Tag 19 (09.07) - Tod und Heimkehr
Ein letzter Eintrag, ein letzter „Kriegsbericht“, auch wenn ich inzwischen wieder auf Tython bin. Der letzte Tag gehört noch hier hinein und wie er hier hinein gehört. Der letzte Tag hat es noch geschafft: ich fühle mich leer. Als hätte jemand in einen Wasserbeutel ein Loch hinein gestochen und das Wasser wäre ausgelaufen. Mein Ruhetag half, aber.... Nein, kommen wir zu diesem letzten Tag:
Er fing ruhig an, bedrückt, aber ruhig. Mehr als einer hatte wohl ein beklemmendes Gefühl dort im Bunker einfach nur zu warten während die Imperialen sich oben austoben konnten. Immerhin war aber die Bombardierung abgebt und seltsamerweise gab es mir aber keine Freude dass es über uns nicht mehr bebte. Ich half den Verletzten, wie üblich. Wir warteten noch immer auf eine Nachricht von der Flotte. Feraan äußerte aber später aufgrund des gehörten eine erschreckende Theorie und ich ging hoch um sie zu prüfen. Ich meditierte im inneren des Bunkers vor dessen geschlossenem Eingang und streckte meine Sinne nach draußen aus,,, er hatte recht.
Was folgte, hatte ich noch nie so gespürt: Nichts. Ich spürte absolut gar nichts. Dort war kein Leben mehr - oder wenn war es zu schwach damit ich es in der Leere hätte spüren konnte. Nicht das Leben eines Humanoiden, nicht das eines Tieres, nicht das einer Pflanze, es war „alles“ tot. Das erklärte wohl auch die dünne Luft, es lag also wohl nicht an den Filtern. Hatte die Republik etwa den Tod eines ganzen Planeten für die Auslöschung der Imperialen auf der Oberfläche in Kauf genommen? Nein.. nein, das durfte einfach nicht sein. Aber die Imperialen hätten doch nicht so schnell alle ihre Truppen retten können wenn die Bombardierung von ihnen kam? Als es anfing, dürfte die Flotte aber noch gar nicht dagewesen sein also...
Ich ging wieder hinunter, war verstört, verwirrt und traf Meister Balnam. „Also doch“, waren die Worte auf meine. Er hatte es wohl geahnt, oder schon lange genauer gespürt, war er in der Nacht doch nicht mit Verletzten und OP beschäftigt. Es war schwer die Fassung zu behalten, so schwer, diese Leere, dieser Tod.. er gehört zur Macht, aber dieses Ausmaß... war erschlagend. Musste er unbedingt sagen dass es Situationen gab wo es in Ordnung war die Fassung zu verlieren? Ich durfte das doch nicht, schon allein wegen den anderen... aber ich ging, er verleitete mich zu sehr dazu, ich konnte nicht mehr. Er meinte er wäre für mich da, auch wenn er nicht mein Meister wäre. Was hätte es gebracht ihn mitzuschleifen? So konnte er die Lage den anderen erklären, mit seiner direkten Art - mochten sie mehr Kraft übrig haben als ich.
Ich verzog mich allein in eine dunkle Ecke und ließ Frust, Verzweiflung und Erschöpfung freien Lauf: ich weinte. Für was hatten wir die die 18 Tage zuvor gekämpft? Für die Leute? Die, die nicht dem Imperium stand halten konnten waren Tod. Die, die nicht in Bunkern waren, waren Tod. Ich wollte nicht daran denken wie viele genau tot sein mussten. Die Flora und Faune, das Leben auf Veral V? Es war tot! Nichts hatten wir erreicht, so gut wie nichts. Die 18 Tage voll diesem Wahnsinn namens Krieg, wofür?! Wut. Selbst wenn das Imperium den Planeten eingenommen hätte, hätte es wenigstens einen Sinn gehabt, aber das? Es war sinnlos! Ein Akt reiner Zerstörung, böswillig, nutzlos! Dafür konnten nur die Sith verantwortlich sein, ich wollte dass es so ist...
Ich schäme mich schon allein dafür es aufzuschreiben - an meinen Meister will ich dabei gar nicht denken. Verwirrung hin, Verzweiflung her, Erschöpfung hin und Grenze her, auch wenn ich „nur“ ein Mensch bin, ich bin auch eine Jedi - es hätte nicht passieren dürfen was danach geschah. Ich werde es aufschreiben, vielleicht auch alle Einträge danach löschen... aber jetzt schreibe ich es auf, mir zuliebe.
Weshalb ich wollte dass sie verantwortlich waren? Weil wir eine Sith dort hatten: Lord Letith Amaran. Ich hörte fast noch ihr Lachen von vorhin. Sie hatte es sicher auch gespürt... und sie erfreute sich daran! Plötzlich waren alle Tränen fort, ein klares Ziel vor Augen: Gerechtigkeit. Ich zog mein Lichtschwert, ging hin, deaktivierte die Energiezelle, aktivierte mein Lichtschwert und ich „wollte!“ zuschlagen. Sie hatte hier mitgekämpft, sie hatte Freude daran, sie war der Feind - ein Feind der lange genug unter ihnen hier war und der den Tod verdient hatte nach dieser Tat! „Yerana!“, hörte ich es laut und deutlich - es war Meister Balnam. Ich fühlte mich genötigt den finalen Schlag noch nicht auszuführen, denn sterben würde sie. Lord Amaran legte es darauf an, wollte, dass ich sie töte und ich erinnerte mich an einen Sith, der damals das selbe wollte, um mich zu „bekehren“. Nein, das war hier anders und es war egal, sie musste sterben für das was hier passiert war, sie „war“ schuldig und es war gerecht!
Ich redete nur wenig Worte mit Meister Balnam, sprach aus was ich dachte. Es machte keinen Unterschied ob sie es war die abdrückte oder nicht, denn sie hätte es ebenso getan und war ein Teil davon. Er meinte, es wäre für „mich“ ein Unterschied, weil ich dann auch nicht besser wäre als sie. Jene die den Planeten ausgelöscht haben. Lord Amarans Blick, ihre Worte dass ich sie töten sollte, ihre Annäherung, ließen mich mein Lichtschwert gezielt werfen: Jetzt oder nie!
Die Zeit erstreckte sich in diesem Augenblick in solch einem Maße dass ich hätte glauben können sie wäre stehen geblieben. Ich wäre dann auch nicht besser als jene die den Planeten zerstört haben... kurz um: ich wäre ein Monster, eine Sith. Meine vielleicht sogar größte Angst seit ein paar Tagen, wollte sich gerade bewahrheiten? Nach Meister Balnams Worten: ja. Ich konnte mich nicht erinnern dass er mich je belogen hatte, oder? Kein Rat den ich bisher von ihm erhielt, hat mich zum Straucheln gebracht, oder? Ich sollte ihm vertrauen und mir selbst... oder? Ich lenkte das Lichtschwert knapp an ihr vorbei und fing es wieder auf - der zeitlose Augenblick war vorüber.
Mein inneres Chaos drohte mich langsam zu ersticken. Aber ich werde immer mein bestes tun und hoffen dass es dafür reicht kein Monster zu werden. Zarrid war auch dort, wie ich durch ein paar ihrer Worte bemerkte, mein Blick war auf Lord Amaran gebannt - Zarrid hatte recht dass es nichts gutes sein konnte, wenn die Sith das wollte. Lord Amaran lachte mich aus, dass ich es nicht schaffen würde, wollte mir sagen dass die Rache hilft - aber Sith waren blind, wie ich es gerade fast gewesen war - und Meister Balnam sagte, ich solle meine Gefühle erforschen und dass es meinen Schmerz nicht lindern würde. Der war gerade von Wut überflutet worden, die sich aber nun wie das Wasser bei Ebbe zurückzog. Chaos herrschte aber in mir und Lord Amarans Worte ließen mein derzeit so angeschlagenes Inneres erbeben. Aber Meister Balnam hat Wort gehalten und die Fackel entzündet, als ich hier drohte meinen Weg zu verlieren. Ja, ich erinnerte mich an das was ich gelernt hatte - und was ich hier gelernt hatte: zu viel. Als Lord Amaran mich wieder dazu bringen wollte sie zu töten - auch nach meinen Worte zurück in die Zelle zu gehen - und dann so schnell auf mich zu kam, reagierte ich normal auch hätte reagieren sollen: Ich erschlug sie nicht mit dem Lichtschwert sondern beförderte sie gegen die nächste Wand. Sie sagte das wäre ein guter Anfang... ein guter Anfang? Hatte ich doch noch einen Schritt in die falsche Richtung gemacht? Panik wollte in mir aufflackern aber ich erstickte sie, ging langsam weg. Meister Balnam würde sich darum kümmern dass sie wieder in die Zelle ging, aber ich war kurz froh, dass ich noch genug Vernunft besessen hatte, dass er nicht aktiv gegen mich eingreifen musste.
Ich zog mich zurück, mit einem Keuchen, als ich endlich von dem Zwiespalt ablassen konnte, umzudrehen und sie doch noch der Gerechtigkeit zuzuführen.. einer verdrehten und verzogenen Gerechtigkeit - „meiner“ geblendeten Gerechtigkeit in diesem Moment. Ich brauchte dringend Ruhe, ich war mental so erschöpft, mein Geist so verwirrt. Ich wollte nicht weitere Fehltritte machen und Meister Balnam damit zwingen auch noch einen Scheinwerfer aufstellen zu müssen. Ruhe.. meditieren? Nicht ruhig genug - ich würde bei der Größe des Sturms den Ruhepunkt nicht finden und der Sturm wäre dennoch zu laut, selbst wenn ich in der Mitte wäre. Ich wollte schlafen, einfach schlafen, nur schlafen, einfach ausschalten und später wieder anschalten. So ging ich zum Medischrank. Ich starrte die passende Ampulle an, ich schraubte sie auf einen Injektor auf, ich stellte die Dosis ein und hielt inne. Vorgestern hatte ich es erst genommen, eine höhere Dosis damit ich für die letzten Schlachten fit genug wäre. Es war riskant, aber daran wollte ich jetzt nicht denken. So oder so würde ich erst schlafen und das wollte ich. Dennoch, eine zweite Meinung einholen sollte ich. Ich kontaktierte Meister Balnam und fragte ob ich Ruhen sollte. Er meinte wenn es mir hilft, und als ich sage ich wüsste es nicht, meinte er ich solle es versuchen und wenn es nicht geht solle, ich ihn rufen. Unnötig, es würde gehen - damit ganz sicher. Ich zögerte nicht mehr, spritze mir das Schlafmittel und hatte endlich Ruhe, endlich!
Als ich allerdings aufwachte, hatte ich das Gefühl als wäre lediglich eine Minute vergangen und ich war hellwach, aber immer noch genauso erschöpft wie vorher. Das durfte doch nicht wahr sein... aber es war wahr! Dr. Felekain - oder wie sie hieß, ich hab mir den Namen irgendwie nicht recht merken können als sie eintraf - hatte mir wohl etwas passendes verabreicht, vermutlich um zu verhindern dass ich ins Koma sackte oder gar stab, falls es extrem war. Ihre Worte interessierten mich nicht. Ich war weder süchtig noch wollte ich mich umbringen: Ich wollte lediglich meine Ruhe. Als sie mir später noch ein Mittel mit Nanieten hinlegte, dass dafür sorgen würde dass ich „normal“ würde schlafen können, weil das Mittel eben wohl mein normales körperliches Gleichgewicht durcheinanderbrachte, musste ich lachen. Ich würde normal schlafen können... also gar nicht, so gut wie gar nicht! Ich sagte es nicht und ließ das Mittel auch lange dort liegen - obgleich ich es irgendwann nahm - es machte in meinen Gedanken keinen Unterschied, ob ich wegen meinem Körpergleichgewicht nicht schlafen konnte, oder wegen meinem Geistesgleichgewicht, denn das Ergebnis blieb das selbe: Ich würde nicht schlafen können.
Ich ruhte einfach lange dort, mit meinen Armen über meinem Gesicht. Ich wollte nichts hören, nichts sehen und doch schnappte ich genug Fragmente auf. Eins davon war von Anca - sie hatte die Ärztin angekeift weil diese meinte, ich solle nächstes Mal lieber gleich einen Blaster an meine Schläfen platzieren, da hätte sie weniger Arbeit. Es tut mir Leid, dass ich Anca nicht entlasten konnte, dass ich keine Stärke mehr übrig hatte um mich wenigstens besser dastehen zu lassen als ich dran war. Zu dieser Zeit war mir aber alles so ziemlich gleichgültig. Ein Gedanke kämpfte sich aber allmählich in meine Ruhe: Ich wollte sehen was ich gefühlt hatte. Ich wollte sehen dass dort draußen wirklich nichts mehr lebte. Ich wollte ein Bild haben und nicht nur dieses grässliche Gefühl zu denen sich alle möglichen Fantasiebilder formen wollten. Also ging ich auch.
Irgendwie wollten mich erst alle aufhalten, ehe sie es doch zuließen: Iren, Zallow, Mormondt. Iren hatte mir sogar ein Schlafmittel verabreicht. Ich hätte es durchaus begrüßt, aber scheinbar hatte das Mittel der Ärztin dafür gesorgt, dass ich gerade erst mal nicht schlafen konnte, vielleicht auch deshalb weil ich mir das Mittel mit den Naniten noch nicht gespritzt hatte. Vielleicht hätte es mich sogar ein klein wenig amüsiert - Irens Gesichtsausdruck als sie wartete dass ich umfalle - aber hier war gerade nichts lustig: Überhaupt nichts. Nach einigem Gerede ging ich endlich hinauf. Meister Balnam begleite mich, Anca war wohl nachher hinterher. Es war wie wir es gefühlt hatten: Kein Leben mehr, überall Asche, da und dort noch ein kleines Feuerchen. Das hier war gestern noch eine Dschungelwelt gewesen, die vor Leben nur so strotze - tot. Dennoch, hatte es etwas seltsam beruhigendes es zu sehen: Es war genau das was man fühlte, nichts anderes. Die Atmosphäre war wohl auch geschädigt, wie man am Himmel sah, aber auch das, bestätigte Vermutungen, erleichterte und erschreckte aber auch, weil das Gefühl Realität war. Aber die Macht hatte mich auch nie getäuscht, also war es absurd anzunehmen das wäre diesmal anders gewesen.
Als ich Meister Balnam einen Teil meiner Gedanken mitteilte, dass hier alles tot wäre, nahm er die Asche auf und meinte das wäre guter Nährboden. Ja, das war es wohl. Es würde hier wieder etwas wachsen wenn man sich die Mühe machte und dann würden Leute wieder von dem leben was der Erdboden hier her gab, bestens gedüngt mit der Asche von Totem, von Toten - Ironie. Andrerseits war es das Gleichgewicht der Dinge und richtig, aber über jenes wollte ich jetzt nicht nachdenken. Es war mir alles ziemlich gleichgültig, ich fühlte mich zu leer. Wir evakuierten und alles wurde verladen. Ich verabschiedete mich, weil ich direkt von der Flotte im Orbit um Veral V gen Tython fliegen würde und weil ich zumindest nicht lautlos gehen wollte. Ich hatte aber keine großen Worte mehr für die Soldaten übrig, zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Ich musste mich selbst wieder richten und das würde seine Zeit dauern. Solange wäre ich nicht viel mehr als eine funktionierende Maschiene die ihre Arbeit verrichtet und eine solche will ich nicht sein, dafür habe ich die Gabe mit der Macht umzugehen nicht bekommen. Wir verließen den Planeten, wir verließen Veral V und wir verließen damit den Krieg. Eine Kugel voll Asche mit einer dünnen Atmosphäre blieb hinter uns zurück. Der Krieg war vorbei, Veral V eingeäschert... wir haben „gewonnen“ und doch viel mehr verloren. Für die Republik...
*Der Eintrag endet. Yerana nimmt den Speicherchip aus ihrem Datapad. Ihre anderen gespeicherten Daten hatte sie zuvor auf einen anderen Chip übertragen, die sie jetzt auch wieder in ihr Datapad steckte. Den Chip mit diesem Kriegstagebuch, würde sie mit sich tragen, erst mal. Ihr war noch unklar, was damit geschehen würde. Jemand sehen lassen? Ihn zerstören? Ihn gar ins Archiv bringen? Die Macht würde sie leiten und sie sich damit früher oder später entscheiden.*
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Yerana« (11. Juli 2012, 08:10)