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Dienstag, 17. Mai 2016, 17:32

Hitze und Harmonie


Es war heiß auf Carida. Es war nicht mehr die feuchte, dicke Wärme von Yliesa, sondern trocken und sandig – Tatooine nicht unähnlich.

Andenus mochte die Hitze, genoss es die pure Kraft der Natur wahrzunehmen, als die heiße Luft dumpf auf seinem Brustkorb zu pressen schien und der Atem spürbar die Rohre hinabfloss wie Lawa. Es waren diese natürlichen Extreme, die es dem Jedi erleichterten zu sich zu finden, Harmonie zu finden. Es war als ob sein Geist auf das körperliche Extrem reagierte, indem er ihm Harmonie entgegensetze, ihn selbst zum harmonischen Faktor machte.

Zudem war Andenus erleichter, den Huttenplaneten verlassen zu haben. Nicht nur wegen der konstanten Wahrnehmung von Drogen, Ekstase und Emotionen und der permanenten Geräuschkulisse, der Enge und der permanenten Beobachtung, sondern auch weil er dort als Fremdkörper festgesetzt war. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre er nicht weit gekommen. Ohne Credit, ohne Ausweispapiere während die Reisrouten unsicher waren, standen die Chancen gegen ihn. Dennoch war er ein Fremder, nicht nur auf Yielsa, sondern innherhalb der SIS/Militäroperation der DSF. Selbst seine Jedibrüder waren ihm fremd hier und er wusste nicht, ob es an ihm, an ihnen oder an der Situation lag, dass irgendeine Art von Gemeinsamkeit Wunschdenken bleib.

Ein Fremdkörper, wie das Lichtschwert an seinem Gürtel. Er wusste nicht, wem es zuvor gehörte, lediglich, dass es der Requisitionsoffizier vom Schwarzmarkt akquiriert hat. Es fühlte sich gut an wieder bewaffnet zu sein, doch die Klinge war ... irgendwie falsch. Es war eher wie eine merkwürdige Art von Sakrileg das Schwert eines Bruders oder einer Schwester zu tragen, auch wenn es dadurch wieder Bestimmung erlangte. Andenus übte mit der Klinge (wie er auch weiterhin die Zeit eifrig nutzte, um seinen Körper für die kommenden Konflikte zu stählen) und gewöhnte sich an sie, wenn sie doch immer fremd blieb. Es war wie zu enge Stiefel – man konnte zwar damit Laufen, aber es war nicht bequem und tanzen war damit schwierig. Ein merkwürdiger Vergleich, dennoch auf eine absurde Art und Weise zutreffend – wenn man die metaphysische Dimension, die machtvolle Verbundenheit von Klinge und Jedi, vernachlässigte.

Verbundenheit...

Ritter Duskweaver und Andenus hatten beide Nachricht von Coruscant erhalten. Die Blockade war vorbei, der Planet stand noch, doch ein Kapitulationsvertrag bürdete der Republik sehr viel auf, ein Indikator, wie das Kräfteverhältnis am Ende des Konflikts ausgestaltet sein musste.

Doch was mit den Jedi geschehen war, blieb noch immer seltsamerweise im Dunkeln. Anscheinend hatte die Großmeisterin einen Angriff gestartet, der die Jedi-Truppen nahezu vollständig aufrieb und daraufhin verschwand. Andenus erinnerte sich an die Träume, die er vor einigen Wochen hatte, von den Feuern und dem Sterben – anscheinend zog der Tod vieler Machtsensitive eine Schneise durch die Macht, die Andenus anfangs nicht zu deuten wusste und ihm erst in der Retrospektive bewusst wurde. Die wenigen Jedi, die noch auf Coruscant waren, rieten von der Heimkehr ab, zu unsicher waren sie, ob die Zakuul nicht beginnen würden die verbliebenen Jedi zu ... säubern.

Auch die restlichen Ratsmitglieder waren verschwunden, was die meisten Jedi alleine zurückließ. Der Orden selbst war damit stark geschwächt. Jeder Ritter war es gewohnt selbst Entscheidungen zu treffen und ebendiese im Hinblick auf Moral und das große Ganze abzuwägen. Dennoch fiel mit dem Verlust des Hohen Rates und der anderen Räte ein Korrektiv weg, das die galaxisweiten Zusammenhänge im Blick behielt, mit der Kanzlerin auf Augenhöhe beriet und die einst weitläufigen Ressourcen des Ordens effizient zu nutzen wusste.

Es lag nun also an jedem einzelnen Jedi selber, den Weg in der Macht zu finden und für sich selbst einen Ort, an dem sie der Macht, dem Orden und der Republik dienlich sein könnten. Das bedeutete einen Faktor mehr in die Entscheidungsfindung miteinzubeziehen – nicht mehr und nicht weniger.

Darüber war er wieder mit Ritter Duskweaver in Konflikt geraten, dessen Erratik besorgniserregende Züge annahm. Erst warf der Mirialaner ihm vor, er würde einer Diskussion aus dem Weg gehen, dann war er einem Austausch völlig abgeneigt und schien auf taub zu schalten, sobald Andenus den Mund öffnete. Der Philosoph schien irgendeinem Bild zu entsprechen, auf das ihn der Infiltrator festnagelte und davon auch nicht abzubringen war. Dazu schien er seine Freude zu haben, Andenus zu provozieren und der Denoner gestand, dass dieser Konflikt noch immer an seiner Substanz nagte. Gerade jetzt war jeder Jedi wichtig und wenn es nur dazu diente die Lehre und das Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Ritter Duskweaver schien aber generell den Rat, den Orden und insbesondere Andenus mit soviel Mißfallen zu bedenken, das hinter der eisigen Fassade kaum mehr ein Jedi erahnbar war. Für Andenus war Respekt seiner Umgebung gegenüber ein integraler Teil des Jedi-seins, für Ritter Duskweaver war es ein Fremdwort. Es kostete den Ritter immense Kraft den Infiltrator nicht abzuurteilen, sondern ihm weiterhin die Chance zu geben sich zu rehabilitieren. Doch es wurde immer schwerer.

Und gerade dieser Jedi bildete den jungen Padawan Sunao aus. Es lag dem Ritter fern in die Ausbildung eines anderen Meisters einzugreifen, dafür respektierte er die Verbindung in der Macht zwischen Padawan und Meister zu sehr. Doch der aktuelle Stand machte ihm sorgen. Wie sollte so ein respektloser Jedi, der den Rat und seine Mitbrüder so verachtete, einen treuen, aufrechten Jedi ausbilden? Padawan Sunao schien seinen eigenen Kopf voll ausleben zu können, ohne die Begrenzungen, die Meister für gewöhnlich ihren Schülern auferlegten. Der junge Padawan traf seine Entscheidung alleine und ohne Absprache, ein gefährlicher Weg. Andenus war skeptisch, Gehorsam war das Fundament der Ausbildung, weil Ritter und Meister auf einen tiefen Erfahrungsfundus zurückgreifen können und weil es Demut lehrt. Demut gegenüber der Macht, dem Orden und seinem Meister gegenüber, aber auch der eigenen Fehlbarkeit und der Sichtweise anderer. Dass er Demut bei dem Musterbeispiel von Arroganz, die Ritter Dusweaver ihm gegenüber vertrat, schwer lernen könnte, nagte an dem Ritter. Auf Tython hätte er jemanden um Rat gefragt, der weiser als er war – einen Meister vielleicht. Doch hier auf Carida, musste er entscheiden.

Er seufzte schob diese Gedanken von sich weg. Er hatte noch Zeit und viel würde seine Entscheidung so und so nicht bewirken können.

Andenus fuhr sich über die Wangen, an denen langsam wieder Bart zu sprießen begann. Außerhalb des Huttenraumes konnte er sich wieder etwas freier bewegen und musste nicht Angst haben, dass Ikkutells Kopfgeld den einen oder anderen Halunken auf ihn aufmerksam machte. Und ohne Bart fühlte er sich irgendwie ... nackt. Er schnitt eine Grimasse ob der eigenen Eitelkeit. Wie hatte er es dem jungen Sunao gesagt: „Jedi sind nicht unfehlbar“ Er wusste es nur zu genau.

Vielleicht war es nicht nur die Hitze, die ihn erfreute, sondern auch die Tatsache, dass er hier in der Wüste wieder weite Roben tragen konnte ohne aufzufallen. Kleider machen Leute, hatte sein Vater zu ihm gesagt und das dürfte eine der wenigen seiner Weisheiten sein, die wahr waren. In Roben und berobten Rüstungen fühlte sich der Ritter einfach wohler, er fand schneller zu sich und konnte die Extreme um sich besser ertragen. Seien es Hitze oder Ritter Duskwaever.

Von seiner ... komplizierten Beziehung mit dem Bruder abgesehen, waren die letzten Monate sehr aufschlussreich gewesen. Er konnte nach der turbulenten Zeit bei den Simiae und in Gefangenschaft endlich wieder ausgiebig trainieren und hatte dafür sogar mehr Zeit als während der letzten Kriegsmonate. Er fühlte wie sein Körper wieder erstarkte, wie sein Verbindung zur Macht geschärft wurde mit jedem Tag, den er übte.

Das Training hatte noch einen weiteren positiven Effekt – er lernte seine „Kollegen“ etwas näher kennen. Teil von Meister Erons Echani-Lehre, war neben dem eigentlichen Kampfstil die Achtsamkeit gegenüber dem Gegner und dem daraus resultierenden Verständnis. Darum ging es den Echani meistens, den anderen auf einer ganz körperlichen Ebene täuschungsfrei zu begreifen. Andenus war dieses Prinzip in Fleisch und Blut übergegangen, mit jedem seiner Padawane hatte er zuerst gesparrt, bevor er sich entschieden hatte. Der Kampf war fast wie ein Tanz der Ort, wo sich das Wesen des Individuums zeigte – unverstellt und ehrlich.

Er konnte mit Agent Trigger üben, die zu seiner Verblüffung eine nahezu ebenbürtige Gegnerin darstellte. Und würde sie nicht einen Kampfstil pflegen, der auf das schnelle Beendigen des Konflikts zielte (und mit den dementsprechenden Verletzungen des Partners) und für ein freundliches Sparring nicht geeignet war, hätte sie ihn wohl mehrfach besiegt. Und das obwohl er mit der Macht ihre effizienten Bewegungen vorausahnen konnte. Sie war mit phänomenalen Reflexen ausgestattet, die ihm als Machtnutzer durchaus zu schaffen machten. Doch in den schnellen, und geschickten Auseinandersetzung, offenbarte sich das Wesen der Chiss nach und nach. Sie war zugleich jemand der Emotionen nicht so stark zu spüren schien, wie viele andere, und zum anderen diese auch noch außerordentlich zu kontrollieren wusste. Es war nicht der harmonische Weg der Jedi, sondern eher etwas diszipliniertes, soldatisches, das sie antrieb. Zugleich war sie mit der selben Hingabe beim Übungskampf wie der Jedi selber, was ihre Auseinandersetzung zu einer wahrlichen Schau machte. Jede ihrer Bewegungen strotze von Loyalität gegenüber einem Ideal, das Andenus nur erahnen konnte. War es die Republik? Das Squad? Das Gute?

In ihre häufigen Trainingsessions (anscheinend genoss die Chiss es einen ebenbürtigen Gegner zu haben) wurde Andenus bewusst, dass sie gar nicht so unterschiedlich waren, auch wenn es äußerlich so anmutete. Sie versteckte ihre wahren Ansichten häufig hinter beißendem Zynismus, während Andenus Höflichkeit und Etikette bevorzugte. Doch beide waren dadurch undurchschaubar und vernunftgetrieben.

Auch mit Senior Agent Johnson konnte er üben und auch wenn der Agent nicht die selbe Befähigung wie Trigger aufwies, war auch er ein guter Gegner. Weniger wegen der Ausgefallenheit der Technik (die meisten Routinen schienen typische Soldatentechniken zu sein), sondern weil es sich sehr schwierig gestaltete ihn in die Ecke zu drängen und tatsächlich aus dem Kampf zu nehmen. Die Präzision und Methodik, die er im Kampf pflegte, schien auch Teil seines Charakters zu sein. Andenus konnte spüren, dass der Agent dem Jedi noch immer misstraute, doch es schien seinen Ursprung mehr in der Skepsis gegenüber der Macht als ihm persönlich zu haben. Das Kämpfen für ein Ideal, das Triggers Bewegungen zu leiten schien, war auch Teil der Kampfphilosophie Johnsons. Es war wohl ein tiefverwurzelter Patriotismus, der den Menschen dazu zwang, die Waffen aufzunehmen und sich dem Leben für die Republik zu verschreiben.

Gerade dies machte die Entscheidung der letzten Tage so interessant. Die Countersphere, bzw. die Truppe, der Andenus beiwohnte, stand vor der Entscheidung Fahnenflucht zu begehen. Sie sollten sich zurückbegeben, die Einheit war als Resultat der Kapitulation aufgelöst worden. Doch alle entschieden sich lieber den Kampf gegen die Zakuul fortzuführen, als ihren Vorgesetzen Gehorsam zu leisten. Für die Jedi war die Entscheidung nicht schwierig, ihr Gehorsam galt der Macht und dem Orden. Erstere war voller Interpretationsmöglichkeiten und zweiterer würde selbst wenn er noch einen Hohen Rat hätte, einem Ritter den Kampf gegen die Zakuul nicht verbieten können.

Doch die Soldaten und Agenten begingen Hochverrat – das konnte keine einfache Entscheidung gewesen sein. Besonders der Patriotismus, den Raymonde Johnson lebte, dürfte ihm zu schaffen gemacht haben. Er musste mit dem System brechen, um es zu schützen. Er musste ungehorsam sein, um der Republik wirklich dienen zu können.

Wie auch immer das Unterfangen ausgehen würde, Andenus war von dem Mut begeistert, den die Soldaten und Agenten an den Tag legten. Alles für ein höheres Ziel zu geben, sich von seinem alten Leben abzuwenden. Das war etwas mit dem sich der Jedi identifizieren konnte. Und im Angesicht dessen – und ihres übermächtigen Gegners – waren die Konflikte mit dem ignoranten Jedi nebensächlich.

Andenus atmete tief ein bis seine Lungen brannten. Solange er bei sich und der Macht war, blieb er ein Jedi – ob unter Freunden oder nicht. Und in Bälde würde er sich auch auf die Suche nach einem neuen Kristall begeben.

Ein neues Lichtschwert, ein neuer Anfang.

Der Orden in Trümmern, Gelassenheit in seinem Geist
Die Galaxis im Krieg, Frieden in seinem Handeln
Die Macht in Aufruhr, Harmonie in seinem Herzen
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

"Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, entstehen Harmonie und Ordnung"
- Zhuangzi

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Deikan (17.05.2016), Harlen Gregorius (17.05.2016), Aloncor Torn (18.05.2016), Skyran (18.05.2016), Jestocost (20.05.2016)

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Dienstag, 17. Mai 2016, 17:32

Die Konstruktion (Teil 1)

Die sonnengebräunten Hände fuhren sanft, fast liebkosend über die makellose Oberfläche des Kristalls, der vor Energie zu glühen schien – so nahm es zumindest der hakennasige Ritter wahr. Die Wellen, die von dem Stein auszugehen schienen, schlugen ungewohnte Kreise in der Macht. Andenus war gewohnt die bekannten Adegan-Kristalle aus Ossus oder ihre Verwandten von Ilum oder Dantoooine zu verwenden und auch die traditionellen Rituale des Ordens waren auf diese Kristalle abgestimmt.

Der Kristall von Carida, Caridat wie ihn Andenus nannte, war anders, wild wie die Wüste und ihre Naturextreme in sich vereinend. Für den Jedi, der bisher die sanftmütigen, beruhigenden Steine bevorzugte, war es ungewohnt. Es war verwunderlich, dass die Macht den Soresu-Anwender und den pulsierenden Caridat zusammengebracht hatte, die tiefe Gelassenheit des einen mit dem glühenden Feuer des anderen kombinierte.

Es war als ob die Macht selbst durch das Aufeinanderprallen der Extreme Harmonie herstellen wollte und zugleich den Jedi zu prüfen und vorzubereiten suchte, um für die Konflikte, die am Horizont warteten, zu wappnen.

Und dennoch waren sie eins. Der Kristall und der Jedi, wie unterschiedliche Pole, die sich anzogen und erst dann vollkommen waren, wenn sie vereint existierten. Es war ein Paradox, doch ein belebendes.

Es hatte Andenus einiges an Zeit und noch mehr an Fokus gekostet, den fremden Kristall in der Höhle zu finden, die in Teilen von der Dunkelheit der Hssiss korrumpiert worden war. Die Kristalle wuchsen dort seit Jahrtausenden und dennoch hatte sich eine Schicht Dunkelheit über sie gelegt, die der Ritter erst durchbrechen musste, um seinen seelenverwandten Kristall zu finden.

Er hatte gefastet und nur Wasser zu sich genommen, ein Vorgehen, dass seinen Körper schwächte, aber seinen Geist fokussierte als er sich mehr und mehr auf die Macht einstimmte.

Als er ihn endlich in den Händen hielt, farblos und unscheinbar, hätte er zurückkehren können. Doch es war noch nicht an der Zeit, er wollte hier bereits die ersten Schritte machen und den Kristall mit sich selbst und seiner Verbindung der Macht verknüpfen.

Selbst mit Adegan-Kristallen war es nicht selten, dass Jedi fast einen ganzen Monat brauchten, um ihr Lichtschwert herzustellen. Mit dem eigenwilligen Caridat war es umso schwerer, da er die antiken Rituale Schritt für Schritt anpassen musste.

Mit jedem Moment, der ihn und den Kristall mehr und mehr verband, fand der Jedi mehr zu sich und zugleich mehr zu der Welt um sich. Denn das Lichtschwert war immer auch die Verbindung des Jedi zur Welt, wie es auch ein Symbol der persönlichen Verbindung der Macht war.

Nach fast einer Woche war er zurückgekehrt, das erste Fundament gelegt. Der Kristall und er waren verknüpft, doch sie waren noch nicht harmonisiert.

Er würde die nächsten Wochen noch benötigen, um diese Verbindung zu vertiefen und die Harmonie herzustellen, auf die er sein ganzes Leben ausgerichtet hatte.
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

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Montag, 23. Mai 2016, 11:24

Die Konstruktion (Teil 2)


Mit unbeirrbarem Schritt bahnte sich der Jedi den Weg durch die endlose Weite der Wüste. Obwohl die nähere Umgebung leer und bar jeglicher besonderer Merkmale war, schien Andenus zu wissen, wo sein Ziel lag – und wie er dort hingelangen würde.

Er war in einen weiten Mantel gehüllt der ihn vor der Sonne schütze, die unbarmherzig vom kristallinen Sand reflektiert wurde, was Hitze und Helligkeit mit sich brachte. Die fest gefertigten Stiefel knirschten markant auf den Sandkörnern, ein Geräusch, das bei dem Wind etwas unterging, der böenartig über die Flächen wehte und den Jedi dazu zwangen von Zeit zu Zeit die Augen zu schließen sowie die Kapuze tiefer ins Gesicht zu ziehen.

Der Unruhe der Natur stand im Gegensatz zur inneren Harmonie, die Andenus empfand, als er sich seinem Ziel näherte. Es war nicht der Ort, sondern die Aufgabe, der Akt, die ihn zur Ruhe führten. Er hatte alle Lichtschwertteile zusammen, die er für die Konstruktion eines Neuen benötigte.

Der Caridat-Kristall und er waren verknüpft, so wie der Jedi durch die Macht mit der Welt verknüpft waren. Es war der Kristall eines Kriegers, der Kampfeswillen und Stärke markierte, und so beharrlich war, wie der Ritter selbst. Das war der Grund warum es ihn mehrere Wochen kostete, sich mit dem Kristall zu verbinden und ihn mit der Macht aufzuladen. Zu unterschiedlich waren der in sich ruhende Jedi und der pulsierende Kristall und zu anders war er von den üblichen - und wie dem Ritter schien auch sanfteren - Adegan-Kristallen. Doch Andenus ließ nicht locker, immer und immer wieder führte er die althergebrachten Rituale aus, modifizierte sie leicht und machte sich wieder ans Werk. Diese Beharrlichkeit machte sich bezahlt: Von einem Moment auf den anderen spürte er, wie er und der Kristall sich verbanden, sich verstanden und voneinander lernten. Der Ritter nahm den Kampfeswillen des Kristalls in Teilen auf und der Kristall den Frieden des Jedi. Das würde wohl zur Folge haben, dass die Klinge nicht im gewöhnlichen Blau erstrahlen würde, zu „stur“ war der Kristall, zu schwierig zu manipulieren. Aber was auch immer für eine Farbe am Ende das Plasma annehmen würde, es würde ein Symbol von Jedi und Kristall sein, Gelassenheit und Kampfbereitschaft, Frieden und Stärke, Ruhe und Bewegung – letztendlich Harmonie.

Andenus hob den Blick und machte die Runine aus, die nahe der Höhle war, in der er den Kristall gefunden hatte. Warum er gerade diesen Ort gewählt hatte, wusste er auch nicht genau. Vielleicht wollte er einfach nur fort von den neugierigen Blicken der Soldaten, vielleicht den Kristall bei der Verarbeitung in der Nähe seines „Geburtsorts“ wissen, vielleicht auch einfach an einen Ort, den man erst durch den erdenden Weg durch die Wüste erreichte.

Innerhalb der Ruine offenbarte eine erstaunlich intakte –aber vom unbarmherzigen Zahn der Zeit gelittene - Lehmhütte dem Jedi Raum für seine Pflicht. Er breitete den weiten Mantel auf dem staubig sandigen Boden aus, und entnahm der abgewetzten Umhängetasche vorsichtig die einzelnen Bestandteile, die er im Halbkreis um sich herum verteilte.

Der Griff war irgendeinem technischen Schiffteil entnommen, schlicht und ohne Verzierung, aber aus hochwertigen Material. Verwunderung überkam den Jedi für einen Moment ob seines technischen Unwissens: Er wusste, dass er genau dieses Teil für sein Lichtschwert wollte, aber er kannte seine eigentliche Funktion nicht. Den Dimitris-Schaltkreis hatte er mit großer Sorgfalt aus dem Lichtschwert ausgebaut, das ihm der SIS vom Schwarzmarkt beschafft hatte. Er hatte einige Ioden sicherheitshalber ausgetauscht – und wieder zeigte sich der vermeidliche Widerspruch, dass der Jedi nichts von Technik verstand. Es war zwar wahr, dass für ihn das innere einer Maschine fremd war, aber die Konstruktion des Lichtschwerts war kein technischer Akt, sondern eher ein Ritual – so häufig wurden ihnen die Prinzipien schon in jungen Jahren gelehrt. Die Emittermatrix samt des magnetischem Stabilisierungsring des Klingenemitters stammte wie die Diatium Energiezelle von Meister Gregorius altem Lichtschwert, das er ihm für die Konstruktion überlassen hatte. Es schien ihm fast wie ein Frevel die Lichtschwerter, die einst Teil des jeweiligen Jedi waren als Ersatzteillager zu verwenden, doch er hatte die Erlaubnis des Meisters und es schien eine schöne Metapher für das Leben der Jedi zu sein: Wie ein Jedi am Ende seines Lebens eins mit der Macht wurde, und in der Macht weiterwirkte, würden auch Teile des Lichtschwertes in seiner neuen Klinge weiterwirken.
Energiekonduktor und –isolierungen, dynorische Plasmaeinspeisung, Feldeinergiekreislauf, Erngieleitungen und Knöpfe waren mit den Ressourcen, die ihm die anderen Lichtschwerter und Carida-Base boten, keine großen Probleme mehr.

Das Fundament der Klinge sollten mehre Kristalle bilden, der feurige Caridat als Hauptkristall und als Fokus der beruhigende Adegan-Kristall des Schwarzmarktlichtschwerts. Dieser war bereits mit der einzigartigen Verbindung der Macht seiner ehemaligen Besitzerin erfüllt und Andenus befürchtete eine Störung der Klingenmechanik, wenn er beide in dieser Art und Weise einsetzte. Die Idee kam ihm, als er das alte Schwert des Mirlilaners untersuchte. Er konnte den Adegan-Kristall zu einer Linse schleifen. Das würde zwar die Macht des Kristalles verringern, aber auch die Klinge stärker binden – und Störungswahrscheinlichkeiten minimieren. Als dritten Kristall entnahm er dem Lichtschwert des Meisters dessen alten wahrnehmungsschärfenden Fokuskristall, ein typischer Mephit aus Ilum – so nahm Andenus zumindest an.

Die drei Kristalle waren mehr als Komponenten, die sein Lichtschwert verbessern sollen. Sie waren Abbilder der Ordensideale. Der hitzige Caridat symbolisierte die Macht, der geist-schärfende Fokuskristall von Meister Gregorius Wissen und der sanfte Adegan-Kristall Disziplin, die aus der Ruhe der Meditation kam. Macht, Wissen, Disziplin das waren die Säulen auf denen der Orden gebaut war – und sollten nun auch die Säulen seines Lichtschwerts sein.

Andenus gedachte seinem Freund Hephaisto, dem Artisan, mit dem er einst trefflich über Lichtschwerter diskutierte. Der Twi’lek Meister war ein Poet, wenn es um die Klingenkonstruktion ging und er hatte Andenus die Technik gezeigt, mit zwei Foki zu arbeiten. Seine Worte klangen Andenus unverkennbar in den Ohren.
"Deine Klinge ist keine Waffe oder Werkzeug, kein Symbol oder Erinnerungsstück. Es ist du und du bist die Klinge."

Andenus atmete langsam aus und begann jedes Teil um sich herum sorgsam mit der Hand abzutasten, doch mehr noch mit der Macht jedes Element der Komponenten zu erspüren, jede Faser, jede Unebenheit, jede Einzigartigkeit. Während seine feingliedrigen Hände achtsam die Teile erfassten, begann der Jedi sich selbst mehr und mehr von sich zurückziehen, während er die Teile aus molekularer Ebene miteinander verband.

Er ließ den ruhigen Jungen in den Hintergrund treten, der sich wohler in seinen Gedanken als auf dem Spielplatz fühlte.
Er ließ den bestimmten Sohn zurück, der gegen seinen Vater aufbegehrte.
Er ließ den kritischen Anwärter hinter sich, der immer alles selbst versuchen musste, bevor er der Weisheit der Älteren glaubte.
Er ließ den jungen Padawan verschwinden, der ein Held werden wollte und seine Selbstbezogenheit nicht bemerkte.
Er ließ den erfahrenen Padawan verblassen, der lernen musste, dass Scheitern ebenso wertvoll sein kann, wie das Siegen.
Er ließ den mutigen Ritter weichen, der lieber sein eigenes Leben riskierte als die Gefahr einem anderen aufzubürden.
Er ließ den gebrochenen Ritter vergehen, der nach Folter fast sich selbst verlor.
Er ließ den einsamen Ritter zurücktreten, der zum wiederholten Mal seine Freunde, Familie und Heimat verlor.

Er überwand sich selbst. Nicht mehr Andenus Dexter, nur die Macht und die Elemente, die in der staubigen Lehmhütte etwas Neues formten.

Mit jedem Partikel, der durch die Macht verbunden wurde, verbanden sich die verschiedenen Seiten des Jedi miteinander. Der brütend und stille Junge, der sture und entschlossene Sohn, der ehrgeizige, und kritische Anwärter, der unbedachte und stolze Padawan, der demütige und gelassene Ritter – alles war Andenus und mehr.

Als sich die Klinge vor seinen Augen langsam zusammensetzte und die Macht das Schwert erfüllte erhob sich der klingende Bariton des Jedi bestimmt.

"Der Kristall ist das Herz der Klinge. Das Herz ist der Kristall des Jedi. Der Jedi ist der Kristall der Macht. Die Macht ist die Klinge des Herzens. Alles ist miteinander verflochten. Der Kristall, die Klinge, der Jedi. Wir sind eins."

Noch immer in tiefer Meditation, hob der Ritter die Klinge horizontal unter sein Kinn und drückte auf den Aktivator. Mit einem Zischen brach die pulsierende Energie aus der Kombination von Energiezelle und Caridat, stabilisiert mit dem Mephitkristall und der Adegan-Linse, entlang der Energieleitung, durch den Emitter und badete den schlichten Raum in hellem Blau.

Das Cyan der kostbaren Klinge erfüllte die Umgebung majestätisch und drückte die Beharrlichkeit, das Selbstbewusstsein und die Gelassenheit des Jedi aus.

Kristall, Klinge, Jedi – sie waren eins.
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

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Aloncor Torn (23.05.2016), Jade-Lynx (23.05.2016), Skyran (23.05.2016), Harlen Gregorius (23.05.2016), Deikan (23.05.2016)

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Dienstag, 21. Juni 2016, 13:37

Narben


Andenus starrte auf sein Ebenbild, das unbarmherzig von der Spiegeloberfläche reflektiert wurde. Er war blass und übermüdet – ein Effekt des Fluges nach Xenvaer. Er fuhr mit den Fingern die vernarbte Haut entlang, die von seinem Hinterkopf zu seinen Schultern führte – das Memento seiner Zeit bei Lord Kifdas. Sein Blick wanderte den gespiegelten Oberkörper entlang, der aufgrund des vernetzten Narbengeflechts eher einer zerfurchten Landkarte zu gleichen schien als einem menschlichen Körper.

Die Narben seines Körpers waren ein Resultat des Krieges, unschön, aber bedeutungslos. Die Narben des Geistes hingegen logen schwer in seinem Inneren. Erst kürzlich hatte sich der tragische Tag zum zweiten Mal gejährt, als die Zakuul Tython angriffen und die Jedi niedermetzelten. Andenus sah die Jünglinge mit unnatürlich verrenkten Gliedmaßen in den einst heiligen Hallen des Tempels gestapelt vor seinem geistigen Auge, ebenso wie er den Geruch von verbranntem Fleisch und den Staub kollabierender Gebäudeteile in der Nase hatte. Der Ritter hatte sich damals entscheiden zu fliehen, mit wenigen anderen zu fliehen, um einen letzten Rest des Ordens zu retten – und sich nicht wie viele tapfere Brüder und Schwestern dem Gegner entgegen zu stellen, um den anderen Zeit zu erkaufen. War seine Entscheidung denn richtig? Er hatte in seinen Augen damals den schwierigen Weg gewählt, den Weg der Macht noch weiter in dieser Existenz zu dienen, der Orden auf diese Weise zu bewahren und sich noch nicht der Macht zu übergeben. Aber bezahlten nicht dutzende seiner Jedi-Geschwister den Preis dafür?

Andenus trauerte nicht um sie, jedenfalls nicht so wie viele andere um ihre Familien trauerten. Er wusste, dass sie nun in Frieden bei der Macht waren – und dennoch fühlte, dass viele gute Wesen diese Welt verlassen mussten, obwohl ihnen noch ein Leben voller guter Taten bevorzustehen schien.

Der Ritter spürte die Last der Verantwortung wie einen Stein auf seiner Seele. Dadurch dass er überlebt hatte, musste er ein noch besserer Jedi sein, die Lehren des Ordens noch mehr verinnerlichen, der hellen Seite noch stärker dienen. Doch es war schwierig: Er war sich bewusst, dass er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde.

Er war nie besonders sozial gewesen und hatte bereits als Jüngling lieber alleine in den Archiven oder den Trainingshalle seine Zeit verbracht, als mit seinen Clangeschwistern herumzutollen. Vielleicht lag es an seinem Ehrgeiz, vielleicht auch daran, dass viele der anderen jünger waren als er und ihnen viele Dinge leichter zu fallen schienen. Er wusste, er musste hart dafür arbeiten ein Ritter zu werden, hart an sich arbeiten, um gut zu sein. Da blieb wenig Zeit für soziale Interaktion – zumindest in der frühreifen Vorstellung des damals Elfjährigen. Aloncor, sein erster richtiger Freund, war da anders. Er genoss zwar auch die Ruhe der Archive, ging aber im Gespräch mit anderen auf, hörte ihnen zu und wusste was er zu sagen hatte, damit sich alle wohl fühlten. Andenus bewunderte den Freund für diese Fähigkeit und manchmal beneidete er ihn auch darum. Er selbst fühlte sich in großen Gruppen unwohl und lauschte am liebsten schweigend den Ausführungen der anderen.

Doch Gemeinschaft war wichtig und vielleicht auch durch die Hilfe des Freundes, war er etwas aufgetaut, hatte er gelernt, Freude im gemeinsamen Gespräch zu finden, andere Standpunkte als valide anzuerkennen und dass man gemeinsam oft zu den besten Lösungen kam. Diese Einschätzung wurde mit seinem Interesse an Philosophie noch bestärkt: Viele Philosophen offenbarten ihre Sichtweise in Dialogen und der kritische Diskurs war des Fundament einer soliden Philosophie.

Andenus hatte den Austausch mit den anderen schätzen gelernt als er älter wurde und seine eigene Unvollkommenheit ihm mehr und mehr bewusst wurde. Besonders genoss er die Gesprächsrunden mit den Padawan und Anwärtern, die seinen Geist stimulierten während er einen Dienst am Orden tat. Es ging sogar soweit, dass er sich mit dem Gedanken trug, einmal sich voll der Lehre zu verschreiben und Clanlehrer zu werden.

Doch die Zeiten änderten sich, viele der aufmerksamen Jünglinge von damals war heute eins mit der Macht. Andere waren verschwunden, von Aloncor hatte er Jahre nichts gehört. Und mit diesem Wegfall der Jedi, fiel es ihm schwerer sich in sozialen Interaktionen wiederzufinden. Er ging den meisten Soldaten der Carida-Base aus dem Weg, von Ritter Duskweaver gar nicht erst gesprochen. Er wusste, dass es wichtig war, dass man ihn kennenlernte, dass man ihm vertraute, doch er hatte keine Kraft sich dem ganzen kommunikativen Geplänkel zu stellen. Andenus hatte permanent das Gefühl, man wolle ihn von irgendetwas überzeugen, ihn von irgendwelchen Dogmen abbringen, ihn zu etwas machen, was er nicht war. Er hatte kein Interesse daran, auf jedes seiner Worte zu achten, auf dass Agent Trigger ihm sie nicht im Munde herumdrehte oder die ehemalige Grüne Jedi Dr. Callee ihn wachsam analysierte, irgendwelche Traumata erwartend. Und auch nicht, dass der schweigsame Ritter Dusweaver mehr oder weniger lautstark über ihn urteilte.

Er müsste eigentlich besser als das sein. Eigentlich dürfte ihn das Urteil der anderen nicht anfechten. Und doch tat es das. Vielleicht war es nur der Moment, in dem sein eigenes Spiegelbild ihn fragend ansah, in dem ihm seine eigenen Erwartungen hinter seinen mangelnden Leistungen zurückblieben besonders bewusst wurden.

Andenus verzog das Gesicht und wandte sich von dem milchigen Glas ab und streifte sich das einfache Hemd über. Das war wohl der Preis der Philosophie: Das konstante Hinterfragen, die Unsicherheit, ob er richtig oder falsch gehandelt hatte.

Und tief in sich war er unsicher: Wer war er? Ein Krieger? Ein Philosoph? Ein Anführer?

Was auch immer es bedeutete, er war ein Ritter und würde weiterhin versuchen der Macht zu folgen und der Hellen Seite zu dienen. Selbst wenn seine Inkompetenz und Unvollkommenheit ihn beschwerten, war das eine Wahrheit, die er fest umklammert hielt. All die Brüder und Schwestern, die ihr Leben für das Seinige auf Tython ließen, hatten ihm ein neues Leben beschert. Ein Leben für den Orden, im Dienste der Macht auf dem Fundament des Guten.

Und auch wenn die Details unklar waren, herrschte in dieser Hinsicht Klarheit in seinem Geist. Er würde sich anstrengen, weiter an sich arbeiten, um ein besserer Jedi, ein besserer Mensch und ein besser Diener der Hellen Seite zu sein. Und er würde jetzt damit beginnen.

Er trat aus dem Hotelzimmer heraus und verriegelte die Tür, seine Zweifel zurücklassend. Er hatte einen Auftrag.
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

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Harlen Gregorius (21.06.2016), Deikan (21.06.2016), Aloncor Torn (08.08.2016)

45

Sonntag, 7. August 2016, 18:35

Gedenken


Der glühende Wind wehte den roten, körnigen Sand Cardas auf. Die heiße Luft presste wie eine Mauer auf den Jedi, der davon unbeeindruckt trockenes Holz in einer Schale sammelte. Er schien das einzige Lebewesen zu sein, wenn man von den Reptilien und winzigen Tieren absah, die über Äonen gelernt hatten in die lebensfeindlichen Wüste zu überleben.

Überleben.

Andenus hatte überlebt. Er hatte viele Einsätze, unzählige Konfrontationen mit den Sith, Schlachtfelder, Raumgefechte– den Krieg - bis hierher überlebt. Er gehörte wohl zu den wenigen verbliebenen Jedi, die noch atmeten. Über vierzig Jahre Krieg, hatten den Orden ausgedünnt und spätestens seit die Zakuul die Jedi über Jedi auf Tython zur Macht schickten, war der Fall des Ordens eine Frage der Zeit. Krieg und das Ideal von Harmonie waren auf lange Zeit nicht miteinander vereinbar und schon früh warnten einige weitsichtige Meister davor, dass sich der Orden in diesem Konflikt entweder aufreiben würde oder selbst durch das Chaos des Krieges korrumpiert werden würde.

Es war tragisch, für Andenus war der Orden Heimat, Familie und Lebensinhalt – und nun schien er zerstört – oder zumindest stark geschwächt. Das zwang den übrigen Jedi neue Pflichten auf: Es ging nicht mehr nur darum die Republik zu verteidigen, sondern auch den Orden zu bewahren. Jeder einzelne von ihnen würde das Wissen, die Lehren, die Philosophie bewahren müssen, um es an die nächste Generation weiterzugeben. Andenus spürte diese Pflicht, wie ein Luftzug an seinem Wissen, doch er war guter Hoffnung.

Hoffnung.

Der Jedi-Orden war widerstandsfähig, davon war der Ritter überzeugt. Der Tempel war nur ein Gebäude, das Machtverständnis des Ordens aber eine Idee, die niemals ganz vergehen würde. Selbst als der Orden vor wenigen hundert Jahren nach den Ereignissen des Jedi-Bürgerkriegs vom Sith-Triumvirat gezielt zerstört wurde, überlebten seine Ideale – um sich in nur kurzer Zeit wieder zu erheben. Solange sie sich treu waren, solange sie ihren Idealen treu blieben spielte es keine Rolle, wie viele sie waren. Es war eine Frage der Geduld.

Geduld.

Ein jüngerer Andenus hätte es Ritter Duskweaver wohl gleichgetan und sich aufgemacht, um nach anderen Jedi zu suchen. Der Auftrag den Orden wieder zu errichten, seine Brüder und Schwestern zu vereinen, lag klar vor jedem pflichtbewussten Jedi. Doch Andenus war kein frischer Ritter mehr, er war mehr als eine Dekade bereits als solcher an den Fronten des Krieges im Einsatz – und hatte Geduld gelernt. Aktionismus war nicht dasselbe wie Pflichtbewusstsein und die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt – dem Kairos, wie es die alten Meister nannten – war wichtiger denn je. Kein Jedi konnte sich mehr Fehler leisten, zu dunkel war es in der Galaxis geworden und zu wenige gab es noch, die das Licht verteidigen und verbreiteten. Andenus konnte es rationalisieren, hochrechnen wie schwierig es war in einer Galaxis mit Myriaden an Sternen Jedi zu finden, wie gefährlich es war sich zusammenzutun, solange das Ewige Imperium noch vor Macht strotze. Doch das war es nicht. Es war Machtvertrauen.
Machtvertrauen.

Denn Andenus war sich sicher, hier auf Carida den Dienst der Macht zu tun. Es war kein Zufall, keine glückliche Fügung, das ihn das Einsatzteam der DSF auf Keldooine befreit hatten, um sich kurz danach der Republik offiziell zu entsagen und den Kampf gegen Zakuul im Geheimen auszutragen – und damit den Prinzipien der Republik folgten. Andenus stellte den Willen der Macht nicht mehr in Frage, lediglich seine eigene Fehlbarkeit ihn zu erkennen. Doch hier war er sich recht sicher, richtig zu sein – auch wenn es im Moment Untätigkeit bedeutete.

Übung.

Ein Jedi hat niemals Langweile, hatte sein Clanmeister Fideos Rembaldi immer gesagt und Andenus konnte das nur bestätigen. Als er noch aktiv Einsätze des Rates ausführte, war er immer beschäftigt, sei es in der Lektüre von SIS-Analysen und Militärberichten, Unterricht, Übung, Meditation, Besprechungen, Vorbereitungen – die Tage hatten niemals genug Stunden für all die Aufgaben, die sich Andenus erfüllen wollte. Hier auf Carida war es anders – im Moment gab es für den alternden Jedi nichts dringendes zu tun, kein Termine, kein Zeitdruck – und so konnte er sich auf etwas konzentrieren, dass er sonst vernachlässigte: Sich selbst. Während die Soldaten um ihn herum von der Untätigkeit etwas beunruhigt waren, verbrachte Andenus die Stunden im Training und der Meditation. Der Jedi spürte, wie er besser wurde, wie er stärker im Einklang der Macht lebte. Er war frischer, erholter, auf dem Zenit seiner Fähigkeiten, wohl zum ersten Mal seit den Ereignissen von Festelan. Er würde bereit sein, wenn der Kampf gegen das ewige Imperium beginnt.

Verantwortung

Denn das war seine Verantwortung als Jedi – bereit sein, wenn es Zeit war. Wenn die Macht ihn rief – der Kairos eintraf – würde er da sein und sein Bestes geben.
Nein, Andenus war nicht untätig, er war gestählt und bereit für alles, was die Macht mit ihm vorhatte.

Mit einem Streich seiner Klinge entzündete er das trockene Holz vor sich. Langsam fraß sich das Feuer durch den Brennstoff und erhitze die Luft noch mehr.
Zwanzig Jahre war es her, als die Sith den Tempel auf Coruscant in Schutt und Asche legten, als viele seiner tapferen Brüder ihr frühes Ende fanden und der Orden zahlreicher seiner begabtesten Diener verlor – Jedi, Sicherheitsbeamte, Soldaten, Zivilisten. Sie waren jetzt eins mit der Macht und Andenus würde ihr Opfer stets wahren.

Des Jedi grüne Augen spiegelten die tanzenden Flammen wieder. Vergessen war keine Option, Gedenken und sich ein Beispiel an den tapferen Seelen nehmen die ohne Zögern sich dem Chaos entgegenzustellen. Das war die Pflicht der Jedi.
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46

Mittwoch, 7. September 2016, 19:46

Vorahnung


Andenus ließ das scharfe Messer an dem dunklen Holz entlangleiten. Schicht um Schicht entfaltete sich das unförmige Material zu einer kleinen Figur. Der Jedi arbeitete sorgfältig und langsam, um Fehler zu vermeiden.

Andenus legte das Messer auf den Tisch und drehte die Figur in seinem Blickfeld. Er schnitt eine Grimasse. Wahrlich kein Inbegriff von Ästhetik, dachte er bei sich. Sein Meister konnte sehr gut Schnitzen und schenkte ihm einst ein eigenes Schachspiel – es überlebte den Angriff der Zakuul auf Tython nicht. Andenus Versuch es hier auf Carida zu replizieren, konnte man getrost als gescheitert betrachten.

Er seufzte und stellte die unförmige Figur auf den Tisch vor sich. Langsam lehnte er sich zurück und ohne es zu bemerken glitt seine Hand zur prägnanten Hakennase, über die er gedankenverloren rieb, den Daumen tief im dunklen Bart versunken.

Der Ritter wollte wieder mit dem Schachspiel beginnen, doch hatte er hier wieder die richtigen Werkzeuge (also ein echtes Schachspiel) noch einen Gegenspieler. Erstes konnte man wohl noch beheben, indem man sich ein Spiel kommerziell besorgte, doch gerade zweiteres war ein Problem. Senior Agent Johnson spielte lieber Dejarik und sonst schienen wenige der Agenten und Soldaten dem Spiel zugeneigt. Der Jedi hatte sogar einige Partien Dejarik mit dem Agenten gespielt, obwohl er das Spiel nicht beherrschte, doch war wohl kein würdiger Gegner für den schweigsamen Mr. Johnson.

Sein Schweigen war wohl nicht verwunderlich – gedachte man des Zustandes in dem er sich befand. Mit leichter Verwunderungen hatte er von Doktor Callee erfahren, dass sie und der Senior Agent sich liiert hatten. War das überhaupt das richtige Wort? Eine Beziehung eingehen wollten, traf es wohl eher. Verwundert deshalb, weil sie das Bedürfnis verspürte gerade mit ihm darüber zu sprechen und auch weil es ihm völlig entgangen war. Es war schön, wenn in diesen schweren Zeiten Menschen zueinanderfanden, doch wies Andenus die ehemalige Jedi darauf hin, dass – auch wenn sie nicht mehr an den Kodex des Ordens gebunden war – noch immer als Machtsensitive Leidenschaften besonders ausgesetzt war und ebendiese bekanntlich zur Dunklen Seite führten. Senior Agent Johnson würde wohl deshalb ernsthafte Konsequenzen zu tragen haben und womöglich sogar das Kommando über die Einheit an Agent Trigger abgeben. Andenus überraschte diese deutliche Reaktion – waren sie doch keine republikanische Einheit mehr, sondern Freischaffende und für den einen oder anderen wohl Verräter. Allerdings konnte er sie der Leitungsebene auch nicht verdenken, denn gerade der kommandiere Offizier sollte seine Entscheidungen frei von Beziehungen treffen können – eine Lektion, die dem Jedi nur zu gut bewusst war.

Der Jedi wünschte ihnen den Segen der Macht und hoffte dass sich Mr. Johnson mit dieser Situation – im guten wie im Schlechten arrangieren konnte.

Ihn selbst plagte anderes als Beziehungen. Seit Tagen war ihm als ob er durch die Schichten der lebendigen Macht um sich herum die kosmische Macht wahrnehmen konnte, als ob etwas im Begriff war zu geschehen. Er konnte diese Ahnung nicht deuten, wusste nicht ob etwas Gutes, etwas Schlechtes oder nur etwas Großes passieren würde. Er wusste nur, dass irgendetwas geschehen würde. Aloncor wäre sicherlich ein besserer Jedi an dieser Stelle und könnte das Verborgene besser wahrnehmen.

Andenus erhob sich und blinzelte kurz als die Sonne in sein Blickfeld geriet. Er zpg sich die Kapuze über den Kopf und begann einige Meter zu schlendern.

Er war eine lange Zeit bereits Teil der Countersphere und noch nie hatte er eine derart unklare und starke Ahnung empfunden. Die letzten Jahre waren auch recht ereignislos, viel Training, viel Lesen und der Versuch sich auf irgendeine Art und Weise einzubringen. Andenus musst gestehen, dass ihm das guttat. Nach den Belastungen der Kriegsjahre konnte er wieder zu sich finden, sich wiederaufrichten und – interessanterweise – den Prinzipien des Ordens näher kommen, obwohl der Orden selbst zersplittert war.

Die Mission, die sie kürzlich ausführten war nicht schwierig, er fühlte sich so als ob er auf dem Zenit seine körperlichen, geistigen und spirituellen Fähigkeiten war – ein ungewohntes Gefühl. Und doch konnte er diese Ahnung nicht deuten.

Der Ritter zwang sich das Zermartern der eigenen Fakultäten zu unterlassen, und sich auf den Moment hier zu konzentrieren – eine häufige Übung für den Soresu-Anwender. Wenn die Macht sich ihm offenbaren wollte, würde sie das zu gegebener Zeit tun, sagte er sich.

Er lächelte sacht.

Andenus hatte das Gefühl, dass er sich ganz gut in die Truppe integriert hatte. Die offene Feindseligkeit von einst, war nicht mehr. Sondern häufig ehrliches Interesse beim gemeinsamen Abendessen oder auch das eine oder andere Gespräch. Er konnte wahrnehmen, dass es viele störte, dass sie ihn nicht einschätzen konnten, doch Andenus wollte sich nicht wie andere im Gespräch zeigen, sondern indem was er tat. Er hatte sich bemüht alle Aufgaben gehorsam, diszipliniert und fehlerfrei zu erledigen und durch diese Verbindlichkeit in den Tätigkeiten den Respekt der Anderen zu erhalten. OB das geglückt war – diese Frage konnte wohl nur jeder für sich beantworten. Für den Ritter war es bereits genug, nicht mehr mit Misstrauen bedacht zu werden.

Er hatte soviel spirituellen Frieden und Zeit gehabt, um sich wieder der Lyrik zu widmen – etwas, dass er schon seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht hatte. Es war eine Ode an die Macht und ein Zeichen seiner Demut sich ihrem Willen zu unterwerfen.

Seine Lippen bewegten sich leicht als er die Zeilen in seinen Gedanken rezitierte.

Ashla, lass mich werden, der ich bin
In jedem Augenblick.
Und gib, dass ich von Anbeginn
Mich schick in mein Geschick.

Ich spür, dass eine Hand mich hält
Und führt, – bin ich auch nur
Auf schwarzem oder weißem Feld
Die stumme Schachfigur.


 Spoiler

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47

Donnerstag, 29. September 2016, 14:50

Ein Ende


Andenus stieg aus der Luke des kleinen Frachters in einen der ausladenden Transport- und Sicherheitsbereiche Denons. Die klimatisierte Temperatur war angenehm erfrischend nach den heißen Monaten auf Carida – auch wenn die Künstlichkeit in der Luft lag, die der Jedi Aufbereitungsanlagen kannte.

Denon war ihm bekannt – schließlich war er hier einst aufgewachsen. Doch abgesehen von dieser Bekanntheit verband ihn nichts mehr mit dem Ort, der mal seine Heimat war. Im Gegenteil, die Oberflächlichkeit des ganzen Planeten drückte noch stärker auf seine Sinne als üblich.

Agent Batash hatte wirklich ganze Arbeit mit der Legende geleistet. Ohne große Schwierigkeiten ging es durch die Sicherheits-Checks, die seit dem Einfall der Zakuul noch verschärft wurden – so schien es zumindest dem alternden Ritter. Die gefälschte ID gab ihn als Baruch Freiherr von Verane aus und dieser hatte aufgrund seiner vielen Geschäftsreisenden einen hohen Status bei verschiedenen Reisegesellschaften inne, was Cargo und Gepäckchecks obsolet machten.

Was wohl Takoob hier machte? Es war ungewöhnlich für seinen ehemaligen Padawan ein Notsignal auszusenden, aber gerade hier auf Denon mitten in den Kernwelten schien es nochmal unpassender.

Mit einem Taxi ging es zu einem einfachen Hotel im Sektor B-541. Das brach zwar etwas mit seiner Rolle, aber er wollte die Mittel, die man ihm überlassen hatte nicht für übermäßigen Luxus verschwenden. Dort angekommen, wechselte er seine ansehnlichere Kleidung zu einer einfachen Hose-Hemd-Kombination, wie sie von Millionen zur Zeit getragen wurden. Das Lichtschwert verstaute er in seiner Umhängetasche – sich wohl an das ungute Gefühl erinnernd, das ihn seit einigen Wochen plagte.

Takoob Kena war sein erster Padawan gewesen, ein fröhlicher junger Rodianer, der zwar kein schlechter Lichtschwertkämpfer war, aber dennoch für sich nicht den Weg eines Ritters sah und sich dem Bildungscorps anschloss. Andenus erinnerte sich mit Wärme an die vielen philosophischen Diskussionen, die sie auf langen Reisen hatten – wahrlich ein aufgeweckter Junge. Sie hatten einst einige Notfallprotokolle festgesetzt, für den Fall, dass sie diese einmal benötigen.

Dazu war es nicht gekommen – und nun doch.

Der nachdenkliche Dexter nahm wieder ein Taxi, um in die tieferen Sektoren des Planeten vorzudringen. Denon war in vielem wie Coruscant – ein Stadtplanet, der Milliarden an Lebewesen Heimat bot. Während in den oberen Bezirken viele gläserne Gebäude exzellente Firmenzentralen und Bankhäuser abgaben, wurde es tiefer düsterer. Hier waren viele Fabriken angesiedelt, die von Artilleriewaffen bis zu Zahnpaste alles herstellten. Es war diese Wirtschaftskraft, die Denon zu einem interessanten Ort machte – doch tatsächlich dort zu sein und in die dunklen Gegenden der Unterstadt zu kommen, verstärkte Andenus Unruhe nur noch.

Warum gerade hier treffen? Sicherlich, hier war es sicherer von den wachsamen Augen der Denon Security – doch was sollte ein Lehrer hier machen? Andenus ließ das Taxi an einer stillgelegten Fabrik halten und ließ es weiterziehen.

Er streckte seine Machtsinne aus, doch konnte nichts besonderes wahrnehmen –hatte er doch selbst dafür gesorgt, dass sein Padawan seine Aura dämpfen konnte.

Langsamen Schrittes bewegte er sich in die Fabrik und unbewusst wanderte die Hand zum Lichtschwert in der Tasche.

Mit einem heißen Zischen schloss sich die Tür hinter ihm und Andenus war sofort bewusst, dass er in eine Falle gelockt worden war. Er zog das Lichtschwert und drehte sich um, wachsam auf seine Machtsinne achtend nicht überrascht zu werden.

„Andenus Dexter, Ihr seid es tatsächlich – ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.“ Die kalte Stimme strotzte vor Hohn und ließ den Jedi bis ins Mark erstarren, doch er brauchte einen Moment, um sie einzuordnen. Lord Mitheos, der Sith-Lord den er mithilfe des SIS auf Sorrus gefangengenommen, wie...

„Ah ich sehe Erkenntnis in euch, einfältiger Jedi. Meint Ihr tatsächlich Gefängnisse können einen Lord der Sith halten – besonders wenn die Wachen damit beschäftigt sind Zakuul zurückzuschlagen?“

Der bullige Sith trat aus dem Schatten in das rote Licht der Notbeleuchtung. Andenus Augen wanderten zu seinem rechten Arm, der nunmehr völlig aus Kybernetik bestand.

„Ihr schuldet mir nur einen Arm, Ritter“ Das Grinsen seines Gegenübers glich einer Fratze.

„Ich habe euch bereits einmal besiegt – ich empfehle Euch die Kapitulation“ antwortete Andenus betont ruhig.

Der Sith lachte nur leise. „Diesmal seid ihr alleine und diesmal kommt ihr wieder einmal zu spät.“ Mitheos hob die Hand und von einem der oberen Gang kippte eine leblose Gestalt herunter, die dumpf auf dem Boden aufschlug. Andenus wusste noch bevor er genauer hinzusehen vermochte, dass es sich um seinen ehemaligen Padawan handelte.

Einen kurzen Moment brachen Bilder, Erinnerung in den Geist des Ritters – ein lachender Takoob, einer der sich bei Tutamnis schwertat, der ihn herausforderte und einen Witz riss. Etwas in Andenus brach wie die toten Knochen vor ihm.

Der Jedi brüllte, zündete sein Lichtschwert und stürmte dem Sith entgegen.

All die Lehren, der Kodex, die Mediation traten in diesem Moment zurück – er war nur Zorn und dieser Zorn beflügelte ihn. Einem Gewitter gleich donnerte der Jedi auf seinen Gegner zu.

Seine heftigen Schläge wurden stärker als sie von purer Wut geladen auf den Sith einprasselten.

Mitheos wehrte die Angriffe des Jedi ab und ließ Andenus Zorn weiterhin die Klinge führen. Die präzisen Streiche des Makashi versuchten mit Präzision die Verteidigung des Sith zu durchstoßen.

Der Sith schien die Auseinandersetzung zu genießen und wehrte die mächtigen Schläge mit undurchdringlicher Verteidigung ab.

Der Jedi hätte wohl sich oder sein Leben verloren, wäre nicht ein kleiner Teil in seinem Inneren erwacht - durch Wut und Trauer fast stumm geworden. Dieses winzige, helle Element kämpfte sich durch die wirbelnden Schichten von Emotionen bis Andenus es wahrnahm.

Dieses Element war Andenus Nucleus – etwas aus dem sich sein Selbst, sein Gewissen, seine moralische Befähigung speiste und es verschaffte sich gegen den dumpf dröhnenden Sturm in seinem Inneren Gehör.

In dem Moment, als der Jedi sich dieses Kerns bewusst wurde, schien die Zeit stillzustehen.
Es war Andenus, als ob er sich von außen sah, wie er mit verzerrten Zügen sein Lichtschwert gegen den Sith wandte. Er sah in das hässliche Gesicht – sein eigenes -, das von Wut, Trauer und Zorn entstellt war. Es war ihm, als ob jemand anderes dort mit seinem Gesicht stünde und alles verdrehte für das Andenus stand.

Die Stunden der Meditiation, der Kontemplation, die innere Harmonie, die Freundschaften, die Erinnerungen – alles wurde Andenus in diesem Moment der unmittelbaren Schwäche und wahren Stärke bewusst. Der Jedi ergriff dieses harmonische Element, seinen achimedischen Punkt, und begann sich zurückzukämpfen. Er setzte dem Zorn, Frieden entgegen, der Trauer, Hoffnung und hob sich Stück für Stück zu der Harmonie zurück, die ihn setets ausmachte.


Zorn verrauchte.
Trauer versiegte.
Harmonie begann.


Der Ritter machte einen Satz zurück und ließ Mitheos leicht verwirrt zurück.

Schwer atmend fand der Ritter in den Sekunden wieder zu sich, in denen die Zeit wieder wie gewohnt hastete. Es war als fiel eine Last von seiner Schulter, eine Kette, die ihn zurückgehalten, wie er mehr und mehr zu sich und zu seinem Innersten fand.

Fast hätte er sich verloren, doch er blieb stehen – als Jedi.

Aufrecht stehend hob er die Klinge – das Blau des Schwertes schimmerte erwartungsvoll in sein Gesicht.

„Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie“ stieß er hervor während ihm der salzige Schweiss in den Augen brannte.

Mitheos seufzte, hob ebenfalls das Schwert und stürzte auf den Jedi zu, nun seinerseits in die Offensive schaltend. Andenus war darauf gefasst, er ruhte in sich als er spürte wie die lebendige Macht von ihm Besitz ergriff und er in feinstem Soresu den brutalen hieben des Sith Paroli bot.
Der Kampf hatte etwas archaisches, die rohe Gewalt traf auf die Unverrückbarkeit des Jedi und die Klingen kreuzten sich tanzend wie auch die Schritte der rauen Melodie der Auseinandersetzung folgten.

Einige Momente war es ein ausgeglichener Kampf – die pulsierende dunkle Seite und die stoische helle verschränkt – doch dann begann der Sith Andenus zurückzudrängen.

Andenus war ein begabter Schwertkämpfer, doch der puren Kraft des Sith würde er nicht ewig standhalten. Er war besser als vor sieben Jahren, doch noch immer würde seine Befähigung nicht dafür ausreichen den Lord zu überwinden. Man sagte, dass Soresu nur das Unausweichliche verlangsame und mit jedem Schlag wurde das Andenus mehr bewusst.

Der Ritter sammelte sich und machte sich bereit eins mit der Macht zu werden, als sich ihre Klingen ein letztes Mal kreuzten. Andenus wollte gerade zu einem Konter ansetzen als er einen Stich im Brustkorb spürte. Mitheos hatte eine versteckte Klinge aus seinem Handschuh schnellen lassen, die wie durch Butter in Andenus Körper glitt.

Der Jedi nahm wahr wie Blut aus der Wunde trat und damit seine Lebenskraft. Er blickte in die Augen seines Gegners, sah Triumph, Siegesfreude und Arroganz. Es war ein Moment, wie ihn Andenus noch nicht erlebt hatte. Es war als ob die Macht ihm die Wege offenbarte, die sich aufeinmal boten. Es war, als ob der Ritter eines Bruchpunkts in Zeit und Raum gewahr wurde und dass der Sith in diesem Triumph den Bruchteil einer Sekunde nicht aufmerksam genug sein würde.

Andenus dekativierte für einen winzigen Moment das Lichtschwert, woraufhin die Klinge seines Gegners vorbeiglitt. Als er es wieder aktivierte bohrte sich das blaue Plasma in den Sith, dessen Augen vor Verblüffung weit aufgerissen waren.

Leblos sackte der Sith zusammen. Andenus ließ seine Klinge fallen, die sofort erlosch. Die zittriger Hand führt er zur offenen Stichwunde, aus der sein Blut pulsierte und mit jedem Atemzug die Schmerzen anstiegen.

Der Ritter spürte wie die Lebensgeister ihn verließen und Schwärze ihn umfing.
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48

Dienstag, 11. Oktober 2016, 11:58

RESURRECTION
Erwachen


Andenus erwachte.

Der Raum war dunkel – oder aber seine Augen, die trüb in die schummrige Umgebung blickten. Er hatte nur einen Gedanken: Durst. Als er versuchte sich zu bewegen, brannte eine Woge brachialer Schmerzen über ihn hinweg. Er verlor das Bewusstsein.

––––––––––––––––––––––

Als er die Augen wieder öffnete, erinnerte er sich nicht mehr an die vorherige Episode. Wieder versuchte er den Raum auszumachen, in dem er sich befand – doch seine Augen klärten sich nur langsam und begannen die düsteren Umrisse zu Gegenständen zu wandeln. Der Raum nahm Gestalt an. Er lag auf einer Liege, mit Kabelbindern an dem Gerüst befestigt, die Einrichtung karg (Andenus befand sich wohl im Inneren eines Gebäudes), Rohre und Kabel waren offen an den Wänden, einige einfache Schränke komplettierten die Möblierung. Fast hätte er den Hocker übersehen, auf dem sich eine Gestalt leicht nach vorne beugte.

„Na, genug geschlafen?“ blaffte die weibliche Stimme in seine Richtung. Andenus nahm den Blaster wahr, die die Frau auf ihn gerichtet hielt. Der Ritter blinzelte, um die Person besser einzuordnen. Die katzenähnlichen Züge verrieten sie als Cather, die gelben Augen als wachsame Beobachterin. Der Jedi konnte ihr alter bei dem schummrigen Licht nicht schätzen, sondern richtete seinen Blick wieder gegen die Zimmerdecke als ihm die Anstrengung zu viel wurde.

„Ich rede mit dir.“ Die tiefe Stimme der Frau ließ nicht locker. Andenus wollte antworten, doch brachte nur ein unverständliches Röcheln zustande. Die Katzenfrau bewegte sich agil vom Hocker auf ihn zu, packte einen Plastikbecher, der auf einem Beistelltisch stand, und flößte dem wehrlosen Jedi etwas Wasser ein.

Andenus trank gierig, jeder Schluck ein bisschen mehr Lebenskraft. Er spürte, wie das taube Gefühl in seinem Mund langsam abebbte.

„Danke“ murmelte der Ritter mit rauer Stimme – er fühlte sich mit einem Male unendlich müde und schloss die Augen. Traumloser Schlaf umfing hin.

––––––––––––––––––––––

Wie lange er geschlafen hatte, konnte er nicht sagen. Aber als er erwachte, war der Jedi alleine. Er atmete langsam ein und aus und fokussierte seinen Geist – wie war er hierhergekommen?

Er war nach Denon geflogen, um nach Takoob zu sehen. Takoob – des Ritter Gedanken begannen sich langsam zu klären – war gefallen. Mitheos, die versteckte Klinge. Die freie Hand tastete nach der Stelle wo die hinterlistige Klinge seine Brust getroffen hatte. Sie war verbunden – fachmännisch wie Andenus das sehen konnte. Was war geschahen? Wie hatte er den sicheren Tod ein weiteres Mal überstanden? Hielt die Macht tatsächlich ihre schützende Hand über den alternden Jedi-Ritter?

Doch mit dem Gefühl der Erleichterung noch am Leben zu sein, zogen dunkle Gedanken auf, die Ereignisse mit Mitheos sich in seinem Geiste schärften.

Wieso war er so aus der Rolle gefallen? Wie konnte er, der seit Jahrzehnten seine Emotionen unter Kontrolle hatte, so von ihnen mitgerissen werden?

Andenus Kopf schwirrte noch – wohl von dem wahrscheinlichen Blutverlust und der Narkose. Doch er wusste, dass er diese Situation für sich klären musste. Nur wenn er mit sich im reinen war, könnte er sich in die dringend benötige Heilungstrance versetzen, um herauszufinden wo er sich gerade befand.

Der Ritter schloss die Augen und begann langsam ein- und auszuatmen. Sein Geist begann sich zu fokussieren, während sich sein Körper entspannte.

Er rief sich die Situation wieder vor das innere Auge. Takoob lag verkrümmt mit leeren Augen vor ihm, Mitheos Bösartigkeit lies seine Machtsinne vibrieren – als sich die Dunkelheit seiner bemächtigte.

Andenus atmete konzentriert ein.

Woher kam sie? Wieso jetzt? Wieso war er nicht gewappnet?

Langsam und sorgfältig fädelte der Ritter die verschiedenen Gründe und Ursachen auseinander, in der Hoffnung das Geschehene zu begreifen.

Zum einen war da eine gewisse Selbstsicherheit. Die meisten Versuchungen der dunklen Seite, war er bisher nicht erlegen und bisher viel ihm das nicht mal sonderlich schwer. Macht für sich interessierte ihn nicht, körperliche Begehren reizten ihn kaum und sein kritischer Geist hatte bisher verhindert, dass ihn selbstgefällige Arroganz lange halten konnte. Der Kampf machte ihm zwar Freude, aber nicht das Töten. Seine Glauben an die Prinzipien des Ordens war stets fest und in seinen Augen ohne Konkurrenz.
Diese Einstellung und Erfahrungen hatten dazu geführt, dass er selbstsicher wurde. Vorallem in den letzten Jahren, in denen er nicht in ständiger Auseinandersetzung mit den Sith leben, sich nicht mehr den Traumata des Schlachtfeldes entgegenstellen musste, hatte sich diese Haltung der Selbstsicherheit gefestigt – gefährlich, weil man die leisen Stimmen der Vorsicht und der Demut nicht mehr vernahm.

Bestärkt wurde diese Haltung durch den mangelnden Austausch mit Gleichgesinnten der letzten Jahre. Die Truppe der Countersphere war zwar freundlich, doch er konnte mit ihnen nicht über die dunkle Seite sprechen, sich keinen Rat holen, sich nicht in den Diskurs über solche Themen begeben. Und er lebte als Philosoph den Diskurs - für ihn war das ein elementarer Weg zu Erkenntnissen. Denn in der Diskussion wurde man für die Ansichten und Herausforderungen anderer sensibilisiert – und konnte damit seine eigenen Schwächen auf den Prüfstein hieven. All das gab es in den letzten Jahren nicht und Andenus hatte gar nicht bemerkt, wie schnell man durch den Verlust eines Gegenübers, mehr mit sich selbst interagiert – und damit Reflektionsfähigkeit einbüßt.

Als dritten Punkt nahm der Ritter eine generelle Herausforderung war: Emotionale Gleichgültigkeit. Durch die Jahrzehnte des Trainings hatte er seine Gefühle unter Kontrolle – und stand nicht in Harmonie mit ihnen, wie es der Jedi-Kodex vorschreibt. Sie hatten nicht mehr die Schärfe von einst, als er noch ein Jüngling war. Sie waren etwas verblasst und kraftlos. Andenus hatte es lange als Stärke angesehen, dass er von Gefühlen nicht mehr so stark heimgesucht wurde, hatte es als Produkt der Übung und Verinnerlichen der Jedi-Lehre begriffen. Doch vielleicht war es das gar nicht. Sondern ein Abstumpfen, ein mangelndes Hören auf das was in seinem inneren vorging. Sein Verstand war ihm lange die wichtigste Entscheidungsebene, nach der Folter von Lord Kifdas war Machtvertrauen dazugekommen. Nun hier – in einem kühlen, kargen, dunklen Raum wurde ihm bewusst, wie wichtig Emotionen waren. Emotionen waren für Andenus nicht die unkontrollierten Gefühle, denen der Jedi-Kodex Gelassenheit entgegensetze – sondern sie waren Indikatoren, halfen den Verstand sich zu orientieren und auch sie beinhalteten Wahrheit.

Andenus atmete aus.

Er spürte wie sich in seinem Inneren langsam lang vergessene Emotionen zu regen begannen. Andenus nahm sie dankbar auf und begann sich langsam in die harmonische Geisteshaltung zu begeben, für die Jedi bekannt sind.

Die Situation - sein Ausfall hatte seinen Schrecken verloren, er war wieder bei sich, wieder ein Diener der Macht.

Der Ritter ließ die Macht vorsichtig durch seinen Körper gleiten, als er begann sich die Heilungstrance zu begeben. Er spürte ihren festen und doch liebkosenden Griff wie sie warm durch seinen Körper floss – Andenus war in diesem Moment ganz ein Gefäß der Macht.

Mit einem Zischen öffnete sich die Tür. Die Cathar trat ein und lächelte, die spitzen Zähne zeigend.

„Na also, dann können wir uns jetzt unterhalten“

Andenus entging der Blaster an ihrer Seite nicht.
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49

Mittwoch, 19. Oktober 2016, 20:25

Freund oder Feind


Die Cathar bewegte sich kraftvoll und sie wirkte auf den verwundeten Jedi muskulös gebaut, soweit er das unter ihrer weiten Kleidung wahrnehmen konnte.

„Das wichtigste zuerst: Ich habe dir das Leben gerettet, Kumpel – du schuldest mir also etwas.“ Die Stimme der Frau war scharf, und Andenus spürte die Skepsis mit der sie ihm gegenübertrat.

Sie zog sich den Hocker heran, blieb aber in einiger Entfernung sitzen. Den Blaster zog sie demonstrativ aus dem Holster und legte ihn auf ihre Knie.

„Als erstes kannst du mir verraten, wer du bist und wie du es wie zum Sarlacc geschafft hast dich hier aufspießen zu lassen.“ Sie lehnte sich etwas nach vorne.

Andenus ließ die Machtheilung langsam abebben. Die Gedanken hinter seiner Stirn eilten. Sollte er die Wahrheit sagen? Wer war sein Gegenüber? Was war ihre Intention?

Der Ritter entschied sich für Vorsicht.

„Mein Name ist Baruch Verane. ich war auf Geschäftsreise hier, als ich angegriffen wurde. Ich bin Ihnen für die Rettung meines Lebens zu tiefstem Dank verpflichtet.“ Andenus Stimme war noch rau, als ob er sie seit Wochen nicht genutzt hätte.

„Ganz schlechter Start Kumpel“ Ihre Finger glitten zum Blaster und Andenus hatte keinen Zweifel, dass sie eine schnelle Schützin war.

„Ich weiß, dass du und ein anderer Typ euch mit euren Lichtsäbeln gekloppt habt. Die Frage, die sich mir nun stellt: warst du derjenige mit dem blauen oder dem roten Knüppel?“

Die Frage verriet, dass sie nicht zum ersten Mal auf Sith oder Jedi getroffen war. Interessant, dachte sich Andenus – diese Frau war mehr als auf den ersten Blick ersichtlich. Die Cathar taxierte den Jedi mit wachsamen Blicke.

Andenus entschied sich daraufhin für die Wahrheit, Denon war ein republikanischer Planet –als Jedi war er hier sicherlich besser gelitten.

„Andenus Dexter ist mein Name, ich bin ein Jedi-Ritter, verzeiht meine Täuschung von eben.“

„Und ich soll dir das glauben, Meister Jedi?“ Die Betonung der letzten beiden Worte schienen Andenus spöttisch. „Weißt du etwas, ich habe eine Idee“, fuhr sie fort.

Sie drückte sich vom Hocker ab und marschierte aus dem Raum. Andenus schloss kurz die Augen, Kräfte sammelnd für was auch immer kommen würde.

Als sie wiederkam, hielt sie eine Box in der Hand, die sie hinter sich stellte.

„Die Kiddies, die dich hierhergebracht haben, haben neben der exzellent gefälschten ID-Card und ein paar anderer Dinge, auch die beiden Leuchtstängel mitgebracht. Beschreibt mir das mit der blauen Klinge.“

Andenus tat wie geheißen, mühelos die kleinsten Details seines Lichtschwerts rezitierend.

Die Cathar nickte ohne mit der Mine zu zucken.

„Tatsächlich ein echter Jedi-Ritter – ich dachte ihr wäret ausgestorben?“
„Wir dienen der Macht – solange sie unser bedarf, werden wir existieren“, antwortete Andenus heiser und mit Bestimmung.

Die Cathar hob eine Augenbraue und Andenus vernahm Gemurmel, dass sich nach„typisch Jedi“ anhörte. Er räusperte sich.

„Aber mit wem habe ich die Ehre?“

Die farbigen Augen der Cathar musterten den Jedi misstrauisch.

Dann zuckte sie mit den Schultern und antwortete.

„Die Leute hier in den tiefen Bezirken nennen mich Stitches – ich bin soetwas wie ein unlizensierter Doktor für diejenigen, die sich die feinen Ärtze oben nicht leisten können – und das sind einige.“

„Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen,“ sprach Andenus, die Erleichterung kaum verbergend als Stitches ihm die Handfessel löste.

___________________________________


Seine Genesung schritt recht zügig voran. Unter den wachsamen Augen der Ärztin und mit Hilfe der Macht schloss sich die Wunde – wenn auch eine Narbe zurückbleiben würde, die aber auf dem Narbengeflecht, das sein Körper war, nicht weiter auffallen dürfte.

Stitches hieß eigentlich Ava Salome und Andenus wurde das Gefühl nicht los, dass sich hinter ihrer schnippischen Art und Raubeinigkeit mehr verbarg. Viele ihrer Bewegungen ließen auf militärisches Training schließen und sie schien mehr über Medizin zu wissen als ein Feldsanitäter. Doch sie erzählte nichts weiter davon und Andenus insistierte nicht. In ihren Gesprächen erfuhr er zumindest, dass auch sie von Denon stammte und irgendwann in den letzten fünf Jahren hierher zurückgekehrt war, um etwas praktischer zu helfen.

Als seine Kräfte wieder zurückkehrten und er die ersten Schritte ohne Hilfe gehen konnte, dachte er daran Agent Trigger eine Nachricht zukommen zu lassen. Doch er wollte keine Hardware seiner Gastgeberin verwenden und außerdem befürchtete er kommerzielle Überwachung der lokalen, freien Holonetze – die meisten Soldaten wurden im republikanischen Raum als Fahnenflüchtige gesehen, es war Vorsicht angebracht.



Die Tage vergingen, und seine Wunde verheilte – wohl auch dank der Macht – schnell. Mit den zurückkehrenden Lebensgeistern, schärften sich seine Gedanken und das Geschehene ordnete sich harmonisch in das Innere des Jedi ein.

Neben dem Lichtschwert, hatte seine Gastgeberin auch noch andere Gegenstände vor den Behörden und seinen kindlichen Rettern bergen können. Zwar waren seine Creditsticks merklich geschrumpft („He, die Kinder müssen doch für ihren heroischen Einsatz belohnt werden – und außerdem hast du fast meine gesamten Blutvorräte aufgebraucht, Meister Jedi“) , aber Ava überreichte ihm seine ID und ein Datapad des Sith-Lords.

Die Credits waren für Andenus nicht das Wichtigste: Aber dass die Behörden seine ID nicht gefunden hatten, erhöhte die Chance, dass seine Legende nicht verbrannt war. Und das Datapad würde womöglich Antworten finden, wie der Sith Takoob finden konnte.

Leider war es verschlüsselt und Andenus wusste nicht, wie er die Sperrung umgehen konnte. Junior würde ihm sicherlich helfen können, doch dieser war auf Carida. Außerdem zögerte Andenus – vielleicht wurde er gerade durch die Behörden gesucht oder das Datapad hatte einen Tracker integriert – das letzte was er wollte, war Sith zum Stützpunkt der Countersphere zu locken.

Der Jedi fuhr sich über die Adlernase als sich ein Plan in seinem Geist zu formen begann. Vielleicht gab es eine andere Möglichkeit ... anspruchsvolle Zeiten erfordern anspruchsvolle Mittel. Er erhob sich, hinterließ seiner Lebensretterin einen kurzen Gruß und trat auf die Straße.

Es gab viel zu tun.
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50

Montag, 20. März 2017, 10:22

Abwarten


Herbst 17 NVC – Tatooine

Das Wasser, das Andenus die Kehle befeuchtete, hatte einen leicht metallenen Geschmack. Er stellte das milchige Glas auf den Tresen und fuhr sich über den Bart.

Seit fast einem Monat war er auf dem Wüstenplaneten – nachdem er einige Wochen durch die Galaxis gereist war.

Es war nicht leicht gewesen von Denon aufzubrechen ohne große Creditbestände und mit einer ID, die vermutlich von der Denon Security Force, gesucht wurde. Der Macht sei Dank, hatte er in seiner Zeit bei der DSF einiges an Agententricks mitgenommen und sich einen Plan B zurechtgelegt. Seine zweite ID und einige Creditsticks hatte er in einem Schließfach am Raumhafen verstaut und war damit zumindest etwas mobil.
Das größere Problem lag darin, dass er keinen Kontakt zur DSF aufnehmen konnte – das öffentliche Holonetz war ihm hier zu unsicher, schließlich wurden ihre Mitglieder von der Republik als fahnenflüchtig betrachtet.

Mit dem Datapad von Lord Mitheos hatte er zudem eine neue Aufgabe gewonnen, in die er die Agenten der DSF ungern hinziehen wollte. Wenn sich tatsächlich irgendwo Jedi versammelt hatten, war es seine Pflicht sie zu finden.

Doch wie sollte er das schaffen? Die Informationen, die der Sith-Lord entschlüsseln konnte, waren nicht vollständig, sie schienen ihm vielmehr nur Indizien zu sein, die mit anderen Datenquellen abgeglichen werden mussten. Wo würde Meister Vandorack diese Informationen verbergen, fragte sich Andenus. Womöglich auf Coruscant – in den Ruinen des alten Tempels, möglicherweise auch an anderen ehemaligen Stätten wie Dantooine oder Teya.

Die Macht würde ihn schon in die richtige Richtung lenken, nur brauchte er für diese Suchmission größere Ressourcen als ihm die paar Creditsticks erlaubten. Auch wenn die Jedi nicht mehr viele Freunde hatten, hatte Andenus vielleicht auf Denon noch welche.

Der alte Schulfreund war skeptisch, doch als erfolgreicher Geschäftsmann verschloss er sich nicht der Argumentation des Ritters, dass die Jedi ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Zakuul sein würde – und die Zakuul durch ihre hohen Tributzahlungen Investitionen erschwerten.

So stellte er dem Jedi einen bescheidenen Frachter und eine kleine Summe zu Verfügung, mit der er sich auf die Suche begeben könnte.

Und so führte ihn die Macht nach Tatooine.

Andenus kannte den Planeten ein wenig, doch mit dem Einfall der Zakuul und dem Einrichten einer Sternenfestung, hatte er sich verändert. Die Leute sprachen in der Cantina leiser und viele der kriminellen Gruppierungen, die früher den Ton angaben, traten weniger offensichtlich auf.

Der Jedi verdingte sich als selbständiger Übersetzer, während er die Informationen von Meister Vandorack verifizierte. Die Gefahr in eine Falle zu tappen – ganz besonders, da er die Hinweise von einem Sith erhalten hatte – war nicht zu negieren.

Er würde geduldig sein. Wenn es der Wille der Macht war, würde er hier fündig werden.

Der Jedi erhob sich, zog die Kapuze tief ins Gesicht und trat aus der dunklen Cantina in das gleißende Sonnenlicht.
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51

Dienstag, 28. März 2017, 10:44

Alte Freunde


// Tatooine – 21 NVC

Der Sandsturm zog unbarmherzig über die Dächer des kleinen Stützpunktes. Das grobe Heulen drückte sich gemeinsam mit dem körnigen Sand durch die Ritzen der einfachen Hütte.

Das Leben auf Tatooine war härter als er sich vorgestellt hatte. Es waren nicht die harschen Bedingungen, sondern die generelle Lethargie, die sich unter den Jedi ausgebreitet hatte. Andenus hatte gehofft als er vor wenigen Jahren auf die Enklave stieß, dass er einen Ort vorfinden würde, der sich zur Kontemplation zurückgezogen hatte. Doch das war nicht der Fall, auch wenn mehr und mehr Jedi durch die Macht zum Posten geführt wurden, war der Alltag von harter Arbeit geprägt.

Ohne die Ressourcen des Ordens lag es an jedem selbst für sich und die Enklave zu sorgen, ein Vorhaben, das auf dem kargen Planeten mit der kleinen Wirtschaft nur schwer voranging. Am Abend waren viele der Brüder und Schwestern ermüdet und nicht immer hatten sie Zeit, die jungen Jedi so auszubilden, wie es sinnvoll gewesen wäre.

Hinzukam die bedenkliche Sicherheitslage. Die ehemaligen TSF-Soldaten, die sich nun als die Nail Company ausgaben, waren gut ausgebildet, doch die zahlreichen Jedi, die in den letzten Monaten zu ihnen gefunden hatten, machten eine Koordination schwer möglich – eine unbedingte Voraussetzung für hohe Sicherheitsstandards. Meisterin Savoth war vor einigen Monaten aufgebrochen, um Spuren von anderen Jedi nachzugehen und vermochte sogar Förderer gewinnen, womit die Notwendigkeit eines jeden gewöhnlicher Arbeit nachzugehen verringert wurde.

Dennoch lag viel an Meister Gregorius, der nach der Abreise von Meisterin Eryada, alleine den Rat ausfüllte. Andenus war als ob der Jedi-Meister in den letzten Wochen müde wirkte.

Trotz all dem spürte er die Freude, alte Bekannte und Freunde wiederzusehen. Anscheinend war er nicht der einzige Jedi, der die Ereignisse des Angriffs überlebt hatte.

Hisoka war hier, ebenso wie der junge Ritter Erauqs, Ritter Djerak, Ritter Jarok, Padawan Risu und einige andere. Besonders hatte er sich gefreut als er Ritterin Deikan wiedersah.

Der Anfang ihrer Gespräche war etwas ... holprig – es war als ob etwas zwischen ihnen Stand. Ihr Verhalten war zögerlich, distanziert und Andenus hatte eingangs Probleme darauf angemessen zu reagieren. Ihm war, als ob sie etwas belasten würde und sie schien sich nicht sicher zu sein, diese Belastung auf ihn zu übertragen.

Andenus dünne Lippen kräuselten sich leicht als er die braune Tunika in den Wasserbottich tauchte und sich bemühte mit Seife die Ölflecken herauszuwaschen.

Als sie ihm doch von ihrem Geheimnis berichtete musste der Jedi lachen. Das war es also, das Yerana wie ein Stein auf der Seele lastete. Sie hatte in den letzten Jahren ein Kind geboren und trug diesen Fehler wie ein Kreuz auf ihren Schultern. Es verwunderte Andenus etwas, dass ihr der „Fehltritt“ größere Schwierigkeiten zu bereiten schien, als der Fakt, dass sie ihr Kind zurückgelassen hatte – doch es machte Sinn. Für Yerana war ihre Pflicht als Jedi heilig und sie fühlte sich als eine schlechtere Jedi, da sie in der Situation der Empfängnis nicht als Jedi sondern als Freu gehandelt hatte. Sie versucht ihre Pflicht durch pure Willenskraft und ausgiebige Meditation zu erlangen, doch in Andenus Augen verlief das Leben nicht so. Es war kein Kampf gegen Gelüste, kein kontrolliere ausüben, sondern der Wunsch Harmonie in sich herzustellen. Harmonie bedeutete für ihn auch Friede mit seinen Fehlern zu schließen und dann nach vorne zu schauen und wieder seine Pflicht aufnehmen.

Und Yerana hatte auch so gehandelt: Sie hatte ihr Kind verlassen, ein Schritt, der so schwer gewesen sein musste, dass er Andenus Vorstellungskraft überstieg. Doch damit schien sie Frieden geschlossen zu haben – weil das ja im Sinne der Jedi-Pflichten geschah. Andenus bewunderte sie für diesen Akt -unsicher, ob er selbst so stark gewesen wäre.

Der Ritter hing die Tunika über eine Stuhllehne und machte sich daran, die Leinenhose zu säubern.

Es war faszinierend zu sehen, wie ähnlich und doch wie unterschiedlich sie waren. Für sie beide war ihre Pflicht als Jedi oberstes Prinzip, doch was das für sie persönlich bedeutete, war unterschiedlich. Nicht nur in punkto Fähigkeiten, sondern auch in Belange der Einstellung. Für Andenus waren Fehler nicht per se schlecht, schließlich ermöglichten sie Wachstum und Lernen. Yerana schien es anders zu sehen.

In ihren Gesprächen hatte sie ihn als weise bezeichnet. Das Wort lag schwer auf der Zunge: Weise waren für ihn die Meister, seine Lehrer. Er selbst hatte in den letzten Jahren viel Wissen gesammelt, aber war er weise? Was war das eigentlich?

Er machte sich eine gedankliche Notiz über Weisheit in kürze näher nachdenken und die Schriften der alten Meister zu konsultieren.

Die triefend nasse Hose tropfte auf den Lehmboden als er sie aus dem Bottich zog und neben die Tunika hing.
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Deikan (30.03.2017)

52

Dienstag, 28. März 2017, 10:44

Eine neue Heimat?


// Teya IV – 22 NVC


Andenus sah Yerana nach, wie sie den Hügel in Richtung der Hauptgebäude hochstapfte. Er selbst wandte sich nach Süden, die warme Sonne im Gesicht und sog mit einem tiefen Atemzug die frische Luft ein. Sie war feuchter, reicher als die trockene Luft auf Tatooine – und eine willkommene Abwechslung.

Lächelnd ließ sich der Jedi auf die Knie nieder und begann rhythmisch ein- und auszuatmen.

Er spürte wie sich sein Körper entspannte an diesem Ort, der so viele Jahrhunderte eine Zuflucht der Jedi gewesen war. Die vielen von der Macht berührten Seelen, die hier lebten, hier lernten, hier lachten und ihren Dienst am Orden taten hatte eine Prägung hinterlassen. Es war als ob die mitgenommenen Gemäuer den Geist all dieser Jedi atmeten, die hier gewirkt hatten. Strömungen von Harmonie durchströmten den Ritter, einem sanften Bachlauf gleich.

Es war nicht nur das Wissen, dass dies ein Ort der Jedi war, nicht nur der rationale Verstand, der sich erfreute einen Moment wieder ganz Jedi sein zu können – es war vielmehr eine tiefe Spiritualität, mit der sichdas alte Praxeum in Andenus Geist so eindrucksvoll einprägte.

Es war Andenus als ob die alten Mauern die physische Manifestation des Kodex waren.

Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden – Friedlich wog ein goldblättriger Baum in der sanften Brise des Abend.
Es gibt keine Unwissenheit, es gibt Wissen – die schweren Steingebäude glühten von all den Ereignissen, die sich in ihnen abgespielt hatten.
Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit – eine Gruppe von Vögeln umflog den eingefallenen Turm des ehemaligen Kommunikationszentrums.
Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie – eine Wildpflanze umschmeichelte wie Efeu die steinernen Mauern.
Es gibt keinen Tod, es gibt die Macht – all die Gebäude, wie sie trotz der Zerstörung erhaben und unbeugsam standen.

Andenus Bewusstsein floss in tiefer Meditation in die Umgebung, wurde eins mit dem ehemaligen Praxeum, eins mit der Flora des herbstlichen Planeten, eins mit den Tieren, die die Neuankömmlinge mit Vorsicht betrachteten. Sein Ich löste sich von seinem Körper und er nahm all die Facetten des Jetzt um sich herum wahr, ohne dabei sich selbst zu verlieren.

Es war ein Moment der perfekten Harmonie, als der Jedi in den Ruinen des Praxeums kniete und Andenus sog diesen Moment wie ein Dürstender auf. Er spürte wie sich Geist und Seele, Verstand und Emotionen erholten, stärkten und miteinander verbanden.

Dieser harmonische Moment spülte as Mühsal der letzten Stunden hinweg, die dunklen Gedanken, die das Sith-Artefakt in ihm hinterlassen hatten.

Fort war das falsche Gefühl, dass Yerana ihn um seinen Verdienst bringen wollte.
Fort war der schmeichelnde Gedanke, dass nur er mächtig genug war, das Artefakt zu besitzen.
Fort war der bedrückende Einfluss, der Andenus fast seine Ideale verraten ließ.

Er war wieder er selbst, Andenus Dexter, der Jedi-Ritter. Andenus Dexter, der nicht zögerte seine Pflicht zu erfüllen. Andenus Dexter, der sein Leben in den Dienst der Macht stellte – heute und immerzu.

Der bärtige Mann war so in sich versunken, dass er den neugierigen Nager nicht wahrnahm, der sich im vorsichtig genähert hatte. Er schnupperte kurz an den festen Schuhen des Ritters und verzog sich eilig als er einen Raubvogel über sich bemerkte.

Heute war nicht der Tag gefressen zu werden.
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53

Dienstag, 28. März 2017, 18:04

Stärken und Schwächen


// Hyperraum – 22 NVC

Das dumpfe Dröhnen der Triebwerke, die durch den Hyperraum glitten, registrierte Andenus kaum. Er hatte die Augen geschlossen und fokussierte sich auf sein Inneres – eine bewährte Technik gegen die Flugübelkeit, die ihn regelmäßig überkam.

Teya IV – eine neue Chance für die gebeutelten Jedi. Der Ausblick, ein altes Praxeum zu beziehen, an einem Ort wieder mehr sie selbst zu sein, war verlockend. Der Planet hatte beim Ritter einen prägenden Eindruck hinterlassen, als sie ihn im Auftrag des Enklavenrates untersuchten. Es war nicht nur das Wissen, dass dieser Ort einst so wichtig für den Orden war, sondern er hatte auch etwas Spirituelles, etwas das beruhigende Wellen in der Macht auslöste.

Meister Gregorius hatte Andenus gebeten, den diplomatischen Gesandtschaft anzuführen und er hatte mit den Rittern Tal’oona und Baan sowie dem jungen Padawan Amren eine diverse Gruppe als Begleitung ausgewählt. Diese Diversität dürfte ihnen von Vorteil sein, wenn die Verhandlungen eine unerwartete Wendung erfuhren. Andenus erwartetet etwas derartiges, denn die Informationen waren dünn und ohne den Jedi-Orden im Hintergrund fehlte ihnen viel an verhandlungstaktischen Inhalten. Der Ritter lehnte sich etwas zurück und dachte an Aloncor. Es war schade, dass der Freund nicht mit ihnen hier war – er war Andenus Augen einer der fähigsten Diplomaten des Ordens. Er hatte als Anwärter lange gebraucht herauszufinden, warum der Freund so viel besser in diplomatischen Belangen war als er selbst: Aloncor besaß die Fähigkeit sich in den Gegenüber hineinzufühlen, seine Motivation zu erkennen – ein sehr hilfreiches Talent in der Diplomatie, besonders wenn man so wenig Informationen wie bei diesem Einsatz hatte.

Andenus schmunzelte sacht.

Früher war er unsicher: Warum war der einfache Junge von Druckenwell so viel begabter als er, Sohn eines Spitzenpolitikers und Senators? Heute wusste er: Weil ihm diese Befähigung zur Empathie fehlte. Dennoch wusste Andenus, dass er kein schlechter Diplomat war. Er hatte das theoretische Wissen, den Fleiß sich auch durch komplizierte und langatmige Informationen durchzuarbeiten und die Erfahrung bereits einige Verhandlungen geführt zu haben – dennoch würde er nie solche Exzellenz erreichen, wie der Freund.

Das galt auch in anderen Belangen. Er würde nie so gut Truppen führen können wie Ritter Djerak, mit außerordentlicher taktische Finesse seine Gegner auf dem Schlachtfeld überlisten – auch wenn er im Krieg gegen die Sith und Zakuul auch als Truppenanführer gedient hatte und sich mehr oder minder ordentlich geschlagen hatte.

Der absurde Humor der Macht wollte es – wie Ritter Dresarius sagen würde – dass sein besonderes Talent im Führen des Lichtschwerts lag. Ihn, der sich mit Vorliebe mit alten Philosophen beschäftigte und mit anderen den verbalen Diskurs suchte, hatte die Macht mit der Fähigkeit gesegnet, besonders gut mit der Klinge umzugehen. Er genoss den Kampf – nirgendwo war er so nah bei sich, so tief in der Macht versunken, wie wenn um ihn herum das Chaos des Gefechts tobte. Es war nicht wie bei Meister Vandorack, der eiserne Kontrolle mit dem wilden Chaos des Kampfes verband, wenn er mit Juyo über Schlachtfelder fegte – sondern es war die Harmonie seines Inneren, die sich wie aus Trotz besonders dann einstellte, wenn um ihn herum Unruhe herrschte, wenn die Einsätze besonders hoch waren.

Der Jedi schüttelte schmunzeld den Kopf und öffnete die Augen, den Blick auf Padawan Amren gerichtet, dessen leichte Anspannung er spüren konnte. Nein, nicht spüren – er wusste das sie da war, denn er konnte die leicht verkrampfte Haltung, den fokussierten Blick einordnen und daraus Schlüsse ziehen. Das war der Unterschied zu Aloncors Empathiefähigkeit.

Andenus spürte wie sein Magen sich zusammenzog als sie aus dem Hyperraum austraten. Er schob die Gedanken zur Seite und rief sich die Fakten für die kommende Verhandlung in den Geist. Der Ritter atmete langsam ein und Aus und die Übelkeit, die ihn unbarmherzig im Griff hielt, wich leicht zurück.

„Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, erstehen Harmonie und Ordnung“ murmelte er zu sich und lächelte sacht.

So die Macht mit Ihnen war, würde die Verhandlung ein Erfolg werden.
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54

Dienstag, 18. April 2017, 16:57

Pflicht trifft Zeit


//Teya, 22 NVC

Der Ritter lehnte sich zurück und fuhr sich unwillkürlich über den krummen Nasenrücken während der Regen auf das Zeltdach niederprasselte. Nach den Jahren auf Tatooine hatte das feuchte Aufschlagen der Regentropfen etwas Befreiendes. Mitsamt der frischen Luft, die in das Zelt floss, begann Andenus ein Gefühl von Erfrischung wahrzunehmen – auch wenn das wohl nur eine Illusion war.

Seit sie auf Teya angekommen waren, befand sich der Ritter permanent in Bewegung. Koordinierte er anfangs noch die diplomatischen Verhandlungen und zwischendrin die Aufbauarbeiten, hatte nun der Rat beschlossen ihn mit dem Oberkommando der Praxeums-Sicherheitskräfte zu betrauen. Andenus war nicht ganz klar, warum man ihn dafür ausgewählt hatte. Zwar hatte er bereits Truppen kommandiert, aber spätestens seit seiner Zeit bei der DSF war ihm bewusst, dass hier nicht seine größte Stärke lag. Deswegen hatte er das meiste Operative dem erfahrenen Captain Piela überlassen, der in der Abwesenheit Ritter Djeraks sowieso das Kommando der „Nails“ übernommen hatte. Dieser war etwas überrascht als der Ritter ihm eröffnete, er würde sich eher um den Papierkram, Versorgung und generelle Richtlinien kümmern – anscheinend erwartete eher einen Jedi, der direkt ins Geschehen eingreifen wollte. Andenus war es aber ganz recht, nicht die Soldaten stets kommandieren zu müssen, sondern sich im Hintergrund zu halten und sich mit Captain Piela zu besprechen.

Insofern war der der Rat doch weiser als er anfangs angenommen hatte. Captian Piela war für die Sicherheit des Praxeums bestens ausgebildet, hatte auf Tython und Tatooine exzellente Arbeit geleistet und Andenus sollte ihn formal stützen und ein Bindeglied zwischen Sicherheitskräften und Jedi darstellen.

Und so engagierte sich der Ritter mit dem ihm eigenen Fleiß daran, über alle Prozesse, alle Patrouillen, alle Soldaten, alle Ausrüstung und so weiter Bescheid zu wissen und das Terrain zu begutachten. Er hatte mit Captain Piela und Sergeant Connor bereits die besten Positionen für Überwachungsanlagen ausgewählt – sobald sie die finanziellen Mittel dafür hatten, würden sie da wohl investieren, wenn dies auch der Quartiermeisterin nicht zusagen würde. Sie versuchte natürlich mit den Mitteln so sparsam wie möglich umzugehen und war nicht begeistert, als Andenus mit ihr heute über der finanziellen Zuwendung der Sicherheitskräfte sprach. Aber sie einigten sich auf ein Kompromiss und Andenus hoffte, dass das allen Beteiligten zusagen würde.

Neben dieser Angelegenheit hatte er einen wirklich vollen Tag hinter sich: Morgenübungen mit Padawan Amren und Jüngling Hanaa, dann Briefing mit Captain Piela. Es folgte die Einführung von Ritter Andall und zwei Übungen mit den Soldaten zum Kampf gegen Lichtschwerter, eine Lehreinheit mit dem Tauntaun-Clan zur Philosophie, Ressourcenplanung, Terminkoordination und seine eigenen Übungen, die er die letzten Tage sträflich vernachlässigt hatte.

Padawan Amren war ein aufmerksamer Schüler, der bemüht war alles richtig zu machen. Er übte sich in absolutem Gehorsam und Fleiß – beides Eigenschaften, die Andenus schätzte. Doch zugleich hatte der Padawan seinen Weg noch nicht gefunden, der Ritter konnte die Unsicherheit spüren, die tief im Inneren des Jüngeren schlummerte. Deswegen hatte er sich ihm etwas als Mentor angenommen, denn für mehr reichte ihm die Zeit nicht.

Auch Jüngling Hanaa Garrde versuchte er etwas zu fordern. Er sah in ihr viel Potential – diesen Wissensdurst, den er und Aloncor vor all den Jahren hatten gemischt mit dieser Unbeschwertheit, die er nie hatten, könnten sie zu einer sehr guten Jedi machen. Doch er vermisste manchmal den Fokus, diese Konzentration auf das „Jetzt“. Sie fand immer wieder neue Projekte, immer wieder ein neues Engagement, Andenus würde sie ab irgendeinem Punkt zurückhalten müssen.

Die Macht würde zeigen, wie sich das weiter entwickeln können.

Dass Aloncor Teye gefunden hatte, beruhigte ihn. Nach dem Tod seiner Meister, seines Padawans und all der anderen waren nicht mehr viele übrig, die Andenus als Freund bezeichnen musste. Wesen, in deren Gegenwart die Last auf seinen Schultern etwas leichter zu werden schien.

Wenigstens begann das Praxeum langsam wieder in altem Glanz zu erstrahlen. Jeder packte mit an, die Dächer wurden reperariert, das Gerümpel aussortiert. Ein Büro konnte der Jedi noch nicht sein eigen nennen, aber er genoss die Zeit hier, im Zelt – so nah an der Natur.

Er aktivierte das Datapad und rief die Ulraubsanträge der Soldaten auf den Bildschirm. Er tippte sich auf die Lippen und machte sich an die Arbeit.
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- Zhuangzi

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Kari (18.04.2017), Aloncor Torn (18.04.2017), Hanaa (18.04.2017), Skyran (19.04.2017), Harlen Gregorius (23.04.2017)

55

Dienstag, 2. Mai 2017, 17:01

Quo vadis?


Die festen Stiefel hinterließen Spuren im feuchten Gras. Der weite Mantel der an den Enden die saftige Nässe aufsog, wurde von einem plötzlichen Windstoß aufgeweht. Unbeirrt schritt der hakennasige Jedi weiter, ein Ziel dennoch nur vage im Kopf.

Er hatte sich aufgemacht, die Positionen für die Sensoren außerhalb des Praxeums eigenhändig zu prüfen – doch das war ehrlicherweise nur Vorwand. Ein Grund für ihn, das eilige Treiben innerhalb der Enklave einmal zu verlassen und den Kopf zu befreien.

Denn er suchte nach einer anderen Art der Befreiung als es die täglichen Meditationen gewährten. Er wollte für den Moment nicht den Willen der Macht fühlen, nicht seinen Verstand der Macht unterordnen, sondern ihn als ein Instrument der Ergründung nutzen, um auch von dieser Seite die Erlebnisse der Höhle der Wahrheit zu beleuchten.

Auch wenn er sich gleich im Anschluss wieder in Arbeit und Verpflichtung gestürzt hatte, beschäftigte ihn das Erlebte die nächsten Tage sehr. Es waren Prüfungen gewesen, irgendwie rein und zugleich fordernd, seine Haltung, sein Selbst auf den Prüfstein stellend. Aloncor und er wurden in den Sog des Siegels eingezogen und sie sahen das gleiche – und doch musste jeder seine eigene Prüfung bestehen.

Er konnte nur erahnen, welche Herausforderung Aloncor bestehen musste: Vielleicht sich der Rolle von Gefühlen und Beziehung klarwerden, womöglich seine Fähigkeit zwischen Vision und Realität zu unterscheiden unter Beweis stellen – oder sich schlicht seiner Bestimmung als Jedi bewusstwerden.

Denn der letzte Punkt war die Frage gewesen, die über Andenus Prüfungen schwebte. Zumindest glaubte er das. Die alten Wächter wollten testen, inwieweit sie würdig waren, die Höhle, diesen mächtigen Macht-Nexus zu öffnen.

Allem Anschein nach, hatten sowohl Aloncor als auch Andenus bestanden – doch das war nur die eine Seite der Medaille.

Denn wie jede Prüfung, trug auch diese zu seinem Wachstum bei. Er schien durch diese tiefschürfenden Erlebnisse mit etwas mehr Klarheit gesegnet worden zu sein, was seinen eigenen Lebensweg anbelangte.

Ganz in sich gekehrt, bemerkte Andenus nicht, wie einige fremdartige Nager den fremden Menschen neugierig begutachteten und dann geschwind verschwanden – ob aus Fluchtinstinkt oder Desinteresse.

Er war als Politiker geboren worden, als jemand der das Verhandeln und das Ränke schmieden, die Rhetorik und die Manipulation quasi mit der Muttermilch aufgenommen hatte. Sein Vater scheute weder Kosten, noch Mühen ihn zu einem Spitzenpolitiker zu machen: Und Andenus spiegelte einige der Fähigkeiten wieder, für die sein Vater bekannt war: Er konnte seine wahren Intentionen hinter einer undurchsichtigen Maske verbergen und zugleich so zugewandt agieren, dass man ihm vertraute. Er vermochte komplexe Sachverhalte zu begreifen und sie in verständliche Worte zu verpacken. Und besaß die elementare Fähigkeit, gut zuhören zu können.

Ihm fehlte allerdings das, was seinen Vater zu dem exzellenten Politiker machte, der er war: Machtbewusstsein und –willen. Es war ihm schon als Kind nicht wichtig, Einfluss zu haben – am liebsten verkroch er sich in den hintersten Winkel der prachtvollen Bauten, in denen seine Familie residierte, um dort zu lesen und mit seinen Gedanken alleine zu sein. Auf eine introvertierte Art und Weise, war er sich selbst bereits in jungen Jahren genug.

Und dann kam das Leben als Jedi. Alle seine Fähigkeiten und Talente prädestinierten ihn dazu, ein Diplomat des Ordens zu werden. Doch die Macht hatte einen anderen Plan als sie ihn mit Meister Eron Valkaris verband. Er fand sich dem Bekannten entfremdet und wurde nun in allen Belangen geschult, die den Kampf und den Schutz der Galaxis betrafen.

Es war eine Zeit des Krieges und die Macht suchte Krieger – auch wenn ihm das damals nicht bewusst war. Es waren harte Zeiten als Padawan, der das Studium dem Kampfe vorzog, von einem einem rastlosen Meister zu lernen, der sich gegen die Sith stellte, wo er konnte. Doch er fügte sich in sein Schicksal, wenn er sich auch gelegentlich leise fragte, ob dies der richtige Weg war – ob seine Fähigkeiten hier richtig eingesetzt waren.

Eine Chance erhielt er mit dem Tod seines Meister und der Ausbildung der Diplomatin Elaya. Sie war in vielem das Gegenteil seines alten Meisters, auch in den Dingen, die er lernte. Die Schlachtfelder tauschte er mit Verhandlungsräumen aus, seine Rüstung mit einer verzierten Diplomatenrobe.

So war er mit der Abtrennung seines Padawanzopfes ein Hybrid – halb Krieger, halb Diplomat. In der Zeit des kalten Krieges war das eine hilfreiche Kombination, doch spätestens seit sich der Krieg mit dem Sith-Imperium wieder erhitzte, spürte er den Ruf der Macht an die Front.

Er folgte ihm, wie er stets dem Ruf der Macht folgte – doch sein Herz und Kopf waren nicht im Gleichklang. Es war wohl dem undurchschaubaren Humor der Macht zuzuschreiben, dass er, der Harmonie als das wichtigste Prinzip der Macht verstand, nicht in völliger Harmonie zwischen Kopf und Herz lebte. Wenn er in diplomatischer Mission unterwegs war, flüsterte eine leise Stimme, ob er nicht besser an der Front sein sollte – ebenso umgekehrt.

Festelan war ein erster Wendepunkt gewesen. Die Folter von Lord Kifdas hatte ihm fast all das genommen, das ihn ausmachte. Er fühlte sich hohl, leer und dennoch auf eine unbeschreibliche Weise stärker mit der Macht verbunden als jemals zuvor. Diese Machtverbundenheit war vielleicht das einzige, was von ihm übrig geblieben war, nachdem das Imperium mit ihm fertig war.

Diese Verbundenheit war geblieben und sie führte zu einer neuen Form der Gelassenheit, doch noch immer war dieser fast nicht wahrnehmbare Missklang in ihm, eine Unsicherheit, was seine Rolle im Orden, seine Bestimmung in der Macht sei.

Er war dabei gewesen als Tython fiel, als er entschied sich nicht zu opfern, sondern zu fliehen. Er war dabei gewesen als der Orden sich zerstreute und verschwand. Und er war dabei, als er sich einige Jedi wieder sammelten, erst auf Tatooine und nun auf Teya.

Doch was war seine Rolle, was seine Bestimmung? Wohin sollte sein Pfad führen?

Andenus wurde einen Moment aus seinen Gedanken gerissen als er den Ruf eines heimischen Vogels – vielleicht eines Falken – vernahm. Suchend blickten die grünen Augen nach oben, doch fanden sie nur das Gelb des Himmelsfirmaments vor.

Während seine Füße weiter den physischen Pfad unter ihm wanderten, begann er über den metaphysischen Pfad zu sinnieren, den die Macht ihm weisen wollte.

Denn in den Prüfungen, der es bedurfte, um die Schutzsiegel der Höhle der Wahrheit zu brechen, kam eine Seite zum Vorschein, die ihn in ihrer Deutlichkeit doch überraschte.

Er löste beide Prüfungen wie ein Krieger – die erste indem er sich gewahr wurde, wann er kämpfen musste und wann Kampf kein Ausweg war, die zweite indem er innerhalb eines Kampfes zwischen unvereinbaren Pflichten wählen musste.

Die Erkenntnis daraus traf ihn einige Stunden nach den Ereignissen der Höhle wie ein Schlag. Es war nicht nur eine Prüfung zum Brechen eines Siegels gewesen, sondern zugleich auch ein Zeichen der Macht, wo seine Bestimmung lag.

Er war dazu berufen worden, die Reste des Ordens zu schützen, dem Gegner auf dem Schlachtfeld die Stirn zu bieten. Vielleicht nicht als Stratege hinter den Kulissen, sondern dort wo der Kampf am heißesten tobte. Dort, wo die Gelassenheit eines Jedi wie Licht in Dunkelheit strahlte.

Er war ein Verteidiger der Schutzlosen
Ein Bollwerk gegen die Dunkelheit.
Andenus war ein Krieger der Macht.
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Gryth (02.05.2017), Hanaa (02.05.2017), Rhyess (02.05.2017), Skyran (02.05.2017), Harlen Gregorius (02.05.2017), Aloncor Torn (03.05.2017)

56

Donnerstag, 11. Mai 2017, 13:44

Standhaftigkeit


Das sonore Summen der Klinge erfüllte die kühle Luft mit Spannung. Der Ritter atmete schwer als das blaue Licht den gelben Abend durchschnitt. Salzige Schweißperlen hatten sich an seiner Stirn und Schläfe gebildet und hinterließen ein unangenehm brennendes Gefühl in seinen grünen Augen.

Seine Knie waren leicht gebeugt als er mit exakten Schritten eine Sequenz beendete. Diese Präzision spiegelte sich in der Schwertführung wieder: die Klinge fand stets genau den Punkt, den der Ritter anvisiert, wich nicht einen Millimeter ab. Andenus schloss in einer fließenden Bewegung die nächste Sequenz an – den Geist eisern fokussiert.

Makashi besaß viele Parallelen zu Soresu. Beide waren sehr effiziente Stile, keine Bewegung war zu weit oder mit zu viel Kraft geführt, sondern nur mit der Energie versehen, dass sie ihr Ziel erreichte. Beide profitierten wie keine andere Form von der Genauigkeit der Beinarbeit – und dennoch waren sie grundverschieden.

In keinem anderen Stil, war Andenus so tief in der Macht versunken wie im Soresu. Er hatte sein ganzes Leben als Jedi den Weg des Mynocks geübt, Bewegungsabläufe einstudiert und vor allem die Fähigkeit gemeistert sich von einem Moment in den anderen in eine meditative Geisteshaltung zu bringen, die ihn zum Gefäß der Macht werden ließ. Die Lebendige Macht war es nämlich, die die Klinge führte, auf die eintrainierten Sequenzen zurückgriff und den Jedi in völliger Harmonie verteidigte.

In Soresu überließ er der Macht selbst die Kontrolle über seinen Körper, er selbst Diener und Werkzeug. Der Stil spiegelte seine innere Philosophie wieder, mit Gelassenheit und Machtvertrauen auf das zu reagieren, was passierte. Und auch einfach abzuwarten, nicht gleich aktiv zu werden spiegelte sich in der Haltung des mittelalten Jedi wieder. Die Form war so unverwüstlich wie der Ritter selbst – deswegen nannten sie einige auch die Unverwüstlichkeitsform.

Der Weg des Ysalamir bildete dazu einen deutlichen Kontrast. Hier war es nicht die Macht, die das Schwert führte, sondern der Jedi selber. Wie keine andere Form, war Makashi ein Stil der Technik und der Übung. Andenus war nicht besonders stark in der Macht, nicht so wie seine ehemalige Padawan Hisoka, der Dinge mit der Macht immer rasch zu gelingen schienen. Für den Ritter war es stete Übung und eiserne Disziplin, die ihm erlaubten, die wundersamen Dinge zu tun, für die Jedi bekannt waren. Deshalb hatte ihn Meister Eron schon früh in diesem Stil unterrichtet, er hatte in dem Padawan die Voraussetzungen gesehen, die ihn für diese Form prädestinierten. Die absolute Bereitschaft hart an sich zu arbeiten, auf jedes Detail zu achten und sich nicht auf die Macht zu verlassen. Makashi stand für Respekt gegenüber seinem Kontrahenten, für die brutale Eleganz und tiefe Wahrheit, die in jedem Kampf steckt – etwas, das den Echani-Lehren recht nahe kam, die sein Meister ihn lehrte.

Form II war nicht umsonst nach dem Wesen benannt wurde, das die Macht um sich herum negiert. Das Hauptaugenmerk lag in überlegende Klingentechnik, nicht im übermäßigen Gebrauch von Machttechniken. Natürlich waren die wundersameren Fähigkeiten, die sich auf Geschwindigkeit, Ausdauer und Wahrnehmung auswirkten noch immer Teil des Stils, doch im Vergleich mit anderen Formen waren sie nicht integraler Bestandteil. Beim Shi-Choo wurde die Macht kanalisiert um mit einfachen Bewegungen, unerwartbare Angriffe ausführen zu können, Ataru setzte fast ausschließlich auf die Beweglichkeit durch die Macht, Form V basierte auf der erhöhten Ausdauer und Stärke, die die Macht offenbarte und Niman war als Stil darauf ausgelegt mit der Macht umzugehen.

Makashi besaß mehrere Schwächen, in Andenus Augen war die größte allerdings, dass durch den mangelnden Machteinsatz die Bewegungen vorhersehbar waren. Wenn man alle Techniken der Form verstand, waren die Sequenzen erwartbar und einfach abzuwehren. Jeder erfahrenere Makashi-Anwender arbeitete deshalb daran, den Stil sich zu eigen zu machen und eigene Techniken zu entwickeln, die es dem Gegner erschweren sollte die Angriffe abzuwehren. Andenus arbeitete deshalb spätestens seit er Ritter war daran, neue Wege für den Stil zu finden.

Der erste Weg war, Machtangriffe in seine Sequenzen einzubauen. Es war immer schwierig Lichtschwertkampf mit Machtattacken zu verbinden – deswegen wurde ja mit Niman ein eigener Stil dafür entworfen, der diese Unterschiedlichkeit vereinbarte. Aber zugleich hatte Andenus häufig eine frei und er hatte hart trainiert mit dieser Hand scheinbar mühelos Machtangriffe durchzuführen, seien es Stöße, Griffe oder Defensivschilde. Der zweite Weg, war unter Jedi umstritten. Tràkata war die Technik, sein Lichtschwert mitten im Kampf zu deaktivieren, um andere Klingen zu überbrücken oder den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Es war ein Akt der Täuschung und widersprach dem Prinzip von Makashi – und war dennoch tödlich effektiv. Andenus hatte schwer mit sich gerungen, Tràkate in seine Sequenzen einzubauen, zu stark wiedersprach es seiner inneren Haltung, seiner eigenen Geradlinigkeit. Aber genau deswegen, hatte er sich entschlossen es anzuwenden. Wie der Krieg, das Töten den Jedi fremd war und sie es dennoch tun mussten, war auch diese Technik Andenus fremd und er würde sie einsetzen, wenn er musste. Als er mit Ritter Dresarius den Kampf gegen Sith übte, war ihm bewusst geworden, dass das der Preis war, den er zahlen musste.

Der hakenasige Ritter deaktivierte das Schwert. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn, während er mit der anderen die grobe Tunika bewegte, damit die Luft seinem Körper etwas Abkühlung verschaffen konnte.

Das war ein gutes Training gewesen, dachte er für sich. Es machte sich bezahlt, dass er in den letzten Jahren kaum etwas Anderes gemacht hatte als geübt und sich für den Zeitpunkt gestählt, wann die Macht ihn wieder in den Kampf schicken würde. Er wusste nicht, wann genau dieser Zeitpunkt eintreten würde, aber er wusste, dass er kommen würde.

Mit zielsicheren Schritten ging er in Richtung der provisorischen Sanitäranlagen. Er war bereit, doch wie war es mit den anderen? Mit den jungen Padawan und Rittern, würden sie bereit sein?

Was konnte er tun, um sie vorzubereiten? Der erste Schritt war getan: das Praxeum stand, hier konnten sie lernen, kontemplieren und sich gegen die Dunkelheit wappnen, die auf den Schlachtfeldern der Zukunft wartete.

Seine Gedanken wanderten zu dem jungen Rhyess Amren. Die Vision der Höhle der Wahrheit hatten ihn gezeigt, war das vielleicht ein Zeichen? Dass er sein Training mit ihm beginnen sollte? Als sein Meister?

Der Magen des Ritters zog sich zusammen, zu frisch war noch die Erinnerung an Takoobs leblosen Körper und den Sith, der grinsend über ihm stand. Er atmete einmal aus.
In würde nicht Furch oder sein eigenes Scheitern aufhalten seine Pflicht zu tun. Wenn es der Wunsch der Macht war, den Jungen auszubilden – dann würde es so geschehen.

Andenus war angekommen und befreite sich von der Tunika, die an seiner feuchten Haut zu kleben schien. Der Ritter warf einen Blick in den Spiegel, sah das dichte Narbengeflecht, das von seinem rechten Ohr abwärts seinen Körper übersäte. Die Säurespuren waren noch immer so deutlich wie kurz nach der Folter. Doch Andenus störten sie nicht, sie waren ein Memento, eine Erinnerung standhaft zu bleiben.

Standhaftigkeit würde weiterhin von ihm erwartet werden und er würde nicht wanken.

Niemals.
Andenus Dexter| Story: Der Preis der Pflicht

"Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, entstehen Harmonie und Ordnung"
- Zhuangzi

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