(14.05.2013)
Beförderung des Zweifels:
Yerana sitzt in ihrem Zimmer im Senat auf Coruscant und sieht die Wand vor sich an.
„Unnötiger Luxus“, ist einer der Gedanken der ihr durch den Kopf geht, als sie die typische Wandbemahlung des Senats auch hier entdeckt, nur dezenter, wohl zum Wohlfühlen. Aber das ist nicht das, worüber sie sich entschieden hat heute zu meditieren und zu sinnieren. Nein, das ist wahrlich etwas anderes. Gedanken über den Orden: Enttäuschung, Zweifel, Vertrauen, Pflicht. Wirbelnde Gedanken die sie einfangen und sortieren sollte, ehe sie sie in ihrem inneren Frieden stören oder gar ihr Gleichgewicht befallen, dass sich inzwischen so schön gefestigt hat. Was hat das alles ausgelöst? Das weiß sie und wie es angefangen hat auch und sie sollte von der Vergangenheit zur Gegenwart hin angehen. Den ersten Punkt war sie schon oft genug durchgegangen, ihr Rückruf nach Tython, die „Anklage“ und ihr „Freispruch“. Ein Teil der Problematik dort hatte sie sogar geträumt, darüber musste sie nicht mehr allzu viel nachdenken, das hatte sie schon getan. Aber es kamen noch andere Dinge hinzu:
Es war zu der Zeit, als sie eben unfreiwillig auf Tython verweilen musste, wegen der Angelegenheit und Problematik. In dieser Zeit, las sie einen
Bericht von Padawan Naja Moondancer, der ihre Zweifel an Meisterin Vaney Derak schürten. Sie hatte mit Ritter Cyranas Ordo gesprochen und ihre Bedenken zu dem Vorgehen in dieser Mission geäußert. Er stimmte überein, so dass sie ihn darum bat mit der Meisterin zu reden, ihr zu erläutern wieso das von ihnen, und sicher auch von vielen anderen, als nicht richtig gesehen wird, nicht richtig wahr. Aufgrund der Sache in der sie steckte hielt sie es nicht für angebracht es selber zu tun. Es verging etwas Zeit aber Ritter Ordo hielt sein Wort und erzählte ihr, Yerana, auch wie es gelaufen war. Die Meisterin verstand wohl die Einwände, war aber trotzdem anderer Meinung, so hörte es sich an. Vermutlich kam es einfach daher dass sie aus einer anderen Zeit stammt, dennoch ein Gedanke der sie störte, denn wer weiß in welchen Punkten die Meisterin noch „alte“ Ansichten vertrat die mit dem Orden heute nicht mehr konform gingen. Ob der Rat davon wusste? Oder einfach nur davon ausgegangen war dass sie die heutigen Ansichten schon akzeptieren würde? Aber Yerana lies es ruhen, es brachte nichts die Sache anzugehen, erst recht nicht mit ihrem schlechten Stand im Orden, den sie zu dieser Zeit glaubte inne zu haben.
Dann verging eine Zeit, nichts passierte, alles war in Ordnung, sie hatte ihren neuen Padawan, die Angelegenheit mit ihrem unfreiwilligen Aufenthalt auf Tython war von ihrer Seite geklärt und von der anderen Seite ebenso und überhaupt ging alles seinen „gewohnten“ Gang, wenn man als Jedi Ritter überhaupt von so etwas sprechen konnte.
Das alles zumindest bis zu dem Gespräch mit Meister Jestocost Alde, ein sehr interessantes und ertragreiches Gespräch über ein bestimmtes
Thema . Man merkte einfach sein Alter und seine Erfahrung, die in seinen Argumenten sprachen, auch wenn sie nicht mit allem übereinstimmte. Sie kamen nach dem Thema auch auf diese alte Angelegenheit bezüglich Anklage und Freispruch, sie wollte es eigentlich gar nicht aufrollen, aber Gespräche haben manchmal einfach ihre Eigendynamik.
Seine Sicht der Dinge dort war... erbauend. Es war anders als mit den anderen mit denen sie gesprochen hatte, trotz aller Weisheit die in ihren Worten mitschwang. Vielleicht war es deshalb, weil er einer der wenigen war die komplett eingeweiht waren – wenn auch nicht so gut im Bilde – weder Ankläger noch Richter darüber war und sich auch nicht neutral seiner Stimme enthielt. Sie fühlte sich bei dem Gespräch mit ihm irgendwie... in Schutz genommen, nicht so als würde man zwar zuhören und Ratschläge geben, aber gleichzeitig auch nach möglichen Wahrheiten für die Behauptungen von damals suchen. Das könnte aber auch einfach daher kommen, dass die Angelegenheit inzwischen für sie abgeschlossen war, sie deshalb anders fühlte. Es war jedenfalls ein gutes Gefühl bei ihm, wenn sie ihre kleinen Zweifel auch piesackten. Würde er anders denken, wenn er sie öfter in Aktion erlebt hätte, oder mehr von ihr gehört hätte? Ein Gedanke der dieses Gefühl etwas abflaute, aber es war auch besser so, sie hatte in der Zeit davor wirklich genug gefühlte Enttäuschungen gehabt, sie sollte sich gar nicht erst großen Hoffnungen hingeben, freuen konnte man sich immer noch.
Das Gespräch mit ihm hatte teils auch die Angelegenheit wieder aufgerollt, die Details, sie zum Nachdenken gebracht. Das verwirrte sie ein wenig und sie merkte auch hintergründig geradezu einen kleinen Widerstand bei sich, als würde ein Teil von ihr einfach wollen dass Gras über die Sache wächst. Ja, als würde sie einfach ihre Ruhe davon haben wollen, selbst wenn es noch Details gab die man klären könnte, vielleicht sogar gut wäre zu klären. Aber sie würde einfach abwarten und sehen, was da kommt, mehr wollte sie nicht mehr aktiv in dieser Richtung tun.
Ein wenig Zeit verstrich und eine Meinungsverschiedenheit mit Padawan Hisoka Kori entstand. Anfangs sah es so aus als hätte sie die Padawan mit ihrem Vorgehen zu ziemlich schlechten Gedanken getrieben, was ihr die paar Stunden etwas Gedanken bereitet hatte. Ritter Magejin würde sich aber sicher um sie kümmern, er würde es geradebiegen, was sie, Yerana, scheinbar vermasselt hatte. Daneben, kam in dieser Zeit aber noch etwas anderes auf, hatte Kori doch mit einer Unterhaltung „gedroht“ mit einem Meister darüber zu reden. Im Nachhinein bemerkte sie, trotz dem Glauben an die Richtigkeit ihres Handels, dass die Befürchtung in ihr aufkeimte, dass man wieder an ihr Zweifeln würde, dass man sie wieder unter die Lupe nehmen würde, als hätte sie etwas verbrochen. Es beruhigte sie zwar dass Padawan Kori am selben Abend wieder ihr Gleichgewicht gefunden hatte, sich selbst scheinbar mehr Schuld gab als ihr, aber spätestens jetzt wusste sie, dass sie in den Orden nicht das selbe Vertrauen hegte, wie vor der abgeschlossenen Angelegenheit. Sie hatte nur geglaubt es wäre so. Etwas was sie bedauerte und etwas was sie mit sich klären musste. Das positive war, dass sie nach den nächsten Tagen, durch Gedanken an ihren Lehrmethoden – wohl auch durch Meisterin Syreen – wieder mehr Kontakt zu ihren ehemaligen Padawan, Ritter Waath Marno, herstellen konnte. Das war eigentlich weniger von ihr beabsichtigt, aber es fühlte sich besser an als dieser... geradezu etwas feindselige Zustand zwischen ihnen. Sie hatte die kleinen Zweifel am Orden wieder zum Verstummen bringen können, Vertrauen hingegen, daran würde sie wieder arbeiten müssen. Sie weiß dass sie in diesem Punkt etwas schwerfällig ist, zumindest wenn es nicht gerade darum geht der Macht zu vertrauen, denn dieser vertraut sie bedingungslos.
Dann hatte sie sich entschieden nach Coruscant zu gehen, mehr Präsenz des Ordens in der Welt dort draußen zu zeigen und sei es nur damit, dass ihr Aufenthaltsort zwischen Missionen nicht mehr hauptsächlich Tython, sondern Corsucant ist. Und was erhält sie just einen Tag später nachdem sie Tython verlässt? Die Nachricht von der „Beförderung“ eines Freundes, Kreyma Magjein. Jetzt sollte man allgemein meinen sie hätte sich darüber gefreut, aber das war nicht der Fall. Sie weiß nämlich noch recht gut, wie sich Ritter Norru Balnam verändert hatte, als er zum Meister befördert wurde. Würde das bei Kreyma Magejin auch der Fall sein? Der Gedanke behagt ihr nicht, aber dass er ein Meister wurde, gefällt ihr aus anderem Grund nicht. Die meisten würden es nicht verstehen und sie, Yerana, würde den Grund nicht nennen. Sie weiß etwas, was die meisten nicht wissen, etwas was sie nur dem Rat mitgeteilt hat, aber genau dieser, befördert ihn nun zum Meister. Als sie die Nachricht von seiner Beförderung las und diese Gedanken daran hegte, hatte sie das Gefühl als versuche jemand ihr Fundament zu erschüttern. Nicht dass der Versuch irgendetwas gebracht hätte, aber sie spürte den Nachhall davon, die Zweifel am Orden, schon wieder: Wieso tat man das, trotz des Wissens dass sie hatten? Ja er war ein guter Jedi, aber das reichte nicht dafür ein Meister zu werden. Manche bezeichnen sie auch als gute Jedi aber deshalb ist sie noch lange keine Meisterin und will es auch nicht werden. Wenn sie in ein paar Jahrzehnten noch leben sollte und die entsprechenden Attribute und Fähigkeiten erlangt haben sollte, dann vielleicht, wenn sie den Orden damit helfen kann, aber keinen Deut früher.
Yerana wechselt von der Sammlung ihrer Gedankengänge, der Zusammenfassung der Ereignisse, die zu ihren jetzigen Zweifel führten, wieder in die Gegenwart. Sie blinzelt ein Mal weil ihre Augen trocken sind, hat sie doch die ganze Zeit über einen Fleck an der Wand angestarrt. Das sind Vorfälle mit Einzelpersonen, Einzelpersonen in ihrem Umfeld zwar, aber es ist wohl kaum fair von ihr dies auf den ganzen Jedi Orden zu beziehen, auch wenn der Rat diese Entscheidung von „Meister“ Kreyma Magejin getroffen hat. Sie sollte mehr Vertrauen, aber verdammt, das fällt ihr gerade so schwer. Aus dem Grund schließt sie auch die Augen und meditiert, ein paar Stunden lang, leert ihre Gefühlswelt, glättet ihre Gedanken, kehrt ihr Inneres zum Frieden der Macht und verweilt dort lange Zeit, ehe sie die Augen wieder öffnet und ihr Blick diesmal zur Tür ihres Zimmers fällt, diesen Punkt nachdenklich fixiert.
Und jetzt ist alles wieder gut? Sich etwas Zeit nehmen, die Dinge überdenken, es mit „das ist nicht so schlimm“ abspeisen weil es so ist und einfach vertrauen? So sollte es eigentlich sein und größtenteils ist es auch so. Aber so ganz leise, melden sich wieder ihre Gedanken. Sind es wirklich Einzelfälle in ihrer Umgebung? Hat der Rat nicht dennoch die Verantwortung dafür? Wird ein anderer Weg eingeschlagen als den, den sie gelehrt bekommen hat? Wenn ja, kann sie diesen mit sich vereinbaren? Müsste sie sich dafür ändern? Yerana atmet ein Mal tief durch. Eins nach dem anderen.
Sind es wirklich Einzelfälle? Sehr wahrscheinlich. Hat der Rat die Verantwortung dafür? Natürlich, aber auch er ist nicht allwissend und allsehend, erst recht nicht wenn er mit dem Krieg beschäftigt ist wo es noch viel mehr und viel wichtigeres zu überblicken gilt. Wird ein anderer Weg eingeschlagen? Schwer zu sagen, jede Generation ändert den Weg ein wenig, aber wenn sie das so sieht kommt sie sich irgendwie weit älter vor als sie ist. Sie war schon immer dafür möglichst traditionell zu bleiben und nur etwas zu ändern, wenn es bewiesenermaßen Sinn macht. Bei den Richtungen an die sie denkst ist aus ihrer Sicht eher das Gegenteil der Fall. Da erübrigt sich die nächste Frage, denn sie wird sich nicht bei Dingen ändern wo sie keinen Nutzen sieht, sondern Schaden. Kann sie das mit sich vereinbaren wenn andere, der Orden allgemein dies tut? Das ist der andere Punkt, und in ihre Gedankenwelt tritt eine lange Schweigeminute ein.
Die Antwort die schließlich kommt, ist allerdings glasklar:
„Ja, das kann ich.“ Als sie sich das wiederum durch den Kopf gehen lässt wieso das so ist, lächelt sie sacht. Sie ist eine Jedi, ein Jedi Ritter, ihre Aufgabe, ihre Pflichten stehen an oberster Stelle. Es gehört sicher auch zu ihren Pflichten an andere zu denken, ihre Meinung beizutragen damit die Dinge aus verschiedensten Richtung beleuchtet werden können, aber es gehört auch dazu, manches einfach zu akzeptieren. Das Wichtigste ist, dass der Jedi Orden zusammenhält, auch mit der Republik, um die Galaxis nach Möglichkeit zu einem besseren Ort zu machen, und derzeit vor allem die Galaxis vor dem Imperium zu bewahren.
Das ist zwar das Wichtigste, aber es gibt bekanntlich gerne das „Aber“. Sie muss sich bewusst machen dass diese Einzelfälle nicht gleich der ganze Orden sind, ihre Befürchtung zu groß geraten sind, dass wegen solcherlei Dingen nicht gleich der ganze Orden neue oder gar absonderliche Wege beschreitet. Das sind wohl eher ihre monströsen Gedankenkonstrukte, ja vielleicht auch ihre Furcht, Freunde und bekannte der dunklen Seite anheim fallen zu sehen. Denn wenn es eine Erfahrung gibt, die schon mehr als gesättigt bei ihr ist, dann ist es zu sehen und zu wissen, dass jeder Jedi der dunklen Seite anheim fallen kann und mit jeder meint sie absolut jeden, inklusive sich selbst, wenn sie nicht achtsam ist. Schon oft trat der Gedanke in ihre Welt, wieso alle den Ernst mit diesem Thema vermissen lassen, so locker damit umgehen, so unachtsam. Ihre Antwort darauf? Keine. Vermutlich Leichtsinn, aber alles in der Richtung ist pure Spekulation, so dass sie dem auch nicht weiter nachgeht.
Yerana atmet tief durch. Akzeptieren was ist, ändern, was sie ändern kann und tun was in ihrer Macht steht. Etwas anderes sollte da nicht sein und etwas anderes sollte sie auch nicht zulassen. Sie weiß um ihre Stärken aber auch um ihre Schwächen und dererlei Gedankengänge wie sie sie nun wieder hegte, gehörten oftmals zu letzterem. Wenn man sich dessen bewusst ist, der Verstand mit einem Zusammenarbeitet, dann kann man auch dafür sorgen solcherlei Zweifel loszulassen und das tut sie nun, im Einklang mit der Macht.
Erneut meditiert sie, lange, aber dann merkt sie, dass sie es überwunden hat und das – wie sie hofft – für eine lange lange Zeit. Ihr Vertrauen hingegen wird noch nachziehen müssen, Vertrauen kann man nicht erzwingen, man kann sich darum bemühen oder es vortäuschen zu tun. Alles andere wäre ein Spiel mit dem Feuer, denn wenn man dann enttäuscht wird, wenn man sich dazu zwingt... das möchte sie vermeiden. Sie ist froh darum dass sie mit ihren Fehlern nun umgehen kann, jeden einzelnen den sie begeht, mehr kann sie schon fast nicht von sich verlangen, außer zu vermeiden dass sie wieder geschehen. Ob sie darüber mit anderen reden sollte? Nein eher nicht, das war etwas, was sie etwas anging und niemanden sonst. Allerdings ist sie wohl zumindest Padawan Anca wegen der gestrigen Unterhaltung schuldig... sie wird es erfahren. Padawan hin oder her, für ihr Alter ist sie recht weit, sie hat manchmal nur etwas Sorge, dass die Realitäten sie zu sehr verhärten. Wenn sein nämlich an ihre erste Begegnung mit ihr denkt und an das jetzt, so ist sie verschlossen. Der Gedanke an Meister Zykkar, dass er daran etwas ändern könnte ist angesichts seiner Einstellung für sie eher zweifelhaft. Nun, Yerana wäre für sie da falls sie helfen kann, auch wenn sie wahrlich auch nicht das beste Beispiel jedweder Offenheit ist, so scheut sie sich allgemein doch nicht Probleme mit anderen zu bereden. Vermutlich ist das eigentliche Problem von Padawan Anca, dass sie manches einfach nicht als Problem sieht. Aber es bringt nichts darüber herumzurätseln, sie würde es sehen und auf das beste hoffen.
Eigenartig, irgendwie hat sie dass Gefühl, dass mit ihrem Besuch nach Coruscant, noch andere Veränderungen auf sie zukommen. Welche kann sie nicht sagen, aber sie wird auch nicht darüber nachdenken, sondern es nehmen wie es kommt und auch hier auf das beste hoffen. Aber sie ist sich nun sicher, auf Coruscant zu bleiben, denn ihre Gedankengänge bezüglich dessen, dass es besser wäre hier mehr Präsenz zu zeigen ist nach wie vor vorhanden. Daneben hätte es noch den guten Nebeneffekt wieder das Vertrauen aufzubauen, in Ruhe, so seltsam sich das auch auf solch einem Planeten anhören mochte. Jedoch hatte die massive Präsenz durch so viele Leben auch etwas Ruhiges an sich, ohne dass sie direkt hätte beschreiben können wieso. Vielleicht ein Nachhall aus Kindertagen, wo für eine gewisse Jüngling klar war, dass der Tempel auf Coruscant der sicherste Ort im ganzen Universum war. Yerana schmunzelt kurz: Möge die Macht mit ihr sein.