Rückblende III
Mit leisem Zischen glitt die Tür zum Frachtraum zur Seite. Die Benommenheit des Mannes würde noch einige Minuten anhalten, bis dahin wollte Nodan den Inhalt des Transportbehälters inspizieren, der sich nun vor ihm aufbaute. Der Behälter wurde durch Kraftfelder in Position gehalten. Nodan trat an die Konsole für die Eindämmungsmodulatoren in dem auch ein Bioscanner integriert war. Eine Überprüfung der Fracht war bisher noch nicht durchgeführt worden. Nodan würde dies nun ändern. Während er die nötigen Einstellungen vornahm, kam Leben in den bewaffneten Mann am Eingang zum Frachtraum. Nodan fluchte leise. Er schien bei der Gedankenmanipulation nicht sorgfältig genug gearbeitet zu haben… mangelndes Training eben.
Gerade als er den Scanvorgang initiiert hatte stürmte der bewaffnete Mann mit gezogener Waffe in den Frachtraum und zielte nach einer Drehbewegung auf Nodans Kopf. Dieser konnte sich gerade noch wegducken, als ein orange funkelnder Lichtpunkt sehr nahe an seinem rechten Ohr vorbei schoss und in der dahinter liegenden Wand ein verschmortes Loch hinterließ. Aus hockender Position langte Nodan auf das Bedienerpult der Modulatoren und betätigte das Not-Aus der Kraftfelder. Laut heulte der Sicherheitsalarm los, was Nodan dazu nutzte um sich hinter den Frachtbehälter in Sicherheit zu bringen. Gerade noch rechtzeitig wie sich zeigte, denn der bewaffnete Mann hatte gerade das Bedienerpult erreicht und schoss erneut in Nodans Richtung. Das Geschoss verfehlte ihn, da der Fremde den Behälter wie es schien nicht beschädigen wollte. Nodan lugte kurz über den Deckel des Behälters und entdeckte, dass sich sein Gegner gerade daran machte, das Kraftfeld wieder zu aktivieren. In seinem Versteckt hinter dem Behälter würde das wiederaktivierte Kraftfeld seinen schnellen Tod bedeuten. Aus diesem Grund schob sich Nodan so schnell es ging hinter dem Behälter entlang. Unweit des Transportbehälters standen auf der der Konsole für die Eindämmungsmodulatoren entgegengesetzten Seite einige durch dicke Gurte befestigte Kisten. Dort würde Nodan für einen Moment Deckung finden.
Er stieß sich ab, traf dabei einen kleinen Kasten am Behälter und rollte sich dann hinter den Kisten ab. Sein Gegner bemerkte die Aktion, legte über den Transportbehälter hinweg auf Nodan an und hielt dann inne. Mit seinem Fuß schien Nodan den Öffnungsmechanismus des Behälters erwisch zu haben. Zischend schob sich der Deckel kurz zur Seite, um dann hin die Höhe gehoben zu werden und sich in der Mitte zu teilen. Der Deckel klappte auf und eine für die Kühlung von Gütern verwendete Flüssigkeit ging in einen nebligen Zustand über. Vorsichtig trat der bewaffnete Mann an den Behälter heran, die Waffe immer noch in Richtung Nodan gehalten. Er spähte in den Behälter und schien darauf zu warten, dass sich der Nebel der Kühlflüssigkeit verziehen würde.
Nodan begriff, dass sein ungebetener Gast über den Inhalt des Transports ebenfalls nicht informiert worden war. Wie gebannt starrte der Fremde in den Behälter und lies dabei unmerklich seine Waffe immer tiefer sinken. Hinter sich hörte Nodan, dass zwei Kisten gegeneinander gestoßen wurden. Da er mit diesem Geräusch nicht gerechnet hatte, erschrak Nodan ziemlich, sprang auf, dreht sich zum Geräusch um und sah sich einer mächtigen Kanalratte gegenüber. Nodan begriff, dass es womöglich diese Ratte war, deren Gepolter Nodan draußen vor dem Frachtraum gehört hatte. Außerdem bemerkte er, dass er vor Schreck seine Deckung verlassen hatte. Wütend über sich selbst schloss er kurz die Augen, seufzte über seine eigene Dummheit und hob dann ergebend die Arme.
„In Ordnung. Sie haben gewonnen.“, brachte Nodan frustriert hervor und dreht sich langsam mit erhobenen Händen zu dem Mann um. Als Nodan jedoch sah, was seit dem Auftauchen der Ratte passiert war, fiel ihm seine Kinnlade ein Stück herab. Halb über den Behälter gebeugt lag der Fremde in den Armen einer leicht bekleideten Frau, welche sich ihrerseits halb aus dem Behälter aufgerichtet hatte. Die beiden Küsten sich wie leidenschaftliche Liebende und beachteten ihre Umwelt in keiner Weise. Nodan klappte den Mund wieder zu und fragte sich, ob er einfach aus dem Frachtraum gehen und die zwei alleine lassen sollte. Wie als Antwort zog die Frau den fremden Mann fast spielend zu sich in den Behälter und begann ihn zu entkleiden. Für Nodan war diese Aktion der Zeitpunkt, da er nicht weiter zusehen wollte. So nahm er sich zusammen und ging einfach Richtung Ausgang. Wie erwartet, achtete niemand auf ihn.
Nodan gelangte unbehelligt zurück ins Cockpit. Dort blinkte bereits die Anzeige für eingehende Kommunikation. Er ließ die Anzeige einige Momente unbeachtet und versuchte sich darüber klar zu werden, was er sich dort im Frachtraum gerade abspielte. Gedankenvoll blickte er in den Weltraum hinaus. Welche Fakten hatte er? Großer Transportbehälter. Kühlung. Frau. Erhebliche Körperkraft der Frau. Leidenschaftliche Knutscherei. Nodan schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Empathie-Androiden! Humanoide Roboter die für ausgelassene Orgien benutzt wurden und auf Nar Shaddaa nach einem Zwischenfall mit mehreren Toten verboten worden waren. Die Konstrukteure dieser Androiden hatten beim Bau übersehen, dass sich die kräftemäßig unterlegenen Menschen dem Treiben der Androiden nicht entziehen konnten. Außerdem waren die Androiden stets so programmiert, dass sie das erste Wesen, welches sie nach ihrer Aktivierung zu Gesicht bekamen, als obersten Liebesherren und Befehlsgeber ansehen sollten.
Er rieb sich den Nasenrücken und schielte dann erneut auf den Kommunikationskanal. Weiter hinten aus dem Frachtraum tönte laute Geräusche, welche sich Nodan nicht genauer vorstellen wollte. Also öffnete er den Kanal und meldete sich mit der vorgeschriebenen Standardbegrüßung. „Scheiß auf Ihre Begrüßung!“, brüllte es aus dem Lautsprecher. „Adams meldet sich nicht. Er hatte Anweisung sich einmal pro Stunde bei mir zu melden. Was haben Sie mit ihm gemacht?“, knurrte Deslow. Nodan schwieg, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. „Hallo?! Nodan?! Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? WAS IST MIT ADAMS! UND WAS IST MIT DER FRACHT?“
Nodan atmete tief durch und versuchte so gelassen wie möglich zu bleiben. „Ihr Schläger ist im Frachtraum.“ Nun war es an Deslow sprachlos zu sein. Nodan fuhr fort. „Es hat da ein kleines Problem mit dem Behälter gegeben.“ Deslow schnappte hörbar nach Luft. „Bleiben Sie wo Sie sind.“, fauchte es heiser aus dem Lautsprecher. „Stoppen Sie Ihre Triebwerke, sonst schieße ich sie vom Himmel.“ Nodan vermied es darauf hinzuweisen, dass es im Weltraum keinen Himmel gab und deaktivierte Autopilot samt Triebwerke.
Es dauerte nicht lange und Deslow hatten Ihn eingeholt, Nodans kleines Schiff in eine Landebucht seines großen Kreuzers gezogen und war mit einigen bewaffneten Männern an Bord gekommen. Nodan fragte sich kurz, weshalb Deslow diesen Job nicht von vorn herein selber durchgezogen hatte, aber vermutlich war dieser große Kreuzer für die Frachtkontrollen auf Nar Shaddaa zu auffällig gewesen. In jedem Fall kam er nicht mehr dazu, Deslow danach zu fragen. Der große Corellianer schlug ihn ohne ein Wort zu sagen mit dem Griff eines Blastergewehres gegen den Kopf. Dass es seine Begleiter ihrem Boss nachtaten, bekam Nodan nicht mehr mit.
So erwachte Nodan unter stechenden Kopfschmerzen in einer kleinen Hütte auf dem Schrottplaneten Ord Mantell.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Nodan« (13. September 2012, 12:34)