitnahm.
Meisterin Numa drückt mich auf den Stuhl, auf dem ich vorher saß und reicht mir das Glas Wasser. „Trink einen Schluck.“
„Mein Taktgefühl ist so groß wie eine Amöbe.“, platzt es aus mir raus, nachdem ich einen Schluck Wasser getrunken habe.
„Achwas. Mein Bruder war schon immer sehr schwer in emotionalen Dingen. Der Rest der Familie freut sich einfach nur, dich kennen zu lernen.“
„Und wenn ich das auch versaue?“
„Das wirst du nicht. Im Gegensatz zu Dorma hegen sie keinen so großen Groll gegen mich, weil ich dich mit zu den Jedi nahm.“
„Keinen so großen. Klingt aber, als wäre dennoch was da.“, erwidere ich und trinke das Glas in einem Zug leer.
„Mach es dir nicht noch schwerer, indem du dir selbst Steine in den Weg legst, Sarinah.“
Darauf kann ich nichts erwidern. Denn irgendwo hat sie ja recht.
Meine Tante geht zur Tür, dreht sich davor jedoch noch einmal um. „Ich schicke sie in ein paar Minuten zu dir.“
„Danke.“, murmle ich leise.
Ich schaue wieder aus dem Fenster, versuche mir das Gespräch mit meinem Vater nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Aber es tut mir Leid, wie es gekommen ist und ich wünschte, ich hätte das eine oder andere nicht gesagt. Vielleicht würden wir dann immer noch hier sitzen und miteinander reden.
Aber wir werden ja noch eine Weile hier sein. Wie lange, weiß ich gar nicht. Das überlasse ich Meisterin Numa.
Die Speeder ziehen vorbei und ich merke, wie auch die Gedanken meinen Kopf verlassen, wie ich ruhiger werde.
Ich höre wie sich die Tür zur Küche öffnet und dann wieder schließt. Leise Schritte nähern sich dem Tisch. Im Fenster sehe ich, dass eine Twi'Lek auf dem Stuhl sitzt, wo zuvor mein Vater saß. Ich mustere sie einen Moment durch die Fensterscheibe. Die Haut ist hell, wie meine. Nicht so kräftig wie die meines Vaters. Das Gesicht war sicher mal schön, aber zwei ziemlich hässliche Narben entstellen es. Ich frage mich, wie sie zu Stande gekommen sind.
„Hallo Sarinah.“, sagt meine Mutter leise.
Es dauert ein wenig, bis ich mich dazu durchringen kann, meinen Kopf zu drehen und die Frau anzusehen, die mich zur Welt gebracht hat.
Sie hat die selbe Nase wie ich, der Mund, die Augenpartie. Ob ich so aussehen werde, wenn ich älter bin? Vermutlich schon, bis auf die Narben, die an der rechten Wange sind, von der Schläfe bis zum Unterkiefer. Hätte ich sie erkannt, wäre sie an mir vorbei gegangen? Hätte ich gespürt, dass sie meine Mutter ist? Hier, in diesem Augenblick ist sie mir so fremd.
„Ha...llo...“, kommt es leise über meine Lippen.
„Es ist komisch. Ich mein, du bist nun erwachsen. Als ich dich das letzte Mal sah, warst du noch so klein.“
„Ja, ich bin ein ganzes Stück gewachsen in den letzten Jahren.“
Meine Mutter lächelt und ich merke, wie ihr ein Stein vom Herzen fällt. „Und hübsch bist du geworden.“
„Das war ich als kleines Kind sicher auch schon.“
„Oh ja.“, murmelt meine Mutter. Sie streckt beide Hände über den Tisch aus, legt die Handflächen nach oben, mittig auf dem Tisch. Ich weiß, das es eine Einladung ist, meine Hände darauf zu legen. Aber meine Hände spielen noch immer mit dem leeren Glas, als wären sie daran fest geklebt.
„Du hast mich früher immer in den Schlaf gesungen.“, nehme ich nach einer Weile den Faden wieder auf.
„Daran erinnerst du dich noch?“
„Ein wenig. Die Melodie kriege ich noch hin, aber den Text weiß ich nicht.“
Meine Mutter zieht die Hände etwas zurück, schluckt ein paar Mal und fängt dann leise an zu singen. Im ersten Moment bin ich überrascht, merke dann aber, dass sie die Melodie selbst noch finden musste. Der Text handelt um das Einschlafen, Träumen und Wünsche, die dabei in Erfüllung gehen. Um weite Wiesen, Tiere die mit einem um die Wette rennen und Vögel, die einen mit hinauf in die Lüfte tragen. Fische, die dazu einladen, bis auf den Grund zu tauchen. Träume wahr werden lassen, an das Unmögliche glauben und dabei sich selbst zu verwirklichen.
Ich mag ihre Stimme. Sie ist nicht die Schönste und die Töne trifft sie auch nicht immer. Aber sie singt mit so viel Gefühl, dass es diesen Makel wieder wett macht. Ich könnte ihr stundenlang zuhören, wenn sie singt. Und ich weiß, als Kind habe ich das auch getan.
„Danke. Wäre es möglich, dass ich mir den Text aufschreiben kann?“
„Ich habe ihn noch irgendwo gespeichert, ich kann gleich mal danach sehen. Singst du etwa?“
„Ein bisschen. Meist nur für mich selbst.“
„Vielleicht magst du ja mal für mich singen.“
Ich nicke leicht. Irgendwann wohl. Aber mit dem singen ist es wie mit dem lächeln. Es muss auf einmal kommen. Wenn ich es hier und jetzt unbedingt will, dann klappt es meist nie so recht.

7

Freitag, 7. Dezember 2012, 12:58

Wir sitzen noch eine ganze Weile still da, bis meine Tante in die Küche kommt.
„Großvater ist wach geworden. Er würde dich gerne sehen, Sarinah.“
Ich merke, wie sich in mir eine Ruhe ausbreitet, die ich sonst nur in den Hallen der Heilung spüre. In diesem Moment nehme ich mir vor, dem mal auf den Grund zu gehen. Bisher dachte ich immer, es wäre die Umgebung der Hallen der Heilung, die mich ruhig werden lässt, die Präsenz der Jedi Heiler.
Meisterin Numa führt mich zu einer weiteren Tür, die vom Flur abgeht. Ein schlichtes Schlafzimmer, ein großes Bett in der Mitte, ein Arbeitstisch, 2 Schränke und ein großes Fenster.
Auf dem Bett liegt ein alter Twi'Lek, ich schätze ihn auf 80 Jahre. Um seine Nase ist ein Schlauch gelegt, um ihn die Atmung zu erleichtern, ansonsten hat er keinerlei Geräte im Zimmer. Das verwundert mich, immerhin dachte ich, er läge im Sterben. Warum geht er dann nicht in ein Medic Center?
Der Blick des alten Mannes fällt auch mich, als wäre ich gar nicht da. Erst nach und nach zeigt sich Erstaunen auf seinem Gesicht. „Sarinah?“, fragt er mit brüchiger Stimme.
„Ja, das bin ich.“, sagte ich leise, gehe auf ihn zu greife nach seiner Hand, die er leicht hoch hebt.
„Ich bin so froh, dich noch einmal sehen zu dürfen.“
Ich weiß nicht recht, was ich darauf erwidern soll, deswegen drücke ich seine Hand kurz etwas fester. Dann sehe ich, dass sein Blick auf eine weitere Person fällt und drehe mich um.
Meine Tante steht an der Tür. Sie hat das Medipack in einer Hand und stellt es auf dem Tisch, unweit des Bettes.
„Du hast sie hergebracht, Marlinah?“, fragt mein Großvater und ich gehe einen Schritt zur Seite, um meiner Tante Platz zu machen, aber er hält meine Hand noch immer fest, so nehme ich dies als Zeichen, dass ich mich nicht weiter zurück ziehen soll.
„Ta'zen sagte, dir ginge es nicht gut. Und wie ich sehe, hat er nicht übertrieben.“
Mein Großvater seufzt tief, er schließt einen Moment die Augen und blickt dann wieder zu meiner Tante. „Wir können nicht ewig leben. Irgendwann wird man einfach zu alt.“
Meine Tante setzt sich auf die Bettkante ihres Vaters und tätschelt seinen Arm. „Ta'zen will auch noch kommen.“
„Dann wäre die Familie seit vielen, vielen Jahren mal wieder vereint.“, erwidert mein Großvater schwach.
„Und wenn wir das schon mal sind, dann können wir dafür sorgen, dass das Kriegsbeil begraben wird.“
Ein schwaches Lächeln huscht über das Gesicht meines Großvaters. „Das wäre schön.“
„Die Numas haben immer zusammen gehalten.“
„Sag das nicht mir, sag das deinem großen Bruder.“
Meine Tante lächelt flüchtig. „Ihn werde ich mir noch vorknöpfen, keine Bange.“
„Sei aber behutsamer als die letzten Male.“, meint mein Großvater. Er lacht kurz auf, muss dann aber heftig husten und ich helfe ihm dabei, sich aufzurichten. Meine Tante reicht ihm ein Glas Wasser.
Meine Tante stellt das Glas wieder weg und geht ein paar Schritte vom Bett weg, betrachtet ihn nachdenklich. „Ich lasse dich mit Sarinah allein, Vater. Sie ist eine hervorragende Jedi Heilerin, du wirst bei ihr in den besten Händen sein. Und ich schaue mal, ob Dorma gesprächsbereit ist.“
„Danke, Marlinah. Danke … für alles.“
Ich blicke meiner Tante nach und muss mich zusammen reißen, um nicht mit dem Kopf zu schütteln. Ich und eine hervorragende Jedi Heilerin? Ich bin ja noch nicht mal eine Jedi. Aber vielleicht sagte sie es auch nur, damit sich mein Großvater gut aufgehoben fühlt. Am besten, ich spreche sie später darauf an.
Um ein wenig meine Unsicherheit zu überspielen, steige ich auf das Gesagte meiner Tante ein. „Ich mache dann erst Mal ein paar Routineuntersuchungen, die kennst du bestimmt alle schon. Und danach werde ich dich mit Hilfe der Macht untersuchen. Das tut nicht weh, kann aber eine Weile dauern.“
Mein Großvater lächelt mich milde an. „Tu, was du nicht lassen kannst. Ich kann dir aber nicht versprechen, während der ganzen Untersuchung wach zu bleiben.“
„Das ist nicht schlimm.“, sage ich schnell, dann gehe ich zum Tisch und öffne das Medipack.

8

Samstag, 8. Dezember 2012, 12:30

Die erste Stunde ist wie im Fluge vergangen. Ich überwache eine halbe Stunde seine vitalen Werte, mache mir zu Auffälligkeiten Notizen und vergleiche sie mit Normalwerten.
Auf den ersten Blick macht er einen recht fitten Eindruck für sein Alter. Nur allein von der Auswertung der Daten würde ich ihm noch gut 2 Jahre geben, wenn nicht sogar 3. Warum also ist er so schwach und müde?
Ist es psychisch bedingt, weil es ihn die letzten Jahre so sehr zusetzte, dass die Familie zerstritten ist? Ich hörte von Fällen, wo so manch eine Person den Lebenswillen verlor und nur noch dahin vegetierte, bis er oder sie starb. Wenn sich die Familie also wieder vertragen würde, könnte es durchaus sein dass sein Lebenswille wieder erwacht. Aber was, wenn er mittlerweile so geschwächt ist, dass sein Körper sich nicht mehr erholen mag?
Ich merke, dass ich schon jetzt vor einem unlösbaren Problem stehe. Ich fühle mich klein und machtlos, bin sogar verärgert, das Meisterin Numa mich als hervorragende Jedi Heilerin vorstellte. Das setzt mich in gewisser Weise unter Druck. Ich kann nun nicht einfach sagen, dass diese Sache zu hoch für mich ist.
Aber würde ich das überhaupt machen?
Langsam räume ich die Sachen zurück in den Koffer und werfe einen nachdenklichen Blick auf meinen Großvater. Er war während der Untersuchung tatsächlich eingeschlafen.
Ich nutze die Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und mich etwas zu sammeln. Dann setze ich mich auf die Bettkante, dort, wo meine Tante zuvor saß.
Es fällt mir seltsamerweise leicht, zu meditieren. Meine Gedanken driften immer weiter davon, während sich in mir eine wohltuende Ruhe ausbreitet. Ich konzentriere mich auf mein Umfeld, spüre die Präsenz meines Großvaters. Auch die meiner Tante, wohin gegen die anderen Familienmitglieder weniger präsent sind, auch wenn ich sie durchaus spüre.
Am Anfang fällt es mir ein wenig schwer, mich auf die Präsenz meines Großvaters zu konzentrieren, da ich immer wieder zu der von meiner Tante abdrifte. Wie eine Motte, die stets zum helleren Licht fliegt.
Nach einer Weile wird die Präsenz meiner Tante dunkler, als würde sie sich verschleiern. Von dieser Technik hatte ich mal während einem Ausbildungsabend gehört. Ob sie spürte, welche Probleme ich hier damit hatte, bei der Präsenz meines Großvaters zu bleiben? Offensichtlich, denn sonst hätte es für sie keinen Grund gegeben.
Ich weiß nicht recht, wonach ich bei meinem Großvater suchen soll. Ich gehe so vor, wie es mir in den letzten Jahren beigebracht wurde und betrachte seinen Körper Stück für Stück mit Hilfe der Macht. Manche Heiler nennen es eine Art Röntgenblick, wobei ich finde, dass diese Bezeichnung überhaupt gar nicht passt, weil ich den Körper nicht so sehe, wie bei einer Röntgenaufnahme.
Aber soweit ich auf den ersten Blick sehe, scheint nichts abnormal zu sein. Der erste Blick ist allerdings auch nie wirklich gründlich. Daher beschließe ich, mir erst Mal sein Herz genauer anzusehen. Ich beobachte mit Hilfe der Macht, wie das Herz schlägt, gehe ein wenig tiefer, sehe wie das Blut durch die Kammern fließt, die Klappen arbeiten und auch die Vorhöfe sind intakt.
Ich folge einzelnen Blutbahnen ein wenig, zuerst über die Aorta zur Bauchaorta, dann wieder zurück, gehe hoch Richtung Kopf, dann Richtung Lunge. Ich finde keine Verstopfungen, wie sie bei älteren Menschen häufiger der Fall ist. Das Herz arbeitet einwandfrei.
Als nächstes untersuche ich die Lunge genauer. Erinnere mich an seinen Hustenanfall.
Mich interessiert hier am meisten die rechte, größere Hälfte und dort gehe ich zu seinem Hauptbronchus, wobei ich auch einen Blick auf den sekundären und tertiären Bronchus werfe. Hier merke ich, dass sich die Lunge beim einatmen nicht mehr so weit dehnt, wie sie eigentlich sollte. Oder könnte. Da bin ich mir nicht wirklich sicher.
Bei der linken, kleineren Hälfte der Lunge ist es ähnlich. Sie wird ausreichend durchblutet, aber die Lunge erreicht nicht ihr volles Volumen.
Ich erinnere mich nur noch dunkel daran, wie die Lunge funktioniert. Ich weiß, das sie kein Muskel ist, wie bei dem Herz. Ich meine mich daran zu erinnern, dass sie mit Unterdruck funktioniert, da sich der Brustkorb dehnt.
Ob die Lunge nun das Problem ist, weiß ich allerdings nicht. Ich müsste Rücksprache halten und ihn am besten an fähigere Hände abgeben. Ich bin nun mal keine voll ausgebildete Medizinerin.

9

Sonntag, 9. Dezember 2012, 12:12

„Sarinah.“, sagt meine Tante laut. Sie steht neben mir, ihre Hand auf meiner Schulter.
Nur langsam öffne ich die Augen. Es fällt mir schwer, aus der Meditation wieder in die Wirklichkeit zurück zu kehren. Im ersten Moment weiß ich nicht mal, wer in dem Bett liegt, auf welchem ich sitze.
Nur langsam kehre ich in die reale Welt zurück. Mein Mund ist ganz trocken.
„Wie lange?“, frage ich nur.
„Sechs Stunden. Du musst etwas essen. Und Schlaf täte dir sicher auch ganz gut.“
Ich bin überrascht. Bisher hat man mich nie so lange mit einem Patienten allein gelassen. Ausser in Ausnahmesituationen, wenn kein anderer Jedi Heiler da war. Besonders auf Tython war man immer darauf bedacht gewesen, feste und vor allem kurze Heilungszyklen einzuhalten, an denen ich teilnehmen konnte.
Wortlos rutsche ich von der Bettkante und kaum das meine Füße den Boden berühren, liege ich auch schon. Ich habe nicht gemerkt, das meine Füße eingeschlafen sind. Wie peinlich.
Meisterin Numa hebt mich einfach hoch und trägt mich aus dem Zimmer meines Großvaters. Ich mag mich nicht dagegen wehren, auch wenn es mir unangenehm ist. Aber zum Glück begegnen wir niemandem. Als wir im Flur sind, öffnet sich automatisch die Tür auf der gegenüber liegenden Seite. Und erst, als Meisterin Numa die Tür mit den Füßen zu getreten hat, wird mir klar dass sie die Macht anwandte, um diese zu öffnen.
„Die anderen schlafen schon. Es ist spät geworden.“, erklärt sie leise. Sie setzt mich auf einem Doppelbett ab. Das Zimmer sieht so aus wie das meines Großvaters. Zwei Schränke, ein Schreibtisch und große Fenster. Vor den Schränken sehe ich die Rucksäcke, die wir mitnahmen. Beide sind halb leer, offenbar eingeräumt.
Ich schaffe es so gerade eben, meine Schuhe auszuziehen. Meine Füße kribbeln so sehr, das es schon fast weh tut. Aber das bedeutet auch, dass das Leben wieder zurück kehrt.
Meisterin Numa geht zurück zum Flur, lehnt die Tür jedoch nur an. Kurze Zeit kommt sie mit einem Teller wieder, auf dem belegte Brote liegen.
Hungrig falle ich über die Brote her und nehme das Glas Wasser, das auf der Nachtkonsole steht. Meine Füße kribbeln immer noch und nach und nach verschwindet ein Bissen nach dem anderen in meinem Mund.
Mein Magen ist froh über das bisschen Nahrung und ich merke, wie sich die Müdigkeit in mir breitmacht. Auch fühle ich mich ziemlich schlapp durch die Anstrengungen der letzten Stunden. Meditieren ist gar nicht so einfach, wie es aussieht. Insbesondere dann nicht, wenn man sich dabei auf jemanden anderen konzentriert und den Körper zur Heilung anregt.
Meine Tante nimmt den leeren Teller und das Glas und entfernt sich wieder. Nach einer Weile höre ich fließendes Wasser.
Etwas schwerfällig kann ich mich meiner Kleidung entledigen und komme mir so alt wie mein Großvater vor. Aber wenigstens kribbeln meine Füße nicht mehr.
Unter der Bettdecke wird es schnell wohlig warm und meine Augen fallen rasch zu. Ich höre nicht mal mehr, dass Meisterin Numa zurück ins Zimmer kommt.

10

Montag, 10. Dezember 2012, 14:30

Tag 2

Es ist schon Mittag, als ich wach werde. Langsam stehe ich auf, ziehe mich um, hadere dann aber doch, aus der Tür zu gehen. Ich lasse die Macht etwas fließen, suche nach den Präsenzen, wie ich sie gestern spürte. Aber zu meiner Überraschung spüre ich nur die meines Großvaters und meiner Tante. Wo sind die anderen?
Langsam gehe ich aus dem Zimmer und suche erst mal nach meiner Tante. Ich gehe durch die Tür, durch die am Vortag mein Vater kam. Ein großes, bequemes Wohnzimmer kommt zum Vorschein. Eine breite Fensterfront und sogar ein Balkon. Genau dort ist sie.
Ich betrete den Balkon und schaue zu den ganzen Speedern, die vorbei schwirren. Der Geräuschpegel ist sehr schwach durch das Energiefeld. Vom Balkon springen kann man hier nicht. Aber auch, wenn ein Gleiter mal vom Kurs abkommt, wird er von dem Energiefeld aufgehalten. Einbrecher haben hier erst gar keine Chance.
Eine Weile stehe ich stumm da und schaue zu den Speedern, die in rasantem Tempo vorbei fahren. Ich könnte hier nicht leben, der Planet wäre mir zu hektisch. Die Zeit scheint hier doppelt so schnell zu vergehen, alle sind so sehr in Eile.
„Hast du gut geschlafen?“, fragt meine Tante, ohne den Blick von der Skyline abzuwenden.
„Etwas zu lange, fürchte ich.“
„Nein, gar nicht. Du bist auch erst sehr spät ins Bett die Nacht.“
„Wie... lange war ich bei ihm?“ Irgendwie schaffe ich es nicht so recht, Großvater auszusprechen.
„Beinahe sechs Stunden. Eine lange Zeit, für eine Padawan. Aber du hast ja auch schon Erfahrungen in den Hallen der Heilung sammeln können.“
Ich nicke langsam, wende den Blick von meiner Tante ab und schaue ebenfalls zu den Speedern da draussen. Um das Thema zu wechseln, hole ich das Bild aus der Tasche, das Ta'zen mir auf Tython gab. Es zeigt mich, als ich ein Baby war. In den Armen meiner Mutter, mein Vater steht auf dem Bild seitlich daneben. Und neben ihm ist ein Mädchen.
Ich fragte Ta'zen nicht, wer sie ist, da ich spürte, dass es ihm wehtun würde, darüber zu reden.
„Weißt du, wer sie ist?“, frage ich meine Tante und reiche ihr das Bild.
Meisterin Numa blickt einen Moment darauf, schweigend. Dann fängt sie langsam an zu erzählen: „Das ist deine große Schwester. Sie hat ihre ersten Jahre auf Balmorra verbracht. Aber es wurde da zunehmend gefährlicher, weswegen sie in ein Internat geschickt wurde. Aus Sorge um sie, vermied man es, über sie zu reden. Deine Eltern haben sich einem Sith zum Feind gemacht und sie befürchteten, er könnte nach ihr suchen, wenn er von ihr erfahren würde. Aus dem Grund haben sie sie nur sehr, sehr selten kontaktiert und die Comgespräche waren allesamt sehr kurz.“
Meine Tante schweigt eine Weile, dann gibt sie mir das Bild wieder. „Als unsere Familie nach Corellia zog, trauten sich deine Eltern noch immer nicht, sie zu kontaktieren, da sie befürchteten, der Sith würde noch immer nach ihnen suchen. Sie wollten ihr Kind nicht in Gefahr bringen. Sie wurde dann ein Jahr früher mit der Schule fertig. Wir haben sie seither nicht gesehen.“
„Wusste sie denn nicht, dass ihre Familie nach Corellia gezogen ist?“
„Nein, sie erwähnten es nie. Ein fataler Fehler und sie machen sich noch immer schwere Vorwürfe deswegen. Als ich vor zwei Jahren nach Balmorra ging, schnappte ich Gerüchte auf. Der Sith, der deinen Eltern zusetzte, hatte einen Schüler, der von mehreren Personen ermordet wurde. Er selbst überlebte wohl. Den Gerüchten zu Folge war eine junge Frau daran beteiligt, dessen Beschreibung auf deine Schwester passt. Ich bin dieser Spur nachgegangen, nur um zu erfahren das sie Balmorra verließ. Wo sie nun ist, weiß ich nicht.“
„Habt Ihr meinen … Eltern davon erzählt?“
Meine Tante schüttelt den Kopf und blickt noch immer auf das Bild, das ich in meinen Händen halte. „Nein, ich möchte ihnen keine Hoffnungen machen, wo ich selber nicht weiß, wie es ihr geht. Deine Eltern haben über Jahre hinweg damit leben müssen, zwei Töchter zu haben, die unerreichbar für sie sind. Das hat tiefe Wunden hinterlassen.“
„Und mein Vater mag Euch nicht, weil Ihr mich ihm entrissen habt.“
„Er musste deine große Schwester schon weggeben, weil er sie in Gefahr glaubte. Und dann nahm ich dich auch noch fort. Ja, er hat es mir bis heute nicht verziehen.“

11

Dienstag, 11. Dezember 2012, 19:30

Beim Mittagessen wird kein Wort gewechselt. Ich selbst rede auch nicht wirklich viel, vor allem dann, wenn ich Hunger habe. So, wie es nun der Fall ist. Aber der Hunger lässt immer mehr nach, je länger das Essen dauert.
Die Atmosphäre ist deutlich abgekühlt, im Gegensatz zu gestern. Ich spüre, dass sich dies vor allem auf meine Tante legt. Während dem Essen bin ich darum bemüht, dem nicht zu viel Beachtung zu schenken. Dennoch merke ich dass diese Kälte von meinem Vater ausgeht.
„Kaum zu glauben, wie knurrig man wegen einer Sache sein kann, die zehn Jahre zurück liegt, während nebenan jemand liegt, der alles dafür geben würde, noch 10 Jahre leben zu dürfen.“, platzt es aus mir heraus. Ich lege das Besteck auf den Teller, stehe auf und gehe auf den Balkon.
Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, mehrere Tage hier zu bleiben, wenn das Klima zwischen meinem Vater und meiner Tante so bleibt. Auf der anderen Seite tut es mir leid. Ich hätte ihnen nicht so vor den Kopf stoßen sollen. Erst recht nicht meiner Mutter und meiner Großmutter gegenüber, die nichts dafür konnten.
Während ich mit meinem Gewissen aus hadere, ob ich wieder hinein gehe und mich entschuldige, legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehe den Kopf zur Seite und sehe in das Gesicht meines Vaters.
„Es tut mir Leid.“, sagen wir beide gleichzeitig.
Etwas überrascht bedeute ich ihm, zuerst zu sprechen.
„Ich kann nicht über meinen Schatten springen. Ich habe mir immer wieder gesagt, das Marlinah meine Schwester ist, das ich sie liebe. Aber immer, wenn ich an sie denke, dann denke ich nur noch daran, das sie dich mitnahm, gegen meinen Willen. Und das deine Mutter danach tagelang weinte.“
„Sie tat es nicht, um dich, oder meine Mutter damit zu verletzen.“
„Ich weiß. Und dennoch ist es schwer.“
„Ich bleibe noch einige Tage hier. Immerhin bin ich auch gekommen, um zu sehen, was mit meinem Großvater ist, warum er so krank ist. Zeit, die du nutzen solltest, um dich mit deiner Schwester auszutauschen.“
„Bisher bin ich dem immer aus dem Weg gegangen.“, erklärt mein Vater mit schuldbewusster Stimme.
„Dem aus dem Wege gegangen?“, hake ich verwundert nach.
Mein Vater legt seine Lekku um den Hals, stellt sich kerzengerade hin und scheint dadurch noch ein paar Zentimeter zu wachsen.
„Es ist ja nicht so, als sei Marlinah in den letzten Jahren mir aus dem Weg gegangen. Sie wollte durchaus das eine oder andere Mal vorbei kommen, wie sie es in der Vergangenheit immer tat. Aber ich habe es ihr verboten, schrie sie an, wurde ausfallend und beleidigend.“
„Sie hat mich dem Orden der Jedi übergeben und mich nicht in eine Müllpresse geworfen.“, meine ich kopfschüttelnd. „Zudem hat sie meinen Werdegang über all die Jahre beobachtet. Hättest du sie nicht ausgeschlossen, hätte sie dir gewiss davon berichtet.“
„Soweit hab ich nie gedacht.“, gesteht mein Vater. Sein Blick richtet sich von mir ab. Er ist verletzt durch meine harten Worte.
„Als Jedi lernt man, das man nicht ungeschehen machen kann, was passiert ist. Aber das man lernen kann, das Beste daraus zu machen.“
„Und was meinst du, wäre nun das Beste?“
Ich drehe mich zu meinem Vater und greife nach seiner Hand, damit er mich ansieht. „Lernen zu verzeihen.“
„Ich fürchte, ich bin nicht mehr im besten Alter, um schnell zu lernen.“
„Solange es nicht zehn Jahre dauert...“ Ich muss lächeln, mein Vater kann sogar darüber lachen.

12

Samstag, 15. Dezember 2012, 20:07

Bis zum Abend bin ich wieder bei meinem Großvater. Er hat mich von gestern nicht wieder erkannt. Glaubte sogar, ich sei eine Krankenschwester, die nach ihm sieht. Er hätte mich aus dem Zimmer geworfen, wenn meine Großmutter nicht gesagt hätte, dass es schon richtig so ist.
Ich versuche mich wieder auf seinen Körper zu konzentrieren, aber ich schaffe es nicht so recht. Immer wieder muss ich daran denken, wie verwirrt er aussah. Seine Tochter, Marlinah, hatte er jedoch wieder erkannt. Vielleicht würde es bei mir einfach nur ein paar Tage länger dauern.
Dennoch bin ich besorgt wegen seinem Zustand. Woran er auch immer erkrankt ist, es scheint seine Gehirnzellen angegriffen zu haben.
Schon nach einer Stunde war er eingeschlafen. Er hatte nichts von der Behandlung gespürt. Das liegt daran, das ich ein Datapad über ihn hielt und sagte, es sei ein Scanner. In Wirklichkeit aber hatte ich ihn mit der Macht durchleuchtet.
Obwohl ich immer wieder die Konzentration verlor, konnte ich feststellen dass die Leber anders ist. Nur kann ich nicht sagen, was. Auch der Magen wirkt recht angegriffen auf mich.
Einen Moment muss ich an Gift denken, verwerfe den Gedanken jedoch wieder. Niemand aus der Familie würde ihn vergiften wollen. Ein Feind?
Während mein Großvater schläft, nutze ich die Zeit um mit Hilfe des Datapads nach einer Lösung zu suchen. Aber die Symptome sind zu allgemein, es kommen viel zu viele Krankheiten in Betracht, die er haben könnte. Und je mehr ich suche, umso klarer wird mir, das mein anfänglicher Gedanke zu weit hergeholt war.
Ich notiere mir ein paar Ansätze für meine nächsten Untersuchungen und kehre dann zurück ins Wohnzimmer. Meine Eltern sitzen dort und unterhalten sich angeregt, während aus der Küche ein wohliger Geruch kommt. Mein Magen knurrt und so zieht es mich in die Küche, noch bevor meine Eltern mich ansprechen können.
Meine Tante und meine Großmutter sind in der Küche und kochen gemeinsam. Ein seltsames Bild, wie ich finde. Aber das liegt einfach daran, das ich in meiner Tante immer die Jedi sehe.
Das Abendessen ist in wesentlich besserer Stimmung. Viel entspannter, auch zwischen meinem Vater und meiner Tante. Sie wechseln ein paar belanglose Worte. Nicht viel. Aber es ist mehr, als noch vor ein paar Stunden.
Nach dem Essen führt mich meine Tante auf das Dach des Hochhauses. Es ist von Energiezäunen umgeben und so groß, das eine Defender darauf landen könnte. Vermutlich passiert dies sogar dann und wann.
„Welchen Lichtschwertstil trainierst du derzeit?“, fragt mich meine Tante und führt mich in die Mitte des Daches.
„Djem So.“, antworte ich. „Makashi und Soresu hatte ich jeweils schon ein Jahr.“
„Deine Meisterin ist eine gute Kämpferin. Viele Jedi im Orden unterschätzen ihre Fertigkeiten mit dem Lichtschwert und sehen in ihr nur die Archäologin. Bisher hatte ich noch nicht die Ehre, gegen sie zu kämpfen.“
„Ein Trainingskampf ließe sich bestimmt arrangieren.“
„Durchaus.“, meint meine Tante und nickt langsam. „Nur muss ich wohl wieder zurück nach Balmorra.“
„Gibt es das Familienanwesen noch?“
Meine Tante verharrt einen Moment. „Ich weiß es nicht. Ich müsste meinen Bruder fragen, wo es lag. Dann könnte ich dort mal vorbei schauen.“ Nach einer Weile nimmt sie eins der beiden Lichtschwerter vom Gürtel. „Bist du bereit?“
Ich greife nach meinem Lichtschwert, aktiviere die weiße Klinge und nicke langsam, während ich in die Ausgangsstellung gehe.
Am Anfang kämpft meine Tante, als stünde sie einer absoluten Anfängerin gegenüber. Ihre Schläge sind langsam, berechenbar. Doch sie steigert das Tempo immer mehr, während die Schläge immer härter werden. Ich spüre die Macht um mich herum, muss mich ihrer bedienen, um die Schläge zu parieren. Und und wieder schaffe ich es, selbst einen Angriff auszuführen.
Es wird dunkel um uns herum, der Verkehr wird etwas ruhiger. Dennoch kämpfen wir weiter, bis ich in der Aufmerksamkeit nachlasse.
Meine Tante deaktiviert ihr Lichtschwert und verbeugt sich lächelnd vor mir. Keuchend tue ich es ihr gleich und bin froh, dass das Training endlich vorbei ist.
Zurück im Apartment schlafen bereits alle, weswegen wir uns lautlos zurück ziehen.

13

Sonntag, 16. Dezember 2012, 10:24

Tag 3

Die Gespräche zwischen meiner Tante und meinem Vater beschränkten sich auf das Nötigste. Aber es wurde besser. Mir schien es, als wollten sie vermeiden, bestimmte Themen anzusprechen und dadurch auf frühere Begebenheiten zu kommen. Eines dieser Themen war ich. Und dennoch wollte ich, das meine Eltern mehr über mich erfahren. Andererseits bin ich mir unsicher, ob sie dann nicht verletzt werden, da ich ihnen dadurch zeige, das sie meine Erziehung verpassten und ihnen entging, wie ich erwachsen wurde.
Ich sitze in einer Zwickmühle während dem Frühstück, weshalb ich mich darauf beschränke, hier und da nach Butter, oder Aufschnitt zu fragen.
Nach dem Frühstück gehe ich zu meinem Großvater. Seine Medikamente liegen noch auf dem Tisch neben seinem Bett.
„Rinchen, du bist so fürsorglich.“
Völlig verwirrt bleibe ich mitten im Raum stehen. Am Vortag hatte er mich nicht erkannt. Warum heute? Ich muss also meine Suche neu starten, wenn es nur zeitweiliger Gedächtnisverlust ist. Das wirft alles durcheinander und ich kann noch mal von vorne starten. Zeitgleich bin ich aber auch erleichtert darüber. Denn das bedeutet, dass es ihm besser geht.
Ich reiche ihm die Tabletten und ein Wasserglas. Während er seine Medizin zu sich nimmt, blicke ich aus Respekt zu ihm woanders hin. Ich weiß durch meine Tätigkeiten im Medi Corps, das es Leute gibt, die einen gewissen Stolz haben.
„Wie geht es dir?“, frage ich und nehme ihm das halbleere Glas ab, stelle es auf den Tisch zurück und lehne mich an die Bettkante.
„Ich wünschte, es würde sich nicht so hinziehen.“
Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als mir klar wird, das er sich wünscht, zu sterben. Aber was hat er von seinem Leben? Er liegt seit Wochen krank, kann das Bett nicht verlassen und wird immer schwächer.
„Meine Tante und … mein Vater, sie reden ein wenig miteinander.“
Überraschung zeigt sich auf dem Gesicht meines Großvaters. „Ist das wahr?“
Ich muss lächeln, spüre die Erleichterung und Freude in ihm. „Ja, es ist nicht viel. Aber ich finde, es ist durchaus verbesserungswürdig. Darauf kann man aufbauen. Vor allem mein Vater gibt sich Mühe, auch wenn er noch immer nicht mit ihr über mich reden kann.“
„Na, dann hat es sich doch gelohnt.“, meint er schwach und schließt die Augen.
„Was hat sich gelohnt?“
Es herrscht einen Moment Stille, ich bin verwirrt, werde aus den Gefühlen meines Großvaters nicht schlau, die sich in ihm breit machen. „Das du gekommen bist, Rinchen. Mit deiner Tante. Jetzt fehlt nur noch Ta'zen.“
Mir fällt die Nummer ein, die mein Onkel mir auf Tython gab. Ich hatte sie auf meinem Com gespeichert. Vielleicht würde er ja vorbei kommen.
„Das lässt sich bestimmt einrichten.“, sage ich langsam.
Mein Großvater schüttelt den Kopf und schließt müde die Augen. „Er ist auf die schiefe Bahn geraten, Rinchen. Für ihn zählt nur noch das Geld. Er hat credits über die Familie gestellt.“
„Das war vielleicht mal. Aber er war es, der mir sagte, wie krank du bist. Er hängt an seiner Familie, das weiß ich.“
„Er ist mein Sohn. Es tut weh zu wissen, was aus ihm geworden ist.“
„Onkel Ta'zen war nicht immer so. Jeder ändert sich. Auch wenn er sich zum Negativen änderte, so kann er sich wieder zum Positiven ändern. Er ist Teilhaber einer Bar.“.
Mein Großvater verzieht das Gesicht und ich spüre emphatisch, das er an etwas schlechtes denkt.
„Einer Caf Bar.“, füge ich schnell hinzu. „Ich habe die Eigentümerin auch schon kennen gelernt. Sie hält viel von Onkel Ta'zen.“
„Ich möchte ihm gern verzeihen können.“, erklärt mein Großvater schwach.
Ich nicke ihm zu, untersuche ihn und verlasse dann sein Zimmer. Ich werde später zu ihm zurück kehren, um ihn wieder durch die Macht zu durchleuchten und zu behandeln. Doch nun gilt es erstmal, weitere Schritte in die Wege zu leiten.

14

Montag, 17. Dezember 2012, 15:22

Meine Tante spricht gerade mit meiner Mutter und ich geselle mich dazu, setze mich im Wohnzimmer auf die große, bequeme Couch.
„Wie geht es ihm?“, fragt meine Großmutter sofort.
„Gut. Überraschend gut, wenn ich das so sagen kann. Gestern konnte er sich gar nicht an mich erinnern. Heute schon. Auch sprach er viel mehr, wirkt sogar etwas fitter.“
Meine Tante lehnt sich zurück und legt nachdenklich die Hände aneinander. „Das müssen wir heute über den Tag hinweg genauer beobachten.“
„Ja, ich wollte auch gleich wieder zu ihm reingehen. Da ist aber noch eine Sache.“, erzähle ich langsam.
„Welche?“, fragt meine Großmutter nach.
„Also … ich sagte ihm, dass Meisterin Numa und mein Vater mittlerweile ein paar Worte wechseln und er war erfreut darüber. Sagte, das jetzt nur noch Onkel Ta'zen fehlt.“
„Ich wünschte, die Familienumstände wären anders, Rinchen. Das verwirrt dich sicherlich.“
Etwas irritiert blicke ich meine Großmutter an, doch dann wird mir klar, dass es ihr peinlich ist, dass ich meine Familie so kennenlerne. Zerrüttet und zerstritten wegen Ereignissen, die Jahre zurück liegen.
„Wäre es anders, wäre es keine Herausforderung.“ Ich muss etwas lächeln und hole dabei meinen Communikator aus der Tasche. „Ich habe die Nummer von Onkel Ta'zen. Allerdings wollte ich ihn nicht ohne euer Wissen anrufen. Ich weiß auch nicht, was passiert, wenn er herkommt. Wie steht mein Vater zu ihm?“
„Es ist... kompliziert.“, erklärt meine Großmutter langsam. „Du weißt von deiner Schwester?“
Ich blicke zu Marlinah und nicke langsam. „Ja, sie heißt wie meine Tante. Und sie wurde von Balmorra weggeschickt, weil es da Probleme gab. Man hielt den Kontakt sehr gering, sogar so gering, dass man nicht erfuhr, das sie ein Jahr früher mit der Schule fertig wurde.“
„Ta'zen und Marli – wie wir die Kleine immer nannten – wuchsen gemeinsam auf. Sie sind fast gleich alt. Sie waren wie Geschwister und unzertrennlich. Und dein Vater kümmerte sich um Ta'zen, als wäre er nicht sein Bruder, sondern sein Sohn.“
Ich blicke kurz zu meiner Tante, richte den Blick dann auf meine Großmutter, die langsam weiter spricht. „Als Marli dann ins Internat geschickt wurde, floh unsere Familie kurz darauf nach Corellia. Dort, wo sie auch studierte. Aber wir wussten nicht, ob wir verfolgt, oder überwacht wurden. Wir gingen kein Risiko ein, sprachen nur selten mit ihr. Ta'zen lehnte das immer ab, wollte sie besuchen, aber wir untersagten es ihm. Das eskalierte immer mehr, Ta'zen wurde eigensinnig, trotzig. Er geriet auf die schiefe Bahn.“
„Und das missbilligte die Familie.“, schlussfolgere ich, während ich versuche die gesammelten Informationen zu verarbeiten. Schwer fällt es mir insbesondere, alles in eine chronologische Reihenfolge zu bringen. Aber das ergibt sich hoffentlich später.
Meine Großmutter seufzt tief, sie wirkt wieder viel älter, so gebrechlich. „Zuerst verlieren wir Marlinah an den Orden, kaum das sie geboren war. Dann ist viele Jahre alles gut. Ich werde nochmal Mutter. Mein ältester Sohn wird Vater. Alles läuft wunderbar. Dann wird es auf Balmorra immer schlimmer. Als deine Mutter erneut guter Hoffnung war, schickten wir sie nach Corellia, in Sicherheit. Aber auf Balmorra wurde es zu gefährlich.“
„Also habt ihr auch meine Schwester weggeschickt.“
Großmutter nickt knapp. „Ta'zen wollte hinterher gehen, aber es war ein Mädcheninternat. Und wir hatten kein Geld mehr, ihn auch auf eine gute Schule zu schicken, die Sith haben uns unsere Fabrik genommen. Unser Anwesen, unser Haus. Und dann gingen wir ebenfalls nach Corellia. Ta'zen zog sich von uns zurück. Immer mehr. Und geriet an die falschen Freunde.“
„Und so ging auch Ta'zen verloren.“
„Das war, nachdem du geboren warst. Als du ein Baby warst, war er ständig um dich herum, so stolz, Onkel zu sein, dabei war er selber noch so jung. Aber der Verlust von Marli ging ihm zu nahe. Die ständigen Streitereien, wegen seiner Freunde. Dann warst auch du weg. Und er hatte gar nichts mehr, hörte sich nur noch Vorwürfe an, sowohl von seinem Vater, als auch von Dorma, den er insgeheim immer als seinen Ziehvater ansah.“
Ich werfe einen Blick auf meine Tante, die bei dem Gespräch schweigend zuhörte, nachdenklich wirkt, in sich gekehrt. Das meiste wusste sie sicher. Oder alles? Immerhin gab es keine Besuche mehr, nachdem sie mich zum Orden brachte. Ob sie wusste, dass sie mit Schuld daran hatte, dass ihr kleiner Bruder auf die schiefe Bahn geriet? Dachte sie in diesem Augenblick darüber nach?

15

Dienstag, 18. Dezember 2012, 22:08

„Du hast seine Comnummer dabei, nicht wahr?“, bricht meine Tante die Stille.
„Ja, ich hatte überlegt, ihn zu kontaktieren und zu fragen, ob er nicht vorbei kommen will. Aber vorher wollte ich fragen, ob das überhaupt klug wäre.“, erwidere ich zögernd.
Mein Großmutter lächelt mild. „Dann wäre die Familie seit vielen, vielen Jahren mal wieder beisammen.“
„Bis auf Marli.“, komplettiert meine Tante.
„Er weiß, wo wir wohnen, immerhin hat er uns die beiden Apartments nebeneinander besorgt.“, wirft meine Großmutter ein.
„Ach, ich dachte, das wäre Dorma gewesen.“, meint meine Tante.
„Das ist das, was dein Vater denkt. Und dein Bruder und seine Frau denken, ich war es. Ich habe mit Ta'zen immer mal wieder ein wenig gesprochen, nie viel. Aber als es auf Corellia auch immer ungemütlicher wurde, hat er sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt.“ Meine Großmutter lächelt.
„Vielleicht sollten wir diese Sache aufklären, bevor er eintrifft.“, schlage ich vor.
„Dann berichte ich meinem Mann davon.“, sagt meine Großmutter und steht langsam auf.
Auch meine Tante erhebt sich. „Ich bin nebenan. Ich habe für den Fall aller Fälle meine Lichtschwerter dabei.“
Ich starre sie entsetzt an. Sie würde doch nie gegen ihren Bruder Waffengewalt anwenden?!
Meine Großmutter lacht leise und ich merke, dass das bloß ein Scherz war. Offenbar fiel dieser früher des öfteren.
Ein wenig muss ich nun doch schmunzeln und während Großmutter und Meisterin Numa aus dem Wohnzimmer gehen, zieht es mich zum Balkon. Ich wähle die Nummer meines Onkels, erinnere mich wieder an sein Gesicht und die Begegnung auf Tython. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und ich freue mich darauf, ihm bald erneut zu begegnen.
„Onkel Ta'zen? Sarinah hier.“, spreche ich in das Com, kaum dass das Gespräch aufgebaut ist.
„Hey Kleine. Wie geht es dir?“, kommt es aus dem Com.
„Gut. Danke der Nachfrage. Du, sag mal, wo bist du gerade?“
„Überall und nirgends.“ Er lacht leise. „Nein, Scherz bei Seite, auf Coruscant.“
„Oh, das trifft sich ja gut. Weißt du noch, du hattest mir von meiner Familie erzählt und das mein Großvater im sterben liegt.“
„Ja, ich weiß. Und wie ich hörte, geht es ihm unverändert.“
„Na, dann hast du aber schon eine Weile nicht mehr mit deiner Mutter gesprochen.“
Es ist einen Moment ruhig. Dann klingt seine Stimme ein wenig heiser. „Du hast mit ihr gesprochen?“
„Vorhin erst. Ich habe meine Tante erreicht. Wir sind seit drei Tagen hier, bei der Familie. Und wir dachten uns, dass nur noch du fehlst.“
„Wie ist Dorma drauf?“, fragt mein Onkel vorsichtig.
„Er wechselt mittlerweile sogar ein paar Worte mit meiner Tante. Nicht viel, aber ausbaufähig.“
„Mh fuck `s hätten wir schon früher machen sollen.“
„Eh... Heißt das, du bist dabei?“
„Ich häng hier eh grad am alten Markt rum und hab nix zu tun.“
„Dann komm vorbei. Die Tür steht dir offen.“
„Shit Würmchen, ich hab die Tür ja auch bezahlt. Fuck Familienzusammenkunft eh? Da bring ich Kuch`n mit und zieh`n Sonntachsanzug an.!“ Ta'zen lacht.
„Erm, ja... Prima, dann setzen wir Caf auf.“
„Uh... den bring ich auch gleich mit.“
Diesmal muss ich lachen. Wir verabschieden uns und ich stecke das Comgerät weg, drehe mich um, um zurück ins Wohnzimmer zu gehen. An der Tür steht meine Großmutter, ihre Augen strahlen.
„Ich habe dich hier noch nicht lachen gehört. Ich hoffe, diese Ehre habe ich nochmal, bevor du abreist, Rinchen.“
„Bestimmt.“, sage ich und muss noch immer lächeln. Nun wird alles gut. Die Familie wird sich wieder vertragen.

16

Mittwoch, 19. Dezember 2012, 13:38

Wir haben ein paar Stühle aus dem Esszimmer ins Wohnzimmer getragen. Mein Vater trug Großvater auf die große Couch. Mit Kissen habe ich seinen Rücken gefüllt, sodass er etwas aufrechter liegen kann.
Meine Großmutter hat extra für mich heißen Kakao gekocht. Ich hätte ihn als kleines Kind schon gerne getrunken. Und im Tempel hat sich das nie geändert, wie ich ihr sage.
Es ist schon mehr früher Abend, als später Nachmittag, als es an der Tür klingelt.
Meine Großmutter steht auf und macht die Tür auf. „Ach, deswegen hast du so lange gebraucht.“
Meisterin Numa steht ebenfalls auf und geht in den Flur. Ich muss mich zusammen reißen, damit ich sitzen bleibe.
Onkel Ta'zen hat neben Kuchen und Caf auch Geschenke mitgebracht. Die Stimmung ist gespannt und etwas abgekühlt, aber dennoch spüre ich deutliche Erwartungen und Hoffnungen.
Meine Mutter und meine Großmutter gehen in die Küche, bereiten Caf zu und schneiden den Kuchen an, während ich meiner Tante mithelfe, den Tisch zu denken.
Ta'zen und mein Vater nehmen die gereichten Tassen und Teller an und verteilen sie auf dem Tisch.
Nach wenigen Minuten sitzen wir um den großen Tisch herum, heißer Caf – oder Kakao – verbreiten wohligen Geruch im Zimmer und der Kuchen sieht lecker aus. Wir wechseln nur ein paar Worte und Onkel Ta'zen gesteht, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hat, weswegen er seinen Teller mit zwei Stücken belädt.
Es fallen hier und da ein paar Witze und Sticheleien, die Stimmung lockert sich auf und ich muss immer wieder grinsen. Über den Tisch werfe ich meiner Tante einen Blick zu. Es fühlt sich tatsächlich wie Familie an, ein Stück Zugehörigkeit und Geborgenheit, wie ich sie seither nur im Orden, insbesondere in meinem Clan erlebte.
Nachdem der Kuchen aufgegessen und der Caf ausgetrunken ist, räumen Onkel Ta'zen und meine Tante das Geschirr weg. In der Zeit helfe ich meinem Großvater und füttere ihn mit seinem Kuchen. Er isst nicht viel, aber mehr, als ich in den letzten Tagen sah. Er wirkt viel gesünder als vor zwei Tagen.
Als der Tisch aufgeräumt ist, stellt meine Großmutter eine neue Kanne mit Caf auf den Tisch. Ich habe immer noch meinen Kakao.
Ta'zen verteilt die mitgebrachten Geschenke. Für meine Großmutter ein Datenspeicher, vermutlich mit einem Buch, oder anderem. Meine Mutter bekommt eine kleine Flasche mit Parfüm. Mein Vater erhält einige altertümliche Sammelkarten, die ich nicht zuordnen kann. Aber ich spüre das Erstaunen meines Vaters.
„Du hast sie immer noch?“, fragt er und blickt Ta'zen an.
„Sie gehören dir.“
„Ja, du hast sie mir vor ein paar Jahren geklaut und teuer verkauft.“
„Das stimmt. Aber ich habe sie alle wieder aufgetrieben.“, erklärt Ta'zen.
Mein Vater ist gerührt, alle sind es. Und ich spüre, wie die Familie wieder weiter zusammen wächst.
Meine Tante bekommt eine sehr edle, hölzerne Schatulle. Sie ist leer, wie ich erkennen kann, als sie diese öffnet. Innen schimmert feinster, roter Stoff und seichtes, warmes Licht. Sie blickt Ta'zen an, dann greift sie an den Gürtel, nimmt eines ihrer Lichtschwerter ab und legt sie hinein. Es ist noch Platz für das zweite Schwert. Sie passen perfekt in die Schatulle, als wäre es Maßanfertigung.
Ich selbst bekomme einen bunten, Hand großen Würfel. Ta'zen erklärt mir, dass jede der sechs Seiten eine Farbe haben muss. Jedoch ist jede Seite noch unterteilt in 9 Plättchen. Ich drehe ein wenig daran herum, bis ich den Mechanismus verstehe und wie der Würfel aufgebaut ist.
Nach etwa fünf oder sechs Minuten lege ich ihn auf den Tisch, jede Seite in einer einheitlichen Farbe. Ich muss grinsen, während ich Ta'zen fixiere.
„Ich habs nie geschafft. Hab`ihn sogar vor Wut `mal nach wem geworfen.“, gibt er zu und grinst.
„So schwer fand ich das gar nicht.“, entgegne ich ihm, ein wenig amüsiert.
„Profis schaffen das in unter 30 Sekunden.“
Nun bin ich es, die platt ist. Ich probiere mich noch den ganzen Abend an dem Würfel, aber ich komme gerade mal auf drei Minuten. Ein Profi werde ich darin also nie.

17

Donnerstag, 20. Dezember 2012, 10:04

Mein Großvater wird wieder auf sein Zimmer gebracht und ich bleibe bei ihm, untersuche ihn und behandle ihn wieder mit der Macht, so gut es geht. Das schwere daran ist, das ich gar nicht weiß was er hat und ihn nur stärken kann. Aber das wird auf Dauer auch nicht helfen.
Es ist spät als ich sein Zimmer wieder verlasse. Meine Großmutter schläft schon, nur meine Tante ist noch wach.
„Ist Onkel Ta'zen schon weg?“, frage ich leise und gehe weiter ins Wohnzimmer, wo sie im Dunkeln sitzt, ein Datapad in der Hand, welches ihr Gesicht erhellt.
„Er ist drüben, bei deinen Eltern. Will sich mit seinem Bruder ausreden.“
Ich nicke langsam und trete an den Sessel, auf dem meine Tante sitzt. Sie legt das Datapad bei Seite und schaltet das Licht wieder an.
„Was bedrückt dich, Sarinah?“
„Ich glaube nicht, das ich ihm helfen kann, Meisterin Numa.“, gestehe ich etwas kleinlaut.
„Marlinah.“, entgegnet sie schlicht.
Verwirrt schaue ich meine Tante an und merke erst jetzt, das ich sie so ansprach, wie ich es seither gewohnt bin. Weil sie eine Jedi ist.
„Ich soll Tante Marlinah sagen?“
„Zumindest dann, wenn kein anderer Jedi da ist. Oder ist das für dich zu schwer?“
„Das heißt aber auch, dass ich Euch .. eh, dann duze.“
Meine Tante lacht leise und bedeutet mir, mich auf die Lehne zu setzen. Sie selbst rutscht etwas bei Seite, sodass sie schräg im Sessel sitzt und mich anguckt.
„Das ist etwas komisch.“, gestehe ich nach einer Weile.
„Du musst es nicht sofort in die Tat umsetzen. Und nun sag mir, was dir so schwer zusetzt.“
Ich muss tief seufzen und lasse mich auf der Lehne nieder, blicke auf die Couch, wo ein paar Stunden zuvor mein Großvater lag und mit uns Kuchen aß. „Ich weiß nicht, was er hat. Ich weiß nicht, ob ich es heilen kann.“
„Er lehnt jegliche Behandlung durch Ärzte ab. Vielleicht könnte man ihm helfen, aber er will es nicht.“
„Aber wenn ich wüsste, was er hat, dann könnte ich ihm helfen. Ich müsste mit Ärzten reden, mit Heilern aus dem Medi Corps. Aber dafür wäre es nötig, dass ich meine Ergebnisse weiter gebe. Und dafür muss er seine Einwilligung geben.“
„Und das wird er nicht.“
„Das heißt, er will sterben?“, frage ich verzweifelt und blicke meine Tante an. Ich frage mich, wie sie so ruhig bleiben kann.
Es wird still, da ich keine Antwort auf die Frage brauche. Ich erinnere mich wieder daran, dass ich am ersten Tag ähnliche Gedankengänge hatte. Dass es psychische Gründe hat, das er so krank ist, das er seinen Lebenswillen verloren hat.
„Was kann ich dagegen tun?“, frage ich leise.
„Es respektieren und ihn gehen lassen.“
„Weiß der Rest in der Familie davon?“
„Nein, wenn es um Verlust geht, neigen viele dazu, es nicht zuzulassen. Sie würden ihn in ein Medic Center geben, damit er dort an Maschinen angeschlossen wird.“
Langsam rutsche ich von der Lehne runter, trete ein paar Schritte von dem Sessel zurück, in dem meine Tante sitzt. Und mit einem Mal kommt sie mir so fremd vor. Wie ein Ungeheuer, dass da sitzt und über Leben und Tod entscheidet.
„Du hast meiner Familie falsche Hoffnungen gemacht.“, sage ich mit strengem, unversöhnlichen Ton. „Sie denken, ich bin hier, um ihn wieder gesund zu machen. Dabei verlangst du nun, das ich weg sehe. Und am Ende werden sie mich als unfähig ansehen. Mich nicht mehr sehen wollen, weil ich ihn nicht retten konnte. Und das, obwohl du mich als „fähige Heilerin“ vorgestellt hast! Zuerst setzt du mich diesem Druck aus und dann ziehst du mir den Boden unter den Füßen weg?“
Meine Stimme überschlägt sich am Ende, Tränen steigen mir in die Augen und ich denke nur noch an Flucht. Ich stürme aus dem Zimmer, aus dem Apartment, renne in den nächsten Fahrstuhl und lasse mich von ihm nach unten bringen. Ich will nur noch weg.

18

Freitag, 21. Dezember 2012, 13:07

Tag 4

Es ist fast Mittag, als ich wieder vor der Apartmenttür meiner Großeltern stehe. Ich bin fast die ganze Nacht durch die Straßen von Coruscant geirrt, habe über das Geschehene nachgedacht und mich nun dafür entschlossen, noch mal mit meiner Tante zu reden.
Meine Großmutter öffnet die Tür und lässt mich überrascht hinein.
„Wo warst du?“, fragt sie und führt mich ins Wohnzimmer.
„Ein wenig … nachdenken und frische Luft schnappen.“
„Marlinah sagte mir schon, dass ihr euch gestritten habt.“
Ich lasse mich auf die Couch drücken und wünsche mir, in den Kissen zu versinken. „Sagte sie auch, worüber?“, frage ich vorsichtig.
„Zum Teil, sie sagte mir, das ihr unterschiedliche Ansichten habt und du etwas falsch verstanden hast.“
Das gestrige Gespräch kommt wieder in mir hoch und ich merke, das ich wieder wütend werde. So viel gab es da gar nicht falsch zu verstehen! Aber ich will das meiner Großmutter nicht an den Kopf werfen.
„Wo ist sie?“
„Ta'zen, deine Eltern und deine Tante suchen dich. Deine Tante war die ganze Nacht unterwegs, als sie dich heute früh aber noch immer nicht auffinden konnte, sagte sie drüben Bescheid. Sie sind sofort los.“
Ich lasse die Schultern sinken und greife nach dem Comlink, sehe die ganzen Anrufe, die ich nicht entgegen nahm. Nun wähle ich die Nummer meiner Tante. Als sie das Gespräch entgegen nimmt, sage ich nur, das ich wieder zu Hause bin und lege direkt danach auf.
Meine Großmutter kommt mit einer Tasse heißem Kakao wieder und stellt sie vor mir auf dem Tisch ab. Dann nimmt sie eine Decke und legt sie um meine Füße.
„Wie geht es Großvater?“, erkundige ich mich.
Meine Großmutter setzt sich neben mich, nimmt mich in den Arm. Ich ahne Schlimmstes.
„Er hat einen Großteil seiner Medizin abgesetzt. Er hat heute früh nur noch zwei Tabletten zu sich genommen.“
„Ich kann ihm nicht helfen.“, gestehe ich mit einer Stimme, die mir zu versagen droht.
„Das haben wir nie erwartet, nie gehofft. Du bist noch so jung, du kannst keine Wunder vollbringen.“
„Aber meine Tante...“
„Sie hat es nur Großvater und mir erzählt, weil sie wusste, das er sich von dir helfen lassen würde. Sie sagte ihm, dass du eine gute Heilerin bist, damit er selbst auch an die Heilung glaubt, damit er den Kampf wieder aufnimmt. Zu mir sagte sie, dass die Chancen nicht gut stehen. Aber das es einen Versuch wert wäre. Der Familie zu Liebe.“
Nun verstehe ich das Missverständnis. Und das wir es gestern noch hätten klären können, wenn ich nicht weggerannt wäre.
„Es tut mir so Leid.“, sage ich leise, mit erstickter Stimme.
Meine Großmutter streicht mir über die Lekkuansätze und drückt mich an sich. „Niemand kann ihm helfen, das wissen wir. Die Hoffnung haben wir schon vor Monaten aufgegeben. Aber die Familie noch einmal beisammen zu haben, ihn so lächeln zu sehen, wie gestern. Das ist das größte Geschenk. Und dich hier zu haben, dich in den Armen halten zu dürfen.“
Ich muss schlucken. Sehr schwer schlucken. Gefühle gibt es nicht, Frieden gibt es.
Erst als ich Schritte höre, löse ich mich ein wenig aus der Umarmung meiner Großmutter. Im Wohnzimmer steht meine Mutter. Mir wird das Herz schwer, als ich ihre Erleichterung sehe.
Langsam gehe ich zu ihr und auch sie legt ihre Arme um mich. „Ich hätte es nicht ertragen, dich ein zweites Mal zu verlieren.“, gesteht sie.
„Aber ich muss doch irgendwann auch wieder zurück zum Orden.“
„Du wirst uns doch aber besuchen kommen können, nicht wahr?“
„Hin und wieder bestimmt. Wie Tante Marlinah. Vielleicht sogar mit ihr zusammen.“
„Das wäre schön.“
Mein Vater kehrt kurz darauf auch zurück, danach meine Tante und zuletzt Onkel Ta'zen. Sie tadeln mich nicht, wie ich erwartet habe und worauf ich mich innerlich eingestellt habe.

19

Samstag, 22. Dezember 2012, 12:35

Am Abend gehe ich wieder zu meinem Großvater, will ihn erneut untersuchen, aber er lehnt ab.
„Bitte, setz dich zu mir, Rinchen.“
Ich räume den Inhalt vom Medi Pack wieder zusammen und setze mich auf die Bettkante, greife nach der Hand, die er mir entgegen hält.
„Meine Zeit ist gekommen.“, flüstert er leise.
„Nein.“, halte ich dagegen. „Du könntest noch 2, drei Jahre leben. Vielleicht sogar vier.“
„Was ich dir nun sage, bleibt unter uns. Versprich mir das.“
Irritiert blicke ich meinen Großvater an, nicke schwach.
„Nicht alles, was ich zu mir genommen habe, war Medizin. Es war auch Gift darunter. Immer nur eine kleine Dosis, ich traute mich nicht, sofort von dieser Galaxie zu gehen. Ich wollte, dass sich meine Familie darauf vorbereiten kann. Das sie genug Zeit haben, sich von mir zu verabschieden. Und ich hoffte, sie alle noch einmal beisammen zu haben. Dieser Wunsch hat sich erfüllt. Fast. Nur deine Schwester fehlt.“
„Dann darfst du noch nicht gehen. Wir werden sie finden. Und...“
Mein Großvater winkt ab, unterbricht mich. „Diese Hoffnung hatte ich auch. Als du da warst und meine Marlinah. Und dann Ta'zen. Ich setzte sogar das Gift ab. Aber ich merke, dass ich es nicht mehr schaffe.“
Ich nage auf meiner Unterlippe rum und senke den Blick. Gift! Warum bin ich nicht darauf gekommen? Aber nun ist es zu spät. Er hat bereits zu viel davon genommen, über einen zu langen Zeitraum. Jeder weitere Tag ist eine Qual für ihn. Sein Leiden wird immer größer.
„Du willst die letzte Dosis nehmen.“
Er nickt schwach, streckt die Hand zu seinem Beistelltisch aus.
Langsam erhebe ich mich vom Bett, gehe herum und öffne die Schubladen vom Tisch, halte nach und nach ein Paket mit Medizin hoch, bis er bei einer kleinen Flasche nickt.
„Wie viel hast du davon immer genommen?“
„Täglich drei Tropfen.“, antwortet er leise.
Ich halte die Flasche in meine Händen, kämpfe mit mir selbst. Kann ich ihm wirklich dabei helfen, zu sterben? Aber würde er es nicht so oder so tun?
Mein Magen dreht sich um, so sehr bin ich dagegen, ihm Sterbehilfe zu geben. Das verstößt gegen alles, woran ich glaube. Ich würde ihn umbringen. Meinen eigenen Großvater. Ohne ihn würde es mich nicht geben.
„Sarinah... bitte...“, fleht mein Großvater.
Wenn ich ihm das Gift wegnehme, wie lange würde er noch leben? Wäre es möglich, seine Leiden zu lindern? Mit Jedi Heilern hätte er eine Chance. Aber die will er ja nicht.
Wie schwer würde er auf seine letzten Tage leiden? Er hat jetzt doch schon Atemprobleme. Liegt seit Wochen im Bett und kann es ohne fremde Hilfe nicht verlassen. Sein Verdauungstrakt gibt nach und sein Gedächtnis ist auch nicht mehr das Beste. Welche Leiden kämen noch dazu?
Ich blicke in seine Augen und alle Zweifel sind wie fort gewischt. Ich nehme einen Löffel, schraube den Verschluss von der Kappe ab und halte den Löffel hoch. Langsam gebe ich einen Tropfen nach dem andern hinein. Ich weiß nicht, wie viel tödlich ist. Aber ich möchte nicht, dass er noch mehr leidet, doch noch überlebt und dann gar nichts mehr kann. Also füllt sich der Löffel immer mehr mit der tödlichen Flüssigkeit. Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig, siebenundzwanzig.
Ich drehe die kleine Flasche um, stelle sie auf den Beistelltisch, schraube sie mit der freien Hand zu und lasse sie dann in meiner Tasche verschwinden.
Mein Großvater richtet sich langsam auf und ich helfe ihm, den Löffel in den Mund zu nehmen. Mit dem Ärmel trockne ich diesen ab, lege ihn dorthin zurück, wo ich ihn hernahm und helfe meinem Großvater, sich wieder hinzulegen. Er lächelt schwach.
„Danke.“, flüstert er leise.
„Sie sollen Abschied nehmen können.“, erwidere ich ebenso leise, während sich meine Augen mit Tränen füllen.
Als ich zurück im Wohnzimmer bin, muss ich keinen Ton sagen. Meine Tante geht rüber ins andere Apartment, gibt meiner Großmutter dadurch die Zeit, sich allein von ihrem Mann zu verabschieden.
Ein paar Minuten später folgen mein Vater und Onkel Ta'zen.
Meine Tante legt eine Hand auf meine Schulter, streckt die Hand aus.
Ich fange an zu schluchzen, hole die kleine Flasche aus der Hosentasche und gebe sie ihr.
Sie nickt leicht, nimmt die Flasche in die rechte Hand und ballt diese zur Faust. Als sie die Hand wieder öffnet, erkenne ich keine Flasche mehr, nur ein runder Klumpen. Meine Tante nickt mir knapp zu und lässt den Klumpen in den Weiten ihrer Robe verschwinden.
Es bedarf keiner Worte, keiner Gesten. Ich weiß, das sie es weiß. Und ich weiß, das sie es niemandem verraten wird. Sie macht mir keine Vorwürfe, klagt mich nicht des Mordes an. Aber das muss sie nicht. Das tue ich selbst. Es tut mir schrecklich Leid, es schmerzt in meinem Herzen, dass ich kaum fähig bin zu atmen. Ich kam nach Coruscant, um zu heilen und nicht, um ein Leben zu nehmen.

20

Sonntag, 23. Dezember 2012, 12:36

Wir gehen als letztes in das Zimmer. Meine Mutter singt leise, Großmutter weint und hält beide Hände von Großvater umklammert. Auch meine Eltern trauern, halten einander fest umarmt. Meiner Mutter versagt die Stimme und ich singe leise weiter, begegne dem Blick meines Großvaters, spüre seine Dankbarkeit.
Meine Tante steht neben mir und auch Ta'zen gesellt sich nach einem kurzen Moment dazu.
Langsam schließen sich die Augen meines Großvaters. Ich singe weiter, beobachte wie sich die Decke hebt und senkt. Dann werden die Hände schlaff, die Großmutter in den ihren hält. Die Decke hebt sich nicht mehr. Er ist ganz friedlich eingeschlafen.
Ich taste nach der Tasche, in welcher ich zuvor die Giftflasche reinlegte und bin froh, das meine Tante sie an sich nahm.

In den folgenden drei Tagen wurde die Beerdigung vorbereitet. Er wollte eingeäschert werden. Die Urne hat meine Großmutter nicht einmal aus der Hand gegeben.
Meine Tante und ich tragen schwarz, wie der Rest der Familie. Wir hatten uns die Kleidungsstücke einen Tag zuvor ausgeliehen.
Die Beerdigung ist die erste, bei der die Leiche nicht auf offener Fläche verbrannt wird. Die Bestattung ist mir fremd, dennoch prägt sich jedes Detail ein. Es kommen überraschend viele Gäste, die Rede ist sehr emotional und persönlich. Danach fahre ich mit meiner Familie zurück zum Apartment.
Dort ist alles sehr schlicht. Nicht so wie manche Totenfeiern, von denen ich bisher hörte. Es gibt nur Brot und Wasser, das Zimmer meines verstorbenen Großvaters wird leer geräumt und gestrichen. Bis tief in der Nacht sind wir damit beschäftigt.
Am nächsten morgen erinnert nichts mehr im Zimmer daran, dass dort vor ein paar Tagen jemand gestorben ist.
„Wir werden ein paar Straßen weiter ziehen. Anfangs wollten wir das Zimmer zum Gästezimmer umbauen. Aber das hätte uns nur belastet.“, erklärt meine Großmutter.
Meine Tante und ich tragen wieder die Jediroben. Die Kleidung vom Medi Corps habe ich in meine Tasche gelegt. Ich werde sie hier nicht mehr brauchen.
„Im neuen Gästezimmer müssen dann aber mindestens zwei Betten stehen.“, sagt meine Tante.
Meine Großmutter lächelt, sie schließt ihre Tochter in die Arme.
Ich blicke zu meinen Eltern rüber, die mich zu sich winken.
„Wir bleiben in Kontakt?“, fragt mein Vater hoffend.
„Ich kann ab und zu mal mit euch schreiben, oder ein Holovid schicken.“
„Das wäre wundervoll.“, meint meine Mutter. Wir umarmen uns kurz, dann gehe ich zu Onkel Ta'zen, der etwas abseits steht.
„Danke, dass du mich auf Tython aufgesucht hast.“
„Hey, ich wusste doch, dass du die Familie wieder zusammen bringen kannst.“
„Das hat diese Familie von ganz alleine geschafft. Und der Rest kommt mit der Zeit.“
Ta'zen schneidet eine Grimasse, während er mich anguckt, dann lacht er. „Lass dich auf Tython nicht unterkriegen, Kleines.“
Meine Tante und ich nehmen unsere Sachen und verlassen das Apartment, fahren mit einem Taxi zu ihrem Raumschiff und starten dieses, ohne ein Wort gewechselt zu haben.
Erst, als wir im Hyperraum sind, wende ich mich meiner Tante zu.
„Wirst du wieder nach Balmorra reisen?“
„Nicht sofort. Zuerst werde ich ebenfalls nach Tython. Mit dem Rat reden.“
Ich frage mich, warum sie mit dem Rat reden will, stelle diese Frage aber nicht. Das ist ihre Sache.
„Es tut mir übrigens leid, das ich einfach so weggelaufen bin.“, gestehe ich nach einer Weile.
„Der Familie hat es gut getan. Ta'zen und Dorma'zen haben sich endlich ausgesprochen. Und dein Vater hat in dieser Woche gelernt, mir zu verzeihen.“
„Wenn Großvater nur nicht gestorben wäre...“ Ich breche ab, denke an das Gift und senke den Kopf.
„Du hast keinen Fehler gemacht. Lass nicht zu, dass es dich auffrisst. Er hätte sich die tödliche Dosis auch ohne deine Hilfe gegeben. Aber dann hätte es zu Fehlern kommen können. Das er zu wenig nimmt, verstehst du?“
Ich erinnere mich daran, dass ich die selbe Sorge hatte. Und merke mit einem Mal, dass er mir grenzenlos vertraut hat. Ich muss dieses Vertrauen, das er mir entgegen gebracht hat, nun in mir selber wiederfinden. Das wird dauern.

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