Geehrte Padawan Bergland,
habt Dank für Eure Nachricht. Schade, dass Ihr der Gesprächsrunde nicht beiwohnen konntet, sie war sehr spannend und - wie es sich für eine anständige philophische Runde gehört - führte weit am eigentlichen Thema vorbei. Die Wiederauflage es Artikels im
Philosopher's Monthly hatte mit dem Thema der Diskussion erstmal wenig zu tun, brachte mich aber auf die Idee soetwas zu initiieren. Auch muss ich gestehen, dass der Artikel schon einige Jahre zurückliegt und ich nicht mehr mit allen meiner Gedanken übereinstimme. Dennoch möchte ich gerne Eure Fragen und Anmerkungen beantworten, soweit ich es vermag.
Das hat zwei Probleme:
1.) Der Jedi-Kodex spricht sich gegen ungezügelte Neugier aus. Wissen über die Beschaffenheit der Welt auf Kosten alles anderen zu erlangen ist nicht erlaubt. Wenn wir Experimente an höheren Lebewesen machen, um Erkenntnisse zu erlangen, bleibt das falsch.
2.) Wenn der Zugang zur Macht eine notwendige Vorbedingung für Wissen ist, dann öffnet das Tür und Tor für eine Jedi-Diktatur.
Zu 1.) Ich möchte mein Postulat des Wissensgewinns nicht als ungezügelte Neugierde verstanden wissen. Mir geht es um die Einstellung des Philosophen, der bereit sein muss nach Wissen zu streben, neugierig ist, nicht gemächlich wird, sondern stets hinterfragt. Unser besonderer Zugang zur Macht nimmt uns in die Verantwortung Wissen zu mehren und niemals mit dem zufrieden zu sein. Zugleich steht wie in der Grafik dargestellt das Prinzip des Guten über allem. Das Gute reguliert hier den Wissensdurst in der Form, dass man nur auf
guten Wegen Wissen erlangen sollte. Der Zweck heiligt nicht alle die Mittel - besonders in Bezug des Wissens.
Zu 2.) Ihr werft da eine berechtigte Frage auf, die die alten Meister auch stellten: Sind Jedi nicht die besseren Herrscher?
Doch bevor ich zur Beantwortung der Frage ansetze, eine Erklärung. Wenn ich vom besonderen Zugang der Jedi zur Macht spreche, meine ich nicht dass wir den besten Zugang zu Wissensgenerierung besitzen. Durch die Macht erkennen Wissenschaftler in welche Richtung sie zu forschen haben, auch wenn sie keine Jedi sind. Sie wirkt durch alle Lebewesen, wir Jedi haben nur gelernt sie schneller zu erkennen als manch ein anderer. Aber die Macht ist zwar das Fundament allen Wissens, aber man braucht kein Wissen in der Macht, um Forschen zu können. Während sich die Bewegung der Macht auf der metaphysischen Ebene manifestiert, sollte sich gerade empirische Forschung auf das diesseitige konzentrieren. Deswegen sind wir Jedi auch nicht notwendigerweise die besseren Forscher, sondern stehen lediglich in einer besonderen Art der
Verantwortung, die uns unser Zugang zur Macht aufbürdet.
Das bezog sich jetzt auf die Forschung, doch was ist mit der Frage des Herrschens? Wären Philosophen nicht bessere Herrscher als Politiker? Es gibt viele Argumente dagegen, ich möchte eines Aufgreifen, dass mir immer einleuchtete.
Die alten Meister betrachteten die Geschichte der Zivilisationen und stellten fest, dass sich eigentlich alles in einem Kreislauf ereignet.
Der Gute Monarch sei eigentlich die beste Form der Verfassung, da er weiß was gut für sein Volk ist und ohne große Widerstände das Richtige tun kann. Leider stirbt jeder gute Monarch einmal und die Geschichte zeigt, dass seine Nachfolger keine guten Könige mehr sind, sondern Tyrannen, die die Freiheit der Bürger einschränken, um ihre Macht zu sichern. In einer Tyrannei gewinnen die Adeligen (oder Wirtschaftslenker) an Macht, die den Tyrannen stürzen und ein eigenes Primat errichten. Das kann eine weile gut gehen, dann hat man eine funktionierende Aristokratie. Doch auch diese verkommt und und wir zu einer Oligarchie, die das wohl der Adeligen über das Wohl der Bürger stellt. Das Volk schreit spätestens dann auf und stürzt die Oligarchen, um eine Demokratie errichtet. Dadurch, dass nun jeder an die Macht will entsteht nach einiger Zeit Chaos - Anarachie und der Ruf nach einem Monarchen wird laut.
Weil die Meister die Tücken und das Leid dieses Kreislaufes verstanden haben, wählten sie die geeignetste der Verfassung als schätzenswertes aus: Die Demokratie. Sie ist nicht so weitsichtig wie ein guter Monarch, aber nie so kurzsichtig wie ein Tyrann. Nie so handlungsschnell wie eine Aristokratie, aber nie so lähmend wie eine Oligarchie.
Bei einer Demokratie ist das Volk der Herrschende und das Volk ist das Gegengewicht zur Regierung. Nur in einer rechtsstaatlichen Demokratie herrscht das Recht und die Freiheiten der Bürger sind gesichert.
Wir Jedi haben das begriffen, und deshalb haben wir uns entschieden die Demokratie zu schützen, um den Kreislauf der Verfassungen aufzuhalten. Wir gehen von dem Wohl, den Rechten und der Freiheit des Einzelnen aus, deswegen kämpfen wir gegen die Anarchie.
Und für eine Demokratie wären wir schlechte Politiker.
Wir folgen dem Kodex, und sind damit zurecht kompromisslos. Kompromisse müssen aber in einer Demokratie geschlossen werden.
Wir lassen uns nicht von unseren Emotionen leiten. Das Volk braucht aber Emotionen, um zu überzeugt zu werden und politische Prozesse zu verstehen.
Für uns ist der Tod nur eine weitere Station. Der einzelne Bürger fürchtet aber nichts so sehr wie den tot.
Würden die Jedi herrschen, würde uns das Volk bald verjagen. Hinzu kommt, dass die Macht die ein Politiker erlangt häufig korrumpierende Effekte hat. Die dunkle Seite hat leichter Zugang zum Individuum, wenn man den Nektar der Macht gekostet hat und ihren Verführungen lauscht. Dadurch dass wir sowieso schon durch unseren Zugang zur Macht Macht besitzen, wäre eine Korruption fatal für das Volk.
Wir entschließen uns also aus Weisheit nicht selbst zu herrschen, sondern nur zu wachen und zu beraten. Es ist nicht unsere Aufgabe das Volk zu führen, aber es ist unsere Verantwortung die Freiheit und den Frieden für jeden einzelnen zu verteidigen.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen Klärung verschaffen konnten. Falls nicht stehe ich Euch jederzeit für Fragen zur Verfügung
gez. Ritter Andenus Dexter